Als Eltern das Oberstufensystem nicht mehr verstehen

vom 12.04.2013, 09:44 Uhr

Bei meinen Eltern kommt noch erschwerend hinzu, dass sie nicht in Deutschland zur Schule gegangen sind und daher überhaupt keine Ahnung von dem Schulsystem hier haben. Obwohl beide ihr Abi bzw. Fachabi haben, lief es in deren Schulzeit offenbar ganz anders ab. Beispielsweise gab es kein Punktesystem und die mündliche Beteiligung spielte bei der Vergabe der Noten nur eine untergeordnete Rolle, während es in Deutschland genau umgekehrt ist und das mündliche sehr wichtig ist.

Bei uns im Norden ist die so genannte Profiloberstufe eingeführt worden vor wenigen Jahren und meine Eltern haben da auch nicht mehr durchgeblickt. An sich ist es ja sogar einfacher, weil man ganz normal im Klassenverband unterrichtet wird und auch noch vorgegebene Leistungskurse hat (bzw. Kurse mit erhöhtem Leistungsniveau, was wohl etwas ähnliches ist). Was meine Eltern aber interessiert hat, waren ausschließlich die Noten, die natürlich auch im Punktesystem von 1 - 15 vergeben wurden. Damit kamen meine Eltern auch nicht klar, was ich daneben fand. Für mich war das System ja auch neu und ich lernte nach einer kurzen Zeit auswendig, welche Punkte welcher Note entsprechen. Ich habe es den beiden auch erklärt, aber noch nach drei Jahren musste ich ihnen immer meine Punkte in Noten umrechnen. Für mich hat das nichts mit Dummheit, aber mit Faulheit und vielleicht auch Desinteresse zu tun. Aber natürlich auch mit Vertrauen mir gegenüber.

Trotzdem habe ich sie bis auf 1, 2 Male bei Klausuren, die ich verhauen hatte, nie angelogen und ihnen die richtige Note genannt. Das liegt daran, dass ich erstens immer passable Noten hatte, bei denen ich nichts schön zureden versuchte, und zweitens mit den beiden eher selten über meine Noten sprach. Ich war auch schon mit 16, 17 der Meinung, dass meine Noten sie nichts angingen, solange ich nicht versetzungsgefährdet war.

Zu behaupten, eine Note zählt nicht, hätte ich bei meinen Eltern nie versucht. Ich habe zum Teil ja selbst nicht durchgeblickt, welche Noten denn nun ausgeklammert werden. Letztendlich war es der Computer, der automatisch die schlechtesten, nicht relevanten Noten aussortierte, aber ich habe mich eigentlich in den meisten Fächern bemüht unabhängig davon, wie wichtig oder unwichtig sie waren.

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Cappuccino hat geschrieben:Letztendlich war es der Computer, der automatisch die schlechtesten, nicht relevanten Noten aussortierte, aber ich habe mich eigentlich in den meisten Fächern bemüht unabhängig davon, wie wichtig oder unwichtig sie waren.

Naja, im Endeffekt sind Fächer ja in der Regel nicht von vornherein unwichtig oder nicht relevant für die Note, sondern es ergibt sich ja überwiegend erst im Nachhinein, wenn alle Halbjahresleistungen feststehen. Ich hab am Ende auch Punkte einbringen können, mit denen ich im Vorfeld nie gerechnet hätte, weil einige Fächer unerwartet besser ausfielen, als in den Jahren zuvor und dafür fielen dann Halbjahresleistungen anderer Fächer raus, die ich vorher eigentlich fest eingeplant hatte.

Man muss schon spezielle Kombinationen an Fächern haben oder sich wirklich sehr, sehr gut einschätzen können um von Anfang an bewusst auf Halbjahresleistungen zu verzichten und sich dementsprechend in den Fächern zurücknehmen zu können. Für die meisten Schüler ist das damit aber keinesfalls empfehlenswert.

Aber wirklich schwer finde ich das ganze System nun nicht, eher ist es ja noch einfacher geworden, da die Wahlmöglichkeiten ja eingeschränkt wurden. Zu meiner Zeit vor einigen Jahren gab es noch richtige Leistungskurse und man konnte sehr viel an Fächerkombinationen wählen. Und selbst da konnte man sich im Vorfeld ausrechnen welche Fächer man zwingend einbringen muss und was nicht wirklich zwingend nötig ist.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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