Wie definiert ihr familiäre Zerwürfnisse?

In einem anderen Thread wird gefragt, wie man denn familiäre Zerwürfnisse lösen kann. Sicherlich ein nettes Ansinnen. Grob wurde auch geschildert, was der Themenstarter unter familiären Zerwürfnissen einordnen würde.

Ich denke aber, jeder Mensch definiert das anders. Manche ignorieren einfach die unfreundliche Art mancher Familienmitglieder, wieder andere regen sich da tierisch drüber auf und tun das auch ständig kund, während andere nur Lächeln und meinen, man solle sich nicht so anstellen. In manchen Fällen haben Kontaktabbrüche auch sicherlich ihren Sinn und ich würde das nicht als Zerwürfnis ansehen. Nun würde ich gerne von euch wissen, wie ihr ein familiäres Zerwürfnis für euch definiert?

Laut einer Internetseite zu Synonymen kann Zerwürfnis fast alles sein. Von einem einfachen sich auseinander leben, bis hin zu Hass. Ein einfaches sich auseinander leben würde ich nun nicht unbedingt als negativ ansehen. Zumindest würde ich keinen Handlungsbedarf sehen, mich nun wieder enger an jemand zu binden, mit dem ich nichts gemeinsam habe. Oder wie seht ihr das?

In meiner Familie war bis vor einigen Jahren alles in Ordnung. Der Kontakt zu meinem Vater war nicht gut seit der Scheidung, aber wenn wir ihn gesehen haben, haben wir auch miteinander geredet und man konnte definitiv miteinander den Geburtstag der Großeltern feiern. Es gab also eigentlich schon ein Zerwürfnis, aber normaler Kontakt war noch möglich und es gab keine Probleme mit den Einladungen oder Streit auf der Feier.

Das betrifft auch die Tatsache, dass meine Mutter nicht viel vom Bruder meines Vaters und seiner Frau, also von meinem Onkel und meiner Tante, hält. Sie haben wir auch immer nur auf den Geburtstagen der Großeltern gesehen und da war ein normales, vielleicht etwas verlogenes Gespräch möglich. Man konnte dieses "Problem" also einfach ignorieren.

Vor einigen Jahren haben sich dann aber meine Brüder zerstritten, weil die Freundin meines kleinen Bruders sich in meinen großen Bruder verliebt hat und mal eben getauscht hat. Auch wenn mein kleiner Bruder mittlerweile glücklich verheiratet ist, kann er diesen Verrat nicht verzeihen. Seitdem kommt immer entweder der eine oder der andere zu Familienessen und Feierlichkeiten. Das ist schon eine große Belastung für die Familie und vor allem für meinen kleinen Bruder.

Die ersten beiden Fälle sind also kein großes Problem und führen nicht immer wieder zu Schwierigkeiten und Streit. Da ich weder meinen Vater noch Onkel und Tante zu meiner Kernfamilie zähle, ist es auch keine große emotionale Belastung. Der Streit zwischen meinen Brüder aber ist scheiße und stellt ein richtiges Zerwürfnis dar. Die beiden gehören zu denen, die z.B. bei einem Familienessen eigentlich nicht fehlen dürfen, weil sie eben wirklich zur Familie gehören.

Ich kenne es aber von Freunden und Bekannten, dass es vor allem nach einem Erbe richtig Streit in der Familie gab und der Kontakt abgebrochen wurde. Eine Freundin von mir hat oft monatelang nicht mit ihrer Mutter gesprochen, wenn es Streit gab. Das klingt zwar irgendwie auch sehr erholsam, aber ich könnte das gar nicht. Spätestens nach zwei Wochen ruft die eine wieder bei der anderen an.

Ich finde schon, dass man da zwischen den unterschiedlichen Verwandtschaftsgraden unterscheiden muss. Dass meine Mutter ihre Schwägerin nicht mag, ist total egal. Wenn meine Mutter aber ihre Schwiegereltern nicht gemocht hätte, hätte sie das meiner Meinung nach runterschlucken müssen, weil Großeltern und Enkel Kontakt haben müssen.

Ich finde einige Verbindungen sind es schon wert, über fehlende Gemeinsamkeiten und vor allem Geldstreitigkeiten hinwegzusehen. Mit meiner großen Schwester hab ich auch nicht viel gemeinsam, aber sie ist nun mal meine Schwester und soll ja auch gar nicht meine beste Freundin sein. Einen Kontaktabbruch wegen irgendwelcher Streitigkeiten fände ich furchtbar. Da empfinde ich ganz nach dem Motto "Blut ist dicker als Wasser".