Verstärkte Impulskontrolle zur Armutsbekämpfung?

vom 06.06.2013, 14:46 Uhr

Die Denkweise, die man in einer schlechten finanziellen Situation entwickelt, scheint selbige nur noch weiter zu verstärken. Dies fand man in einer Studie. Je stärker die Armut ausgeprägt war, desto eher neigten die "Probanden" dazu, nach kurzfristigen Belohnungen zu streben, worunter natürlich auch Impulskäufe fallen. Man könnte meinen, Armut würde eher zu lösungsorientiertem Denken führen, aber dem ist tatsächlich in der überwiegenden Zahl der Fälle nicht so.

Begründen lässt sich das wie folgt: Mit einem schlechten sozioökonomischen Status gehen oftmals regelmäßige finanzielle "Bedrohungen" einher, wie Schulden, besonders viele Mahnungen und dergleichen, wobei diese Ihren Ursprung bereits in den besagten Impulskäufen haben können. In so einem Fall schaltet das Gehirn dann in den Modus, in dem es am besten kurzfristige Bedrohungen - wie die besagten - abwenden kann. Dies ist an sich unproblematisch, doch dieser "Modus" wirkt letztendlich auch in anderen Bereichen, die mit dem ursprünglichen Problem nichts zu tun haben. Der Betroffene ist dann nur noch darauf aus, möglichst viel aus dem Hier und Jetzt herauszuholen, da er ja seine Zukunft stets in Gefahr sieht. Dieser Effekt entzieht sich jedoch meist dem Bewusstsein.

Macht man sich das Problem jedoch bewusst, ist auch ein Ausweg aus der Situation um Einiges leichter zu praktizieren. Impulskäufe und sonstige die Armut verstärkende Handlungen können unterbunden werden, womit der Teufelskreis durchbrochen wird. Freilich erkennen jedoch die allerwenigsten einen solchen Effekt, reflektieren entsprechend wenig über ihre Situation und verbleiben in der Armutsfalle. Auf die gesamte Gesellschaft übertragen ist das ein gewaltiges Problem, denn wo keine Kaufkraft ist, dort geraten Unternehmen in Rationalisierungsdruck, die Sozialversicherungsbeiträge müssen angehoben werden und zusätzlich steigen die staatlichen Ausgaben für ALG I und ALG II. Dabei lässt sich vermutlich schon alleine mit einer Sensibilisierung für das besagte Problem Einiges bewirken.

Habt Ihr Euch auch schon einmal in einer weniger guten finanziellen Situation befunden und waren Eure Handlungen dabei auch auf kurzfristige Belohnungen ausgerichtet? Glaubt Ihr, eine Sensibilisierung für den Effekt könnte die Arbeitslosigkeit eindämmen?

» MasterOers » Beiträge: 348 » Talkpoints: 1,16 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Bei uns ist das Geld auch ziemlich knapp. Wir sind aber nicht in der Situation mit Arbeitslosengeld, Hoffnungslosigkeit und all dem, sondern eben am schwierigen Anfang einer Selbständigkeit. Das macht schon einen gewaltigen Unterschied. Aber dennoch kenne ich dieses Gefühl. Wenn man etwas haben will, dass man sich eigentlich nicht leisten kann. Und dann kommt so ein "Ach, Schei* drauf, was soll´s!" Aber ich verliere dabei nicht den Überblick. Es geht immer nur um ein paar Euro, mir ist das in dem Moment total bewusst und Schulden haben und machen wir eh keine. Schon gar nicht für so was.

Aber im Grunde kann ich das schon ein bisschen nachvollziehen. Wenn man so total hoffnungslos ist und nicht mehr daran glaubt, dass es irgendwann besser wird. Warum soll man dann noch Schulden vermeiden oder sich nicht mal was gönnen? Es ist fatal, aber menschlich verständlich.

Ob eine Sensibilisierung für diesen Effekt eine große Wirkung hätte, bezweifle ich aber. Zumindest bei denjenigen, die drei Handyverträge haben und andere "Tricks" drauf haben, um immer weiter zu machen, würde ein Gespräch nicht mehr ausreichen. Die brauchen effektive Schuldenberatung. Die sind in einem Teufelskreis drinnen. Das würden sie doch selber sehen, wenn sie mal hinschauen würde. Aber zum Hinschauen und drüber nachdenken haben sie nicht den Mut, weil sie denken, dass sie es nicht mehr ändern können. Und oft können sie das alleine auch nicht mehr. Wie gesagt: Schuldenberatung.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Du sprichst hier aber den so genannten Impulskontrollverlust an, denn wenn man sein Verhalten unter Kontrolle hat macht man nur sehr selten finanzielle Fehler. Hat man nun allerdings ein sehr labiles finanzielles Verhalten, muss man sich zusätzlich eine so genannte Impulskontrolle besorgen. Hier kann beispielsweise ein gesetzlicher Betreuer eine echte Hilfe für betroffene Personen darstellen.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



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