Positiv formulieren: die goldene Regel der Rhetorik
Schon Aristoteles wies darauf hin, dass es z.B. besser ist zu sagen "wir werden in absehbarer Zukunft finanzielle Unterstützung brauchen" als "wir gehen vermutlich bald pleite". Diese goldene Regel basiert darauf, dass man anstatt den negativen Aspekt eines Sachverhalts hervorzuheben, quasi in die Zukunft blickend formuliert und ein etwaiges Problem eher als Herausforderung denn als Schwierigkeit darstellt. Aber ist diese Regel wirklich als absolut gültig anzusehen?
Meiner Meinung nach kann die besagte "goldene Regel" zu einer deutlichen Verbesserung des Charismas einer Person beitragen. Positive Formulierungen wirken auf den Redner selbst zurück, wodurch sich dieser in ein positiveres Licht stellt. Umgekehrt ist von der Grenze von der "goldenen Regel" zum "Euphemismus" Acht zu nehmen. In bestimmten Situationen - besonders im Bereich der politischen Reden - ist es meines Erachtens unangebracht irgendetwas schöner zu reden, als es ist. Vielleicht sollte man sein Vokabular vom Vulgärismus abwenden, jedoch geht bereits die Bezeichnung von "Verletzten" als "Kollateralschaden" weit über die guten Sitten hinaus. In so einem Fall findet nicht mehr die goldene Regel Anwendung, nein, es wird mithilfe eines aus der Wirtschafslehre stammenden Ausdruckes ein Sachverhalt bagatellisiert. Goldene Regel: ja, aber ohne unangebrachte oder verschleiernde Euphemismen!
Ich persönlich greife sehr gerne auf die besagte Regel zurück, da ich glaube dadurch zum einen eine positivere Weltsicht zu gewinnen, zum anderen auch auf Andere positiver zu wirken. Ich vermeide es dabei in jedem Fall irgendwelche Probleme schönzureden. Bereits entstandene Probleme stelle ich sprachlich jedoch durchaus als einen Anlass zur Optimierung dar. Das Lösen eines Problems ist schließlich der einzig produktive Umgang mit demselben.
Habt Ihr bereits von der "goldenen Regel" gehört und wendet Ihr diese an? Haltet Ihr sie für nützlich oder eher für ein Instrument der Manipulation?
Diese goldene Regel kommt doch insbesondere im Bereich Politik gerne zum Einsatz Scherz beiseite: Man mag es Manipulation nennen, aber in einigen Bereichen empfinde ich derartige Formulierungen durchaus als sinnvoll. Sicherlich wurde dadurch schon die eine oder andere Krise etwas abgemildert oder gar verhindert. Gerade im Bereich Public Relations ist es Gang und Gäbe die Menschen so in Krisen bei Laune zu halten und sei es nur damit motiviert an einer Lösung eines Problems weiter gearbeitet werden kann!
Oder man denke an Herrn Hoeneß und seine Äußerungen zu seiner momentanen Situation in den Medien. Was bliebe ihm ohne diese goldene Regel? Und ganz ehrlich, weiß der gebildete Mensch nicht was er von derartigen Euphemismen, insbesondere in den Medien und oder der Politik, zu halten hat? Das gehört einfach irgendwie dazu.
In privaten Beziehungen sollte allerdings lieber Tacheles geredet werden. Da bedeutet mir persönlich ehrliche, direkte Aussagen mehr als wenn mir jemand Honig um das Maul schmiert.
Diese goldene Regel kenne ich auch, aber ich halte mich kaum daran. Denn ich denke, dass negative Formulierungen einfach zu unserer Sprache gehören und auch gerade zur Bedeutungsvielfalt beitragen. Beispielsweise bedeutet es etwas anderes, wenn man sagt “Das finde ich nicht schlecht“ anstatt „Das finde ich gut“. Im ersten Fall ist es eine zarte Andeutung, dass man etwas mag, die zweite Formulierung ist viel direkter und klingt in manchen Situationen wohl schon fast euphorisch, also gewissermaßen zu positiv.
Genauso kann man ja auch negative Aussagen durch eine Formulierung mit „nicht“ abschwächen. Wenn ich etwa sage „Das war nicht ganz perfekt“, bringe ich Kritik zum Ausdruck, aber ich übertreibe es damit nicht. Wenn man aber sagt „Das war schlecht“, dann klingt dies gleich viel härter und fast schon gemein. Es ist also nicht immer im Sinne des anderen, wenn man ohne Verneinungen formuliert.
Zudem denke ich, dass nicht jedes Problem immer eine Lösung braucht. Manche Dinge sind zwar vorhanden, aber vielleicht kann man damit ganz gut leben und jeder Versuch der endgültigen Lösung wäre mit so viel Aufwand oder Unannehmlichkeiten verbunden, dass es in keinem Verhältnis zu einem Gewinn durch die mögliche Lösung steht.
Ich kenne diese Regel und wende sie mitunter auch an. Ich denke so einige Tricks, was die Feinheiten von Formulierungen betrifft, habe ich allgemein drauf und auch im Geschäftsleben, wo man nicht immer so mit seiner Meinung heraus kommen darf, wie man gern möchte, kann ich diese aber schon erfolgreich zwischen den Zeilen verstecken. Ich halte aber nichts von goldenen Regeln und ihrer Ausschließlichkeit, denn wendet man etwas dauernd an, dann schleift sich der Effekt ab und man wird vorhersehbar. Im Endeffekt macht es immer noch die Dosierung.
Ich kenne diese Regel auch und für meinen Beruf wird uns auch in Fortbildungen immer wieder nahe gebracht, dass wir nach dieser Regel mit den Kunden umgehen sollen. Es ist ja schon ein Unterschied, ob man nun sagt "das Produkt müssen wir ihnen bestellen", oder ob man stattdessen sagt "das Produkt bestellen wir ihnen gerne". Es kommt beim Kunden ja ganz anders an, wenn etwas positiv formuliert wird. Natürlich muss man aufpassen, dass man nicht irgendwelche schlimmen Dinge schönreden sollte, aber auf meinen Beruf bezogen habe ich mit dieser Regel nur gute Erfahrungen gemacht.
Hatte Aristoteles wirklich ein Unternehmen in finanziellen Schwierigkeiten? Davon abgesehen bin ich der Meinung, dass es durchaus angebracht ist, gerade in der Öffentlichkeit oder im Beruf auf Formulierungen zu achten und gerade neutrale oder mäßig positive Sachverhalte auch mal positiv darzustellen. Ich behaupte auch häufig, dass ich dieses oder jenes "gerne" für die Kundschaft mache, was natürlich übertrieben ist. Aber es hinterlässt bei allen Beteiligten ein besseres Gefühl, als wenn ich seufzen und sagen würde: Eigentlich hab ich keine Lust, mein Kaffee wird kalt und der Aufzug ist kaputt...
Lächerlich finde ich es jedoch, wenn handfeste Probleme oder gar Katastrophen durch positive Formulierungen geschönt oder heruntergespielt werden sollen. Oft sind solche Floskeln und Euphemismen ja relativ leicht zu durchschauen, und dann finde ich es manchmal sogar besser, wenn das Kind bildlich gesprochen beim Namen genannt wird. Wenn mein Betrieb kurz vor der Insolvenz steht, will ich keine Ausflüchte und verbale Schadensbegrenzung, sondern klare Aussagen, ob ich am nächsten Ersten noch Arbeit haben werde.
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