Würdet ihr eher sozial oder eigennützig handeln?

vom 21.05.2013, 11:54 Uhr

Es gibt eine Vielzahl an Situationen im Leben, in denen man vor der Entscheidung steht, sozial zu handeln oder nur an sich zu denken. Mich würde interessieren, wie ihr handelt oder wie ihr entscheidet, ob ihr nun sozial handelt oder lieber nur an euch selbst denkt und deshalb eher eigennützig handelt.

Um ein paar Beispielsituationen als Gedankenanregung zu beschreiben. Ihr seid vier Frauen/ Männer, die sich an der Universität oder einer Weiterbildung zusammen getan haben. Ihr lernt zusammen und so weiter. Im Laufe des Studium oder der Weiterbildung soll ein gemeinsames Projekt ausgearbeitet werden. Klar tut ihr euch in dieser Gruppe zusammen, denn ihr kennt euch, eure Zeiten sind mittlerweile aufeinander abgestimmt und so weiter. Nun bleibt eine Person aus dem Kurs übrig und sucht noch eine Gruppe. Wenn sie die Gruppenarbeit nicht mitmachen kann, gilt der Kurs als nicht bestanden. Nun werdet ihr gefragt, ob die betreffende Person sich euch anschließen kann. Damit wäre verbunden, die Lernzeiten neu zu koordinieren, sich auf jemand neu einzustellen und so weiter. Euch ist klar, dass Projekt wäre in der bisherigen Gruppenzusammensetzung locker und sehr gut zu schaffen. Unklar ist, was die neue Person alles wüsste, könnte und wie sie Zeit hat. Würdet ihr sie aus sozialen Gründen mit in den Gruppe nehmen oder würdet ihr sagen, nein unser Ziel wird in der jetzigen Form prima erreicht und man will sich nicht auf neue Leute einstellen.

Anderes Beispiel. Ihr habt es eilig. Ihr müsst zur Arbeit und der nächste Bus ist eh schon nur knapp zu erreichen. Während ihr zum Bus rennt, fällt jemand hin oder einer alten Oma fällt die Tasche runter und die Einkäufe rollen über die ganze Straße oder ihr seht, wie Erwachsene gerade ein Kind schlagen. Ihr wisst, wenn ihr den Bus verpasst, werdet ihr am Arbeitsplatz großen Ärger bekommen. Bis hin zur Abmahnung oder Kündigung, weil das nicht das erste Mal wäre, dass man zu spät kommt. Rennt ihr weiter zum Bus oder helft ihr?

Und ein letztes Beispiel. Ihr steht im Supermarkt. Vor euch steht die letzte Schale mit Erdbeeren und ihr macht gerade eine Diät und auf dem Diätplan stehen Erdbeeren. Es ist kurz vor Ladenschluss und ihr seid froh, die Erdbeeren noch zu bekommen. Während ihr nach den Erdbeeren greift, seht ihr eine Familie mit mehreren Kindern, denen man klar ansieht, dass sie wenig Geld haben. Die Kinder fragen die Mutter, ob man nicht die Erdbeeren kaufen könnte, schließlich seien sie im Angebot. Ihr müsstet nur schnell zugreifen und die Erdbeeren wären euch. Würdet ihr zugreifen oder würdet ihr der eindeutig ärmeren Familie die Erdbeeren lassen?

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Anhand deiner Beispiele würde ich mich als sozial handelnder Mensch bezeichnen und denke auch, dass ich damit in der Einschätzung richtig liege. In deinem ersten Beispiel bleibt doch ganz klar zu sagen, dass man nie weiß, ob alle wirklich immer so toll weiterarbeiten werden und vielleicht passt sich die Person gut an. Selbst wenn es nicht der Fall sein sollte, hat man die Person im schlimmsten Fall um die Prüfung gebracht und ihr Zeit im Leben gekostet. Ich denke, dass man ziemlich fies wäre, wenn man da nein sagen würde.

Zu dem zweiten Beispiel. Ich denke eigentlich bei solchen Sachen nicht nach, sondern handele. Immerhin kann man nicht zusehen, wie ein Kind geschlagen wird und das Kind braucht dann ja auch Schutz und der Erwachsene ein paar ordentliche Worte. Auch die alte Dame kann sich sicherlich nicht mehr so gut bücken und hätte dann Probleme beim Einpacken der Ware. Warum sollte ich also zum Bus rennen? Sicherlich ich habe keine Arbeit, die so fest ist, dass ich um sie kämpfen müsste. Ich arbeite nur nebenbei und bin noch nicht in meinem Traumberuf, aber wenn ein Chef es nicht verstehen kann, wenn man sich sozial zeigt, dann tut es mir leid, aber dann passt es auch einfach nicht. Ich meine, sicherlich ist es schwer gute Arbeit zu finden, aber so ein Fall kommt ja auch nicht sooft vor.

Zum letzten Beispiel. Ich liebe Erdbeeren, aber habe auch schon im Supermarkt verzichtet, weil Kinder das Letzte Schälchen haben wollten. Also gar nicht mal so aus der Luft gegriffen. Ich denke mir auch, dass man dann darauf verzichten kann und sich eine ordentliche Ernährungsumstellung gönnen kann und keine Diät macht. Man kann sich dann ja auch eine andere Obstsorte gönnen. Die Kinder erfreuen sich sicherlich an dem Obst und man hat dann eben auch etwas Gutes getan.

Ich denke, dass man sich sozial verhalten soll und nicht immer nur an sich denken sollte. Immerhin leben so viele Menschen auf der Erde und nicht nur die eigene Person, da kann man auch mal über den Tellerrand schauen. Selbst wenn man dadurch vielleicht Probleme bekommt, sollte man seine Prinzipien haben.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Schwierige Situationen finde ich. Sehr viele werden hier sicher antworten, dass sie natürlich sozial reagieren werden. Das Bilderbuch verlangt es ja mehr oder weniger auch so. Wenn man sich dann aber die Realität ansieht, dann kann das oft nicht stimmen, weil in der Realität läuft es denke ich oft genau nicht so sozial ab.

Um auf deine Beispiele näher einzugehen: Im ersten Fall, hätte ich auch durchaus nichts dagegen. Da traue ich mir mit gutem Gewissen zu sagen, dass es für mich in Ordnung wäre und ich sozial handeln würde. Es war zwar nicht so krass wie in deinem Fall geschildert, aber eine ähnliche Situation habe ich während Studienzeiten bei mir in der Tat erlebt. Im Endeffekt ging es auch für alle Beteiligten gut aus.

Zum zweiten Fall: Wer wird hier schon sagen, dass er eher in die Arbeit fährt als der Oma oder dem Kind zu helfen. Auf den ersten Blick würde ich natürlich auch sagen, dass ich auf den Bus verzichten würde und zwar selbstverständlich. Schwierig wird es für mich aber, weil du geschrieben hast, dass mein Job davon abhängig werden könnte. Puh, hier fange ich ein wenig zum Schwanken an. Ich würde sehr gerne zu 100% sozial bleiben, aber viele sind auf den Job auch finanziell angewiesen. Ich bin alleinerziehend, so ganz ohne kann ich auf das Einkommen auch nicht verzichten. Das wären durchaus auch Punkte, die mich ins Schwanken bringen, wenn ich dafür verantwortlich bin, meine eigene Familie über Wasser zu halten. Allerdings wäre es da auch schon etwas eigen, wenn man deswegen wirklich den Job verlieren würde. Da würde ich mir durchaus auch ernsthaft Gedanken machen, ob dieser Job das Richtige für mich ist.

Zu den Erdbeeren: Hier kommt es darauf an. Bin ich alleine und die Erdbeeren sind für mich gedacht, dann würde ich darauf verzichten. Habe ich übrigens auch schon gemacht, obwohl es keine Kullerkinderaugen daneben gab. Man kann sie auch durchaus wo anders kaufen, dann eben um 20 Cent mehr, wenn es mir so wichtig ist. Wenn allerdings mein Sohn daneben steht, dann gab es Zeiten, wo ich durchaus hingegriffen hätte. Wie du weißt, musste mein Sohn lange eine strenge Diät einhalten. Es gab kaum Lebensmittel die zur Wahl standen. Wenn da die Erdbeeren gepasst hätten, hätte ich hingegriffen und zwar ohne nachzudenken, wenn ich ehrlich bin. Jetzt, wo er mehr essen kann, würde ich nicht hingreifen und zwar bewusst nicht auch wenn mein Sohn weinen würde. Er soll lernen, dass man manchmal auch zurückstecken kann.

Benutzeravatar

» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Da hast Du aber ein paar ganz schön heikle Situationen als Beispiel genommen. Ich werde erst einmal auf die einzelnen Beispiele eingehen, bevor ich genau sagen kann, was für ein Mensch ich üblicherweise bin.

Bei Situation 1 geht es um eine Person die ich nicht kenne, deren Schicksal jedoch ziemlich hart wäre. Ein nicht bestandener Kurs wäre fatal, daher würde ich mit meiner Gruppe alles absprechen und sie gegebenenfalls zu mir in die Gruppe holen. Ich würde versuchen einen Themenpunkt auszuweiten oder etwas Weiteres herauszuarbeiten, damit diese Person ebenfalls etwas beisteuern kann. Sollte sich herausstellen, dass diese Person über keine oder zu wenige Kenntnisse verfügt oder faul ist, so würde ich dieses umgehend melden. Aus diesem Grund wäre ich in Situation 1 nur bedingt sozial, denn ich würde auch mein Projekt nicht gefährden wollen.

Bei Situation 2 würde ich ohne zu überlegen weiterrennen, schließlich geht es hier wohl um meinen Job, den ich mit hoher Wahrscheinlichkeit verlieren würde. Pünktlichkeit ist eine Tugend und eine Pflicht. Wenn mein Chef von mir nicht einmal verlangen kann das ich pünktlich auf der Arbeit bin, was soll er dann überhaupt noch verlangen? Normalerweise würde ich der alten Dame helfen, oder dem Kind helfen usw. jedoch nicht, wenn für mich so viel auf dem Spiel steht. Hier wäre ich also komplett eigennützig.

Bei Situation 3 würde ich der Familie die Erdbeeren überlassen. Auch wenn ich gerade eine Diät mache und diese auf dem Plan stehen, so mache ich lieber der Familie bzw. den Kindern eine Freunde, weil sie ohnehin schon wenig Geld haben. Dann esse ich statt Erdbeeren halt Mandarinen oder sonst etwas anderes. Hier wäre ich also zu 100 % sozial veranlagt.

Somit lässt sich also sagen, dass ich einmal sozial, einmal eigennützig und einmal etwas von beidem wäre. Ich denke auch, dass so etwas immer auf die Situation ankommt und mal im realen Leben des öfteren bestimmt sogar anders entscheidet, als man es hier gerade behauptet.

» Horkrux » Beiträge: 564 » Talkpoints: 53,84 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Bei dem Beispiel mit der Lerngruppe gab es während meiner Umschulung den Fall andersrum. Die Gruppen standen quasi während der ganzen Maßnahme so fest, weil man sich eben anfangs so zusammen gefunden hatte. Ein war ein größeres Projekt zu bearbeiten und ein Gruppenmitglied meinte sich nicht einbringen zu müssen. Die restlichen drei Leute haben das Projekt bis zum Ende bearbeitet, aber beim Abschlussbericht auch den Namen der vierten Person weggelassen. Diese Person bekam dann auch die Note 6. War das Verhalten dann egoistisch von den drei Personen, die das Projekt allein durchgezogen haben?

Ich denke, dass kann man nur direkt in der Situation wirklich entscheiden, wie man handelt. Wenn ich einen Bus noch erwischen muss, dann ist es mir vermutlich herzlich egal, ob da jemand seinen Einkauf auf dem Gehweg verteilt. Wenn jemand allerdings gestürzt ist, würde ich helfen. Aber ich würde mich auch nicht in die Belange einer Familie einmischen, wenn ich es eilig hätte. Denn gerade solche Situationen bekommt man in den wenigsten Fällen komplett mit, so dass man sich als Außenstehende Person nicht wirklich ein Urteil erlauben kann.

Ebenso im Supermarkt. Wenn ich da eh schon kurz vor Ladenschluss unterwegs bin, dann achte nicht auf andere Kunden. Mir würde es also gar nicht auffallen, wenn sich andere Leute die Augen aus dem Kopf schauen bei den Erdbeeren. Bin ich deswegen egoistisch, weil ich mich um meinen eigenen Kram kümmere und nicht die anderen Leute beobachte?

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich finde es gar nicht einfach, hier zu antworten, obwohl ich in zwei der drei Fälle auf jeden Fall sagen würde, dass ich sozial handeln würde. So ist es im ersten Fall so, dass ich schon bereit wäre, die fünfte Person in der Gruppe aufzunehmen. Vor so einem ähnlichen Fall standen wir schon mal während der schulischen Ausbildung. Dabei war es am Ende etwas nervig, weil diese Person sich uns auch in der Freizeit und bei der Klassenfahrt angeschlossen hat, was wir gar nicht wollten. Aber wir haben eben ein gutes Werk getan.

Die zweite Situation wäre für mich am schwersten. Sicher würde ich der Frau oder dem Kind gerne helfen und dafür wäre ich dann prinzipiell auch bereit, den Bus zu verpassen. Wenn aber mein Job eventuell davon abhängt, dass ich diesen Bus erreiche, dann fürchte ich, dass ich in dieser Situation weitergehen würde, wenn genug andere Menschen da wären, um ihrerseits zu helfen.

Die dritte Situation fände ich wiederum recht einfach und ich würde auf die Erdbeeren verzichten, auch wenn ich mich darauf schon gefreut hätte. Vielleicht würde ich noch abwarten, ob die Familie die Erdbeeren tatsächlich nimmt, aber ich würde in der Situation dann nicht sofort zugreifen und den Kindern die Chance auf die Erdbeeren zunichte machen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^