Nachteile weil Behörden keine oder zu spät Auskunft erteilen

vom 06.05.2013, 12:54 Uhr

Aus gegebenen Anlass muss ich nun echt einen Thread darüber eröffnen. Es gibt so viele Sparten im Leben, wo man sich einfach nicht auskennt. Meistens geht es hierbei um Behörden. Bei vielen kann man nachfragen, wenn es einen betrifft. Doch manchmal gibt es einfach Sachen, wo wir nicht wissen, dass es einem zustehen würde, aber auch keiner und wirklich keiner macht einen darauf aufmerksam.

Im Moment bin ich ziemlich geknickt. Aufgrund meiner Gesundheit bin ich seit einem dreiviertel Jahr Rentner und das mit 27 Jahren. Das ganze natürlich nicht ohne Grund. Ich hab volle Erwerbsminderung. Nachdem ich immer wieder nach Arbeit schaue und ja kein Arbeitsamt für mich zuständig ist, scheiterte ich oftmals. Nun habe ich zu einem sehr netten Mitarbeiter Kontakt aufgenommen und der schmiss so in den Raum, dass mir ja Schwerbehinderung 50 zustehen würde, ich sollte doch mal einen Antrag stellen.

Nun ist wieder etwas Zeit vergangen und ich hatte einen Termin beim Vdk und dort hieß es wieder, dass ich auf jeden Fall Anspruch habe. Nun denke ich an früher. Ich hätte einige Jobs nicht verloren und vor allem nicht meine Traumausbildung, wenn man dies mir eher gesagt hätte. Mit 17 Jahren hätte ich auf jeden Fall schon Anspruch auf Behinderung gehabt. Mir tut das gerade so in der Seele weh.

Aufgrund diverser chronischer Krankheiten bekam ich keine Reha. Von der Krankenkasse, die ja wirklich alles weiß, hat nie etwas gesagt. Ein Arbeitsamt, welches um meinen Zustand wusste, hat nie was gesagt, denn ich hab ja immer wieder Arbeit gefunden. Ärzte bei denen ich Jahrelang in Behandlung war oder bin, hat nie einer was gesagt. Kein Krankenhaus hat mich darauf angesprochen, keine Rentenkasse, einfach niemand. Nun wo nun der Antrag gestellt werden soll, stimmt jeder Arzt zu und bestätigt, dass mir dies zustehen würde. Ich fühl mich total alleine gelassen. Ich bin so sehr eingeschränkt, fühle mich so sehr benachteiligt.

Sicherlich anderen mag es schlechter gehen. Andere müssen noch öfters zu Ärzten und in Krankenhäuser. Doch dieses nicht Wissen, hätte mein Leben grundlegend ändern können.

Bei anderen Sparten im Leben handelt es sich teilweise um Geld, was Familien zum Beispiel dringend gebrauchen könnten. In Geldangelegenheiten kann man sich sehr viel informieren, doch bei meinem Thema bin ich da nicht mal im Gedanken dadrauf gestoßen. Habt ihr auch schon Nachteile im Leben gehabt, weil ihr etwas nicht wusstet und es dann sehr spät euch mitgeteilt worden ist? Geht es anderen genauso wie mir? Ich will nun nicht rum heulen, es tut mir halt im Moment wirklich sehr weh. Bitte um Verständnis.

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» kleineliebe » Beiträge: 1817 » Talkpoints: 2,92 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich kenne dir Problematik, wobei es dich anscheinend besonders getroffen hat, da du innerhalb der Randgruppen eine Randgruppe bist und anscheinend kaum Ansprechpartner hast, die in der gleichen Situation sind. Dass einem Behörden nichts sagen, kenne ich. Dass diese nicht miteinander arbeiten, sondern jede nur bis zu ihrem Tellerrand schaut, kenne ich auch. Ich hatte das bei meinem Vater, da ging es mal um Wohngeld, um Anpassungsrente, um eben auch Prozente wegen Schwerbeschädigung, um Regelungen für Zusatzleistungen für chronisch Kranke undundund.

Aber auch Leute in anderen Lebensumständen trifft es. Meine Freundin hatte Theater wegen der Solaranlage mit dem Finanzamt. Unlängst stieß sie nach Jahren auf eine Fehlinformation bezüglich der Kindergeldzahlungen und auch mit den Kindergeldbeiträgen erfuhr sie durch einen Zufall, dass sie eine Günstigerberechnung beantragen könnte.

Selbst auf der Arbeit musste ich schon bis vor das Sozialgericht gehen, weil eine Behörde von uns gezahlte Beiträge nicht an die andere weiter geleitet hatte, was dann zu meinem Problem gemacht wurde.

Nein, du stehst da definitiv nicht allein mit in Deutschland. Früher oder später trifft es alle. Die Tipps und die Ratschläge bekam man aber immer von Leidensgenossen. Mein Vater bekam seine Hinweise aus dem Kollegenkreis, von Betriebsräten, dem Lohnbüro oder Bekannten, die er in der Stadt oder beim Arzt traf. Da wurden dann die Krankheiten und die Behördenprobleme durch gehechelt. Meine Freundin bekam ihre Tipps von anderen Eltern bekommen.

Daher kann ich dir nur den Rat geben, suche dir Gleichgesinnte zum Austausch - Selbsthilfegruppen, Internetforen und schaue auch mal auf die Internetseiten deiner Krankenkasse, da findet sich oft vieles, was man gar nicht beachtet hat (falls da nicht, guck mal, was die Barmer oder die AOK online gestellt haben). Und zukünftig musst du dir einfach angewöhnen zu nerven und grundsätzlich und überall zu fragen, wo bekomme ich Unterstützung?

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Wenn du eine Erwerbsunfähigkeitsrente bekommst, wird an sich im Fragebogen gefragt, ob eine Schwerbehinderung vorliegt. Auch in anderen Anträgen, die man in irgendeiner Form irgendwo stellt, eben weil man Erwerbsunfähigkeitsrente bezieht, taucht immer wieder die Frage auf, ob eine Schwerbehinderung vorliegt. Und eine Erwerbsunfähigkeitsrente bekommt man nicht ohne Grund. Deshalb muss dir doch irgendwann bewusst gewesen sein, dass du beeinträchtigt bist und du eventuell Anspruch auf einen Schwerbehindertenausweis hast.

Ich weiß nicht, wegen welcher Erkrankung du eine Erwerbsunfähigkeitsrente bekommst. Du hast aber scheinbar schon ein Reha-Maßnahmen teilgenommen. Ich weiß von meinen Behandlungen, ob nun stationär, teilstationär oder ambulant, dass man sich unter Patienten austauscht. Da hat sicherlich mal jemand über einen solchen Behindertenausweis gesprochen. Warum hast du da nicht einfach mal nachgefragt? Man bekommt nicht alles auf einem Tablett serviert. Und in deinem Fall gehe ich mal davon aus, dass manche vielleicht auch gar nicht danach gefragt haben, weil sie dachten, du hast einen solchen Ausweis.

Nun denke ich an früher. Ich hätte einige Jobs nicht verloren und vor allem nicht meine Traumausbildung, wenn man dies mir eher gesagt hätte. Mit 17 Jahren hätte ich auf jeden Fall schon Anspruch auf Behinderung gehabt. Mir tut das gerade so in der Seele weh.

Seien wir mal ehrlich. Hättest du die Arbeitsplätze oder gar deinen Traumjob bekommen, wenn du einen Schwerbehindertenausweis gehabt hättest? Es ist einfach zu sagen, dann hätte man dir nicht kündigen können. Hätte man nicht, das stimmt. Aber ich vermute eher, man hätte dich gar nicht erst eingestellt. Denn den Schwerbehindertenausweis hättest du vorher vorlegen müssen. Ausnahme wäre gewesen, wenn du während dem Anstellungszeitraum einen Ausweis beantragt hättest und den dann vorgelegt hättest.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Es ist wirklich schade, dass du von den vielen Menschen nicht darauf hingewiesen wurdest, wo du welche Unterstützung findest oder wo du was beantragen kannst. Gerade, wenn man von einer Krankheit oder Behinderung betroffen ist, die eher selten vorkommt, steht man oft alleine da.

Vielleicht haben auch einige Ärzte oder Behörden gedacht, dass du schon informiert bist, welche Unterstützung dir zusteht und haben dich deshalb nicht darauf hingewiesen. Das soll jetzt keine Entschuldigung sein, aber es ist meistens so, dass die Leute nicht weiter darüber nachdenken.

Immerhin ist es inzwischen durch das Internet so, dass man in kurzer Zeit viele Informationen und Ratschläge finden kann. In früherer Zeit war es viel mühsamer, sich durch die Ämter und Behörden durchzufragen. An deiner Stelle würde ich den Kopf nicht hängen lassen. Du kannst Stolz darauf sein, deinen Weg bis jetzt auch ohne diese Hilfe gegangen zu sein. Jetzt, wo du die Kenntnisse besitzt, kannst du ja alles Erforderliche einleiten.

» Ariola » Beiträge: 693 » Talkpoints: 4,96 » Auszeichnung für 500 Beiträge



so hart wie es klingen mag, aber es hat einen einfachen Grund warum dir niemand diese Möglichkeiten aufgezeigt hat. Und der Grund ist Geld. Warum sollte dir die Agentur für Arbeit etwas anbieten, was Kosten nach sich zieht, wenn doch ersichtlich ist, dass du auch ohne ihre Hilfe wieder einen Job bekommst.

Entsprechend sieht es bei Krankenkassen und Rentenkassen aus. Solange man sieht, dass man nicht dauerhaft Kosten für dich verbuchen muss, wird man dir keine Maßnahme anbieten. Es ist zwar eine traurige Realität, aber wer nicht fordert, bekommt selten etwas. Selbst bei anderen Behörden sagt man nicht unbedingt freiwillig, dass sie Kosten übernehmen können.

Das habe ich mehrfach bei Kinderbetreuungskosten erlebt, die ja bei manchen Fällen eben vom Jugendamt bezahlt werden. Dass es diese Möglichkeiten gibt, wissen leider weniger Eltern, als man denkt. Und nur selten bekommt man das auch von der Einrichtung gesagt, wo das Kind betreut wird.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Also eine Reha habe ich nicht bestritten. Ich war nur in Spezialkliniken und normalen Krankenhäusern. Es war um genau zu sein eine Spezialklinik, da ich damals gar nichts mehr machen konnte aufgrund dieser Krankheit. Man hat sich abends schon mal getroffen und über das normale Leben gesprochen, wie man es bestreitet und Probleme mit Mitmenschen hat. Über Behinderung wurde nie gesprochen. Ich hatte damals eine jüngere auf dem Zimmer und war mehr mit Leuten zusammen, die nicht so sehr betroffen waren, oder eine andere Krankheit hatten.

Ich bin zwar noch geschlaucht und traurig, doch eben ein Steh auf Männchen und schaue daher nun nach vorne. Ja meine Ausbildung hätte ich nicht machen können in dieser Art und Weise, wenn ich schwerbehindert gewesen wäre. Zumindest nicht in dieser Akademie. Doch die Leute die das nun mitbekommen, können es auch nicht verstehen. Ihr macht mir aber Mut.

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» kleineliebe » Beiträge: 1817 » Talkpoints: 2,92 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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