'Bündnis für Verbraucherbildung' bringt Werbung in Schulen
Verbraucherschutzministerin Aigner hat sich vor kurzem wieder was Tolles einfallen lassen. Um Kinder vor Werbelügen, Datenklau im Internet und Schuldenfallen zu bewahren, hat sie ein "Bündnis für Verbraucherbildung" gegründet, dass Unterrichtsmaterialien zur Verfügung stellt. So sollen die Kinder lernen, Werbung und andere Angebote von der Wirtschaft kritisch zu hinterfragen und den Haken daran zu erkennen. Eine sehr gute Sache. Das ist wichtig, da kann man nur zustimmen.
Die Werbung schwindelt auch unseren Kindern jeden Tag das Blaue vom Himmel vor. Joghurt ist gesund, auch wenn 70% Zucker drin ist. Light-Produkte sind gesund, auch wenn sie nur geringfügig weniger Kalorien drin haben. Wenn schon die Eltern auf solche Werbelügen reinfallen, wie soll man dann die Kinder davor schützen, alles zu glauben. Supermärkte haben ausgeklügelte Systeme, die Aufmerksamkeit der Kunden auf die richtigen Waren zu lenken. Und Kinder sind auch Kunden. Daher ist der Bereich vor der Kasse vollgestopft mit Süßigkeiten, um die die Kleinen ihre Eltern dann anbetteln können.
Wie schützen wir Kinder davor? Da der Staat nicht in die Erziehung zu Hause eingreifen kann, sollte die Information in der Schule stattfinden. Man erreicht viele Kinder auf einmal und kann sie so effektiv vorbereiten. Klasse Idee. Aber was macht Frau Aigner? Wen holt sie sich für dieses edle Ziel an Bord? McDonalds ist dabei. Ebenso die Supermärkte Edeka und Rewe. Außerdem der Kosumgüterkonzern Procter & Gamble und mehrere Bankinstitute.
Das sind ganz exakt die Konzerne, vor denen dieses Bündnis warnen wollte. Wie soll denn da der Unterricht aussehen? Frau Aigner betont natürlich, dass diese Konzerne keine Werbung für sich in den Schulen machen werden. Wie das genau aussieht, hat sie aber noch nicht erklärt. Es gibt kein offizielles Regelwerk. Frau Aigner will "persönlich dafür Sorge tragen". Hier ein Artikel dazu.
Was haltet ihr davon? Habt ihr vielleicht sogar schon in den Schulen eurer Kinder davon gehört?
Vielen Dank an Frau Aigner für diesen Politikirrsinn, der nun schon in Schulen seine Runden drehen darf! Ganz ehrlich: Wie soll das weitergehen? Vor jeder Mathestunde ein kurzer Spot "Die nachfolgende Stunde wird Ihnen präsentiert von..." und in Physik werden die Geräte ganz groß mit Markennamen beklebt. Irgendetwas haben entweder wir oder Frau Aigner an dieser Idee missverstanden. Geht es nun wirklich darum, Kinder vor Werbung zu schützen, oder versucht man nun neue Einzugsgebiete für die manipulierende Werbung zu finden?
Wenn man McDonalds und Rewe mit ins Boot zieht, dann würden schon diese zwei Firmen reichen, um das Projekt scheitern zu lassen. Vielleicht werden sie nicht unbedingt Werbung machen, aber es ist für diese Firmen die ideale Gelegenheit, Public Relations zu pflegen und aufzubauen. Insofern ist das ganze Projekt nicht uneigennützig, im Gegenteil: Durch subtile Werbung in einem "Gegen-Werbung"-Seminar hat man die idealen Chancen, dass die Werbung hängenbleibt und die gewünschte Wirkung erzielt, nämlich das Kaufen von irgendwelchen Waren, die man so nicht bräuchte, von der die Werbung aber suggeriert, dass man ohne nicht auskommen könnte.
Insofern fassen wir das Projekt kurz zusammen: Idee anfänglich gut, durch diese "Sponsoren" (man sollte sie nicht als solche bezeichnen in dieser Situation, eben aus genannten Gründen) allerdings sehr schlecht und kontraproduktiv. Wahrscheinlich wird die Umsetzung dann noch miserabler. Aber ebenso wahrscheinlich ist es, dass wir ohne solche Firmen die Schulmittelfreiheit in Zukunft nicht mehr garantieren können - zumindest, wenn es nach Frau Aigner geht.
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