Worauf beruht der Benjamin-Franklin-Effekt?

vom 05.06.2013, 19:13 Uhr

Der sogenannte Benjamin-Franklin-Effekt beschreibt die Erscheinung, dass jemand, der sich helfen lässt, dem Helfenden alleine dadurch sympathischer wird, sofern es sich bei der Hilfshandlung um einen persönlichen Gefallen handelt. Ungeklärt zu sein scheint, wie es zu diesem zunächst paradox scheinenden Effekt überhaupt kommt. Außerdem stellt sich mir die Frage, ob einem der Helfer nicht auch sympathischer wird, wenn man sich von ihm helfen lassen hat.

Ich würde vermuten, dass man durch eine Hilfsanfrage an den potentiellen Helfer diesem quasi seine vergleichsweise überlegenen Fähigkeiten vor Augen führt, wobei es sich dann also um ein "stilles Kompliment" handeln würde. Ein anderer Erklärungsansatz lässt sich auf die Annahme einer angeborener Hilfsbereitschaft eines jeden Menschen stützen. Demnach wird beim Menschen durch jede Hilfeleistung anschließend das Belohnungszentrum verstärkt aktiv, heißt: wenn man geholfen hat, fühlt man sich - zumindest kurzfristig - besser als davor, und dieses Glücksgefühl wird womöglich fälschlicherweise mit der Person verknüpft, der man geholfen hat. Das wäre auch die einzig plausible Erklärung für den Effekt im Falle einer ganz simplen Hilfeleistung, wie dem Leihen von Geld, da dies ja keine besonderen Fähigkeiten voraussetzt und somit die Theorie des "stillen Kompliments" auszuschließen ist.

Ein bisschen höher gegriffen wäre der dritte Erklärungsansatz: der Benjamin-Franklin-Effekt beruht darauf, dass man sich - bedingt durch die Kundgabe der Schwäche des "Hilfsbedürftigen" - plötzlich in einem besseren Licht sieht, nach dem Motto "Dem gehts ja schlechter als mir!" bzw. "Anscheinend bin ich also besser dran als er.". Dieser Effekt ist ohnehin - unabhängig von Hilfsleistungen - allgegenwärtig.

Dass der Benjamin-Franklin-Effekt überhaupt existiert, kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen: So absurd es auch klingen mag; alleine durch die Bitte ihr ein Blatt Papier zu "schenken" ist mir ein Mädchen auch tatsächlich sympathischer geworden (das hat sich mal in der Schule abgespielt). Es ist aber freilich nicht auszuschließen, dass sich meine Sympathie für sie auch ohne diese Handlung verstärkt hätte.

Konntet Ihr einen solchen Effekt schon irgendwo beobachten? Wie kommt der Effekt wohl zustande?

» MasterOers » Beiträge: 348 » Talkpoints: 1,16 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Der BFE beruht darauf, daß er der Eitelkeit des Helfenden schmeichelt. Dieser kann zeigen, was er kann, er empfindet Macht über den, dem er hilft. Dieses Machtgefühl ist angenehm, also ist der Helfende dankbar dafür, daß ihn jemand nach Hilfe gefragt hat.

» OlliTheGamer » Beiträge: 15 » Talkpoints: 5,01 »


Der Benjamin-Franklin-Effekt umfasst nicht viele Bereiche der psychologischen Effekte - denn neben Empathie, Sympathie und Bereitstellung der Hilfe, kommt es auch darauf an, welche Art von Hilfe angeboten wird, das Ausmaß der Lage und das bereits vorhandene Leid. Nicht zwingend trifft dieser Effekt auch ein, es müsse sich um leichtere Fälle handeln, die man fürs erste behandeln kann.

"Stilles Kompliment" ist da schon richtig, jedoch auch um Dominanz und sich selber unterwerfen. Wie schon gesagt, spielen viel mehr Elemente dabei mit, die der Effekt nicht umfassen kann und auch nicht zur Gänze zu seiner Entfaltung kommt. Es besteht eher in einer Quid-quo-pro-Beziehung, die gegeben sein muss, damit der BFE eintreffen kann, ansonsten wäre es eine transparente Sache, als um einen schieren Effekt.

Ich stimme dem zu, dass man, sobald man geholfen hat, das Belohnungszentrum aktiviert wird - jedoch betrifft es meist das Ich-zentrierte-Handeln und das Ego, denn man hilft, weil man es primär aus einer Eigenintention macht und nicht, weil der andere auch Hilfe benötigt. Man kann Hilfe unterlassen - dann tut man es auch einem bestimmten Grund und Überlegung heraus oder man bietet die Hilfe an, um sein eigenen Ego aufzupolieren und der BFE verstärkt sich nun und kann sich entfalten.

Aristoteles sprach da von Mitleid-Furcht, dass man hilft, weil man es aus der ego-zentrischen-Intention macht, während Goethe meint, dass man das eher aus Mitleid macht und andere meinen, dass man Mitleid mit Furcht verwechselt und deshalb dem anderen hilft. Der BFE ist etwas aufpolierter und gibt eine treffendere Richtung ein.

Der BFE stammt nicht wirklich von Benjamin Franklin, schon in der Zeit der Antike nutzte man das als Theaterwissen, weil es den Aspekt "Mitgefühl, Mitleid - Empathie" betrifft. Dieses Phänomen wurde dann sicherlich psychologisiert, was dann als Terminus BFE resultierte.

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» kleineAmsel » Beiträge: 205 » Talkpoints: 0,57 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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