Den eigenen Kindern den Umgang mit deren Freunden verbieten?

vom 28.05.2013, 16:02 Uhr

Im Bekanntenkreis gab es vor kurzem eine lustige Debatte, bei welcher ich Zeuge werden durfte. Hier war ich und andere zu eben den Bekannten eingeladen. Und diese Bekannten haben eine 12-jährige Tochter - hier A genannt. Grundsätzlich ist das ja nichts berichtenswertes. Aber als wir dann alle da waren und - auf Grund der Witterung nicht wie üblich auf die Terrasse konnten, sondern das Wohnzimmer besetzt hielten - kam dann die Tochter (freundlich, nett und offenbar kein "Problemkind") mit zwei Freundinnen (nicht aus der Klasse, wohl aber aus dem Sportverein).

Und diese Freundinnen waren unwesentlich älter als das Mädchen A. Nur war eigentlich allen im Raum klar, dass diese beiden Mädchen nicht zu A passen würden. Diese waren definitiv so "gestylt" und gekleidet, wie man es von seiner Tochter NICHT möchte. Auch wenn in dem Alter sicher noch nicht viel verborgen werden muss, zeigt sich deutlich, dass diese Kinder genau wissen, was sie tun bzw. imitieren "die Großen" schon recht gut.

Die Debatte war dann, dass die anderen jetzt - als die Mädchen im Zimmer verschwunden waren - dass sie ihren Kindern (die haben noch keine Kinder in dem Alter!) so einen Umgang verbieten würden. Allein deshalb, weil zu befürchten ist, dass diese Mädchen einen schlechten Einfluss auf A ausüben würden. Die Hemmschwelle, sich selbst entsprechend zu kleiden (was wirklich nicht passend ist) würde so abgebaut werden.

Ich - als ebenfalls Außenstehende - konnte hier einwerfen, dass die Frage der Kleidung wohl eher in der Schule entschieden wird und nicht bei gelegentlichen Treffen mit Freundinnen aus dem Sportverein. Aber die anderen beharrten darauf, dass die Einflussnahme hier stattfinden würde.

Aber macht es Sinn, der Tochter auf Grund der letztlich wirklich fragwürdigen Kleidung der Freundinnen den Umgang zu verbieten? Zumal das in letzter Konsequenz bedeuten würde, dass man das Mädchen A aus dem Verein nimmt. Ich weiß zwar, dass alle immer "perfekte" Kinder haben. Aber gibt es hier Eltern mit entsprechenden direkten Erfahrungen, wenn die Tochter oder der Sohn früh in eine Richtung abdriften, die die Eltern nicht gut heißen können? Und was wurde dagegen getan?

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich kenne solche Erziehungsmaßnahmen von mir selber und muss sagen, dass ich sie nicht gut finde. Alleine deshalb, weil mein Vater meine damalige Sandkastenfreundin als eine betitelte, deren Namen ich hier nicht öffentlich nennen möchte, und nur weil sie sich dezent geschminkt hatte, verlor ich meine beste Freundin in einer Zeit, in der ich sie am meisten gebraucht hätte.

Später dann, als ich wirklich einen schlechten Umgang hatte, den man mir besser verboten hätte, war ich natürlich dann schon ein so gebrandmarktes Kind, dass ich mir den Kontakt nicht mehr verbieten habe lassen, weil ich ja schon einmal eine tolle Freundschaft dadurch verloren hatte.

Ich behaupte also, ab einem gewissen Alter bringt es so oder so nichts mehr, dem Kind den Umgang mit gewissen Menschen zu verbieten. Genauso wenig nutzt es, Drogen, Zigaretten und Alkohol zu verbieten oder bestimmte Orte zu untersagen. Die Jugendlichen werden alles, was verboten ist, nur noch interessanter finden und es eben heimlich machen.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich finde, dass man generell niemanden seine Freunde verbieten sollte. Gerade bei Kindern kann auch einiges schief gehen, wenn man ihnen Freundschaften verbietet. Dann werden sie mit Sicherheit sauer sein, die Eltern nicht mehr mit in die eigene Gefühlswelt mit einbeziehen und die Kinder eben trotzdem treffen nur heimlich. Ich denke, dass man mit seinen Kindern über seine Vorstellungen vom Leben reden sollte und sie eben auch positiv beeinflussen sollte und ihnen nicht Freundschaften verbieten sollte.

Erwachsenen schreibt doch auch keiner vor, mit wem man befreundet sein sollte und sicherlich macht das auch bei Kindern keinen Sinn. Nur weil die Mädchen nicht so tolle Kleidung haben, heißt das ja nun auch nicht, dass sich die Tochter nun auch so entwickeln muss. Sie hat doch ihren eigenen Kopf und kann diesen auch benutzen. Man kommt doch nicht automatisch auf die schiefe Bahn, wenn man Menschen kennenlernt, die sich nicht ideal kleiden oder älter sind.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



derpunkt hat geschrieben:Aber macht es Sinn, der Tochter auf Grund der letztlich wirklich fragwürdigen Kleidung der Freundinnen den Umgang zu verbieten? Aber gibt es hier Eltern mit entsprechenden direkten Erfahrungen, wenn die Tochter oder der Sohn früh in eine Richtung abdriften, die die Eltern nicht gut heißen können? Und was wurde dagegen getan?

Ich kann mir nicht vorstellen, das es überhaupt etwas bringt, wenn man der Tochter den Kontakt zur Freundin aufgrund der fragwürdigen Kleidung verbietet. Es ist ja auch immer eine reine Geschmackssache und was für den einen fragwürdig ist, ist für den anderen ganz normal. Ich stecke zum Glück nicht vor so einer Entscheidung, denn ich kann mich über die Freunde meiner Söhne nicht oder noch nicht beschweren. Sie sind alles "normal" und ich habe da auch nichts zu beanstanden. Allerdings kann ich mir auch nicht vorstellen, einem meiner Söhne einen Kontakt zu einem seiner Freunde zu verbieten, nur weil mir dem sein Kleidungsstil oder seine Art sich zu artikulieren nicht gefällt.

Wenn man mir so etwas als Kind oder Jugendlicher verboten hätte, dann hätte ich mich, mit hoher Wahrscheinlichkeit, heimlich mit ihnen treffen. So würden es vermutlich auch meine Kinder handhaben und am Ende wären somit auch das Vertrauensverhältnis zwischen ihnen und mir angeknackst. Eltern sollten immer Vertrauen in ihre Kinder haben und auch wenn der Umgang nicht als ideal erkannt wird, kann man ja noch auf die eigenen Kinder hoffen, das sie nicht so abdriften.

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» EmskoppEL » Beiträge: 3423 » Talkpoints: 20,21 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Wirklich mitreden kann ich hier nicht. Aber vielleicht habe ich mich auch falsch ausgedrückt. Es geht nicht darum, dass hier der Kleidungsstil nicht gefällt. Es geht darum, dass von eben im Grunde genommen kleinen Kindern sehr körperbetonte, freizügige Kleidung getragen wird. Auch ich habe hier schon gestaunt - und das in dem Fall wirklich nicht nur, weil die Temperaturen so was eigentlich auch nicht zugelassen hätten.

Und was das Verbot angeht: ich kann mir auch vorstellen, dass es ein weitreichender Eingriff in das Leben der Kinder bedeutet. Aber letztlich sind Eltern auch dafür da! Ich spreche auch nicht von einer Tochter, die 17 oder 18 Jahre alt ist. Und ich kann mir schon vorstellen, dass ich Probleme damit hätte, wenn mein Kind in jungen Jahren Leute zu seinen "besten Freunden" zählt, die ich regelmäßig beim Rauchen erwische oder die mit 12-13 Jahren Zigarettenschachteln bei sich tragen. Einfach um jetzt ein greifbares Beispiel zu nehmen.

Wie man es als "Eltern" hier machen würde, wäre es verkehrt: man kann diese Kinder dann bei deren Eltern "verpetzen" - schon ist man in jedem Fall der Böse. Man kann auf die Kinder einreden - was Quatsch ist, denn wieso sollten sie auf einen hören? Man kann dem Versprechen des eigenen Kindes glauben, selbst nicht mit dem Rauchen anzufangen - was sehr naiv ist, wenn man sich vor Augen führt, welchen Stellenwert "Freunde" gegenüber Eltern haben.

Ich finde es schon ein spannendes Thema und ich fürchte, dass es Situationen gibt, bei denen ein Verbot die einzige Lösung darstellt. Auch wenn das natürlich immer eine harte Entscheidung ist und gar nicht durchzusetzen wäre, wenn diese Freunde an der gleichen Schule oder gar in der gleichen Klasse sind.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich würde den Umgang mit den Freunden meiner Tochter nicht verbieten, nur weil die Freunde von meiner Tochter nicht so gestylt sind oder gar hässlich sind. Ich bin ja kein Rassist, außerdem kann das Mädchen ja auch nichts dafür, das sie hässlich geboren wurde. Meine Tochter darf fast jeden mit nach Hause nehmen, auch wenn diese Mädchen ein bis vielleicht sogar vier Jahre älter sind, aber zu alt dürfen sie auch nicht sein. Ich würde es nämlich zum Beispiel nicht zulassen, das meine Tochter mit einer zehn Jahre älteren Frau ankommt, weil dieses ältere Frau möchte dann wahrscheinlich nur Geld von meiner Tochter und mehr nicht.

Ich würde meiner Tochter auch den Umgang mit Assi Freunde verbieten, weil die nur einen schlechten Einfluss auf meiner Tochter sind. Die meisten Assis rauchen und trinken nämlich nur, auch wenn sie gerade mal erst 14 sind und wenn meine Tochter zu oft bei denen abhängt, dann fängt sie mit großer Wahrscheinlichkeit auch an zu rauchen und an zu trinken. So welche Freunde sind nur Gift für meine Tochter. Also in manchen Situation würde ich mich dann auch mal zu Wort melden, sonst überlasse ich es ganz meiner Tochter, mit wem sie abhängt.

» HEad » Beiträge: 78 » Talkpoints: 0,09 »


Ich habe es auch mal erlebt, dass mir meine Mutter den Umgang mit einem Mädchen verbieten wollte. Gut, damals habe ich es nicht verstanden, aber mittlerweile kann ich durchaus schon nachvollziehen, wieso sie das gemacht hat. Das Mädchen hatte damals einen eher schlechten Ruf bzw. eigentlich die ganze Familie.

Es war so, dass das Mädchen immer sehr übel gerochen hat, weil sie es mit der Körperhygiene nicht so genau genommen hat. Auch ihre Unterwäsche sah ganz schlimm aus, was wir dann im Sportunterricht gesehen haben. Aber das Mädchen war nett und deswegen habe ich in der Schule auch mit ihr geredet und die Pausen teils zusammen verbracht. Privat verabredet haben wir uns da aber nie.

Ich fände es aber auch nicht richtig, wenn die Eltern dem Mädchen nun den Sport verbieten, weil sie mit der Kleidung der Freundinnen nicht einverstanden sind. Ich denke, dass das auch eher dazu beiträgt, dass das Mädchen dann trotzig wird und sich erst recht mit den Freundinnen treffen will. Das Mädchen muss ja nicht automatisch den gleichen Kleidungsgeschmack entwickeln und auch diese Kleidung tragen wollen.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Kinder werden überall mit der Mode beeinflusst. Selbst bei den wöchentlichen Werbeblättern finden sich da entsprechende Angebote und wenn Kinder sich das ansehen, können sie auch entsprechende Interessen dazu entwickeln oder eben bestimmte Dinge komplett ablehnen. Dass aber andere Kinder soviel Einfluss nehmen halte ich für übertrieben. Zumindest dann, wenn ein Kind zu einem gesunden Selbstbewusstsein erzogen wurde.

Immerhin habe ich zwei Töchter, die nun auch ihren eigenen Geschmack in Sachen Mode entwickeln. Dabei kommen sie auch mit anderen Mädchen zusammen, die schon ein oder zwei Jahre älter sind und sich daher schon anders kleiden. Trotzdem übernehmen meine Mädels dabei nicht alles, was die größeren Mädchen tragen.

Deswegen sollte man den Umgang nicht gleich verbieten. Wenn man langfristig merkt, dass diese Freundschaft einen schlechten Einfluss auf die Tochter ausübt, dann kann man sicherlich hinterfragen, ob der Kontakt zu gut ist. Aber nur weil einem die Äußerlichkeiten der Mädchen nicht zusagen, halte ich ein Verbot für übertrieben.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


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