Mit "Ökospießern" Werbung machen

Ramon Schack ist Autor und schreibt gerade an einem Roman über Berlin-Neukölln. Einen Auszug kann man bereits auf vielen Plattformen lesen und der wird auch schon von allen möglichen Leuten heftig kritisiert.

Ramon Schack schreibt von einer Reinigungsfrau aus dem Ostblock. Anka, wie er sie nennt, lebt in Polen, kommt aber die Woche über bei einer Bekannten in einem Berliner Stadtteil unter und putzt eben in Berliner Haushalten. So auch bei einem Lehrerehepaar in Berlin-Neukölln. Beziehungsweise wurde Anka mittlerweile gekündigt und die Kündigung ist der Anlass für die Kurzgeschichte in dem Buch von Ramon Schack.

Das Lehrerehepaar bat Anka darum, vegane Reinigungsmittel zu benutzen. Sie gaben Anka wohl auch eine Liste, wo die besagten Reinigungsmittel käuflich zu erwerben sind. Dem kam Anka, unter anderem aus finanziellen Gründen, nicht nach und fand dann eines Morgens einen Brief des Lehrerehepaars mit ein paar „netten“ Worten und der Kündigung vor. In dem Schreiben warf man ihr halt vor, dass sie nicht die entsprechenden Reinigungsmittel benutzt hat. Man rechnete ihr grob vor, dass sie keine Unkosten gehabt hätte, hätte sie ab dem Beginn ihrer Tätigkeit vegane Reinigungsmittel benutzt. Außerdem würde ja sogar die Katze auf die benutzten Reinigungsmittel reagieren. Des weiteren kamen noch ein paar Anmerkungen, dass man es in Ankas Heimatland Polen vielleicht anders handhaben mag und sie dann doch vielleicht besser dort ihrer Tätigkeit nachgehen sollte, um die dortige Umwelt zu verschmutzen.

Quelle. Weitere Quellen können bei Bedarf gerne von mir genannt werden, beziehungsweise dürften an Hand der Informationen ohne Probleme zu finden sein.

Wie gesagt, macht diese Sache gerade irgendwie die Runde. Laut diversen Berichten verdiente Anka gerade mal 8 Euro die Stunde. Ich kann also durchaus nachvollziehen, dass sie nicht gerade teure, aber ökologisch wertvolle Reinigungsmittel gekauft hat. Davon mal abgesehen, finde ich die Doppelmoral auch gerade mal wieder Thema für sich. Da stellt man eine Putzfrau aus dem Ausland ein, wahrscheinlich um Kosten zu sparen, will alle möglichen Extrawünsche und ist nicht bereit dafür zu zahlen. Für 8 Euro die Stunde sollte man doch bereit sein, die Reinigungsmittel zu stellen.

Was haltet ihr von der Geschichte? Was haltet ihr davon, dass viele große Redaktionen den Bericht bereits ausschlachten? Immerhin ist das Buch noch nicht auf dem Markt. Oder ist das einfach eine ziemlich schlaue Werbestrategie? Faszinierend fand ich da auch die Wortwahl der Spiegel – Redaktion, die ich ansonsten nicht so kenne. Und mir ist natürlich bewusst, dass auch ich mit diesem Post eine Art Werbung mache.

Das ist ja mal ne nette Kündigung. Herablassend und arrogant. Natürlich können Sie gerne verlangen, welche Putzmittel in ihrer eigenen Wohnung verwendet werden. Aber dann müssen sie direkt bei der Einstellung der Putzfrau darauf achten oder ihr die Neuanschaffung finanzieren. Mittendrin so etwas zu verlangen, ist natürlich Unsinn. Alle anderen Punkte sind selbstverständlich unter aller Sau. Die Erwähnung ihrer Herkunft und dass man so etwas in Polen macht, aber in Deutschland nicht, ist überflüssig und falsch.

Ihr einen Job in Polen nahezulegen wegen der Fahrt, finde ich auch extrem krass und kurzsichtig. Ich hoffe, das Paar fliegt nicht jeden Sommer auf die Malediven. Vielleicht sollten sie auch darüber nachdenken ganz aufzuhören, ihre Wohnung zu putzen. Der ökologische Fußabdruck von solchen reichen Ökos ist oft viel verheerender als von ärmeren Leuten, die gar nicht drauf achten. Es ist schön und gut, dass sie alles in Öko und vegan kaufen, aber sie konsumieren dennoch viel zu viel für einen nachhaltigen Lebensstil.

Die ganze Geschichte ist natürlich gefundenes Fressen für alle, die Ökos nicht mögen. Leider gibt es diese Extremisten in allen Bereichen und immer werfen sie ein schlechtes Licht auf die große Masse, die sich so einen Mist nie erlauben würde.