DB mit eigenen Drohnen gegen Sprayer

vom 26.05.2013, 21:25 Uhr

Es mag zurzeit ja so sein, dass der Bundesverteidigungsminister Probleme wegen seiner Haltung zu bestimmten Drohnen haben mag. Aber im Windschatten dieser Technologie (unbemannte Flugobjekte zu Spionagezwecken) scheint der Weg zur "zivilen" Nutzung immer schneller beschritten zu werden.

Nicht nur der Grenzschutz setzt auf diese Technologie. Und auch nicht mehr nur die Polizei. Wobei es bisher immer um hoheitliche Aufgaben gegangen ist. Jetzt sollen auch Wirtschaftsunternehmen von der Technik profitieren. So will die Deutsche Bahn (DB) jetzt auch Tests mit Drohnen durchführen, um damit den Graffiti Sprayern das Handwerk zu legen. Dazu kann man den Beitrag hier lesen.

Da sich die Kosten einer solchen Drohne (mit Wärmebildkameras) nur auf ca. 60000 Euro belaufen, dürfte es für einen Konzern wie die DB über kurz oder lang kein Problem darstellen, hier eine ganze Flotte von Drohnen einzusetzen. Dabei wird vorgeblich die Jagd auf Graffiti-Sprayer verstärkt.

Mache nur ich mir Sorgen über diese Entwicklung, bei der immer mehr Technik, welche ursprünglich für das Militär bzw. für hoheitliche Aufgaben gedacht waren, in die Hände von Privatunternehmen gelangen? Dabei geht es nicht einfach nur um z.B. stationäre Kameras wie sie in Kaufhäusern eingesetzt werden, um Ladendiebstähle zu entdecken bzw. Ladendiebe abzuschrecken. Hier wird der öffentliche Luftraum benutzt und es werden Bereiche überwacht, die weit über den Einflussbereich der Bahn hinausgehen können. Selbst wenn jetzt davon gesprochen wird, dass die Bahn nur das eigene Gelände überwachen will.

Ich habe schlicht die Gewissheit, dass es immer dann, wenn Technik missbraucht werden kann, auch zu einem Missbrauch kommen wird. Aber je nach Gewöhnung erkennt der gemeine Bürger den Missbrauch schon nicht mehr. Was nicht heißt, dass es Missbrauch ist. Ist diese Sicht zu pessimistisch oder kann man der Bahn zusprechen, dass der angebliche Schaden durch das Sprayen solche Maßnahmen rechtfertigt?

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Also wenn deine Sicht zu pessimistisch ist, dann bist du wenigstens nicht alleine damit. Ich sehe das nämlich genauso. Als ich das heute hörte, hab ich noch mal schnell den Kalender gecheckt, ob heute vielleicht der 1. April ist. Leider nein.

Jede Technik wird missbraucht werden, das ist richtig. Und auch jede Technik wird über kurz oder lang zum Einsatz kommen. Wenn sie möglich ist, wird sich wenigstens einer diese Möglichkeit nicht entgehen lassen. Von daher ist diese Entwicklung unabwendbar. Und die Menschheit fügt sich ins Unabwendbare, Stück für Stück. Erst waren es nur Sicherheitsgedanken, die uns unsere Privatsphäre aufgeben ließen und jetzt akzeptieren wir es schon, um gegen ein bisschen Farbe vorzugehen oder um unser Kaufverhalten ausspionieren zu lassen.

Letztlich wird es genauso kommen wie in all den Science-fiction-Filmen. In Minority Report z.B. steigen die Menschen in die U-Bahn und bekommen auf sie zugeschnittene Werbung präsentiert. An jedem Checkpoint werden sie registriert. Das ist beängstigend, aber es liegt in gar nicht allzu ferner Zukunft. Genau darauf wird hingearbeitet. Und die Akzeptanz von Drohnenüberwachung von ein paar Jugendlichen mit Spraydosen ist einer von wenigen Schritten, der den Weg dahin ebnet.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Auch wenn deine Bedanken nicht ganz verkehrt sind. Aber erinnere dich mal an den Aufschrei im Land, wo es hieß, dass man öffentliche Plätze per Videokamera überwachen will. Heute, einige Jahre später, wo durch genau solche Überwachungen auch schon Gewalttaten aufgeklärt werden konnten, ist man doch irgendwo froh, dass Täter darüber ermittelt werden konnten. Auch wenn diese Videoüberwachung Straftaten nicht verhindern kann, trägt sie aber zur Aufklärung bei.

Sonst müsste man sich ja auch darüber aufregen, dass man gefilmt wird, wenn man am Bankautomaten Geld abhebt. Ich halte die Vorgehensweise nicht unbedingt verkehrt. In Deutschland gibt es immer mehr Projekte, wo sich Sprayer legal auslassen können. Dort wo man sie anbietet, wird es auch genutzt und die illegalen Aktionen sind weniger geworden.

Dennoch ist es auch ein nicht gerade geringer wirtschaftlicher Schaden der durch Sprayer entsteht. Dass nun Betroffene alle Möglichkeiten nutzen wollen um dagegen vorzugehen, halte ich für legitim. Zumal das bei der Bahn vermutlich nur der Anfang sein wird. Immerhin haben sie auch ständig hohe Kosten durch Diebstähle von Metallen. Auch dazu kann man die Drohnen einsetzen.

Und ich kann mir durchaus vorstellen, dass allein die Ankündigung schon einige Leute davon abhalten wird die Züge zu verunstalten. Da es bisher auch nur um Überwachung durch Wärmebildkameras geht, muss man sich noch nicht so große Sorgen machen, dass man direkt gefilmt wird.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Punktedieb hat geschrieben:Aber erinnere dich mal an den Aufschrei im Land, wo es hieß, dass man öffentliche Plätze per Videokamera überwachen will.
....
Da es bisher auch nur um Überwachung durch Wärmebildkameras geht, muss man sich noch nicht so große Sorgen machen, dass man direkt gefilmt wird.

Die Überwachung mit Drohnen ist jetzt nur möglich, weil sich der Aufschrei über die Videoüberwachung an öffentlichen Plätzen gelegt hat und sich die Leute dran gewöhnt haben. Wenn sie sich an die Drohnen gewöhnt haben, ist der Weg frei für den nächsten Schritt. Wenn man sich also Sorgen machen will, dann sollte man es von Anfang an machen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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