Gewaltbereitschaft an Schulen
Wir behandeln in Ethik zurzeit das Thema "Gewalt an Schulen". Dieses Thema will mir in einigen Gesichtspunkten nicht klar werden.
1. Bei uns an der Schule herrscht irgendwie keine richtige Gewalt, so wie sie in den Medien oder in Filmen dargestellt wird. Eine Gruppierung der Schüler, die sich an anderen vergreifen, ihr Essen klauen, ihr Geld wegnehmen etc. Ein Beispiel z.B. der Film "Daniela". Gibt es so etwas überhaupt? In dem Film wurden Szenen gezeigt, in dem die Gruppierung mehrmals verschiedene Schüler zusammengeschlagen und Sachen geklaut haben.
2. Wenn es Gruppierungen wie in Punkt 1 angesprochen wirklich gibt, und die auch so drastisch Handeln, wieso wird nichts dagegen getan? Im Film wurde letztendlich auch nichts getan. Ich meine, man kann doch schlichtweg die Polizei rufen und diese Unmenschen einsperren lassen?
Ich verstehe das nicht, sehe jedoch so viele Kampagnen gegen Gewalt an Schulen. Kennt ihr da persönliche Erfahrungen?
Solche Vorkommnisse gibt es natürlich nicht an allen Schulen. Aber dennoch lügen die Medien nicht. In einigen Brennpunkten kommt so etwas durchaus vor. Das ist dann ein Zusammenspiel aus zu wenig Geld in den Kommunalkassen, demotivierten Lehrern, schlecht integrierten Schülern mit Migrationshintergrund und sozial vernachlässigten Kindern der Unterschicht. Es kommt also auch häufiger an Hauptschulen vor als an Gymnasien, da Schüler beider genannter Gruppen leider häufig nur auf die Hauptschule gehen auch wenn sie schlau genug für andere Schulen wären.
Dass man diese Kinder oder wie du sie nennst "Unmenschen" nicht einfach ins Gefängnis steckt, liegt meines Erachtens daran, dass sie keine Unmenschen sind. Und vor allem sind es Kinder. Sie wurden ja nicht böse geboren, sondern haben sehr viele Probleme und werden bei der Bewältigung dieser Probleme alleine gelassen. Die Eltern sind z.B. arbeitslos und immer von ihren Ängsten und Sorgen schlecht gelaunt. Oder sogar Alkoholiker. Oft gibt es Gewalt in der Familie, die diese Kinder dann einfach an jüngere Mitschüler weitergeben. Oder die Eltern sprechen nur türkisch und die Kinder leben in zwei Welten, wo die eine nicht mit der anderen zusammenpasst.
Man kann doch nicht einfach jeden einsperren, der Schwierigkeiten macht. Schon gar nicht Minderjährige. Nein, das Problem sollte an der Wurzel angepackt werden und das Heranwachsen von immer mehr Jugendlichen mit den selben Problemen verhindert werden. Immer wieder Wegsperren bringt gar nichts. Man muss ihnen helfen, mit ihrer Wut klar zu kommen und sie beim Sport abzulassen. Man muss ihnen zeigen, dass sie nicht auf Kleineren rumhacken müssen auch wenn sie das von ihrem eigenen Vater so gewohnt sind. Man muss sie Erfolge erleben lassen, die sie Selbstbewusstsein entwickeln lassen.
Ich selbst besuche aktuell die gymnasiale Oberstufe, unser Gebäude liegt direkt neben der Realschule. Es sind dort schon einige Unterschiede zu sehen. Auf dem Gymnasium wird man, wenn man einmal Opfer ist, auch immer Opfer bleiben und einfach von jedem gemieden. Auf der Realschule werden diese Opfer häufig extrem gemobbt, wirklich körperliche Übergriffe gibt es jedoch auf diesen Schulen nicht. Von Freunden weiß ich, dass dies aber auf der Hauptschule schon häufiger vorkommt. Ich bin der Meinung, ob körperlich oder psychisch, beides ist Gewalt und somit eigentlich nicht vertretbar. Leider unternehmen die Lehrkräfte und andere Autoritätspersonen meist nichts, weil auch diese gerade vor psychischer Gewalt nicht sicher sind und sich somit nur selbst wieder ins Ziel rücken würden.
Andere Schüler machen auch nichts, es entsteht der klassische Gruppenzwang. Die meisten folgen ein paar bestimmten Schülern, die die treibende Kraft sind und der Rest macht mit oder meidet alles, um nicht aufzufallen oder sich selbst ins Visier zu bringen. In so einem Fall ist fast jeder nur sich selbst der nächste. Wo nun die Gründe genau liegen, warum Menschen andere niedermachen müssen, ist mir nicht ganz klar. Manche machen dies vielleicht wegen der Aufmerksamkeit oder der Verzweiflung, einerseits komme ich mit diesen Menschen nicht klar, andererseits tun sie mir irgendwie leid, dass sie keine andere Möglichkeit haben, sich gut zu fühlen.
Die eigentliche Gewalt entsteht ja nicht direkt in der Schule, sondern ist schon mit anderen Komponenten im Vorfeld entstanden. Die Schule schafft nur die besonderen Bedingungen zum Ausleben der Gewalt. Natürlich gelingt es den meisten Schulen schon die Gewalt einzuschränken, allerdings muss man dann auch dafür erst einmal die Bedingungen dazu schaffen. Und genau dieser Punkt ist der so genannte Kernpunkt und auch die schwierigste Aufgabe für die dortigen Pädagogen denke ich.
Ganz aus der Luft gegriffen sind solche Geschichten nicht. Aber sie sind zum Glück in der Minderheit. Wir haben nun an der hiesigen Mittelschule innerhalb von sechs Jahren drei Kinder gehabt. Wenn solche Dinge zunehmen würden, wäre zumindest vom jüngsten Absolventen eine Bestätigung gekommen. Allerdings ist unser Stadtteil nun auch kein sozialer Brennpunkt, wo von Hause aus ein höheres Gewaltpotential auf die Kinder einwirkt.
Denn ich bin der Meinung, dass der Grundstein schon im Elternhaus gelegt wird. In der Schule treffen dann eben Charaktere zusammen, die untereinander imponieren wollen. Das schaukelt sich hoch und dabei wird schnell erkannt, wer eben das Sagen hat und wen man unterdrücken kann.
Allerdings kann das eben auch von den Pädagogen gelenkt werden. Nach meinen Erfahrungen gibt es weniger Probleme an den Schulen, wo Lehrer auch sehr engagiert sind und schnell reagieren, wenn sie entsprechende Anzeichen mitbekommen.
Owlytic hat geschrieben:Gibt es so etwas überhaupt?
Ich bin zum Glück auf dem Dorf zur Schule gegangen, was auch dazu beitrug, dass die Schulen sehr ruhig waren und solche Szenarien eigentlich so wie nie auftraten. Klar, es gab auch hier die typischen Gruppen und Raufereien, aber richtig heftige Sachen habe ich in meiner Schulzeit nicht erlebt. Ich hatte aber ein paar Freunde aus der Stadt, die eben dort zur Schule gingen, und von denen habe ich so einige abartige Geschichten gehört. Da war ich immer froh, dass ich auf meiner etwas langweiligen Schule war.
Bei solchen Filmen legt man natürlich schon den Fokus auf die Ereignisse, die auch etwas mehr Dramatik aufweisen, sonst schaut sie ja keiner an, oder? Man kann das sicher nicht als Grundmittel nehmen und alle Schulen auf diese Art und Weise abstempeln. Es gibt nun mal Schulen, auf denen richtig was los ist und dann gibt es wiederum die Schulen, wie es bei meiner der Fall war, wo es sehr ruhig zugeht. Als Schüler muss man hier ein wenig Glück haben, damit man auf der richtigen landet.
Was man dagegen tun kann? Nun ja, das Problem besteht ja auch darin, dass sich hier viele in ihrer Gruppe sicher fühlen und sich auch mehr Sachen zutrauen als wenn sie alleine handeln müssten. Hier geht es dann auch mal mit einem durch und dann gibt es leider kein halten mehr. Auch bei grausamen Taten muss man sich vor Augen halten, dass es sich immer noch um Kinder handelt, die natürlich ein Strafe erhalten sollten, keine Frage. Jedoch braucht es meiner Meinung nach deutlich mehr als eine Strafe. Hier muss man auch anderweitig arbeiten und die Schüler auf den richtigen Weg bringen.
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