Restaurant leiten - würdet ihr mit dem Stress klar kommen?
Ich bewundere immer meine beiden Chefs (Chef und Chefin). Es ist in der Gastronomie zwar durchaus üblich, dass man lange arbeitet, aber ich finde, dass es sehr hart sein muss, ein Restaurant zu leiten. Ich arbeite als Nebenjob nur am Wochenende, aber mir ist besonders aufgefallen, dass die Chefin wirklich hart arbeitet und sich kaum noch bücken kann, da ihr Kreuz schmerzt. Ich hebe dann meist Sachen, die beispielsweise auf dem Boden liegen, für sie auf.
Ich frage mich, ob ihr euch vorstellen könntet, ein Restaurant, das gut läuft zu leiten? Es muss doch wirklich ein extrem harter Job sein. Sie meinte, dass sie um 5 Uhr Morgens aufsteht und dann geht es erst richtig los. Sie geht meistens um 23-24 Uhr Nachts ins Bett, an Wochenende manchmal sogar erst um 1 Uhr Nachts. Ich persönlich würde es niemals durchhalten, so eine lange Zeitspanne zu "bestehen". Wenn man ein eigenes Restaurant hat, bekommt man zwar viel Geld (Vorrausgesetzt der Laden läuft gut), aber wenn ich so auf die Nachteile achte, finde ich es fraglich, ob ich so etwas machen würde. Alleine der Gedanke, solange am Tag zu stehen, würde mich fertig machen, wenn ich ehrlich bin. Da sitze ich lieber die gleiche Zeit im Büro.
Wie denkt ihr darüber? Könntet ihr so etwas machen? Es ist sicherlich nicht der einzige Beruf, indem man so extrem hart arbeiten muss, aber man muss überlegen: Die Chefin steht den ganzen Tag in der Küche, an der Bar und bedient Gäste, Pausen gibt es auch, aber eher flexible Pausen, wenn sie mal Zeit und Lust hat, macht man eine Pause. Ich könnte so etwas überhaupt nicht, sie hat sicherlich eine Arbeitszeit von 15 Stunden oder mehr. Kennt ihr ähnliche Fälle oder seid ihr sogar Inhaber eines Restaurants und könnt berichten, oder von Verwandten?
Ich finde das auch sehr bewundernswert und sehr aufopfernd. Aber so ist das nun mal in der Gastronomie. Ich habe auch mal über 4Jahre bei einem Italiener gearbeitet, der hat auch rund um die Uhr gearbeitet und zwar von 8Uhr morgens bis 2-3Uhr in der Nacht. Das Restaurant und die Küche hat er alleine geschmissen, 7-Tage die Woche. Die Motivation die solche Menschen antreibt ist schier unglaublich aber lange kann man das auch nicht durchhalten wenn man keine vernünftigen Mitarbeiter findet. Respekt vor der Leistung dieser Personen.
Ein Bekannter von mir hat in dem Sterne Hotel, welches ebenfalls ein Restaurant besitzt, die Ausbildung zum Koch gemacht. Nun ist er damit fertig und hat kurz darauf den kompletten Laden seiner Eltern übernommen. Es handelt sich dabei um eines der besten Hotels und Restaurants der Stadt. Ich selbst war dort ebenfalls schon einige male Gast und war begeistert und das lag nicht nur daran, dass alles kostenlos war.
Jedenfalls hat er mittlerweile so viel um die Ohren. Er ist immer auf irgendwelchen Präsentationen, Fortbildungen oder so. Oft muss er natürlich bis spät in die Nacht dort arbeiten. Auch zu hause lässt einem solch ein Unternehmen natürlich keine Ruhe. Vorallem wenn man das Unternehmen von den Eltern bekommen hat, möchte man diese nicht enttäuschen und eben grüne Zahlen schreiben.
In einem wirklich gutgehendem Betrieb, muss der Geschäftsführer zwar mehr vor Ort sein, aber rund um die Uhr vor Ort sein, zeugt in meinen Augen auch von mangelnder Organisation oder dem nicht loslassen können. Denn wenn ein Betrieb wirklich gut läuft und schwarze Zahlen schreibt, man Angestellte hat, auf die man sich verlassen kann, fordern nun nicht wirklich, dass man sich 20 Stunden im Betrieb aufhält. Das ist sicherlich mal nötig, wenn der Krankenstand hoch ist, Urlaubszeit ist und so weiter. Aber auf Dauer ist es sicherlich nicht nötig, es sei denn, man schreibt rote Zahlen und kann sich Angestellte nicht leisten.
Davon mal abgesehen, ich habe noch nie einen Betriebsinhaber erlebt, der zwar die meiste Zeit vor Ort war, aber die gesamte Zeit auch dauerhaft körperlich gearbeitet hat- zumindest nicht, wenn der Betrieb schwarze Zahlen geschrieben hat. Pausen waren immer drin oder man war mit privateren Sachen beschäftigt oder hat das Gespräch mit Kunden auch mal ausgedehnt.
Als Geschäftsinhaber muss man lernen, dass man manche Aufgaben auch delegieren muss. Man muss lernen, dass man seinen Angestellten auch mal vertrauen können muss. Kann man beides nicht, muss man halt eben konstant vor Ort sein und das dauerhaft. Ob das auf Dauer der Gesundheit und dem Privatleben dienlich ist, steht auf der anderen Seite.
Ich bin ein sehr fähiger Hobbykoch und meine Freunde lassen sich regelmäßig begeistern. Sie loben immer, wie ich bestimmte Gewürze kombiniere oder auch ganz einfache Dinge so hervorragend und exotisch gestalte, dass es eine Freude ist, sie erst mit den Augen und anschließend mit dem Mund zu essen. Einige Freunde haben mir daher früher auch immer nahegelegt, Koch zu werden. Oder es sind Sätze gefallen wie "Mensch, warum bist du nicht Koch geworden" oder auch "Hast du nie überlegt Koch zu werden?".
Ehrlich gesagt - doch, ich habe früher überlegt Koch zu werden. Man zweifelt oft, weil man sich nicht sicher ist, wie viel man verdient, aber ich gehe immer in alles motiviert und das habe ich auch damals schon gemacht, daher war ich auch überzeugt, dass ich es zum Sternekoch schaffen kann, wenn ich alles dort reinlege. Ein eventuell niedriges Gehalt habe ich also in die Überlegung gar nicht mit einbezogen, weil das für mich absurd war - Selbstvertrauen ist immer gut.
Doch, was mich wirklich davon abbrachte, war ein damaliger Bekannter meiner Eltern, der als Koch gearbeitet hatte. Er erzählte mir mal an irgendeinem Abend, an dem alle darauf kamen, was ich irgendwann mal gekocht hätte und wir das ein bisschen weitergesponnen haben, was alles in Wirklichkeit auf einen Koch zukommt, wie die Realität in diesem Job aussieht. Angefangen bei dem extrem frühen Aufstehen, um auf diversen Märkten rumzuhetzen und sich nervigen Verhandlungen mit irgendwelche schlecht deutsch sprechenden Menschen hinzugeben, um irgendwelche Besonderheiten zu bekommen und sich dabei nicht zu viel Geld aus den Hosenträgern ziehen zu lassen, bis hin zu den 18- oder 20-Stunden Schichten, die du dank Einkauf, Vorbereitung, eigentlicher Arbeitszeit und Nachbereitung plus Aufräumen hast. Du bist darüber hinaus immer verantwortlich, muss dir Gedanken um Gerichte und Speisekarte machen, Kritikerbesuche, besondere Gäste, musst das Restaurant in Stand halten, deine Köche lehren und erziehen und trotzdem ein Ruhepol sein für Köche, Azubis, Kellner, Gäste und alle anderen Menschen, die dir in deinem Beruf begegnen.
Es laugt einen vollkommen aus und man hat nicht nur keine geregelten Arbeitszeiten, sondern, wenn man erfolgreich sein will oder ist, mehr als eine 60-Stunden Woche. Das alles waren Gründe dafür mich dagegen zu entscheiden, obwohl ich gerne den Schritt gewagt hätte, um zu Wissen, wo ich meine Kreationen und Kochkünste anzusiedeln habe, aber auch, um Menschen satt und glücklich zu machen. Koch ist in meinen Augen ein Beruf, der manchmal nicht einmal schlecht bezahlt ist, aber durch die wirklich schlechten Arbeitszeiten nie für mich in Frage gekommen wäre.
LittleSister hat geschrieben:Als Geschäftsinhaber muss man lernen, dass man manche Aufgaben auch delegieren muss. Man muss lernen, dass man seinen Angestellten auch mal vertrauen können muss. Kann man beides nicht, muss man halt eben konstant vor Ort sein und das dauerhaft. Ob das auf Dauer der Gesundheit und dem Privatleben dienlich ist, steht auf der anderen Seite.
Ich sage mal danke für diese Aussage, denn sie trifft genau den Kern den viele Neugastronomen verfehlen. Delegieren muss man lernen, sonst macht man sich kaputt. Unser erstes Restaurant haben wir noch unter der Schirmherrschaft meines Vaters geführt. Damals war alles einfach und man bekam sein Gehalt. Heute nach dem Tod meines Vaters betreibe ich mit meiner Frau unser eigenes kleines Restaurant und kaputt mache werde ich mich dafür nicht mehr.
Ich blieb lange Zeit mit den Kindern zu Hause und habe mich nur noch nebenbei um den Papierkram gekümmert. Miene Frau ist voll eingestiegen und daran mehr oder weniger kaputt gegangen. Der berufliche Stress und der Tod ihres leiblichem Vaters (den sie erst ein Jahr zuvor überhaupt wieder kennen gelernt hat) trieben sie an den Abgrund. Heute nach zwei Therapien arbeitet sie nur noch im Winter mit.
Man muss wirklich lernen Aufgaben zu delegieren und eine gewisse Menschenkenntnis mitbringen, sonst geht man auf lange Sicht unter. Wer seine Angestellten nicht richtig einschätzen kann, wird sich niemals auf diese verlassen können, um auch selbst mal abzuschalten.
Ich habe mir den Spaß am Beruf erhalten und vertraue meinen beiden Führungskräften mittlerweile blind und wurde zum Glück bis heute noch nicht enttäuscht. Ich weiß, dass unser Restaurant auch ohne mich vor Ort pünktlich seine Pforten öffnet und alles seinen rechten Gang geht. Ich muss nicht während der gesamten Öffnungszeiten vor Ort sein und auch noch als letztes die Tür abschließen. Es ist eben nicht notwendig jede Warenlieferung selbst zu kontrollieren.
Trotzdem komme ich immer noch unangemeldet mit den Kindern zum Essen vorbei um natürlich auch nach dem Rechtem zu sehen. Natürlich habe ich mein Handy immer dabei und eine Weiterschaltung vom häuslichem Festnetzanschluss eingerichtet und trotzdem mische ich mich bei jeder Veranstaltungsplanung mit ein.
Ich wäre damit komplett überfordert, weil ich mit Stress nicht sonderlich gut umgehen kann. Wenn ich Stress habe, nehme ich mir eine Auszeit von einer halben Stunde, wofür ich aber auch einmal ganz raus muss aus der Umgebung, etwa in den benachbarten Park. Das geht in dem Job ja nun nicht. Außerdem bin ich nicht der Typ, der solange arbeiten durchsteht, und wenn doch, dann nur mit 50 Prozent Leistung, dann wird das mit dem Erfolg nichts .
Ich habe schon einmal als Kellnerin gearbeitet und da teilweise 12 Stunden am Tag den Gästen ihr Essen gebracht. Es war immer so, dass ich vier Tage nacheinander gearbeitet habe, und danach einige Zeit nicht arbeiten musste. Nach diesen vier Tagen war ich so fertig, dass ich nur noch schlafen konnte. Dementsprechend wäre der Job als Chefin der pure Horror, weil ich nach den vier Tagen auch echt die "Schnauze voll" von dem Job hatte .
Ich könnte es mir nicht vorstellen, ein Restaurant zu leiten und jeden Tag so lange auf den Beinen zu sein. Ich habe mal in einem Hotel ein Praktikum gemacht und gesehen, was es für eine harte Arbeit ist. Ich bin eigentlich froh, einen Job mit geregelten Öffnungszeiten zu haben, bei dem ich eben auch meine Freizeit planen kann. Wenn man selber ein Restaurant hat, kann man natürlich auch einen Ruhetag einrichten, aber an den Tagen, an denen geöffnet ist, kann man ja nicht unbedingt immer genau planen, wie lange der letzte Gast bleibt.
Ich sehe es auch so, dass man einige Dinge delegieren sollte, aber das kann ja auch erst funktionieren, wenn der Betrieb gut läuft. Gerade am Anfang würde ich mich wahrscheinlich viel zu sehr mit dem Restaurant beschäftigen. Außerdem bin ich auch nicht wirklich Stress- resistent, was für einen Job in einem Restaurant bei viel Betrieb auch nicht gerade eine ideale Voraussetzung ist.
Ich könnte nicht auf Dauer in der Gastronomie arbeiten. Zwar helfe ich manchmal in dieser Branche aus, aber das genügt mir auch schon. Ich bin damit total überfordert, denn ruhig geht es in einem Restaurant nie zu. Freundliche Worte unter den Mitarbeitern sind auch nur rar, da einfach jeder im Stress steht. Für mich ist solch eine Arbeit echt nicht geeignet und ich ziehe vor den Leuten den Hut, die das schaffen.
Ich habe Verwandte, die ein eigenes Restaurant besitzen. Zuvor hatten sie ein eigenes Schiff, auf dem sie auch eine Küche hatten und eben ein kleines Restaurant betrieben haben. Ich habe mich nun noch nicht näher mit ihnen über das Thema unterhalten, aber sie haben nie gestresst auf mich gewirkt, wenn ich sie getroffen habe, ob nun privat oder bei der Arbeit. Immerhin machen sie nicht alles alleine, sondern haben auch Angestellte, die das ein oder andere für sie erledigen. Was du da von deinen Chefs erzählst, finde ich wie einige andere hier auch ein wenig merkwürdig. Soviel zu arbeiten ist definitiv nicht gesund und ich glaube, dass sie früher oder später das Handtuch werfen werden, wenn sie sich nicht schleunigst mehr Mitarbeiter suchen beziehungsweise damit aufhören, das Bedürfnis zu haben, in jeder Sekunde anwesend sein zu müssen und das Restaurant nicht aus den Augen zu lassen.
Aber jeder muss natürlich selber wissen, was er möchte. Ich selbst könnte mir nun nicht vorstellen, ein Restaurant zu leiten, weil mich das Berufsfeld überhaupt nicht reizt. Ich bin auch der Typ, der lieber im Büro sitzt und eben ganz gewöhnlich acht Stunden am Tag arbeitet und sich dann auf den verdienten Feierabend freuen kann. Ein geregelter Tagesablauf ist für mich sehr wichtig und darauf möchte ich nicht verzichten, deswegen kommt die Leitung eines Geschäftes für mich nicht in Frage, erst recht nie die eines Restaurants. Mir ist es auch wichtig, mein Wochenende frei zu haben, was bei einem Restaurant auch nicht gegeben ist.
Ich denke aber, wenn es der eigene Traum ist und man Spaß daran hat, dann macht es auch nichts aus, wenn man mal Überstunden macht. Aber man sollte es eben auch nicht übertreiben.
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