Sich nach dem Tod des Partners gleich neu verlieben?
EmskoppEL hat geschrieben:Der Postbote hat seine Frau bis zum letzten Gang nicht alleine gelassen, aber dennoch hatte er schon eine neue Partnerin, als seine Frau noch lebte. Das war für die Schwerkranke auch in Ordnung, da sie unheilbar krank war.
Und weil sie unheilbar krank war, war sie kein liebenswürdiger Mensch mehr, oder wie? Ehrlich gesagt kann ich solch ein Verhalten nicht nachvollziehen. Selbst, wenn eine Person tragischer weise eine schwere Krankheit erleidet, so ist er doch immer noch derselbe. Vielleicht kann man nicht mehr alles so unternehmen, wie vor der Erkrankung, aber ein Grund, sich deswegen gleich einen neuen Partner zu suchen, finde ich doch etwas makaber. Die erkrankte Person ist schließlich noch nicht gestorben, sondern derselbe Mensch, wie vorher. Für mich und, wie ich glaube, viele andere Menschen, wäre es eindeutig, dass man dem Partner, wenn man ihn wirklich richtig liebt, bis zu dessen Tod treu bleibt und sich erst danach einen neuen Partner sucht.
Gut, mag die Erkrankung charakterverändernd sein, und dadurch die Beziehung enden, weil man sich einfach nicht mehr miteinander versteht, ist das noch einmal eine andere Sache. Aber da sähe ich dann auch keinen Grund, die Beziehung zum Kranken bis zum Tod aufrecht zu erhalten. Der einzig gute Grund für das Aufrechterhalten der Beziehung bis zum Tod wäre, dass man den Partner noch liebt. Und dann kommt mir die Annahme eines neuen Partners noch vor dem Tod irgendwie falsch vor. Es sei denn, man lebt sowieso in einer offenen Beziehung oder polyamourös, aber das wäre sowieso noch einmal eine ganz andere Ausgangssituation.
Natürlich kann jeder Mensch tun und lassen, was er möchte, und wenn Partner sich auf ihren eigenen Weg einigen, wie auch immer der aussieht, ist das natürlich in Ordnung. Nur glaube ich, ist diese von Dir geschilderte Geschichte wenig tröstlich für die Tochter, die vielleicht vermutet, dass ihr Vater ihre Mutter schon länger betrogen hat.
Es kann natürlich sein, dass der Mann sich tatsächlich recht schnell wieder in eine andere Frau verliebt hat. Vielleicht ist diese neue Geschichte auch aus seiner Trauer heraus entstanden. Es gibt Leute, die nach einer Trennung oder einem Todesfall eben nicht alles verarbeiten möchten, sondern sich direkt in die nächste Beziehung stürzen, um nicht alleine zu sein oder die Trauer besser verdrängen zu können. So etwas finde ich nicht ideal und es wäre auch nicht mein Fall, aber da ist wohl jeder anders. Abgesehen davon kann es tatsächlich so sein, dass der Mann sich rasch neu verliebt hat, ohne dass er damit seine Trauer zu kompensieren versucht.
Denkbar wäre auch, dass der Mann die neue Frau an seiner Seite schon länger kannte und die Beziehung zu ihr erst jetzt offiziell macht. Wenn er zuvor, also als seine Frau noch lebte, davon nichts erzählt hat, ist das natürlich ein ganz feiges und mieses Verhalten. Ich habe nichts gegen polygame Beziehungen, aber es sollte eben jeder eingeweiht sein. Heimliche Affären finde ich einfach ziemlich peinlich.
Dass die neue Frau nun so schnell bei dem Mann einziehen will, finde ich auch etwas merkwürdig. Das lässt die Vermutung zu, dass die beiden sich vielleicht wirklich schon vorher kannten. Aber es gibt auch Leute, die direkt zusammenziehen, obwohl sie sich erst wenige Monate kennen. Für mich käme das nicht in Frage, aber auch so etwas gibt es. Dass deine Freundin ein Problem mit der neuen Freundin ihres Vaters hat, erkläre ich mir damit, dass sie das Gefühl hat, dass ihre Mutter damit irgendwie ersetzt wird, auch wenn das letztendlich nicht so ist. Aber der Eindruck entsteht vielleicht bei deiner Freundin.
Natürlich kann es vorkommen, dass man sich sehr schnell wieder neu verliebt. Da steckt man ja auch wirklich nicht drin, aber ich kann mir auch sehr gut vorstellen, dass für deine Freundin dieser Gedanke wahnsinnig belastend ist. Einem Vorwurf würde ich dem Vater allerdings nicht machen, denn ganz ehrlich, wer möchte schon sein restliches Leben alleine verbringen? Ob er nun eine neue Freundin hat in einem Jahr, das ändert doch eigentlich nichts daran. Ich bin mir sicher, dass seine Frau immer einen Platz in seinem Herzen haben wird und daran wird auch die neue Freundin nichts ändern. Aber trotzdem muss man nach vorne schauen.
Ich kenne es gerade von vielen älteren Menschen, dass diese schnell wieder einen neuen Partner haben. Ich würde die Altersgruppe mal zwischen 50-70 angeben, wo das zu mindestens in meinem Umfeld relativ häufig passiert ist. Ich würde auch mal darauf tippen, dass es nicht unbedingt nun die große Liebe sein muss, aber man findet einfach jemanden und kann mit diesem zusammen sein und muss nicht alleine sein Dasein fristen.
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