Lernen Migranten so Deutsch wie wir es nie sprechen würden?
Sicherlich kennt jeder von euch den Spruch "Deutsche Sprache, schwere Sprache". Tatsächlich ist die deutsche Grammatik im Gegensatz zu der anderer Sprachen teilweise ziemlich kompliziert. Im Englischen verändert sich beispielsweise der Infinitiv von "haben", also "have", nur bei he/she/it. Hier wird aus dem "have" ein "has". Im Deutschen verändert sich das Wort "haben" je nach Fällen mehrmals, "habe", "hast", "hat" und so weiter.
Auch den Konjunktiv gibt es soweit ich weiß in der englischen Sprache nicht. Wobei man sagen muss, dass auch wir Deutschen den Konjunktiv im Alltag wohl kaum verwenden. Wenn ich nämlich im allgemeinen Sprachgebrauch etwas wiedergeben möchte, was ein anderer gesagt hat, sage ich "Er hat gesagt, er lernt" oder "Er hat gesagt, dass er lernt" und nicht "Er hat gesagt, er lerne", wie es grammatikalisch richtig heißen müsste.
Nun kann ich mir aber gut vorstellen, dass beispielsweise der Konjunktiv für viele Migranten, die die deutsche Sprache erlernen wollen, ziemlich schwierig ist. Selbst mir als Deutscher fällt es schwer, einen grammatikalisch richtigen Satz im Konjunktiv zu verfassen. Sie lernen also so zu sprechen wie wir Deutschen es niemals tun würden.
Was denkt ihr? Lernen Migranten die korrekte deutsche Grammatik, wie beispielsweise den Konjunktiv, auch wenn wir Einheimischen sie im alltäglichen Sprachgebrauch des Öfteren missachten?
Da kann ich dir nur Recht geben. Leider, leider ist das so. Eine Freundin von mir kommt aus Kenia und hat einen Deutschkurs gemacht. Erst mal war der so schlecht, dass ihr Mann ihr danach noch einen aus eigener Tasche bezahlt hat. Aber auch dort wurde viel zu viel Wert auf Kleinigkeiten gelegt, die man viel eher im täglichen Leben irgendwann verfeinern könnte.
Ich habe auch mal Erasmus-Studenten aus Italien kennengelernt. Erasmus ist ein Partnerprogramm von mehreren europäischen Universitäten. So kann man ganz leicht für ein halbes Jahr, also für ein Semester im Ausland studieren. Dazu gehört dann auch, wenn man ihn benötigt, ein Sprachkurs in der jeweiligen Landessprache. Als ich diese Italiener kennenlernte und mich mit ihnen auf Englisch unterhielt, nutzten sie die Chance, Muttersprachler um Hilfe zu bitten. Und zwar kamen sie mit dem Konditional II nicht zurecht. Wir Deutschen waren sprachlos. Wann benutzen wir denn mal den Konditional II? Beim Rumalbern vielleicht! Und die waren wohlgemerkt nur ein halbes Jahr in Deutschland. Absoluter Humbug denen sowas beizubringen.
Mir ging es aber ganz genauso in meinem Studium. Ich habe Sprachunterricht in Kiswahili (oder Suaheli; das spricht man in Ostafrika) und Arabisch gehabt. Und in beiden Kursen wurde uns Zeug beigebracht, mit dem man einen Muttersprachler richtig beeindrucken kann. Wenn du nämlich dann nach Ägypten gehst und das Gelernte dort anwendest, haben die teilweise noch nie davon gehört. Leider hat es mir die ganze Sache so verleidet und erschwert, dass ich beide Sprachen kein Stück weit beherrsche.
Das gleiche gilt übrigens auch für den Englischunterricht. Ich finde, man sollten den Schülern die Grundlagen beibringen und dann nur noch reden, reden, reden. Damit würde man viel mehr erreichen als mit jahrelangem Grammatikunterricht.
Ich bin ähnlicher Meinung wie Bienenkönigin. Ich selber habe in der Schule und später dann bei einem privaten Sprachkurs auch grammatikalisch zwar korrekt die zu erlernende Sprache gelernt, habe aber im Land selber damit wenig anfangen können, weil man mich nicht bzw. nur schlecht verstanden hat.
Ich habe versucht die Zeiten möglichst korrekt anzuwenden, habe aber sehr schnell festgestellt, dass man die Sprache dann doch anders spricht und vieles nicht so anwendbar ist, wie man es eigentlich gelernt hat, weshalb ich dann im Prinzip auch nur noch nach Gefühl gesprochen habe und weniger Wert auf grammatikalisch korrekte Sätze gelegt habe. Klar gibt es auch Dialekte, die die Sprache anders erklingen lassen, aber die Grammatik sollte doch eigentlich überall gleich sein, was sie aber einfach nicht war.
Trotzdem erachte ich es schon als wichtig, dass man die Grammatik in der Theorie beherrscht, denn man kommt doch hin und wieder in Situationen, wo es ganz nützlich ist, wenn man weiß wie es korrekt lauten müsste und wenn man nicht nur weiß, wie es die Einheimischen sprechen würden.
Wenn Migranten so etwas lernen, dann lernen sie wohl ein korrektes Deutsch, wie es eben eigentlich grammatikalisch richtig ist. Ich finde das auch gar nicht so schlimm, denn oft ist es im Deutschen und natürlich auch in anderen Sprachen so, dass man selbst darauf gar nicht achtet, weil man einfach an andere Dinge gewohnt ist. Trotzdem lernt man in der Schule auch ein ordentliches Deutsch und auch dort wird Konjunktiv I & II, Imperativ und so weiter gelehrt, auch wenn die wenigsten das wohl im Alltag anwenden.
Wie sollte man denn sonst Deutsch lehren? So "falsch" wie es viele Deutsche sprechen? Das fände ich auch nicht richtig. Ich denke mal, man wird auch verstanden, wenn man eben kein korrektes Deutsch hat, genauso wird man auch verstanden, wenn man ein korrektes Deutsch an den Tag legt, auch wenn das bei uns vielleicht nicht mehr Gang und Gebe ist.
Pointer hat geschrieben:Tatsächlich ist die deutsche Grammatik im Gegensatz zu der anderer Sprachen teilweise ziemlich kompliziert. Im Englischen verändert sich beispielsweise der Infinitiv von "haben", also "have", nur bei he/she/it. Hier wird aus dem "have" ein "has". Im Deutschen verändert sich das Wort "haben" je nach Fällen mehrmals, "habe", "hast", "hat" und so weiter.
Das Beispiel finde ich ehrlich gesagt etwas unglücklich gewählt. Du hast nun Deutsch mit der wohl einfachsten Sprache der Welt verglichen, nämlich Englisch. Im Englischen ist so gut wie alles gegenüber der deutschen Grammatik einfacher, aber wenn man Deutsch mit Sprachen wie Französisch vergleicht, dann ist es ziemlich auf einer Schwierigkeitsebene. Im Französischen und den meisten anderen Sprachen, wie zum Beispiel auch Polnisch, werden die Verben von Person zu Person anders konjugiert. Englisch ist da eher die Ausnahme.
In manchen Beziehungen ist Deutsch sogar noch einfach wie andere Sprachen. Zum Beispiel ist es im Französischen und Polnischen (und sicher auch in einigen anderen Sprachen, aber das sind die einzigen beiden, bei denen ich mir sicher bin) auch so, dass Adjektive auf das Subjekt abgestimmt werden. Man muss also unterscheiden, ob das Subjekt weiblich oder männlich ist, denn je nachdem heißt das Adjektiv „gut“ dann „bon“ oder „bonne“. Im Polnischen ist es genau das gleiche, dort endet die weibliche Form meistens auf „-a“ und die männliche auf „-y“. Im Deutschen dagegen heißt es, egal ob männlich oder weiblich, einfach nur „gut“.
Ob die Migranten, nun „richtiges“ oder „falsches“ Deutsch lernen, kommt wohl ganz auf die Situation an. Manche halten es ja nicht für nötig, einen Sprachkurs zu machen und lernen es einfach durch Zuhören. Mein Freund ist mit sieben Jahren von Polen nach Deutschland gekommen und er hat auch fast alles durch Zuhören gelernt. Da kann es dann durchaus vorkommen, dass man auch falsche Dinge lernt, aber generell denke ich, dass das fast die bessere Methode ist, als wenn man versucht sich alle Grammatikregeln mitsamt Ausnahmen einzuprägen.
Ich schätze, das hängt ganz davon ab, wie man deutsch lernt. Besucht man einen Sprachkurs, wird dort garantiert viel Wert auf korrekte Grammatik gelegt und in dem Fall lernt ein Migrant wohl das Deutsch, das die Deutschen selber kaum benutzen. Obwohl das Konjunktiv meiner Meinung nach ein schlecht gewähltes Beispiel ist, weil sowohl ich als auch die meisten meiner Freunde auch beim Sprechen das Konjunktiv anwenden. Ein gutes Beispiel wäre die Satzstellung nach dem Wort "weil". "Weil, ich hab einfach besseres zu tun", und solche ähnlichen Sätze höre ich ständig, obwohl das ja falsch ist.
Wenn ein Migrant einfach durchs Zuhören lernt, kann es schon eher passieren, dass sich Grammatikfehler einschleichen. Allerdings finde ich, dass man beim Lernen einer Sprache irgendwann mal ein Gefühl dafür entwickelt und selber merkt, was richtig und was falsch ist. Nur weil man eine Weile in Nordamerika war, quetscht man danach auch nicht das unnötige Füllwort "like" in jeden zweiten Satz, weil man selber merkt, dass es irgendwie blöd klingt ("I was like oh my God" )
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