Guter Freund will sich ohne Kenntnisse selbständig machen

vom 23.05.2013, 09:08 Uhr

Bei uns in Nordrhein-Westfalen ist die Zahl der möglichen Arbeitsplätze ziemlich beschränkt und es ist schwer aus einer längeren Arbeitslosigkeit heraus zu kommen. Dieses Problem gibt es nicht nur bei uns sondern sicher auch im Rest des Landes, was wohl der Grund dafür ist, dass immer mehr Menschen über eine Selbständigkeit nachdenken.

Dieses Problem gibt es derzeit auch in meinem engen Freundeskreis. Ein guter Freund beabsichtigt sich jetzt selbständig zu machen. Aus seiner damaligen Tätigkeit hat er aufgrund eines Unfalls und einer nicht weiter zu führenden Tätigkeit eine sehr kulante Abfindung erhalten. Er hätte damals auch in seinem Betrieb bleiben können und wäre nur verlegt worden, was er jedoch nicht wollte. Sie bereits gesagt beabsichtigt er sich selbständig zu machen und das, mit seinem angesparten Geld. Er besitzt keinerlei kaufmännische Vorkenntnisse und kann nichts mit den Worten Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung oder einem Jahresabschluss anfangen.

Ich habe schon versucht mit ihm zu reden und ihn durch ein fachliches Gespräch davon zu überzeugen, dass er scheitern und sein Geld in den Sand setzen wird. Wahrscheinlich ist sogar, dass er an irgendwelche Betrüger geraten wird, die ihn um sein Geld erleichtern werden. Er würde dann von heute auf morgen mit einem leeren Geldbeutel zurückbleiben und müsste zusehen, wie er seine laufenden Kosten deckt. Er möchte jetzt unbedingt, dass ich mich an seiner Selbständigkeit beteilige, weil ich mich mit dem schriftlichen Teil, den Abrechnungen usw. auskenne. Ich habe dies natürlich sofort verneint, weil ich nicht scharf auf die Arbeitslosigkeit bin.

Was kann ich noch unternehmen um ihn zu überzeugen? Sollte man vielleicht einmal bei seinem alten Arbeitgeber sprechen? Ich möchte nicht zusehen wie er sich in seinen finanziellen Ruin stürzt.

» Horkrux » Beiträge: 564 » Talkpoints: 53,84 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Wenn er wirklich stur ist, wird man da nichts machen können. Es gibt ja aber Kurse für Menschen, die sich selbstständig machen wollen. Vielleicht würde das etwas bringen. Außerdem kann man sich ja auch Betriebswirtschaftlich beraten lassen oder sich dann jemanden einstellen. Wenn er eine gute Idee hat, kann er ja auch damit gutes Geld verdienen und sich somit auch den Mitarbeiter leisten. Du könntest ihm ja auch "Nachhilfe" in dem Bereich geben und ihm sagen, wie er was machen kann. Ohne Grundkenntnisse finde ich das Ganze auch sehr schwierig, aber man kann sich ja diese Kenntnisse auch besorgen und dann sehe ich kein Problem, warum man sich nicht selbstständig machen sollte.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Die Frage ist ja, was er machen möchte, dass du davon ausgehst, dass er an Betrüger gerät? Irgendein Schneeballsystem fände ich auch kritisch ;) Jedenfalls muss er ja keine Ahnung haben von Überschussrechnungen und Bilanz, solange er wenigstens so schlau ist und einsieht, dass er in dem Falle einen Steuerberater hinzuziehen muss.

Beteiligen würde ich mich auch nicht, die Idee mit dem Arbeitgeber zu reden finde ich jedoch gut.

» labersack » Beiträge: 14 » Talkpoints: 4,27 »



In welchem Bereich will er sich denn Selbständig machen und welche Investitionen sind hierzu notwendig? Es gibt ja durchaus Möglichkeiten bzw. Branchen, welche es einem erlauben, sich ohne großartige Investitionen selbständig zu machen. Und wenn das Handwerk verstanden wird, reicht im Grunde ein guter Steuerberater, um den Papierkrieg zu gewinnen. Das hier jetzt die betriebswirtschaftlichen Grundlagen fehlen, ist sicher nicht von Vorteil. Aber es bildet sicher kein Kriterium, welches eine Selbständigkeit schon von vornherein verbieten würde.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Selbst wenn man Bilanzen und anderen notwendigen Abrechnungen gegenüber dem Finanzamt keine Ahnung hat, kann man sich selbstständig machen. Man muss dann entweder jemanden mit den entsprechenden Kenntnissen einstellen oder diese Sache in die Hände eines Steuerbüros legen. Von daher sehe ich nun nicht wirklich das Problem.

Allerdings sollte man sich mit Kalkulation etwas auskennen. Denn sonst droht wirklich der schnelle Untergang. Wenn du dich mit den Abrechnungen auskennst, spricht ja nichts dagegen, dass du in die Firma einsteigst. Deinen jetzigen Job musst du ja nicht gleich kündigen und kannst das, zumindest am Anfang, auch nebenbei erledigen.

Ich frage mich aber auch, was die fehlenden Kenntnisse im Buchhaltungsbereich damit zu tun haben, dass dein Bekannter nun an Betrüger geraten sollte. Das würde doch eher bedeuten, dass er sich auf nicht ganz legale Geschäfte einlassen will. Und dafür muss er dann auch keine Bilanzen anfertigen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich sehe es auch nicht so dramatisch. Um eine gute Idee umzusetzen braucht man keine betriebswirtschaftlichen Kenntnisse. Und wenn man für diesen Teil jemanden zu Rate zieht, eine Bürokraft einstellt und einen Steuerberater die Abrechnungen erstellen lässt, sehe ich dabei auch kein Problem. Es gibt durchaus in allen Bereichen Geschäftsführer, die davon keine Ahnung haben.

Dass er mit seinem Geld haushalten muss, sollte ihm auch so bewusst sein. Doch dies muss er ohne Selbstständigkeit doch auch. Und angespartes Geld minimiert sich dadurch ebenfalls stetig. Wobei es natürlich sinnvoll ist, private Vorsorge zu treffen und im Falle eines Scheiterns Ersparnisse zu haben, um die nächsten Monate über die Runden zu kommen.

Und du kannst ihm doch auch helfen, ohne gleich mit einzusteigen und deinen Job zu kündigen. Zumal er dich wohl ohnehin nicht gleich als Vollzeitkraft beschäftigen könnte. Wenn du nur Angst vor Betrügern hast, so kannst du doch anbieten mit ihm gemeinsam vertrauensvolle Menschen zu suchen, die ihn beraten und unterstützen und selbst mal einen Blick auf die Unterlagen zu werfen. Oder im Rahmen eines Minijobs kleinere Büroarbeiten zu übernehmen.

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» Trisa » Beiträge: 3320 » Talkpoints: 37,50 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich verstehe nicht ganz, warum du mit dem Arbeitgeber reden willst. Dein Bekannter ist ein erwachsener Mensch. Ich käme mir ziemlich bescheuert vor, wenn mein ehemaliger Arbeitgeber plötzlich auf mich zukommt, weil er von einem Freund was über mich erfahren hat. Das halte ich also nicht für den richtigen Weg.

Auch finde ich, hilft es wenig, wenn du deinem Bekannten sagst, dass er sein Vorhaben sofort abbrechen soll, weil er es in den Sand setzen wird. Wenn du dir wirklich Sorgen machst, dann stehe ihm ein wenig beratend zur Seite, mach ihn auf ein paar Sachen aufmerksam, die er beachten soll und welche, die er vermeiden soll. Aber ihm gleich die Katastrophe zu versichern, finde ich etwas herablassend. Denn so 100% ist die Katastrophe nicht. Viele Menschen haben es auch ohne die kaufmännischen Kenntnisse geschafft. Du kannst es also nicht ganz sicher wissen.

"Herablassend" klingt vielleicht etwas hart; du meinst es ja sicher nicht böse. Aber wenn du ihm so hundertprozentig abrätst, klingt das so als ob du dir ganz sicher bist, dass er überhaupt nicht und in keinem Fall dazu fähig ist, das zu schaffen. Und wenn er es auch so empfindet, wird er blockieren. Dann bist du einfach Jemand, der gegen ihn ist und den er nicht mehr um Rat oder Hilfe bitten wird. Und wenn er es wirklich nicht schafft, wird er dir auch nicht dankbar sein, weil du es von Anfang an gesagt hast. Dann ist er nur sauer, dass du ihn nicht wirklich abgehalten hast. Zu Unrecht, aber in der Situation würde er dann erst mal nicht klar denken können und würde seine Wut auf alle verteilen, die es ihm nicht zugetraut haben.

Wenn du ihm also wirklich helfen willst, dann hilf ihm ein wenig bei den ersten Schritten. Z.B. ist nicht jeder Selbständig-machen-Kurs gut; vielleicht kannst du an der Beschreibung schon sehen, welcher geeigneter für ihn ist. Aber bevormunde ihn nicht. Er muss seine Fehler schon selber machen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Letztendlich muss dein Bekannter seine Fehler selbst machen und du wirst gegen Mauern reden, wenn er wirklich überzeugt davon ist, dass die Selbstständigkeit das Richtige für ihn ist. natürlich kannst du ihm abraten oder irgendwie doch etwas behilflich sein, wenn der dann Probleme mit den schriftlichen Sachen hat.

Vielleicht kannst du ihm einen Kurs an der VHS oder ähnlichem schmackhaft machen, indem es um Selbstständigkeit geht und wo man eben vermittelt bekommt, auf was man da alles achten muss und welche Voraussetzungen man eben erfüllen muss. Es kann ja sein, dass ihm dies die Augen öffnet oder wenigstens hilft, dann auch mit den Dingen zurecht zu kommen, von denen er bisher keine Ahnung hat.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich finde nicht, dass du dich mit dem alten Arbeitgeber deines Freundes in Verbindung setzen solltest. Zu welchem Zweck auch? Willst du so lange auf den Arbeitgeber einreden, bis er deinen Freund wieder einstellt? Welchen Sinn siehst du in einem solchen Gespräch?

Desweiteren bin ich auch nicht der Meinung, dass man anderen Leuten alles auf Teufel komm raus ausreden sollte. Ich kenne das auch, dass sich Leute im Bekanntenkreis die wildesten Dinge in den Kopf setzen und diese auch unbedingt durchziehen möchten, obwohl sie praktisch das gesamte Umfeld davor warnt. Oft haben Außenstehende tatsächlich einen besseren und vor allem rationaleren Blick auf die Gesschichte. Jemand, der total euphorisch ist und seine Idee unbedingt umsetzen möchte, ist oft so davon angetan, dass er die negativen Aspekte ausblenden. Diese sollte man ruhig auch ansprechen, sofern die Meinungen anderer von der Person erwünscht sind. Davon gehe ich unter Freunden aber aus. Danach sollte man aber nicht weiter versuchen, dem anderen seine Meinung aufzuzwängen.

Ich finde, dass Menschen eigene Entscheidungen treffen und für diese geradestehen müssen - selbst wenn das im Falle deines Freundes bedeutet, dass er vielleicht mit seinem Vorhaben scheitert. Als Freund kann man den anderen zwar beraten, aber man kann ihn nicht vor allen Gefahren beschützen. Manchmal müssen Leute auch auf die Nase fallen, um einzusehen, dass ihr Plan doch nicht so gut war, wie sie ursprünglich dachten. Nur durch eigene Erfahrungen kann man lernen. Im Moment scheint dein Freund ja sehr auf diese Geschichte fixiert zu sein. Solange er sich nicht zusätzlich verschuldet, finde ich das Ganze auch nicht so bedrohlich.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich halte nicht viel davon, wenn jemand sich selbständig macht, ohne zumindest zu wissen, was an Papierkram auf ihn zukommt und wie man Umsatz und Gewinn unterscheidet. Ich denke, man sollte zumindest in der Lage zu sein, seine Auswertungen zu lesen und die Zahlen zu interpretieren. Allerdings sind das auch keine Dinge, die man sich nicht aneignen oder erarbeiten kann. Dazu gibt es die Kammern oder Berufsverbände als Beispiel. Die Ebene von wegen "Betrüger" und "Geldbeutel" auf der du mit ihm argumentiert hast, finde ich diesbezüglich ein wenig albern.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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