Helfen ohne Gegenleistung zu erwarten ungewöhnlich?

vom 23.05.2013, 10:48 Uhr

Durch meine Frage, wie man Dritte "zu ihrem Glück" überreden könnte (siehe Bekannte bricht das Studium nicht ab), ist mir aufgefallen, dass die Motivation warum ich das mache, im Umfeld der betroffenen Person seltsam lustig interpretiert worden ist. Es scheint fast so, dass die "jüngere Generation" sich nicht vorstellen mag, dass man tatsächlich auch helfen möchte, ohne eine "Gegenleistung" zu erwarten.

Problematisch ist das Ganze deshalb, weil die betreffende Person eine Frau ist - ich nicht. Und schon wird mir unterstellt, dass ich "was von ihr will". Aber dies ist eigentlich gar nicht mal der Fall gewesen. Ich fand sie nur sehr sympathisch und nett. Nachdem ich dann - aus meiner Sicht - mitbekommen habe, dass sie wohl Schwierigkeiten hat bzw. auf Schwierigkeiten zusteuert, wollte ich beim Gegensteuern helfen.

Dann war sie eine gewisse Zeit im Ausland und als sie wieder gekommen ist, hat sie einen neuen "Freundeskreis" (bestehend aus Bekanntschaften aus der Uni!) aufgebaut. Dieser Freundeskreis ist jetzt (naturgemäß) jünger als sie und deutlich jünger als ich. Und hier werden mir schon wieder bestimmte Absichten unterstellt. Wobei es jetzt wohl für noch mehr Entsetzen sorgt, weil die Anderen nun ihr eigenes junges Alter als Referenz nehmen und mir schon die Altersdifferenz vorgeworfen wird.

Kann man sich wirklich nicht vorstellen, dass man jemanden hilft, ohne was zu erwarten? Wäre die Situation leichter zu erklären und zu verstehen, wenn die betreffende Person keine Frau wäre? Oder im gleichen Alter?

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Vorstellbar ist es schon, dass jemand helfen möchte, ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten, nur leider ist das viel zu selten geworden. Ich bin auch immer sehr skeptisch, wenn mir jemand hilft, ohne etwas dafür zu wollen. Jetzt nicht bei so Kleinigkeiten, aber wenn es um größere Dinge geht, die ich unter gar keinen Umständen allein hinbekommen würde, bin ich schon skeptisch, aber auch ziemlich dankbar.

Wenn es nun zum Beispiel darum geht, einen Schrank aufzubauen, bin ich leider hoffnungslos überfordert. Wenn mir ein Fremder oder nur leicht Bekannter mir da helfen würde, wäre ich skeptisch. Wenn allerdings irgendein Kumpel oder Freund meines Vaters mir dabei helfen würde, wäre das etwas anderes. :wink: Auch meine Freunde würden ähnlich reagieren, wie die Freundin der Frau, der du geholfen hast.

Ich denke wirklich, dass es etwas anderes wäre, wenn du auch eine Frau oder sie auch ein Mann wäre, denn dann wird seltener unterstellt, dass man etwas von der Person möchte, nur weil man nett ist. Auch, wenn du nicht Single bist (ich weiß nicht, ob du das bist) und ab und zu verliebt von deiner Freundin/Frau erzählst, sollte es nicht so rüberkommen, als würdest du etwas von der Frau wollen. :wink:

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» Fluffeltuch » Beiträge: 797 » Talkpoints: 3,85 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich würde dabei zwischen "Gegenleistung" und "auch was davon haben" unterscheiden. Dass wirklich keine Gegenleistung erwartet wird, finde ich, kommt durchaus häufig vor. "Ich helfe dir nur beim Umzug, wenn du mir bei meinem hilfst" sagt ja wirklich niemand. Klar erwartet man, dass dann der andere nicht Nein sagt, nachdem man ihm geholfen hat. Aber das würde ich vorher auch erwarten. Wenn man befreundet ist, hilft man sich halt gegenseitig, wenn man Zeit hat. Aber eine konkrete Gegenleistung muss nicht vereinbart werden.

Aber es gibt ja auch Situationen, in denen man jemandem hilft ohne augenscheinlich eine Leistung zu erwarten. Das ist vor allem bei solch einer beratenden Hilfe der Fall oder wenn man jemandem Fremdes hilft. Wenn ich einer alten Frau über die Straße helfe - dieses Klischee ist mir zwar noch nie passiert, aber naja :lol: - erwarte ich ja kein Geld von ihr. Aber aus rein altruistischen Gründen macht man es ehrlich gesagt auch nicht. Denn man fühlt sich danach auch selber besser. Eine gute Tat am Tag.

Reiner Altruismus, wie er z.B. Mutter Theresa immer nachgesagt wird, ist wirklich eine Debatte wert. Denn Mutter Theresa hatte mit Sicherheit ein hartes Leben, hat sehr, sehr vielen Menschen geholfen, ist dabei kein bisschen reich geworden und hat auch auf sonst so gut wie alles verzichtet. Aber was sie hatte, war die Gewissheit, dass sie im Leben danach belohnt wird oder zumindest, dass sie ein guter Mensch ist und auch immer wieder die Dankbarkeit von den Menschen zu spüren, hat sie sicherlich glücklich gemacht.

Das ist auch vollkommen in Ordnung. Ich gönn´s ihr. Es wäre ja schlimm, wenn sie durch ihre Hilfe immer unglücklicher geworden wäre. Aber als reinen Altruismus kann es dann eben einfach nicht bezeichnen. Und so ist es eigentlich immer. Selbst wenn man mal die sehr unwahrscheinliche Situation nimmt, dass jemand seine ganzen Organe spendet und zwar sofort obwohl er nicht krank ist und noch ein glückliches Leben vor sich hätte, das kam mal in einer Serie. Selbst dann gibt es immer noch etwas, weswegen es auch ihm etwas bringt. Und wenn es nur das gute Gefühl ist, zu helfen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Es liegt wohl in der Natur des Menschen erst mal hinter dem Verhalten auch Eigennützigkeiten zu vermuten. Selbst wenn es sich nicht um private Personen handelt, denen man hilft, sondern sich in einem Verein engagiert, kann es böse Unterstellungen geben. Allerdings hat das wohl weniger mit dem Alter der Personen zu tun, die solche Unterstellungen in die Welt setzen.

Vielmehr ist es die persönliche Lebenseinstellung. Und egal wie die Hilfe aussieht, wird es immer Leute geben, die es eben ohne Eigennutz machen und andere erhoffen sich dabei eben Gegenleistungen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich denke, dass man in der heutigen Zeit einfach ein gesundes Misstrauen haben muss. Oftmals steckt eben noch eine andere Absicht dahinter, als eben nur helfen zu wollen. Da sollte man durchaus vorsichtig sein und gerade als Frau.

Daher kann ich die Frau und ihren Freundeskreis in gewisser Weise auch verstehen. Vielleicht kennen sie dich auch nicht wirklich gut, um eben zu wissen, dass wirklich nur eine gute Absicht dahinter steckt. Aber ich verstehe natürlich auch, dass es für dich deprimieren und verletzend ist, dass dir eben noch andere Absichten unterstellt werden. Vielleicht wird es sich ändern, wenn ihr euch doch besser kennenlernt.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Vielleicht ist es in der heutigen Zeit einfach so, dass man skeptisch wird, wenn jemand einfach einer anderen Person helfen möchte. Aber so ganz kann ich es bei deiner Situation nicht verstehen. Du scheinst deine Bekannte doch schon länger zu kennen und sie sollte dann doch auch wissen, dass du ihr nur helfen möchtest, weil du sie magst. Vielleicht wäre die Situation eine andere, wenn deine Bekannte ein Mann wäre, aber das finde ich von dem neuen Freundeskreis deiner Bekannten schon ziemlich engstirnig gedacht. Was sagt denn deine Bekannte selber zu der Situation?

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich denke schon, dass Dir nichts unterstellt werden würde, wenn die betreffende Person, der Du hier einfach nur helfen wolltest, ein Mann wäre. Dass es etwas geändert hätte, wenn Du in ihrem Alter wärst, glaube ich wiederum weniger. Es kommt allerdings, das muss ich trotz all meiner generellen Unvoreingenommenheit in dieser Situation auch sagen, nicht gerade selten vor, dass Menschen gar nicht mal so selten helfen, weil sie bei einer anderen Person landen wollen.

Von einem Bekannten habe ich das vor einiger Zeit auch gehört, allerdings war diese Person zum Zeitpunkt der Hilfeleistung schon seit längerer Zeit erwachsen, wenn ich das mal so pauschal sagen darf. Der junge Mann Anfang 30 hat einer jüngeren Frau weitergeholfen, die eine schwere Phase durchgemacht hat. Die Form der Hilfeleistung erschien allerdings nicht nur merkwürdig, sondern auch auf gewisse Weise zu viel. Und es hat sich herausgestellt, dass er diese Hilfe überhaupt nur in Erwägung gezogen und umgesetzt hat, weil er eben mit ihr anbandeln wollte und sich schon an ihre Seite gestellt hat wie ihr Partner, ohne dass sie ihn wirklich bemerkt hat.

Deshalb würde ich sagen, dass es nicht unbedingt weit hergeholt sein muss, dass ein Hilfeleistender sich mehr erhofft, das trifft tatsächlich auf den einen oder anderen zu. Es sollte aber möglich sein, das klarzustellen und zu berichtigen, sodass es einem auch geglaubt wird, wenn man seine Absichten beteuert, die nichts mit einem gewünschten Anbandeln zu tun haben. Dass das für Betrachter schwer verständlich ist, kann ich mir wiederum nur dann vorstellen, wenn ihnen selbst noch niemand in dieser Form geholfen hat, allerdings glaube ich nicht, dass ihnen noch nie geholfen wurde, ohne dass eine Gegenleistung erwartet oder erhofft wurde.

Es liegt wohl eher am Umfang der Hilfeleistung, die hier mangels eigener entsprechender Erfahrungen als so übermäßig wahrgenommen wird, dass dem Helfenden entsprechende Absichten unterstellt werden.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Es gibt immer Menschen, die jedem anderen Menschen unterstellen, Hilfeleistungen nur anzubieten um gewisse Gegenleistungen zu bekommen. Da sie selbst so denken sind sie auch der Meinung, dass niemand so selbstlos ist, anderen zu helfen, ohne eine ganz bestimmte Gegenleistung dafür zu bekommen.

Wenn diese Frau keine Frau wäre, sondern ein Mann, würde man dir ebenfalls Absichten unterstellen. Irgendetwas lässt sich immer finden, wenn diese jungen Frauen nur richtig überlegen. Da dieser Mann dann ebenfalls jünger wäre als du, würden sie dir vielleicht unterstellen schwul zu sein, wer kann das schon wissen.

Als ich im letzten Winter einem behinderten Rollstuhlfahrer geholfen habe, wurde mir schon eine bestimmte Absicht unterstellt. Ich muss sagen, dass ich um solche Meinungen nichts gebe. Trotzdem helfe ich weiter wo ich kann und wo ich gebraucht werde. Eine Gegenleistung erwarte ich dafür nicht. Auch dir würde ich empfehlen, nichts um ein solches Gerede zu geben.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


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