Leitzinssenkung(en) ohne Auswirkung auf Dispokosten?

vom 22.05.2013, 09:02 Uhr

Wieder zeigt sich aktuell, dass Banken hier ein unterschiedliches Verständnis vom Dienst am Kunden haben. Immerhin ist der europäische Leitzins (mal wieder) so tief wie noch nie vorher. Das ist immerhin der Zins, für den sich Banken letztlich Geld leihen können. Aber wenn es um die Zinsen geht, die man von den Kunden für verliehenes Geld fordert, dann haben alle Leitzinssenkungen nicht verhindern können, dass wir heute ca. 20x so viel Zinsen für den Dispo-Kredit zahlen müssen, als die Banken an Zinsen zahlen müssen. Natürlich kann man den Banken nicht vorwerfen, hier sowohl ihr Geschäft zu bestreiten als auch die Risiken abzusichern. Aber es fehlt mir eigentlich der Maßstab. Denn, so stark differenzieren sollten die beiden Zinssätze nicht zwingend.

Hier zeigt sich mal wieder, wie sehr der Markt letztlich wirklich wirkt. Man mag nicht von einem Kartell sprechen. Aber offenbar brauchen sich die Banken in der Beziehung nicht zu bewegen, weil sie keine Furcht vor wechselwütigen Kunden haben. Und das Ganze hat System - denn es wäre zu einfach nun zu sagen, dass der Kunde die Sache hier in der Hand hätte. Schließlich ist ein Kontowechsel nicht selten mit hohem Aufwand verbunden. Es ist lebensfremd zu erwarten, dass der Markt durch den Kunden reguliert wird. Denn anders als z.B. an der Zapfsäule ist ein regelmäßiger Kontowechsel nicht vorgesehen.

Sollte der Staat hier nicht in den Wettbewerb eingreifen? Bei einem durchschnittlichen Sollzins von klar über 10% würde ich ja fast schon so was wie Wucher sehen, wenn man sich vor Augen führt, was das Geld letztlich die Bank kostet. Und Wucher ist wenigstens in der Theorie nicht zugelassen bzw. ein Grund zu intervenieren.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich habe dazu heute Morgen auch eine Schlagzeile bei T-Online gelesen. Es würde wohl nur vier Banken geben, die eben auch recht zügig ihre Dispozinsen gesenkt hätten. Aber da ich keinen Dispositionskredit nutze, ist mir das eigentlich recht egal, wie schnell hier die Banken reagieren. Und genau darin wird der Grund liegen, warum die Kunden seltener eine Bank wechseln, als den Stromanbieter.

Was mir keine Kosten einbringt, kann ich ja getrost vernachlässigen, oder? Wenn du keine Zinsen bei deiner Bank für einen Dispositionskredit zahlen musst, dann ist es dir persönlich auch egal, ob der Zinssatz dort bei 12 oder 15 Prozent liegt.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


@Punktedieb: Das Problem aber ist doch, dass man an Hand solcher Dinge die Haltung des Anbieters gegenüber seinen Kunden bewerten kann. Dabei spielt es keine Rolle, ob man direkt betroffen ist oder nicht. Denn nach so einer Sicht kann man doch unmöglich davon ausgehen, in anderen Fragen nicht selbst betroffen zu sein. Du würdest doch z.B. auch nicht ein zweites Mal zu einem Friseur gehen, der mit dir über den vorausgegangenen Kunden lästert. Selbst wenn - in dem Moment - eben nicht über dich gelästert wird.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Das Problem haben wir doch nicht nur bei den Zinsen. Das kann man zum Beispiel auch bei den Benzinpreisen beobachten. Steigt der Ölpreis, dann ziehen die Mineralkonzerne sehr schnell die Preise nach oben. Sinkt der Preis für das Rohöl, dann dauert es Tage bis man es an den Tankstellen sehen kann. Auch das wird nicht durch die Regierung reguliert.

Warum sollten sie nun bei den Banken eingreifen? Das Prozedere ist dort genau. Zinsanhebungen gibt man schnell an die Kunden weiter und Senkungen kommen spät bis gar nicht beim Kunden an. Die Erklärungen dafür sind vielfältig, wenn man mal deswegen bei seinem Kundenberater nachfragt. Aber wirklich ändern wird man daran nichts können.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



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