Potemkinsche Dörfer auf Nord Korea bezogen
Potemkinsche Dörfer werden die meisten von euch schon einmal gelesen oder gehört haben. Fürst Potemkin war einer der Geliebten von Katharina der Großen, Zarin von Russland. Mit diesem Ausspruch will man andeuten, dass hinter einer glänzenden Fassade, also einer Attrappe, sich nichts weiter befindet. Das wurde inzwischen widerlegt. Das Gerücht war von Neidern am Zarenhofe aufgebracht worden, dass Potemkin blühende Dörfer vorgewiesen hatte, die nur Attrappe waren.
Dieses Sprichwort wird allerdings immer noch so benutzt. Gestern las ich eine Reportage über Nordkorea, in der auch die Rede davon war, dass der Verdacht sich nicht ausräumen ließ, dass es sich um Potemkinsche Dörfer handle.
Es ging unter anderem um einen Kindergarten in Pyöngyang, der scheinbar perfekt ausgestattet war. Wie auf Knopfdruck verhielten sich die Kinder so, wie die Aufseherinnen es wünschten, eine Mischung aus Dressur und Erziehung. Der Kindergarten schien perfekt, mehrere Stockwerke mit Aufzug und Aufzugführerin. Ein Schlafsaal, eine Kantine und sogar ein Schwimmbecken waren vorhanden. Ein Bild des Führers hing in jedem Raum.
Bei Besichtigung des Schwimmbades merkte man, dass in dem Becken schon lange kein Wasser mehr gewesen war. Den Besuchern wurde eine Toilette zugewiesen, in der es kein fließendes Wasser gab. Ein Wasserbottich stand auf der Erde mit einer Schöpfkelle darin.
Das Studienhaus des Volkes, angekündigt als das Nonplusultra, mit einer Bibliothek von 30 Millionen Bänden und einer Digitalisierung auf Buchbestellungen war der ganze Stolz. Um den Fortschritt zu demonstrieren, zeigte man deutsche Bücher, die jeder Beschreibung spotteten. Das beste war noch aus dem Jahre 1998 eine Windows-Anleitung.
Im Technik-Museum konnte man selbst gefertigte Produkte bewundern, die zum Stand der Technik von heute mindestens einen Rückstand von 25 Jahren sichtbar machten. Als Spitzenprodukt wurden stolz völlig veraltete Maschinen gezeigt.
Das Grundgefühl der Nordkoreaner ist der anerzogene Stolz. Der wird ihnen schon als kleines Kind eingetrichtert. Sie haben stolz zu sein auf alles, was ihr Land ihnen bietet. Egal, ob es veraltete Maschinen sind, Bauprojekte, U-Bahnen oder Dämme. Doch der meiste Stolz gebührt ihrem Führer. Der ist überall, in jedem Raum hängt ein Bild von Vater und Sohn. Überall halten sich versteckt Zivilpolizisten auf um zu überprüfen, ob die Ehrenbezeugungen korrekt ablaufen. Auch von den Besuchern wird verlangt, dass sie sich anpassen.
Hättet ihr unter solchen Voraussetzungen überhaupt Lust, ein solches Land mal zu bereisen?
Ich war bereits in Südkorea und nur mal kurz an der Grenze zu dem verhassten Norden. Dabei muss ich jedoch sagen, dass der Hass eher einseitig ist, denn von den Südkoreanern habe ich derartige Entgleisungen, wie Kim Jong Un sie ausspricht nie gehört. Sie wollen ja helfen, aber der Hass scheint zu groß, um irgendwann mal die Hilfe wirklich anbieten zu dürfen. Hier muss ja wirklich von dürfen gesprochen werden, denn erlaubt ist nur das, was Kim Jong Un und seine Vorgänger-Familie sagen. Der Süden weiß um die Brisanz im Land Bescheid und auch wie es den Kindern und Menschen dort ergeht. Das es ihnen gesundheitlich nahezu an allem fehlt, nahrungstechnisch ebenfalls und auch die Medizin für einheimische auf dem niedrigsten Stand ist. Ein Ausländer hingegen bekommt ein wenig mehr geboten.
Mittlerweile möchte ich Nordkorea nicht mehr bereisen, denn was dort herrscht, unterstütze ich mit meinem Geld nicht. Zumal du ja selbst als Ausländer und obwohl Nordkorea Deutschland immer recht freundlich gesotten ist, nichts darfst. Du darfst den Nordkoreanern nicht in den Augen schauen, du darfst keine Fotos von bestimmten Gegenden machen, du darfst kein ausländisches TV-Programm sehen. Du darfst eigentlich nichts. Auch die Routen deiner Reise werden von dem Regime bestimmt und können nicht einmal kurzfristig geändert werden. Hier entscheidet das Land, was du als Ausländer sehen darfst und was nicht. Die schlechten Seiten wirst du als Ausländer niemals sehen, denn der Schein Nordkoreas muss aufrechterhalten werden.
Die Scheindörfer & Co sind in Nordkorea für die selten erlaubte Presse allgegenwärtig. Es wird nach außen immer ein sehr gutes oder vermeidlich gutes Bild dargestellt. Das ist den Nordkoreanern sehr wichtig. Ich persönlich werde diesem Land keinen Besuch abstatten, weil ich einfach auch durch die Medien geschockt über die Zustände bin. Ich möchte nicht, dass man mich auf Schritt und Tritt beobachtet, denn ich bin ja nur eingesperrt in dem Sinne. Ich möchte mich in einem Land frei bewegen können und das ist in Nordkorea einfach nicht möglich.
Ich würde Nord-Korea auch nicht bereisen wollen. Mir fällt auch kein Grund ein, warum. Von der schönen Landschaft hab ich noch nichts gehört und alles andere ist Elend. Das wäre genauso wie in einen Zoo zu gehen, in dem jedes Tier in einem winzigen Käfig aus Beton sitzt. Dann weiß ich zwar, wie das Tier aussieht, aber ich hab nicht die allerleiseste Ahnung von seinem natürlichen Lebensraum und seinem natürlichen Verhalten.
Wenn man jetzt nach Nord-Korea reist, sieht man nur Elend und dabei wird einem das wahre Elend noch verschwiegen. Ich finde es wichtig, dass westliche Journalisten nach Nord-Korea reisen und darüber berichten, aber Urlauber sind dort wirklich fehl am Platz. Als Urlauber kann man nicht helfen und die Nord-Koreaner können nichts als Hilfe gebrauchen.
Andererseits wäre es interessant zu wissen, wie es verlaufen würde, wenn die Nord-Koreaner durch Urlauber erfahren würden, dass nicht alle Lügen der Regierung über Ausländer stimmen oder wenn sie durch deren Reaktion merken, wie rückständig ihre Maschinen, Schwimmbäder und Bibliotheken sind. Aber Nord-Korea ist einfach noch nicht so weit. Die Gehirnwäsche funktioniert noch so gut, dass Kim Jong Un das alles erklären könnte. Nord-Korea muss sich langsam öffnen und Urlauber stehen nicht am Anfang.
Etwas anderes sind Reisen zur Völkerverständigung, so nenne ich sie jetzt mal. Wenn z.B. die Universität von sonstwo ein Partnerprogramm mit der Universität von Pjöngjang eingeht und eine Studentengruppe eine Studienreise macht. Oder eine Fußballmannschaft oder Wissenschaftler. So kann ein Kontakt stattfinden, der nicht so einseitig ist wie der mit Urlaubern. Es gibt ein gemeinsames Thema und es findet ein Austausch statt. Ich denke, so etwas kann in einzelnen Personen zum Umdenken oder überhaupt zum Nachdenken führen. Und mit den Jahren würde es vielleicht eine Veränderung hervorrufen.
Ich selber würde aber, glaube ich, nicht an so einer Reise teilnehmen. Ich hätte zu viel Angst, etwas falsches zu machen oder. zu sagen und sozusagen eine internationale Krise hervorzurufen. Nicht dass man aus Versehen den Führer beleidigt und in einem Arbeitslager landet. Außerdem würde es mich emotional zu sehr mitnehmen, weil man nichts an der gesehenen Situation ändern kann, sondern einfach wieder in sein reiches, freies Land abreisen muss.
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