Wie kann ich die Angst vor dem Fahrrad fahren verlieren

vom 19.05.2013, 14:53 Uhr

Seit letzten Jahr habe ich sehr viel Respekt vor dem Fahrrad fahren und weiß leider nicht wie ich die wieder los werde.

Im Juni 2012 bin mit dem Fahrrad über eine kleine Kante zwischen Fahrradweg und Fußgängerweg gefallen, und zwar so sehr das ich mir den Ellbogen gebrochen habe. Das hat sehr geschmerzt. Seit dem habe ich Panik vor jedem kleine Hubbel, Kanaldeckel oder ähnliches was den weg uneben macht. Ich fahre zwar noch, aber nur sehr langsam und vorsichtig. Das bedeutet übertrieben vorsichtig, denn eigentlich beherrsche ist das Fahrrad fahren ja.

Kennt ihr einen Trick das man die Angst wieder verliert? Ich habe gemerkt das ich ganz normal fahre wenn ich zum Beispiel ein Glas Wein getrunken habe, da ich dann nicht mehr darüber nachdenke.

» laraluca » Beiträge: 1068 » Talkpoints: 9,76 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Also ich würde sagen das ist aber auch keine Lösung Alkohol vor Antritt zu sich zu nehmen. Wie wäre es denn die Straße zu nutzen, wie es eigentlich Gang und Gebe sein sollte? Ich fahre auch viel und häufig Fahrrad und kann dir sagen das du auf der Straße besser aufgehoben bist. Und solange kein blaues Schild vorschreibt einen Radweg zu nutzen würde ich generell auf der Straße fahren um genau so was auszuschließen.

Die Angst kannst du auch nur selber bekämpfen, ich kann das gut nachempfinden hatte schon ähnliche Probleme (nur ohne Bruch), ich weiß nur nicht so genau welche Worte einem da helfen könnten. Und so was wie einen Psychologen aufzusuchen kommt nicht in Frage? Vielleicht hilft es auch einen Fahrradhelm oder Schutzbekleidung zu tragen das du dich sicherer fühlst. Was für ein Fahrrad fährst du denn? Viel Erfolg jedenfalls das du das noch hinkriegst..

» Franzosenliebhaber » Beiträge: 12 » Talkpoints: 3,22 »


Die Straße zu benutzen ist zwar eine Möglichkeit aber in einer Großstadt z.b. immer ein wenig heikel. Du kannst ja am Anfang auf geraden Strecken ohne Unebenheiten fahren wie z.b. an Flusspromenaden oder speziellen Radtourwegen. Da hast du dann endlich wieder Spaß am Fahrrad fahren und kannst dich ein wenig entspannen.

Wenn das dann wieder ganz gut geht dann schau doch mal ob es einen Verkehrsgarten in deiner Nähe gibt (dort lernen Grundschüler ja das fahren) und dort gibt es die ein oder andere Kante die man gut überwinden kann (wenn Kinder da ständig runter fallen würden dann würden sie es ja ausbessern).

Dort kannst du dich dann langsam an die Angelegenheit rantasten und wenn du dich sicher fühlst kannst du es ja mal mit "richtigen" Kanten aufnehmen. ich empfehle aber generell nicht auf Teufel komm raus jede Kante zu überqueren, auch wenn sie z.b. 10cm hoch ist. Steige einfach ab und trage dein Fahrrad rüber wenn es dir zu gefährlich ist.

» Gizzmo » Beiträge: 11 » Talkpoints: 6,15 »



Sicherlich musst du nur wieder eine Weile unfallfrei fahren und dann wird es wieder gehen. Ansonsten kannst du dich ja auch gut schützen mit spezieller Kleidung und indem du auf speziellen Radwegen fährst. Diese Radwege sind eigentlich ganz gut und man muss nicht damit rechnen, dass man irgendwo hängen bleibt oder schlimm stürzt. Alkohol sehe ich nicht als Lösung an. Das sollte man sich gar nicht erst angewöhnen. Das braucht sicherlich alles nur ein bisschen Zeit und dann traust du dich wieder normal zu fahren. Vorsichtig fahren ist ja an sich auch nicht schlimm.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Solche Ängste bekommt man leider sehr schnell, wenn man nach einem Unfall nicht sofort wieder weiterfährt - oder wie in deinem Fall. Nicht weiterfahren kann. Ich hoffe sehr, dass Du die Angst bald überwunden hast.

Es gibt eigentlich nur eine Möglichkeit, dass du diese Angst verlierst. Und ich weiß, dass diese Möglichkeit auf den ersten Blick blöd klingt: Setz dich aufs Fahrrad und fahre los. Nur so wirst Du auch unterbewusst bald merken, dass Fahrradfahren nicht gefährlich ist. Von Warnwesten kann ich nur abraten, denn bei den wenigsten Fahrradfahrern nützen die Reflektionsstreifen etwas. Da kannst Du viel besser kontrastreiche Kleidung tragen. Ich fahre immer mit einer gelben Trainingsjacke, was sehr gut zu sehen ist. Ob ein Helm Schutz bietet oder nicht, ist letztlich eine Glaubensfrage. Und es gibt verschiedene Studien zum Thema. Aber wenn Du dich mit einem Helm zumindest sicherer fühlst, dann wäre der auf jeden Fall eine gute Idee.

Grundsätzlich empfehle ich Dir auch, dass Du dich an die StVO und entsprechende Gerichtsurteile hältst. Auch, wenn viele Autofahrer das nicht gerne sehen - und das ist kein Witz. Das bedeutet im einzelnen folgendes:

1. Achte auf eine vollständige und funktionierende Beleuchtung. Und schalte die Beleuchtung spätestens dann ein, wenn die ersten Autofahrer mit Licht fahren. Denn aus dem Auto heraus kann man fast immer etwas schlechter sehen. Viele Autos haben ja leicht getönte oder gar verschmutzte Scheiben. Es gibt dazu auch einen schönen Merksatz: Dunkel ist es, wenn die Autos mit Licht fahren, egal wie viel man selber noch sehen kann.. Alternativ kannst Du aber auch bei jeder Fahrt mit Licht fahren. Da man mit einspurigen Fahrzeugen ja schlechter gesehen wird, ist eingeschaltetes Licht tagsüber eine gute Lösung. Nicht umsonst ist das bei Motorrädern und Motorrollern ja auch vorgeschrieben.

2. Fahre grundsätzlich auf der Fahrbahn, meide Radwege ohne Benutzungspflicht. Und das nicht nur, weil das in § 2, Absatz 1 StVO so vorgeschrieben ist. Wenn Du dich zudem noch an die Gerichtsurteile des Bundesgerichtshofes und mehrerer Oberlandesgerichte hältst, dann bist Du auf der Fahrbahn sehr sicher. Diese Urteile bedeuten im einzelnen, dass Fahrradfahrer auf der Fahrbahn einen Sicherheitsabstand von ungefähr 80 Zentimetern zum Gehweg einhalten müssen (Entscheidung des BGH) und sogar 1 bis 1,5 Metern zu geparkten Autos (Entscheidung des OLG Hamm).

Diese Sicherheitsabstände und das Fahren auf der Fahrbahn bieten nämlich eine deutliche Sicherheit. Als erstes ist die Fahrbahn meistens in einem deutlich besseren Zustand als es jeder Radweg ist. Radwege werden selten gepflegt und haben viel zu oft Schäden. Die Wahrscheinlichkeit für Stürze ist durch das Benutzen der Fahrbahn also weg. Zumindest, wenn Du nicht scharf rechts fährst. Dort würde nämlich eine Sturzgefahr durch Kontakt mit dem Bordstein und durch die Kanaldeckel bestehen. Wenn Du immer ungefähr 80 Zentimetern vom Bordstein entfernt fährst, bist Du also vor Stürzen geschützt. Nachfolgende Autofahrer können Dich zusätzlich besser sehen. Viele überholen ja nur knapp, wenn man mit dem Fahrrad scharf rechts fährt. Die Autofahrer sehen dann eine breite Lücke und fahren gedankenlos vorbei. Wenn Du aber mit den 80 Zentimetern Abstand zum Bordstein fährst, werden die Autofahrer auch mit dem vorgeschriebenen Sicherheitsabstand überholen. Und zu guter letzt können Dich auch Autofahrer aus geparkten Autos heraus besser sehen, denn Du wirst dann problemlos beim Schulterblick und beim Blick in den Spiegel gesehen. Die Unfallgefahr durch Autotüren und losfahrende Autos ist also auch weg.

Warum ich Dir von Radwegen abrate, ist ganz leicht erklärt: Diese Wege sind lebensgefährlich. Sie verlaufen meistens viel zu nah an geparkten Autos, Fußgänger treten ohne zu gucken auf den Radweg, Autos überqueren die Radwege ohne Vorsicht oder - und das ist die tödliche Gefahr von allen Radwegen - sie verlaufen immer außerhalb des Sichtbereiches von Autofahrern. Dadurch tauchen Radfahrer plötzlich aus dem nichts auf, wenn Autofahrer unachtsam abbiegen. Wenn man mit dem Fahrrad aber auf der Fahrbahn fährt, dann befindet man sich genau im Sichtbereich der Autofahrer.

In Deutschland gibt es übrigens viele verschiedene Arten von Radwegen. Und nur die wenigsten muss man benutzen, weswegen ich diese Wege jetzt mal erkläre. Viele Radfahrer und Autofahrer kennen die Unterschiede ja nicht.

Wenn ein Radweg nur auf dem Gehweg eingezeichnet ist, dann muss dieser Radweg nicht benutzt werden. Hier gilt ganz einfach, dass man auf der Fahrbahn fahren muss, aber den Radweg alternativ benutzen darf. Solche Wege sind meistens viel zu schmal und der Belag ist für sicheres fahren nicht ausgelegt. Die Fahrbahn ist immer sicherer.

Wenn ein Gehweg für Radfahrer freigegeben ist, dann wurde dort das Fußgängerschild mit dem Radfahrer frei Schild (Verkehrszeichen 239 mit dem Zusatzschild 1022-10) aufgestellt. Auch bei diesen Wegen muss man die Fahrbahn benutzen, darf aber alternativ auf den Gehweg ausweichen. Hier gilt zusätzlich, dass man auf diesen Gehwegen nur Schrittgeschwindigkeit fahren darf und dass man Fußgänger nicht behindern darf. Man fährt dort als Gast der Fußgänger und hat keinerlei Rechte ihnen gegenüber. Auch klingeln darf man dort nicht. Im Falle eines Unfalls mit einem Fußgänger hat man als Radfahrer dort immer die schlechteren Karten. Auch hier gilt: Die Fahrbahn ist immer sicherer.

Wenn auf der Fahrbahn ein Streifen für Radfahrer mit einer gestrichelten Linie aufgezeichnet wurde, dann ist das ein Sicherheitsstreifen. Allerdings verlaufen diese immer sehr dicht am Fahrbahnrand und sind viel zu schmal. Glücklicherweise gibt es für diese Streifen keine Benutzungspflicht, so dass man problemlos die vorgeschriebenen Seitenabstände nutzen kann und dann sicher fährt.

Benutzungspflichtig sind Radwege nur dann, wenn eines der drei blauen Schilder aufgestellt wurde. Damit meine ich die Verkehrszeichen 237, 240 und 241. Aber auch diese Wege darf man sehr oft verlassen, um auf der Fahrbahn zu fahren. Die ganzen Ausnahmen würden hier aber den Rahmen sprengen, weshalb ich die weg lasse und Dir lieber einen Link zum lesen gebe. Bernd Sluka vom VCD hat das nämlich sehr gut geschrieben.

» Arcon » Beiträge: 311 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^