Kein Gesprächsthema finden

Hallo,

gestern waren wir bei meinen Eltern zu Besuch und auch mein Bruder und seine Freundin waren dort. Am Nachmittag kamen dann außerdem noch meine Tante, meine Cousine und mein Cousin zu Besuch. Als Kinder hatten wir auch recht guten Kontakt zu ihnen, doch das hat sich mit der Zeit irgendwie verloren - es gibt keine gemeinsamen Interessen und jeder hat seine eigenen Freunde. Auch sind unsere Ansichten über ein erfülltes Leben doch recht unterschiedlich.

Es war gestern allerdings dann zeitweise doch recht unangenehm, wenn keiner wusste, worüber er mit dem anderen sprechen sollte. Meinem Mann und mir fällt das zwar noch etwas leichter, weil wir dann von unserem Sohn erzählen oder teilweise auch nach ihm gefragt werden. Mein Bruder und seine Freundin haben sich dann aber etwas zurückgezogen und wirkten fast etwas unhöflich.

Nachdem meine Tante, meine Cousine und mein Cousin wieder gefahren sind, erklärte mein Bruder dann dass ihn einerseits der Gestank der Verwandten gestört hätte und er andererseits einfach nicht gewusst hätte, worüber er mit ihnen sprechen sollte. Was tut ihr in solchen Situationen? Kennt ihr solche Situationen überhaupt?

Solche Verwandten habe ich auch. Die stinken zwar nicht, aber sie interessieren sich einfach für ganz andere Dinge als ich und ist auch nicht immer möglich Interesse zu heucheln. Wenn sich jemand mit mir zum Beispiel über Golf unterhalten will kann ich absolut nichts zum Thema beitragen, weil ich nur ein paar Mal gespielt habe und diesen Sport einfach nur langweilig finde. Umgekehrt würde ich wahrscheinlich mit der Schilderung eines Konzertes, das ich besucht habe auch auf Desinteresse stoßen.

Ich bin aber inzwischen ganz gut im unverbindlichen Small Talk führen und meistens schaffe ich es dann irgendwie mit Themen wie Wetter, Tagesgeschehen, Urlaub und was andere Verwandte gerade so treiben die Zeit zu überbrücken. Aber ich empfinde das trotzdem immer als unheimliche Zeitverschwendung, so eine gequälte Unterhaltung führen zu müssen, die man eben künstlich am laufen hält und die sich nicht natürlich ergibt.

Neben Gesprächen gibt es ja aber auch die Möglichkeit mit dem Besuch eine Runde spazieren zu gehen oder ein Gesellschaftsspiel zu spielen. Ich habe eine Tante, bei der regelmäßig gespielt wird wenn wird dort zu Besuch sind und über das Spiel ergeben sich die Gespräche auch von selber.

Ich denke, dass man sich im Notfall immernoch über die andere Person unterhalten kann. Man fragt einfach ein bischen was und dann sind sie ja doch gezwungen da was darauf zu antworten.

Bricht dann das Gespräch trotzdem irgendwann ab gibt es kleine Tricks. Zuerst kann man natürlich dann was servieren. Bei Kuchen und Kaffee muss man nicht reden, denn mit vollem Mund spricht man ja nicht. Außerdem lockert Essen die meisten Leute tatsächlich etwas auf. Die Atmosphäre wird auch gemütlicher und meisten ergibt sich dann das ein oder andere Gespräch von selbst.

Wenn der Besuch so stinkt wäre ich auf jeden Fall nach dem Essen dann raus gegangen und wenn man zügig geht, kann man sich auch nicht unbedingt unterhalten, beziehungsweise kann man dann über das reden was man sieht.

Natürlich ist es unangenehm, wenn man still vor sich hinschweigt, dass muss man dann schon ändern. Aber ein Gespräch auf Biegen und Brechen ist dann meistens auch unangebracht. Manchmal hilft es auch, wenn man sich im Vorfeld schon ausmacht, über was man reden könnte (mit dem Partner oder der Familie).

Solche Situationen kennt wohl jeder. Allerdings muss ich sagen, dass ich mit sowas immer weniger Probleme habe, je älter ich wäre. Das ist ja nicht nur unbedingt mit Verwandten so, unangenehme Gesprächspausen können ja auch sonst immer entstehen. Mit Arbeitskollegen, Freunden von Freunden, neuen Nachbarn...das sind nur einige Beispiele.

Ich denke, dass man Smalltalk einfach eine Übungssache ist. Wenn man öfter in solchen Situationen ist, lernt man auch besser damit umzugehen. Wie hier ja schon erwähnt wurde, kann man immer über gemeinsame Bekannte sprechen. Oder auch über gemeinsame Erinnerungen, wenn es sich eben zum Beispiel um Familie handelt. Ich spreche dann häufig Dinge an, die mir auffallen, etwa eine interessante Kette meines Gegenübers oder dass derjenige einen besonderen Akzent hat. Manchmal sind auch aktuelle Geschehnisse aus den Nachrichten ein gutes Gesprächsthema, wobei man Politik meistens weglassen sollte, da kann es doch schnell zu Streit kommen.

Mir fällt auch immer wieder auf, dass solche Situationen unangenehmer sind, wenn es sich um Familienangehörige handelt, als wenn es ehemalige Bekannte oder Kollegen sind. Das liegt meiner Meinung nach daran, dass man bei der Familie erstens das Gefühl hat, dass man sich eigentlich total gut verstehen müsste, und zweitens, dass man bei Verwandten vielleicht eher besorgt ist, einen schlechten Eindruck zu hinterlassen.

Also diese Situation kennt vermutlich jeder. Meistens ist das dann das Zeichen dafür, dass man den Kontakt vermindern oder abbrechen sollte, wenn man sich so gar nichts zu sagen hat. Denn ich denke, dass es ja der anderen Seite genauso geht und man tut niemanden einen Gefallen.

Man kann natürlich zunächst mal in gängigen Smalltalk-Büchern die Themenlisten durchsehen und diese dann zur Sprache bringen. Oder man schlägt dann einfach vor, dass man vielleicht Musik hört oder irgendeine Sendung anschaut, dabei muss man ja nicht reden.

Ich verstehe euch da nämlich echt nicht, warum ihr in so einer Situation dann noch länger bleibt, wo es euch doch unangenehm ist. Dann tut euch und den Gesprächspartnern doch den Gefallen und geht nach Hause.

Genau dieses Szenario hatte ich erst Samstag wieder. Mit meinem Schwager und seiner Frau kann ich auch einfach kein Thema finden. Unsere Lebenswelten sind einfach grundverschieden, wir haben echt kein gemeinsames Interesse oder sonst etwas worüber wir reden könnten. Mittlerweile haben die beiden einen kleinen Sohn, über den wechseln wir dann noch ein paar Worte, aber da ist dann auch Ende der Fahnenstange.

Zum Glück waren noch einige andere Leute anwesend, so dass zumindest nicht betretenes Schweigen herrschte, aber wenn der ganze Tisch sich unterhält und zwei immer dabei sitzen und sich nicht am Gespräch beteiligen, ist das auch etwas unangenehm. Das geht nämlich auch dem Rest der Familie so, dass sie wenig mit den beiden gemeinsam haben und nicht wissen, was sie mit ihnen reden sollen. Wäre das Enkelkind nicht, wäre der Kontakt vermutlich ganz eingeschlafen, aber so bemüht man sich noch etwas mehr die Familie beisammen zu halten.

Ich denke, dass jeder schon mal in so einer Situation war. Ich versuche dann immer etwas Smalltalk zu machen und frage nach dem Beruflichen oder ganz weitläufig, ob es etwas neues gibt. Dann ergibt sich meistens schon etwas, über das man sich unterhalten kann. Irgendwas findet man doch meistens und wenn es nur das Wetter ist, worüber man sich eben unterhält.

Man muss ja auch nicht die ganze Zeit miteinander reden. Ein kleines Gespräch aus Anstand und Höflichkeit reicht doch meistens schon aus. Dann kann man ja sagen, dass man noch die und die gesehen hat und dort auch nochmal Hallo sagen möchte. So würde ich es dann zumindest machen, wenn mir überhaupt nichts mehr einfällt, worüber man sich unterhalten könnte.

Ich denke, dass das jeder mal in seinem Leben hat und so eine Situation ist auch wirklich sehr unangenehm. Nun würde ich in so einer Situation über allgemeine Themen reden. Beispielsweise das Wetter oder aktuelle Themen aus den Nachrichten. Anschweigen kommt aber auf beiden Seiten blöd an und dürfte der Situation nicht dienlich sein.

Es erscheint ja auch sehr unhöflich, wenn man nicht miteinander spricht, wenn man alleine im Raum ist. Small Talk ist manchmal auch nicht so meine Sache, aber ich versuche immer ein Gespräch am Laufen zu halten, damit es nicht zu dieser peinlichen Stille kommt. Gerade bei Verwandten ist das schon wichtig, sonst hat man schnell mal einen schlechten Ruf.

Wonach stanken denn deine Verwandten? War es ein muffiger Geruch oder hatten sie zu viel Parfum genommen?
Ich finde, Unterhaltungsthemen gibt es genug. Man könnte nette Urlaubserlebnisse erzählen oder fragen, wo sie den Urlaub verbrachten. Es gibt die Möglichkeit, sich die Nachrichten vorab anzusehen und sich darüber auszutauschen. Vielleicht sind sie daran interessiert, welcher Promi sich wieder mal daneben benommen hat oder eben über kürzlich stattgefundene Ereignisse die Meinung einholen.

Wenn niemand etwas sagt, kann das eine peinliche Situation werden. Deshalb sollte man es nicht so weit kommen lassen. Um die Stimmung aufzulockern kann man auch ruhig mal einen Witz erzählen.

Was ich da nicht ganz verstehe, ist, was dein Bruder damit meint, wenn er sagt, dass er den Gestank seiner Familienangehörigen nicht mehr riechen konnte. Haben die nun etwas unangenehm gerochen oder, hatte er keine Lust mehr auf deren Anwesenheit? Zu dem ist es wirklich immer schwierig, wenn man mit anderen Familienangehörigen an einem Tisch sitzt und man nicht weiß, was man sagen soll oder, worüber man mit ihnen sprechen soll. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass das sehr unangenehm sein muss.

Ich hatte auch schon in dieser Richtung ein paar Erlebnisse erleben müssen. Beispielsweise bei dem Geburtstag von meiner Schwester vor ein paar Jahren. Die Kinder waren alle beschäftigt und die Erwachsenen aus der Familie saßen alle an einem Tisch. Die Einzigen, die sich gut an dem Tisch unterhalten konnten, waren meine Mutter und ich, da wir uns auch recht gut verstehen und eigentlich immer ein Gesprächsthema hatten. Doch der Rest sagte irgendwie nichts, sodass wir versucht, haben alle mit in das Gesprächsthema mit einzubeziehen, was uns mehr oder weniger auch gelungen ist.

Wenn ­man solchen Gesprächspausen aus dem Weg gehen möchten, fällt mir nur ein, dass man sich über belanglose Sachen unterhält, wie zum Beispiel, was der Jenige denn nun beruflich macht oder, was sie allgemein so machen oder, wie die Schule läuft und, was die Kinder machen und desgleichen. Solche Gesprächsthemen fruchten eigentlich immer. Zu dem kann man sich ja über die vergangene Zeit unterhalten, die man gemeinsam verbracht hat. Meist fallen dem Gegenüber dazu auch immer noch etwas ein, wo dann meist dazu noch gelacht werden kann.