Ausbeutung bei Hochwasser - Was habt ihr schon erlebt?

Zur Zeit ist in vielen Gebieten absolute Krisenstimmung. Neben erfreulichen Berichten von vielen selbstlosen Helfern und über Menschen, die den ganzen Tag mit anpacken, um die Lage möglichst schnell wieder in den Griff zu kriegen, tauchen auch einige negative Berichte auf. So habe ich beispielsweise gelesen, dass ein Supermarkt plötzlich in einer Region, wo das Wasser unter Umständen nicht mehr genießbar sein soll, den Preis für normales Trinkwasser enorm erhöht hat. Da gibt es aber sicherlich noch mehr Beispiele von Firmen oder Personen, die sich versuchen an diesen schlimmen Situation zu bereichern.

Deswegen ist meine Frage, welche Erfahrungen ihr damit gemacht habt. Seid ihr auch gerade in bedrohten Gebieten und wie sieht es da mit der Versorgung aus? Gibt es Personen oder Läden, die versuchen sich an dieser Katastrophe eine goldene Nase zu verdienen? Was habt ihr schon dreistes in diesem Zusammenhang erlebt?

Ich denke, dass nur die wenigsten hier wirklich einen Gewinn durch das Hochwasser einfahren wollen. Beim Supermarkt ist es vielleicht auch so, dass das gar nicht von den Leuten direkt kommt, sondern von irgendwelchen Personen im Chefsessel. Ich selber habe es nicht erlebt, dass man Gewinn haben möchte, sondern eher im Gegenteil, es wurde und wird viel gespendet. Auch hat man teilweise gute Privilegien als Helfer. Man bekommt beispielsweise kostenlos Internet, Essen gestellt oder andere Sachen geschenkt.

Zuerst muss ich sagen, dass sich die meisten Geschäfte den Opfern der Flut zuwenden. So wurden in einem Baumarkt kostenlos Schaufeln an Helfer abgegeben. Ein Restaurant versorgt die Arbeiter mit kostenlosem Essen und die Helfer dürfen kostenfrei mit der Bahn fahren. Dies sind nur einige Beispiele von vielen.

Natürlich gibt es auch Branchen, die von der Flut profitieren. Im Fernsehen habe ich einen Händler im Interview gesehen, der Sandsäcke verkauft. Die Nachfrage danach hat jetzt kurzfristig natürlich enorm zugenommen und so kann sich dieser Verkäufer über ein großes Umsatzplus freuen. Er verkauft die Sandsäcke jetzt aber auch nicht teurer als sonst und somit würde ich es nicht als direkte Bereicherung sehen. Schließlich muss der Händler auch in umsatzschwachen Zeiten die Ware bevorraten und kalkuliert diese Kosten eben in den Preis mit ein.

Egal wie viele Berichte es über die große Anzahl an Helfern gibt, finde ich die schlimme Lage wird in den Krisengebieten eben durch Negativmeldungen noch mieser, als sie eh schon ist. Und die Meldungen häufen sich leider. Ich selbst habe keinen Facebook-Account. Dort werden wohl ziemlich viele negative Meldungen gepostet, die mittlerweile eben auch die Wege in andere Communitys gefunden haben und durchaus die Runde machen.

Die Geschichte mit dem Wasser kenne ich auch. Da verkauft eine relativ große Supermarktkette ihr Wasser in einem Krisengebiet für 1,60 Euro. Wohl bemerkt ist das Leitungswasser dort nicht geniessbar und die Menschen sind darauf angewiesen, Wasser zu kaufen. Und bei der Sorte für den Preis handelt es sich wohl schon um die günstigste Sorte.

In der Gegend um Deggendorf ist einem Helferverein über Nacht der Außenbootmotor geklaut worden. Die Leute helfen dort und dann wird ihnen eines der wichtigsten Sachen geklaut. Ohne Motor ist da nämlich auch nicht mehr viel los.

Betroffen gemacht hat mich folgende Geschichte. Da wurde in einem Krisengebiet spontan eine kleine Feier für die Helfer veranstaltet mit Würstchen und Getränken. Um 21. 30 Uhr riefen die Nachbarn die Polizei wegen Ruhestörung und die Feier musste beendet werden. Da es dort keine Strom gibt, kann die Feier nicht wirklich laut gewesen sein. Und die Leute, die sich gestört gefühlt haben, waren mit Sicherheit auch froh, wenn man ihnen geholfen hat.

In manchen Städten werden Helfer nicht mit dem Bus befördert, weil sie zu dreckig sind. Helferfahrzeuge bekommen Knöllchen, obwohl sie gar keine Möglichkeiten haben, ihre Fahrzeuge wo anders abzustellen.

Die kostenlos Schaufeln sind wohl die Seltenheit. Manche Baumärkte machen auch hier mit dem Hochwasser Werbung und preisen ihre Artikel an. Zum Beispiel hier: Baumarkanzeige. Sandsäcke bekommt man kostenlos über die Stadtverwaltungen. Selbst wenn diese ausgegangen sein sollten, muss man dafür wirklich noch Geld verlangen und damit Werbung machen?

Kostenlose Hilfen gibt es mehr als man denkt. Aber negative Schlagzeilen sind eben auch bei kostenloser Verbreitung wesentlich interessanter und bleiben auch im Gedächtnis. Dass es sich dabei um die Minderheit handelt, will man dann einfach nicht wahr haben. So wurde zum Beispiel im MDR gezeigt, dass eine Autosattlerei kurzerhand entsprechenden Stoff besorgt hat und Sandsäcke näht. Alles auf eigene Kosten, da sie kostenlos abgegeben werden.

Aber es zeigt sich eben immer, dass es auch da Schatten gibt, wo Licht ist. Und man kann eben auch einem Supermarkt in der Situation nicht verbieten, dass sie den Preis für billiges Mineralwasser hoch setzen. Und man kann eben auch keinen Baumarkt verpflichten, dass er seine Sandsäcke kostenlos an die Leute abgibt.