Geschäftsidee: Mitnahme mit eigenem Ticket bei der Bahn

Diamante hat geschrieben:Dieser Henrik betrügt das Amt, wo er Hartz4 Bezüge her bekommt

Das mag hier so sein, wobei man durchaus durch die Tat auch Kritik an der Hartz IV Gesetzgebung üben kann. Schließlich hat man sonst keine Chance gegen die Regelungen - die letztlich wirklich einen Betroffenen zum Bittsteller machen und der Willkür der "Fallmanager" aussetzten - vor zu gehen. Aber das mag ein sehr grundsätzliches Problem sein. Es stellt sich eben die Frage, wann man auch gegen Gesetze verstoßen darf bzw. soll.

Diamante hat geschrieben:und er betrügt das Finanzamt und in dem Moment, wo man kein Gewerbe angemeldet hat bzw. die Einnahmen nicht bei der Steuer angibt,

Das aber eben nur, wenn er die Sache gewerblich ausübt. Nicht aber, wenn er selbst nach Berlin (und zurück) fahren will und bei der Gelegenheit Leute mitnimmt - die sich an den Kosten beteiligen. Wenn du mich jeden Tag mit zur Arbeit fährst und ich dir dafür Benzingeld gebe, ist das auch keine Handlung, für welche du ein Gewerbe anzumelden hättest. Und du musst hier noch nicht mal dem Finanzamt was anzeigen bzw. kannst trotz allem die KM-Pauschale geltend machen.

Diamante hat geschrieben:Ich finde es nach wie vor keine gute Geschäftsidee.

Als Geschäftsidee doch wohl schon. Schließlich gibt der Erfolg ihm Recht. Eine Geschäftsidee die nicht gut ist, wäre kaum so erfolgreich.

Diamante hat geschrieben:Solche Leute sind auch Schuld daran, wenn die Bahnpreise wieder mal steigen und dann regen sich alle über die hohen Bahnpreise auf.

Hier muss ich aber wirklich widersprechen, weil du dann der irrwitzigen Annahme unterliegst, dass die Menschen dann zwangsläufig eine Fahrkarte gekauft hätten und nicht z.B. über eine Mitfahrgelegenheit gefahren wären (dann wäre die Bahn gänzlich außen vor!). Oder aber das sie nicht selbst eine solche Mitfahrgemeinschaft gebildet hätten. Schließlich bietet diese Bahn GENAU für den Zweck gedacht! Hier wird also lediglich ein Produkt der Bahn genutzt. Wie sollte man davon ausgehen, dass die Bahn hier ein günstiges Ticket anbietet aber in der Kalkulation davon ausgeht, dass es niemand nutzt? Fahrgastverbände monieren übrigens andere Punkte als Preistreiber - da sind die (unnötigen) Prestigeprojekte sowie die Fokussierung auf absolute Traumzahlen im Ergebnis weil nach wie vor der Gang an die Börse das Handeln der Bahnführung bestimmt. Das jetzt auf die paar "Nutznießer" des Systems zu schieben ist eher lustig.

@ Diamante: Ich sehe da keine Ähnlichkeit, denn in dem anderen Beitrag ist die Rede davon, dass sich ein Mitfahrer während der Fahrt anbietet. In meinem Beitrag geht es darum, dass jemand bewusst Mitfahrer sucht.Und das nicht aus Menschenfreundlichkeit, sondern rein um daran Geld zu verdienen.

Ich empfinde es grundsätzlich nicht als Betrug, wenn man einen Fahrschein kauft, mit dem mehrere fahren können und man sich die Kosten teilt. Oder wenn man eben eine Monatsfahrkarte hat und ein Mitfahrer eben dem Inhaber was dafür abgibt. Als Betrug empfinde ich es, wenn man es gewerbsmäßig aufzieht und zusätzlich Sozialleistungen bekommt. Zumindest wenn es um die Höhe geht, die Henrik damit erzielt.

Warum sollte man generell Steuern bezahlen, nur weil man Leute mitnimmt und die sich an den entstandenen Kosten beteiligt? Deine Aussage ist da doch sehr allgemeingültig und nicht speziell auf meinen Post bezogen. Wenn ein Mitfahrer dir einen Obulus anbietet, gibst du den dann bei der Steuer an?

Ich sehe es mit dem Betrug an der Bahn und das Leute wie Henrik daran Schuld sein sollen, wenn die Preise mal wieder steigen, ähnlich wie derpunkt. Würde Henrik diese Leistung nicht anbieten, würde sie jemand anderes anbieten. Wie man dem von mir verlinkten Artikel entnehmen kann, gibt es ja bereits zum Teil großflächig angelegte Gruppen, die diese Idee ebenfalls umsetzen. Würde Henrik diese Dienstleistung nicht anbieten, würde manche seiner Mitfahrer vielleicht gar nicht fahren oder sich andere Mitnahmemöglichkeiten suchen. Eventuell über andere Dienstleister als die Bahn. Und da scheinbar ja ziemlich viele Leute bei Henrik mitfahren, würden diese sich vielleicht auf Dauer verabreden, die Strecke regelmäßig gemeinsam zu fahren und würden sich die Kosten teilen.

Bienenkönigin hat geschrieben:
Cologneboy2009 hat geschrieben: und auf der anderen Seite verstößt die Person gegen den Vertrag, der durch den Kauf des Tickets mit der Deutschen Bahn geschlossen wurde.

Das stimmt nicht. Der Vertrag mit der DB lautet nur, dass man beim Besteigen des Zuges ein gültiges Ticket haben muss. Solange man auf dem Bahnsteig alles verabredet hat, ist es absolut regelkonform.

Aus dem Spiegel-Artikel geht hervor, dass die Mitfahrer nur unentgeltlich mitgenommen werden dürfen. Wenn das zutrifft, darf dieser Mann für die Leistung, die er anderen anbietet, kein Geld annehmen. Und damit verstößt er sehr wohl gegen den Vertrag mit der Deutschen Bahn. Aber es trifft wohl zu, dass man kaum nachweisen kann, dass da überhaupt irgendwelche Gelder geflossen sind.

Das weitaus größere Problem sehe ich hierbei aber auch darin, dass dieser Mann Sozialleistungen bezieht, die er eigentlich gar nicht braucht. Er könnte auf diese natürlich nicht einfach verzichten, denn dann müsste er seine Einkommensquelle offenlegen und würde dadurch schnell weitere Probleme bekommen.

Steigende Fahrpreise würde ich hier auch nicht direkt vermuten. Auch wenn Banden mittlerweile gewerbsmäßig mit dieser Masche Geld verdienen, würde ich nicht vermuten, dass die Fahrpreise allein durch diese Aktion spürbar steigen. Allerdings sind die möglicherweise steigenden Fahrpreise ein gutes Mittel, um die breite Masse zu der Einsicht zu bewegen, dass dieses Verhalten in höchstem Maße gesellschaftsfeindlich ist.

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