Komplimente in Partnerschaft richtig dosieren eine Kunst?

Ich muss manchmal wirklich schmunzeln, wenn ich meine Cousine mit ihrem Freund sehe. Er macht ihr wirklich alle paar Minuten ein Kompliment, was ja nicht unbedingt verkehrt ist. Aber wenn man in einer Stunde 20 Komplimente bekommt, dann fragt man sich doch schon, ob es wirklich ehrlich gemeint ist. Mein Freund macht mir auch Komplimente. Aber diese halten sich dann doch in Grenzen, was ich auch gut finde.

Meine Cousine fand das am Anfang der Beziehung noch schmeichelhaft. Aber nun nervt sie es selber und sie hat auch schon mit ihrem Partner gesprochen. Aber irgendwie sitzt das bei ihm drin und er meinte, dass er die Komplimente nicht schafft richtig zu dosieren. Er würde am liebsten noch mehr Komplimente machen.

Denkt ihr, dass es eine Kunst ist die Komplimente richtig zu dosieren? Macht ihr eurem Partner oder euer Partner euch viele Komplimente oder halten sie sich in Grenzen? Kennt ihr Menschen, die es nicht schaffen die Komplimente richtig zu dosieren? Was haltet ihr von Menschen, die gar keine Komplimente über die Lippen bekommen?

Mein Exfreund hat mir fast gar keine Komplimente gemacht und das fand ich sehr schade, weil ab und zu hört man eben gern auch gerne ein Kompliment. Er meinte aber immer, er hat mir doch schon mehrmals gesagt, dass ich hübsch bin und wieso solle er das ständig tun. Vielleicht stimmt das schon, aber selbst wenn ich mir neue Klamotten gekauft habe, hat er nichts dazu gesagt. Vielleicht hat er ja mittlerweile eine Freundin, die das gut findet und keine Komplimente hören möchte.

Mein Partner macht mir schon mehrere Komplimente, aber ich finde es auch gut so und mir kommt es nicht so vor als wären es zu viele. Ich mache ihm ja auch Komplimente und das gehört meiner Meinung nach dazu, aber wenn er mir gar nichts anderes mehr erzählen würde, würde ich es auch unangenehm finden.

Ich bin durchaus der Meinung, dass es etwas Übung erfordert, Komplimente so zu dosieren und zu formulieren, dass sie weder übertrieben noch halbherzig wirken. Außerdem sind manche Leute auch schlechte Kompliment-Empfänger, die jede nett gemeinte Bemerkung ins Gegenteil verkehren (Aber sonst sehe ich nicht hübsch aus oder was?") oder in einem Anfall falscher Bescheidenheit abwinken ("Aber nein, das ist doch meine älteste Hose!") Ebenso finde ich, dass man es durchaus übertreiben und dem Partner auf die Nerven gehen kann, weil es in "Schleimerei" ausartet.

In meiner Beziehung wird nicht inflationär mit Komplimenten um sich geworfen. Ich freue mich zwar, wenn beispielsweise meine neue Frisur wohlwollend kommentiert wird, bin aber auch nicht eingeschnappt, wenn sich mein Freund nicht vor Begeisterung überschlägt. Umgekehrt achte ich auch darauf, ihm gelegentlich ein Kompliment zukommen zu lassen. Mit Menschen wiederum, denen nie ein Wort der Anerkennung über die Lippen kommt, tue ich mich schwer im Umgang, sodass ich eigentlich niemanden kenne, der prinzipiell keine Komplimente macht.

Ich glaube schon, dass es schwierig ist, Komplimente richtig zu dosieren. Ich würde schon fast so weit gehen, zu sagen, dass es schier unmöglich ist, die Komplimente richtig zu dosieren, gerade bei Frauen. Es kommt nämlich nicht nur darauf an, dass man die goldene Mitte zwischen zu viel und zu wenig findet, sondern auch, dass man den Moment gut einschätzt. Bei mir ist es zum Beispiel so, dass ich in manchen Momenten ein Kompliment nötiger habe, als in anderen Momenten.

Wenn ich nun also zum Beispiel ein neues Kleid trage oder allgemein ein neues Kleidungsstück, dann erwarte ich eher ein Kompliment, als wenn ich nun etwas anhabe, dass ich schon seit Jahren trage. An besonderen Tagen, wie zum Beispiel bei einer Hochzeit oder einer sonstigen Art von Ball, wo ich eben ein Abendkleid trage, dann erwarte ich auch viel eher ein Kompliment, als im Alltag. Manchmal bin ich auch einfach „überverliebt“, wenn man das so ausdrücken kann, und dann habe ich Komplimente eher nötig beziehungsweise ich freue mich viel mehr über sie, als an einem „normalen“ Tag.

Aber ich glaube, dass das alles kein Problem ist, wenn man, gerade als Frau, einfach nicht zu große Ansprüche stellt. Also alle zwanzig Minuten ein Kompliment zu hören, wäre mir auch zu viel. Das würde schnell ungläubig wirken. Außerdem freut man sich über seltene Dinge viel mehr, als über Dinge, die alltäglich sind. In meiner Beziehung sind Komplimente eigentlich nicht alltäglich. Ich sage meinem Freund öfters mal, dass er hübsch ist oder schick aussieht, wobei ich das dann zum Beispiel auch nur mache, wenn er auch wirklich etwas schickes anhat und keine fettigen Haare oder sonst was hat. Sonst würde er mir die Komplimente mir beim nächsten Mal wohl auch nicht mehr abnehmen.

Ich finde Komplimente in einer Beziehung schon wichtig, gerade für die Frau. Trotzdem sollten es nicht zu viele Komplimente sein, aber es ist schon schön, wenn dem Mann auffällt, dass man eine neue Frisur oder ein neues Kleid hat. So kleine Aufmerksamkeiten, einfach zuhören und hin und wieder ein Kompliment sind für mich schon wichtig. Wenn es zu viele Komplimente sind, wirkt es schon eher gezwungen und dann ist es vielleicht nicht ehrlich gemeint.