Was hat euch im Leben schon mal völlig überfordert?

Es gibt bestimmt viele Sachen, die einen Menschen überfordern können und es gibt auch Dinge, die man einfach nicht machen kann, weil man überfordert ist und man muss sich Hilfe holen. Wart ihr in eurem Leben schon mal in einer Situation, die euch völlig überfordert hat und die ihr nicht alleine meistern konntet? Was hat euch in eurem Leben schon mal derart überfordert und wie seid ihr aus diesem Dilemma wieder heraus gekommen?

Ich würde mich seit einiger Zeit als überfordert bezeichnen. Vor ungefähr drei Jahren fing das ganze bei mir während des Studiums an und zog sich dann auch privat durch die Jahre. Es ist nicht so, dass ich gar nicht mehr alleine klar komme oder nichts zustande bekomme, aber es gibt schon so einige "Baustellen" bei mir, aus denen ich bisher nicht alleine heraus gekommen bin.

Ich habe jetzt mein Studium beendet und musste mir aber leider Anfang letzten Jahres eingestehen, dass ich den falschen Studiengang erwischt habe, beziehungsweise dieser nichts für mich ist und ich mich damit total unglücklich fühle. Da aber nur noch eine Prüfung und die Abschlussarbeit angestanden haben, habe ich das ganze jetzt noch durchgezogen. Über an Abschluss an sich freue ich mich eher weniger, mehr darüber dass der Mist jetzt vorbei ist und ich schauen kann, dass ich in die Richtung gehe, in die ich gehen will. Das ist auf jeden Fall etwas, was ich alleine richten kann, auch wenn es nicht einfach ist, jetzt nochmal "von vorne anzufangen".

Aber das vermurkste Studium und auch die privaten Schicksalsschläge haben bei mir Spuren hinterlassen, die ich alleine nicht mehr bewerkstelligen kann. Ich versuche da jetzt aktiv raus zu kommen. Zum einen indem ich meine Zukunft neu gestalte, unabhängig von meinem bisherigen Studium, dann versuche ich auch selber an mir zu arbeiten, aber derzeit versuche ich auch, einen Therapieplatz zu bekommen, um professionelle Hilfe zu kriegen. Einer Freundin, die seit Jahren in einer ähnlichen Situation steckt, hat das schon sehr geholfen, nach nur wenigen Sitzungen und sie hat bereits ein ganz anderes Gefühl und eine ganz andere Einstellung, beziehungsweise ist auf dem besten Wege dahin.

Ich war schon mal bei meiner Arbeit überfordert, als meine Kollegin gekündigt hat und einfach kein guter Ersatz für sie zu finden war. Dazu kamen dann auch noch private Probleme, so dass ich gar nicht wirklich abschalten konnte. Irgendwann haben die privaten Probleme dann aufgehört und es wurde auch ein guter Ersatz für meine Kollegin gefunden. Dann wurde es besser und ich war nicht mehr überfordert.

Ich hatte mal einen Nebenjob in einem großen Laden für Haushaltsgeräte, Geschenkartikel und Krimskrams aller Art. In der Vorweihnachtszeit. Muss ich noch weiter ins Detail gehen?

Meine damalige Chefin, übrigens eine sehr tüchtige, energische Person mit einem ungeheuren Organisationstalent, ist an mir schier verzweifelt. Ich bin von Natur aus nicht gerade wieselflink, sondern arbeite lieber gründlich und sorgfältig. Auch "Multitasking" ist mir ziemlich fremd. Wenn man mir beispielsweise den Auftrag gegeben hat, zuerst XY auszupacken, dann nach zuschauen, ob noch hellblaue Tassen im Lager sind und dann an der Kasse auszuhelfen, habe ich das in dieser Reihenfolge erledigt. Und natürlich sind in dieser Zeit 25 weitere Baustellen dazugekommen, die ich auch noch hätte übernehmen sollen. Ich war nach Feierabend regelmäßig fix und fertig und kenne jetzt das Gefühl, hoffnungslos überfordert zu sein.

Mein Studium überfordert mich regelmäßig. Manchmal gibt es einfach Texte oder irgendwelche Sachen, die ich absolut nicht verstehe und ich weiß dann auch nie, wie ich damit umgehen soll. Meistens quäle ich mich dann durch die Texte durch und lese sie ganz oft, bis sich mir irgendwann eventuell ein Sinn erschließt. Oder ich lasse es einfach bleiben und warte, bis der Dozent die Sachen erklärt. Am Anfang habe ich mich da immer total dumm gefühlt, mittlerweile merke ich aber, dass es vielen anderen genauso geht und sie eben auch nur etwas über bestimmte Texte sagen können, wenn sie einfach aus dem Text rauszitieren und das wiedergeben, dabei aber nicht wirklich auf das Verständnis eingehen. Daher ist das für mich in Ordnung.

Auch bin ich manchmal ziemlich mit meinen Eltern überfordert. Sie erkennen einfach null ein, dass das Studium auch viel Arbeit ist und dass es mit den vier Tagen, die ich in der Uni bin, nicht getan ist. Auch wenn ich freitags frei habe, so bin ich durch das Pendeln die restlichen Tage von 5-18/20 Uhr unterwegs und ich finde das schon ziemlich viel. Dann kommt noch die Lernerei und die Hausaufgaben dazu, aber für meine Eltern ist das eben alles nebenbei erledigt und es wäre ihnen am liebsten, wenn ich die drei Tage noch 8 Stunden arbeiten gehen würde, damit ich noch Geld ranschaffe. Das überfordert mich auch regelmäßig, weil ich so eben schon nicht über massig Freizeit verfüge und mich auch mal entspannen will, sie das aber einfach nicht begreifen.

Ich gebe zu, mich bei meinem Nebenjob im Supermarkt überfordert gefühlt zu haben. Es handelte sich um einen großen, bekannten Supermarkt in der Innenstadt. Hinzu kam, dass der einzige Konkurrent längere Zeit wegen Renovierungsarbeiten geschlossen hatte und es deswegen besonders voll mit Kunden war. Ich arbeitete an der Kasse und konnte mir die Nummern für das Obst und Gemüse sowie die Teigwaren nie merken und musste alles nachschlagen. Das hat die Kunden sowie meine Kollegen wahnsinnig aufgeregt. Als ich merkte, dass die Schlange an meiner Kasse immer länger wurde, bin ich auch noch unter Stress geraten und machte nur noch mehr falsch. Außerdem war der Job trotz des Stresses auch sehr eintönig und da ich es nicht so damit habe, mich lange auf etwas zu konzentrieren, stimmten die Zahlen in meiner Kasse oft nicht. Ich fühlte mich, obwohl der Job ja eher anspruchslos ist, sehr überfordert.

Ich bin ziemlich häufig überfordert, wenn Stresssituationen auftreten. Das liegt zum großen Teil an meiner Krankheit, durch die ich permanent ziemlich geschwächt und müde bin. Treten dann unerwartete Situationen auf, bin ich ziemlich schnell am Ende meiner Kräfte und fühle mich komplett überfordert, weil ich einfach nichts dagegen tun kann.

Zuerst einmal möchte ich dir zum Abschluss des Studiums herzlich gratulieren - und das meine ich verdammt ernst! Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, das Ganze bis zum Ende durchzustehen und finde es deshalb ganz toll, dass du es abgeschlossen hast, obwohl es aufgrund einiger Faktoren sehr schwierig für dich war! Ich denke, anhand dieses Beispiels erkennt man sehr gut, dass du es aus eigener Kraft schaffst, aus schwierigen Situationen herauszukommen - obwohl ich es sehr befürworte, dass du dir zusätzlich professionelle Hilfe suchst.

So gesehen bist du sicher in jeder Hinsicht auf dem richtigen Weg, auch wenn du mit deinem "Problem" der Überforderung mit Sicherheit nicht alleine bist. Ich denke, jeder war schon des Öfteren in Situationen, die ihn an die eigenen Grenzen gebracht haben. Aber ich glaube auch, dass das zum Leben dazugehört, um eben seine eigene Belastbarkeit zu erkennen und manchmal von sich selbst überrascht zu sein, was man schlussendlich tatsächlich zu schaffen imstande ist.

Mich überfordert aktuell zum Beispiel die Tatsache, dass ich in vielen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens etwas ändern möchte, aber nicht weiß, wie ich das machen soll bzw. einsehen muss, dass ich einfach nur ein kleines Rädchen in einem großen System bin, das nicht viel ausrichten kann. Kurz gesagt: Die teilweise Hilflosigkeit ist der Faktor, der MICH überfordert. Aber ich gehe mal stark davon aus, dass ich damit nicht allein dastehe.