Die Tochter wird langsam erwachsen

Meine Tochter ist jetzt 15 Jahre alt. Seit einem halben Jahr hat sie auch einen festen Freund. Bisher haben wir immer über alles reden können, aber seitdem sie ihren Freund hat, ist sie völlig verschlossen. Ich würde gerne mit ihr über Verhütung usw. reden, denn dass sie miteinander schlafen, kann ich nicht vermeiden, möchte aber, dass meine Tochter sich schützt. Ich habe schon alles versucht, um an sie heran zu kommen, aber sie blockt immer ab.

Wie kann ich mit meiner Teenie-Tochter wieder ins Gespräch kommen?

Es ist nicht ungewöhnlich, dass Jugendliche ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr so gerne mit ihren Eltern reden. Das hat wohl auch mit dem Erwachsenwerden zutun. Wenn die Eltern dann versuchen, sich aufzudrängen, wird es noch schlimmer. Viele Jugendliche empfinden es als äußerst peinlich, wenn die Eltern versuchen, sich freundschaftlich an sie anzunähern. Wenn dann auch noch über Sexualität geredet wird, ist der Ofen ganz aus. Es wird einfach als peinlich empfunden. Viele, die eigentlich noch kein sexuelles Interesse haben, fühlen sich auch von den Eltern bedrängt, wenn immer wieder das Thema Sexualität angesprochen werden soll, nur, weil die Eltern meinen, es sei schon an der Zeit.

Nun ist es zwar so, dass sie schon einen Freund hat. Es könnte also tatsächlich sein, dass sie bald sexuell aktiv sein wird. Allerdings muss das nicht zwangsläufig so sein. Ob du es glaubst, oder nicht, es gibt auch Jugendliche, für die spielt Sex nicht die wichtigste Rolle, wenn sie eine Beziehung eingegangen sind. Jedenfalls nicht sofort.

Ich denke, du kennst deine Tochter besser, als wir alle hier. Du kannst ihren Charakter besser einschätzen als wir alle und dürftest, wenn du bisher eine gute Beziehung zu ihr hattest, auch wissen, was sie so für Prioritäten in ihrem Leben hat. Du weißt auch, ob sie eher verantwortungsbewusst ist oder nicht. Und eigentlich solltest du auch wissen, wie aufgeklärt sie schon ist. Es gibt einige, die haben mit 15 Jahren nicht viel Ahnung, aber dann auch wieder solche, die in dem Alter eigentlich alles, was soweit für die Verhütung wichtig ist, schon wissen. Wie denkst du, sieht es bei deiner Tochter aus? Nicht vergessen sollte man außerdem, dass man mittlerweile zum Teil schon in der 5. Klasse Sexualkundeunterricht in der Schule hat und dann spätestens in der 7. Klasse noch einmal. In manchen Schulen kommt das Thema in der 10. Klasse dann nochmals dran.

Wenn du mit deiner Tochter wieder stärker ins Gespräch kommen möchtest, sollte es auf jeden Fall nicht mit Zwang und Druck geschehen. Sprich mit ihr erst einmal über Hobbies. Vielleicht habt ihr irgendwelche gemeinsamen Interessen? Man kann, wenn wenig Vertrauen besteht, ja nicht einfach bei der Aufklärung anfangen. Am Besten, man tastet sich langsam von Hobbies heran bis, nach einer Weile, zu bedeutsameren, intimeren Themen. Dazu ist eben sehr viel Vertrauen notwendig. Normal redet man über sehr intime Dinge ja auch nur mit Menschen, die einem sehr vertraut sind.

Ich denke auch, dass das ganz normal ist. Ich war früher auch nicht anders und meine Eltern waren die Letzten, mit denen ich über sowas reden wollte. Nimmt denn deine Tochter die Pille?

Ich würde es auch so machen, dass ich versuche, mit ihr ins Gespräch zu kommen. Du solltest ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Frage sie nach ganz etwas anderem und wenn sie mit dir redet, dann kannst du sie irgendwann fragen, ob sie sich nicht vielleicht die Pille verschreiben lassen möchte. Über mehr als Verhütung, brauchst du ja dann auch erstmal nicht mit ihr zu reden. Sicher kommt sie irgendwann von alleine und erzählt dir ein bisschen was.

Nur unter Druck setzten, solltest du sie nicht. Denn dann macht sie sicher noch mehr zu und lässt gar nicht mehr mit sich reden. Meinst du denn nicht, dass deine Tochter soweit aufgeklärt ist und irgendwann selbst auf dich zu kommt, wenn sie die Pille haben möchte oder andere Fragen zur Verhütung hat?

Sicherlich ist es völlig normal, dass man mit seinen Eltern in der Pubertät lieber über andere Sachen sprechen möchte. Ich glaube auch, dass man sich das als Kind bei den eigenen Eltern nicht vorstellen mag und das dann auch mit hinein spielt.

An deiner Stelle würde ich vielleicht einfach mal einen Mutter Tochter Tag machen. Ihr macht dann einfach eine Menge Sachen, die ihr Spaß machen und wenn die Stimmung locker genug ist, kannst du ihr ja sagen, dass sie mit allem zu dir kommen kann und du dir darüber bewusst bist, dass solche Gespräche mit der Mutter nicht leicht sind. Du kannst ja auch sagen, dass du dir bessere Themen vorstellen kannst, dass du dir aber Sorgen machst, dass sie Fragen hat, auf die sie keine Antwort findet. Frag dann einfach mal nach, wie sie plant zu verhüten und gut ist.

Das Thema Verhütung auf den Tisch zu bringen, wenn der Freund schon längere Zeit eine Rolle spielt, ist reichlich spät. Da sollte schon lange vorher mal zwischen Mutter und Tochter ein Gespräch dazu statt finden. Das klappt am besten, wenn die Kinder von allein zu dem Thema fragen stellen. Meine Töchter sind jetzt zehn Jahre und wissen wie ich verhüte, dass es Kondome gibt, die eben auch vor Krankheiten schützen und die eben der Junge überziehen muss.

Erfahren haben sie viele Dinge eben auch, weil sie mir gegenüber Fragen gestellt haben. Dass sich die meisten Jugendlichen dann von den Eltern ein wenig abkapseln ist normal in dem Alter. Aber es obliegt dir als Mutter, da auch das Gespräch direkt zu suchen.