Tote schwerer oder leichter als lebende Menschen?

vom 16.01.2012, 19:08 Uhr

Ich habe gestern Criminal Minds gesehen. Das ist eine Krimiserie, für diejenigen, die es nicht kennen. In der gestrigen Folge wurde eine Frau ermordet und es sollte nach einem Selbstmord aussehen. Jedenfalls hat einer der Ermittler gesagt, dass tote Menschen viel schwerer als lebendige Menschen sind.

In diesem Moment musste ich sofort an den Film 21 Gramm denken. Am Anfang dieses Filmes werden einige Dinge aufgelistet, die angeblich 21 Gramm wiegen. Unter anderem wird dort gesagt, dass der menschliche Körper beim Sterben 21 Gramm leichter wird. Diese 21 Gramm entsprechen dann angeblich der Seele beziehungsweise dem Geist.

Nun würde es mich mal interessieren, ob überhaupt eine dieser Tatsachen stimmt. Ich weiß, dass das Gewicht eines Menschen natürlich stark variieren kann. Wenn man beispielsweise Wasser oder Luft in der Lunge hat, wiegt man bestimmt mehr als ohne Wasser beziehungsweise Luft. Aber gab es hier zu nie eine Studie oder so, die eine der beiden Behauptungen beweist?

Benutzeravatar

» hennessy221 » Beiträge: 5132 » Talkpoints: -1,94 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Weder noch. Warum sollten Tote leichter werden? Die angeblichen 21 Gramm kann man gar nicht nachvollziehen oder weiß man auf das Gramm genau, wie schwer jemand vor dem Tod gewesen ist? Das ist eine Vermutung und sonst nichts. Denn keiner wird einen lebenden Menschen vor dem Ableben mit einer derart feinen Gramm genauen Waage jemals gewogen haben um diese Aussage auch wirklich zu stützen.

Warum sollte ein Toter schwerer werden? Das ist völliger Blödsinn, weil man das auch gar nicht nachvollziehen kann. Wenn man einen lebenden Menschen trägt, dann ist es leichter ihn zu tragen, weil der sich nicht fallen lässt wie ein Toter, der sich nicht mehr halten kann. Deswegen denkt man vielleicht, dass er schwerer ist. Aber der Mensch wird garantiert nicht schwerer sein, wenn er verstorben ist. Das ist wirklich Schwachsinn.

So eine Studie wird es niemals geben, weil es schon völlig unlogisch ist, so etwas überhaupt zu behaupten. Es kann einfach nicht sein. Man sagt vielleicht, dass ein Toter noch einmal Wasser lässt, weil die Schließmuskeln sich eben auch lösen. Das können dann die 21 Gramm ausmachen. Aber ansonsten wird ein Toter weder schwerer noch leichter.

Benutzeravatar

» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Also theoretisch müsste ein Toter schon ein wenig leichter werden als zu Lebzeiten, denn er dehydriert ja zu einem teil. Es ist nicht so, dass er völlig austrocknet, aber über die Haut, über die Schleimhäute und auch durch die Lagerung kann der Tote Körper noch viel Wasser verlieren. Das Hirnwasser läuft ja unter anderem bei vielen Leichen auch sehr gerne aus und muss dann mit Geweben aufgefangen werden, damit es im Sarg keine häßlichen Flecken während der Aufbahrung gibt. Dadurch verliert man bestimmt nicht mehrere Kilogramm an Gewicht, aber ein wenig wird es schon sein.

Dass Tote um 21 Gramm leichter werden sollen habe ich übrigens auch schon öfters gehört, und zwar von der katholischen Seite meiner Familie. Ich habe diese Aussage aber nie weiter hinterfragt, weil ich mich ehrlich gesagt dafür nie so richtig interessiert habe, und weiß deshalb nun nicht, ob es wirklich Studien oder Vermutungen über ein eventuelles Gewicht der Seele geben sollte. Aber diese 21 Gramm scheinen tatsächlich belegt zu sein - oder es handelt sich um ein Phänomen wie mit der berühmten 42, die man ja auch nur durch einen Film kennt, von dem die meisten Menschen noch nichts gehört haben.

Benutzeravatar

» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich finde die Theorie komplett unlogisch. Welches Naturgesetz sollte das bitte verursachen, dass eine alte verhutzelte Oma, die fast nur noch aus Haut und Knochen bestand nach dem Tod exakt 21 Gramm leichter werden soll, genau wie ein toter Sumoringer von etwa 200 Kilo Körpergewicht? Außerdem, wenn in der menschlichen Blase nur 21 Gramm Urin platz hätten, dann müssten Erwachsene alle Nase lang auf die Toilette rennen. Selbst als hoch Schwangere Frau hat man noch mehr in der Blase und muss trotzdem ständig auf Toilette.

Wenn eine tote Person im Stadium der Leichenstarre ist, lässt sie sich vermutlich relativ leicht tragen. Es wird dann nicht schwerer, als ein Baumstamm oder so zu tragen sein. Aber wenn die Leiche gerade weiche Muskulatur hat, stelle ich mir das Tragen ziemlich schwer vor, da man den Körper zusätzlich zum Tragen noch irgendwie mit eigener Kraft stabilisieren muss. Das wird ähnlich wie in der Krankenpflege sein. Ein pflegebedürftiger Mensch, der zumindest noch Ansatzweise helfen kann, ist wesentlich leichter umzubetten, auch wenn er körperlich massiger ist, als ein total gelähmter völlig hilfloser Patient. Also kann ich mir schon vorstellen, dass einem eine Leiche rein subjektiv schwerer vorkommt, als ein lebender Mensch.

Zudem hat mir mal ein Bekannter einen frappierenden Test vorgeführt, den ich mir auch nicht so recht erklären kann. Er hat mich damals gebeten, an etwas schönes zu denken und dabei meinen Arm waagrecht nach vorne auszustrecken und mit Druck gegen seinen Druck zu halten. Das selbe Experiment sollte ich wiederholen und dabei an etwas unangenehmes denken. Komischerweise hatte ich damit deutlich weniger Kraft, wenn ich dabei an etwas unangenehmes dachte. Ich habe das mehrmals mit verschiedenen Leuten wiederholt, und ich kam immer wieder zu dem selben Ergebnis. Warum ich so weit aushole: Eine Leiche zu tragen ist mir Sicherheit etwas unangenehmes, zumindest für die meisten Menschen. Es kann gut sein, dass sich der Effekt verdoppelt durch das unangenehme Gefühl ist man einerseits etwas schwächer, durch die naturgemäß mangelnde Fähigkeit der Leiche beim Transport zu helfen ist sie gefühlt schwerer zu transportieren.

Benutzeravatar

» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Wenn jemand gerade verstorben ist, kann und sollte überhaupt kein Unterschied am Gewicht zu bemerken sein. Wäre ja auch völlig unlogisch finde ich. Erst wenn der Tote schon mehrere Tage tot ist wird er leichter, weil beispielsweise das komplette Gehirn sich verflüssigt. Das wäre beispielsweise eine Ursache für den Gewichtsverlust. Diese Tatsache tritt allerdings auch erst nach so ungefähr 5 Tagen bis eine Woche auf. Und selbst das ist natürlich eben auch ganz logisch, denn nach einer längeren Zeit ist ja eben nur noch das Skelett vorhanden.

Benutzeravatar

» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Im Moment kann ich mir keinen Wandlungsprozess im Körper vorstellen, welcher aus der "Biomasse" Mensch (was wir spätestens mit dem Tod sind) etwas anstellt, um den Körper schwerer zu machen. Egal wie der Verwesungsprozess auch aussieht, denke ich nicht, dass wir Gewicht gewinnen. Schließlich muss jedes Produkt aus dem vorliegenden Körper entstehen.

Was dann noch den Gewichtsverlust von 21 Gramm angeht, welcher immer wieder angeführt wird: mir sind dazu keine "neueren" Erkenntnisse oder Experimente bekannt. Fakt ist aber, dass zum Einen diese Theorie schon über 100 Jahre alt ist. Also zu einer Zeit entstanden sind, zu der es mit der Messgenauigkeit nicht weit her war (gerade im Bereich von Gramm wenn die zu messenden Objekte (Patient und Bett) deutlich über 100 Kg wiegen) und auch der tatsächliche Todeszeitpunkt nicht wirklich bestimmt wurde. Selbst heute wird gestritten, ab wann ein Mensch wirklich tot ist! Außerdem waren selbst damals die Toleranzen vorhanden und der Leiter der Experimente hat (willkürlich) das Gewicht auf "eine Dreiviertelunze" (also diese 21 Gramm) festgelegt.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Die Theorie kann meiner Meinung nach stimmen, da der menschliche Körper, wenn er tot ist kein Wasser mehr aufnimmt. Da der Körper zu Lebzeiten kontinuierlich Wasser über die Haut abgibt, wird er auch in dem Moment im dem er stirbt noch Wasser abgeben. Je nach dem wie dick der gestorbene war, hat er auch mehr Fläche, über die Wasser abgegeben werden kann. Daher könnte er 21g leichter werden. Auch versagen, wie schon gesagt, die Schließmuskeln und daher verliert er auch Wasser. Ich denke, dass es sich bei der Gewichtsabnahme nicht um die Seele, sondern um Wasser handelt.

» Max1250 » Beiträge: 827 » Talkpoints: 27,57 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Sicherlich gibt es einen Unterschied im Gewicht. Aber ganz sicher sind das auch keine 21 Gramm. Wobei ich den Ansatz, dass es sich dabei um die Seele des Verstorbenen handelt, nicht schlecht finde. Ein Mensch entleert sich nach seinem Tod nochmal. Das kann man einfach damit begründet, dass die Schließmuskeln natürlich nicht mehr funktionieren. Darm und Blase entleeren sich also völlig. Und wann ist bei einem lebenden Menschen schon einmal die Blase oder der Darm vollkommen leer? Man kann also durchaus sagen, dass ein Mensch nach dem Tode leichter ist.

Wie viel das ist kann man natürlich nicht pauschalisieren. Ist der Tod abzusehen ist es ja meistens leider auch so, dass ein Mensch ohnehin nicht mehr viel zu sich nimmt. Folglich kann auch nicht ganz so viel heraus. Demnach ist der Gewichtsunterschied auch nicht wirklich hoch. Ich frage mich allerdings ernsthaft, wieso ein toter Mensch schwerer sein soll. Da gibt es für mich absolut keine plausible Erklärung dafür. Ausnahme wäre natürlich, dass jemand im Wasser verstorben ist. Dann wird er, je länger er sich im Wasser aufhält, natürlich immer schwerer und schwerer. Aber das ist ja schon die Ausnahme, würde ich sagen.

Benutzeravatar

» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Bei Wikipedia unter Psychostasie kann man die bisherigen experimentellen Versuche nachlesen. Soweit kann die Aussage, dass Leichen weniger wiegen weder bestätigt noch verworfen werden, da zu wenig Erkenntnisgewinn vorliegt.

» uncontrolled » Beiträge: 1 » Talkpoints: 0,14 »


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^