Vorteile und Nachteile beim Zeitvertrag

vom 06.05.2013, 21:08 Uhr

Eine Bekannte von mir arbeitet in einer größeren Handelskette und bekommt stets immer einen 3-monatigen Zeitvertrag, pausiert dann einen Monat und erhält dann wieder den nächsten Zeitvertrag. Das geht nun mittlerweile schon 2 Jahre so und auf meine Anfrage hin warum sie denn keinen festen Arbeitsvertrag bekäme meinte sie nur, diesen wolle sie gar nicht weil sie diesen Rhythmus als vorteilhaft sähe.

Also für mein Verständnis haben Zeitverträge doch eigentlich überwiegend nur Nachteile. Wer von euch hat denn auch schon mit Zeitvertrag gearbeitet oder arbeitet vielleicht immer noch und wo würdet ihr denn die Vorteile und Nachteile beim Zeitvertrag sehen?

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» Nachbars Lumpi » Beiträge: 291 » Talkpoints: 63,72 » Auszeichnung für 100 Beiträge



In diesem speziellem Fall eines regelmäßigen Dreimonatsrhythmus als Verkäuferin (?) kann ich keine Vorteile erkennen. Vorteile könnte ich höchstens in projektbezogenen Tätigkeiten sehen, die sehr gut bezahlt werden und mehrere Monate oder Jahre dauern. Man sucht sich nach beendeten Projekten wieder neue Herausforderungen und entwickelt sich weiter, um dann vielleicht irgendwann einmal sein Ziel, wo man dann bleibt, gefunden hat. Solche Tätigkeiten sind aber in der Regel besser bezahlt als in dem Bereich üblich.

Aber in einer anspruchsloseren Tätigkeit, wo man immer wieder mit Pausen dasselbe macht, sehe ich keinerlei Vorteile.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich kann hier nur einen Vorteil für deine Bekannte erkennen, sie hat nach 3 Monaten arbeiten immer einen Monat frei, da sie dann Arbeitslos ist. Zumindest könnte man dieses als Vorteil sehen, wenn man sich daran gewöhnt nur drei Monate Geld zu verdienen und einen Monat vom Arbeitslosengeld zu leben. Was das für Auswirkungen auf spätere Rentenzahlungen usw. hat möchte ich jetzt lieber nicht einwerfen. Hinzu kommt natürlich auch dass sie nie eine längere Zeit am Stück gearbeitet hat was evtl. sogar dazu führt dass sie gleich in Hartz4 fällt für diesen Monat? Habe die aktuelle Regelung mit der benötigten Arbeitszeit für ALG1 aber nicht im Kopf.

Die Vorteile sehe ich nur bei dem Arbeitgeber, er hat immer eine erfahrene Kraft die für wenig Geld arbeitet und auch keinen Kündigungsschutz hat wenn er sie mal nicht mehr braucht. Außerdem umgeht er natürlich mit dieser Arbeitslosigkeit die Regelung das er ihr nach 2 Jahren bzw. 3 Verlängerungen einen Festvertrag anbieten müsste. Wobei ich mir da nicht einmal sicher bin, da es ja immer die gleiche Firma ist, doch die alte Regel greift hier: „wo kein Kläger da kein Beklagter“.

Für mich sieht das leider wie das leider heutzutage übliche Ausnutzen von Menschen aus, die sich nicht wehren können weil sie es nicht besser wissen oder aus Furcht das es ja noch schlimmer kommen könnte. Wenn ich so etwas lese könnte ich explodieren aus Wut auf den Arbeitgeber. Jedoch lassen die meisten es ja mit sich machen, da haben die Hartz4 Gesetze gute Arbeit geleistet wenn es darum geht die Menschen Mundtot zu machen!

» Flasssh » Beiträge: 373 » Talkpoints: 9,68 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich sehe da eigentlich auch nur Nachteile. Neben bestimmten Rechten, die Deiner Bekannten aufgrund dieser zeitlich befristeten Arbeit flöten gehen, die hier ja auch schon genannt wurden, finde ich vor allen Dingen ihre unsichere berufliche und finanzielle Perspektive sehr schwierig.

Wünscht sich Deine Freundin denn nicht, finanzielle Sicherheit zu haben? Oder hat sie allgemein schon sehr große finanzielle Rücklagen und arbeitet nur, um täglich etwas zu tun zu haben? Dies wäre aber doch eher nur sehr selten der Fall. Vermutlich benötigt sie, wie die meisten Arbeitnehmer im Verkaufssektor, das Geld wirklich. Und dann wäre es doch viel besser und sicherer, wenn sie wüsste, dass sie das Geld wirklich für Jahre sicher hat.

So, wie es aktuell ist, mit dem zeitlich auf drei Monate befristeten Vertrag, müsste sie doch theoretisch andauernd Angst haben, plötzlich ohne Einkommen dazustehen und ihre Miete nicht zahlen zu können. Ich fände das nicht akzeptabel. Und ja, ich sehe da irgendwie auch nur Vorteile beim Arbeitgeber und empfinde das alles irgendwie als ziemliche Ausnutzerei.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Vom rechtlichen Standpunkt hat diese Vorgehensweise klar Nachteile, die hier auch schon genannt wurden. Persönlich würde ich aber aus diesem Rhythmus auch meine Vorteile ziehen. Immerhin weiß man genau, dass man immer einen Monat frei hat. Man kann bestimmte Termine in diese Zeit legen, damit sie eben nicht mit dem Job kollidieren. Hat man Familie kann man seine Urlaube wesentlich flexibler planen, da eine Person nicht erst die Zustimmung des Vorgesetzten benötigt.

Sollte man sich nach einem anderen Job umsehen wollen, so weiß man auch genau, ab wann man zur Verfügung steht. Das erleichtert die persönliche Planung enorm, da man auf keine Kündigungsfristen Rücksicht nehmen muss. Ob sich die zwei Monate, die man im Jahr damit ohne Job ist, so sehr auf die Rente auswirken wage ich auch zu bezweifeln. Selbst wenn man für diese Zeit Arbeitslosengeld II beantragen muss, wird da eine Zahlung an die Rentenkasse geleistet.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Nachbars Lumpi hat geschrieben:Also für mein Verständnis haben Zeitverträge doch eigentlich überwiegend nur Nachteile. Wer von euch hat denn auch schon mit Zeitvertrag gearbeitet oder arbeitet vielleicht immer noch und wo würdet ihr denn die Vorteile und Nachteile beim Zeitvertrag sehen?

Bis Februar diesen Jahres hatte ich auch noch einen Zeitvertrag von der Firma, wo ich auch nun noch tätig bin. Ich habe auch keine Vorteile gesehen in so einem Zeitvertrag, aber dafür einige Nachteile. Wir wollten nämlich ein Haus kaufen und das ist mit einem Zeitvertrag recht schwierig zu gestalten, weil man ja nie sicher sein kann, ob der Vertrag nach der abgelaufenen Zeit verlängert wird. Außerdem kann man nicht so weit im voraus planen, da man ja auch hier nicht weiß, wie es nach dem Ablauf weitergeht. Ich bin mittlerweile froh, das mein Zeitvertrag in einen unbefristeten Vertrag umgewandelt wurde, denn so habe ich wenigstens etwas mehr Sicherheit im Rücken.

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» EmskoppEL » Beiträge: 3423 » Talkpoints: 20,21 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Nachbars Lumpi hat geschrieben:meinte sie nur, diesen wolle sie gar nicht weil sie diesen Rhythmus als vorteilhaft sähe.

Damit beantwortet sie die Frage nicht und ich denke, sie wird schon wissen warum. So müsste sie ja eingestehen, massiv ausgenutzt zu werden und macht sich praktisch kleiner als sie ist, indem sie das, was der Arbeitgeber ihr aufzwingt, wenigstens mental als eigenen Wunsch sieht. Oder zumindest vertritt sie dies nach außen. Denn sie sieht den "Rhythmus" vorteilhaft, weil sie gar nicht anders kann bzw. keine andere Wahl bekommt. Was sollte ihr auch sonst bleiben?

Der Arbeitgeber hingegen weiß durchaus, was er an solchen Kräften hat und vermutlich wünscht er sich noch mehr solcher Leute, die dann am Besten auch noch als sog. 450-Euro-Kräfte arbeiten, um sich die Sozialbeiträge zu sparen. Und diese Bekannte würde darin dann auch den Vorteil sehen, sich nicht mehr um die "Steuerdinge" kümmern zu müssen. Beim Thema Einkommen, Rente und Auskommen sollte sie aber recht schnell auf die Grenzen der "Vorteile" solcher Zeitverträge kommen. Der Vorteil ist schlicht, dass die Kündigung vorweggenommen ist und man vom ersten Tag an weiß, dass man keine wirkliche Zukunft in dem Laden zugebilligt bekommt. Solche Arbeitsbienen braucht das Land!

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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