Ohne Kinder war das Eheleben einfacher

vom 26.05.2013, 12:54 Uhr

Mich beschäftigt eine Aussage aus dem Bekanntenkreis. Die Bekannten sind Mitte 30 und seit ein paar Jahren verheiratet. Beide hatten einen anspruchsvollen Job, sind viel gereist, haben alles gemeinsam gemacht. So wurde auch der Haushalt gemeinsam versorgt und die Finanzen waren gemeinsame Sache und Anschaffungen wurden besprochen, da ja beide zum Haushaltseinkommen beigetragen haben.

Nun sind die Beiden vor einem knappen Jahr Eltern geworden. Beide liebe ihre Tochter sehr. Aber irgendwie haben sie auch das Gefühl, dass sie immer mehr streiten. Beziehungsweise er meint, sie solle sich nicht so anstellen und sie fühlt sich nicht ernst genommen. Er überlässt ihr den Haushalt, denn sie ist ja ständig daheim. Sie hätte aber gerne auch mal ein wenig Zeit für sich und wenn es nur eine halbe Stunde am Tag ist. Was wiederum er nicht versteht, da sie ja den ganzen Tag Zeit hat, wenn er auf der Arbeit ist und das Geld ran schafft. Gleichzeitig kritisiert er nun jede Ausgabe, beziehungsweise kommt ihr das so vor.

Nun meinte sie, ohne Kinder war das Eheleben einfacher. Aber verlagern sich die Streitfaktoren nicht einfach nur? Vielleicht fällt es ihr auch einfach nur mehr auf, dass scheinbar mehr gestritten wird, weil sie sonst kein Konfliktpotential mehr hat, weil sie zurzeit in Elternzeit ist und quasi nur mit ihrem Kind alleine ist? Muss man sich da wirklich so lange erst reinfinden? Also in die neue Rolle als Ehepaar mit Kind? Was könnte man dem Ehepaar raten? Besonders bevor das Kind unter den Konflikten der Eltern anfängt zu leiden?

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Nein, ich finde, deine Freundin hat schon Recht. Es gibt wissenschaftliche Studien dazu, dass ein Kind eine Beziehung sehr belastet. Das sind nicht nur die zahlreichen neuen Stressfaktoren von Kindergeschrei über Krankheiten bis zur Unordnung. Natürlich entstehen mit Kind ganz neue Reibungspunkte. Paare, die sich vorher nie gestritten haben, weil sie trotz Trauschein ja immer noch individuelle Lebewesen waren, die sich aus dem Weg gehen konnten und ihr eigenes Leben hatten, sind nun durch das Kind aneinander gekettet. Vorher konnten eben beide arbeiten gehen und verdienen. Jetzt ist die Frau vom Mann abhängig.

Aber neben allen Problemen, die tatsächlich auftreten und greifbar sind, hängt es auch damit zusammen, dass der Partner nicht mehr die wichtigste Person in Leben des anderen ist. Man wird auf Position zwei verschoben. Das verändert die ganze Beziehung. Sicher schweißt das Kind auch zusammen, aber man hat eben weniger Zeit füreinander. Die persönlichen Bedürfnisse, die an eine Beziehung gestellt werden, werden nicht mehr befriedigt. Sicher kann man versuchen, sich Zeit zu nehmen und darauf zu achten, dass man den Partner nicht vernachlässigt. Aber das ist oft einfach nicht möglich, wenn ein Kind da ist. Und das Kind ist nun mal wichtiger.

In diesen Studien wurde gesagt, dass Kinder eine junge Ehe sehr belasten. Aber im Alter, wenn die Kinder dann erwachsen sind, machen sie die Ehe besser, fester und inniger. Man muss also nur die ersten 18 bis 30 Jahre überstehen, je nachdem wie oft man das seiner Ehe immer wieder von vorne "antut". :D

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich denke, dass so ein Kind schon sehr belastend für eine Beziehung sein kann. Natürlich liebt man das Kind, aber der ganze Tag, das ganze Leben ist ja nun nicht mehr dasselbe und wird nach dem Kind gerichtet und bestimmt. Auch ist es sicherlich nicht einfach mit weniger Geld auszukommen. Immerhin fällt ja das eine Gehalt weg und so muss man eben schon schauen, dass man mit dem Geld auskommt und es sinnvoll ausgibt. Ich kann den Mann also schon verstehen, dass er das Geld zusammenhalten will.

Es ist sicherlich auch schwierig zu verstehen, dass es nicht den ganzen Tag lustig ist, wenn man mit dem Kind zu Hause sitzt und so kommt es eben schnell zu Konflikten. Es wird nicht gesehen, dass der andere auch viel zu tun hat. Es sind schon andere Konflikte als vorher, aber man hätte diesen extremen Stress sonst glaube ich nicht. Man sollte sich davon aber nicht auseinanderbringen lassen und sich die Zeit nehmen aufeinander zu hören.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Sicher belastet ein Kind eine Beziehung, weil sich eben viele Dinge ändern. Allerdings verstehe ich nicht, wie man keine Zeit für sich haben kann, wenn man mit einem Kind zu Hause ist. Spätestens um die Mittagszeit, wenn ein Kleinkind seinen Mittagsschlaf macht, kann man sich selbst Ruhe gönnen. Wenn sie das nicht schafft, dann ist das nicht das Problem des Mannes, sondern sie muss an ihrem Zeitmanagement arbeiten.

Dass ihr Mann nun manche Ausgabe hinterfragt, ist ja nicht verkehrt. Und vielleicht nimmt sie dann solche Fragen auch persönlicher, als sie eigentlich gemeint waren. Aber das Haushaltseinkommen ist eben während der Elternzeit um einige Euro geringer und es schadet auch nichts, wenn man einige Ausgaben auch kritisch hinterfragt. Oftmals ist nicht wirklich alles nötig, was gekauft wurde.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



LittleSister hat geschrieben:Nun meinte sie, ohne Kinder war das Eheleben einfacher. Aber verlagern sich die Streitfaktoren nicht einfach nur? Vielleicht fällt es ihr auch einfach nur mehr auf, dass scheinbar mehr gestritten wird, weil sie sonst kein Konfliktpotential mehr hat, weil sie zurzeit in Elternzeit ist und quasi nur mit ihrem Kind alleine ist? Muss man sich da wirklich so lange erst reinfinden?

Ein Eheleben ohne Kinder ist vielleicht nicht unbedingt einfacher, denn man hat dann sicherlich andere Streitpunkte und auch ohne Kinder kann eine Ehe anstrengend sein. Klar, wenn Kinder da sind, gibt es andere Dinge, worauf man achten muss, aber das das ein Grund ist, sich mehr zu streiten kann ich nicht nachvollziehen. Ich kenne beide Seiten, also eine Ehe ohne und eine Ehe mit Kinder und habe ich nicht festgestellt, das in der Ehe mit Kinder mehr gestritten wurde. Es ist wohl alles eine Sache des Betrachters und wie man das ganze handhabt.

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» EmskoppEL » Beiträge: 3423 » Talkpoints: 20,21 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Also ich wage es ja kaum zuzugeben aber bei mir war es genau so. Ich führte drei Jahre lang eine sehr glückliche Beziehung, bis zu diesem Zeitpunkt, die längste und glücklichste. Dann kam das Kind und es war nun einfach Priorität geworden, dass man zusammenhält. Jemand schaut aufs Kind und jemand bringt das Geld nach Hause. Es wäre mir auch recht gewesen, wenn ich arbeiten gegangen wäre und er zu Hause beim Kind gewesen wäre. Leider kamen wir einfach auf keinen grünen Zweig. Er arbeitete mal da mal dort mal gar nicht. Früher war mir das nicht so aufgefallen, weil wir nur uns selber zu versorgen hatten, aber sobald ein Kind im Spiel ist, wird es schwieriger.

Auch ging er immer öfter an den Wochenenden aus und ich musste alleine daheim sitzen. Das waren genau so Streitpunkte, wo ich mir dann dachte, nur weil ich die Mutter bin, habe ich trotzdem das Recht, einmal am Wochenende mit einer Freundin auszugehen oder einfach einmal eine Pause zu haben. Wir zogen es dann noch weitere vier Jahre durch und nach beinahe acht Jahren Beziehung riss mir der Kragen und ich fand es besser für mich und für meine Tochter, wenn ich mich von meinem Mann trenne. Es geht mir zwar psychisch besser, er kann aber finanziell immer noch nicht für meine Tochter aufkommen. Dies beweist mir, dass es die richtige Wahl war, mich von ihm zu trennen.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Das kommt mir alles sehr bekannt vor. Ich hätte nie im Leben gedacht, dass sich nach der Geburt eines Kindes so viel verändert zwischen den Partnern. Auch hier ist es so, dass wir uns viel mehr streiten. Wobei streiten eigentlich das falsche Wort ist. Anzicken trifft es eher. Und dies kommt auch zu 90% von mir :wink: .

Wir haben hier auch die typische Rollenverteilung. Mein Mann geht arbeiten und ich bin Zuhause beim Kind. Ursprünglich war das mal anders geplant, aber mein Mann hat schnell gemerkt, dass das Hausmann "spielen" nichts für ihn ist. Er dachte sich das vorher so, dass er neben dem Kind das Haus renovieren kann. Nun merkt er aber selbst, dass es oft schon schwierig ist, den Haushalt halbwegs zu schmeißen, da wäre gar keine Zeit mehr fürs renovieren. Und selbst wenn, schläft der Zwerg meistens dann, wenn mein Mann krach machen muss. Ich selbst habe gemerkt, dass ich wahrscheinlich keine ruhige Minute hätte, wenn ich Mann und Kind hier täglich alleine lassen würden. Vielleicht würde es sich einpendeln, aber ich glaube, mein Mann wäre nur noch genervt.

An manchen Abenden, muss mein Mann meine Launen ertragen. Wenn mein Kind tagsüber z. B. recht anstrengend war und ich zu nichts kam. Anfangs kam dann manchmal ein dummer Spruch von meinem Mann, warum es denn hier so chaotisch aussehen würde. Angeblich war das nur Spaß. Aber da bin ich sehr empfindlich, da es wirklich viele Tage gibt, an denen ich tagsüber keine Minute sitze. Die Nächte hier sind ebenfalls oft katastrophal und bleiben an mir hängen, was ich nicht schlimm finde. Nur eben ein wenig Verständnis wünsche ich mir manchmal.

Mama sein ist nunmal ein Vollzeitjob und ab und an wäre eine kleine Pause nicht schlecht. Mein Mann nimmt unser Kind zwar auch, wenn er Zuhause ist, jedoch ist es nie so, dass ich mal in Ruhe in die Wanne kann oder in Ruhe irgendwas anderes tun kann. Ich habe das Gefühl, ich lebe nur noch in einer einzigen Hetze. Mein Mann hingegen tut weiterhin was er möchte und ich finde, dass sich für ihn viel weniger verändert hat, als für mich. Wenn er duschen möchte, geht er duschen, muss er schnell was besorgen, kann er das tun, hat er im Haus was zu tun, so macht er das während in "meinem Bereich" alles liegen bleibt. Sämtliche alltägliche Dinge kann er nach wie vor tun, wann und wie er möchte, oder dass er da nach jemanden gucken müsste. Solche Punkte führen hier öfter mal zu etwas Gemecker von meiner Seite aus. Aber im Großen und Ganzen kann ich mich nicht beklagen und bin wirklich glücklich in meiner Mutterrolle.

» Heuhaufenmonster » Beiträge: 284 » Talkpoints: 29,83 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Auch ohne selbst Kinder zu haben, kann ich mir vorstellen, dass eine bislang kinderlose Beziehung durch Nachwuchs belastet werden kann. Es kommt eine weitere Person dazu, die viel Aufmerksamkeit und Zuneigung benötigt und eine Beziehung ändert sich schon dadurch. Auch ist die Entstehung des Nachwuchses und die Entwicklung ein Punkt und ich kann mir vorstellen, dass dies durchaus den Stressfaktor bereits erhöht. Manche Paare bekommen auch ein wenig Panik, ob sie dies alles schaffen, haben Angst und lassen diese Gefühle dann auch so aus, dass die Beziehung eben an sich in den Hintergrund rückt.

Ich denke nicht, dass sich die Probleme verlagern, aber gerade, wenn es nicht nach einem Bilderbuch-Schema läuft, denke ich, wird die Beziehung belastet. Es liegt aber nicht am Kind selbst, sondern doch eher daran, dass die Umstände nicht so sind, wie man diese sich selbst wünschen würde. Man ist vielleicht mehr unter Druck gesetzt und auch kann es passieren, dass man sich nicht mehr als Paar wahrnimmt, sondern sich nur noch als Mama und Papa sieht.

Dass Aufgaben im Alltag untergehen, wenn ein Kind oder mehrere Kinder da sind, ist absolut der Fall und ich denke, da sollte man als Elternteil, welches arbeiten geht, schon mit rechnen. Gerade bei Kindern, die letztendlich die ganze Zeit Aufmerksamkeit benötigen, beispielsweise weil sie krank sind oder weil sie eine Entwicklungsverzögerung/ Entwicklungsstörung haben und so weiter. Auch gibt es sehr launische Kinder, die sich nicht allein beschäftigen können und wenn man sie aus den Augen lässt, nur Blödsinn anstellen. Da muss man dann schauen, welche Prioritäten man selbst gelegt hat, aber nachvollziehbar ist es für mich schon, dass man den Haushalt vernachlässigt und auch für sich selbst keine Zeit hat. Insofern kann ich dieses Paar nur verstehen.

Ich denke also, dass durch ein Kind mehr Probleme entstehen können, nicht aber zwangsläufig müssen. Da muss man aber als Paar auch sich einig sein, wie man damit umgeht und dass es eben nicht immer funktionieren kann, insbesondere, wenn auch die Hormone durchaus noch eine Rolle spielen und die Erwartungshaltung nicht geklärt ist. Dass man als Mutter, die zu Hause bleibt, dann noch Haushaltsunterstützung annimmt, ist für mich nachvollziehbar. Ich kenne nämlich schon einige Mütter, die im Alltag fast auf den Zahnfleisch kriechen, aber von der Familie gesagt bekommen, sie sollen sich nicht so anstellen und es ist auch nicht allein mit der Organisation getan.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


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