Kindern Aufforderungen schriftlich geben?

vom 01.05.2013, 09:17 Uhr

Jede Mutter und jeder Vater kennt ja das Phänomen, dass Aufforderungen oft bei den Kindern nicht ankommen und dass sie hinterher behaupten, man habe ja nie etwas gesagt.

Ich habe beispielsweise meinem Sohn wieder und wieder gesagt, dass er seine leeren Mineralwasserflaschen regelmäßig in die Küche bringen soll. Ich habe nämlich keine Lust, wochenlang gar keine zu bekommen und dann 20 Stück auf einmal. Beim Rewe kann man nämlich nur kleine Mengen zurückbringe, sonst wird die Schlange hinter einem ungeduldig. Neulich, als ich deswegen ziemlich aufgebracht war, hat mein Sohn tatsächlich behauptet, ich müsste das ja nur sagen, dann würde er das selbstverständlich auch tun. Ich hätte es ihm nie gesagt. Ich habe es dann auf einen Zettel geschrieben und er musste unterschreiben, dass er die Aufforderung und die Gründe dafür zur Kenntnis genommen hat.

Ich habe den Zettel an unsere Pinnwand im Flur gehängt. Die Idee fand ich so gut, dass ich es gleich bei anderen Dingen, die ich immer wieder sage, die aber regelmäßig überhört werden, auch so gemacht habe. Jetzt hängen diverse unterschriebene Zettel an der Pinnwand, wie beispielsweise Fahrrad in die Garage stellen, schmutzige Wäsche sofort ins Bad bringen, Schuhe beim Nachhausekommen nicht in den Flur werfen und andere Selbstverständlichkeiten mehr.

Es klingt zwar lächerlich, aber ich spare mir viel Energie durch ständige Wiederholungen. Es reicht ein Fingerzeig auf die Pinnwand. Seid ihr auch dazu übergegangen, Aufforderungen schriftlich zu erteilen oder haltet ihr das bei euren Kindern für überflüssig oder sogar lächerlich?

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ein Kind ist durchaus imstande schriftliche Aufforderungen anzunehmen. Es ist aber pädagogisch sicherer, wenn man dem Kind die klaren Anweisungen auch erklärt und auch dazu Beispiele gibt, denn dann kann sich das Kind selbst ein Bild davon machen. Man muss Schriftliches erst einmal konkretisieren.

Viele Kinder können das gut, aber ich finde das etwas verantwortungslos, denn das scheint ja für den Erwachsenen eine leichte Sache zu sein. Ihm einfach so etwas Schriftliches zu geben und soll doch das Kind das selber begreifen. Man sollte das Kind nicht mit dem Geschreibsel alleine lassen, Verwirrung und viele unbeantwortete Fragen entstehen automatisch.

Man gibt dem Kind die schriftlichen Aufforderungen in gesunden Portionen. Geht die Punkte mit dem Kind durch, erklärt, gibt klare Beispiele und gibt dem Kind Bescheid, dass es jederzeit bei Fragen kommen kann. So sollte das eigentlich von statten gehen.

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» kleineAmsel » Beiträge: 205 » Talkpoints: 0,57 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich habe als Jugendliche meiner Mutter immer wieder gesagt, dass sie so etwas einführen soll. Gerade weil ich noch kleine Geschwister habe, die darunter litten, dass es für sie nicht immer eindeutig war, was sie machen sollen. Und ich finde auch, dass mein Bruder so etwas mit seiner Tochter einführen sollte.

Durch dieses System gibt es einfach viel weniger Reibereien. Es wird für alle Beteiligten stressfreier. Und ich kann sehr gut verstehen, warum das Gehirn eines 14jährigen nicht ständig damit beschäftigt ist, alles ordentlich zu machen. Das kann man von Kindern nicht erwarten. Deren Gedanken schwirren noch etwas unkontrolliert durch die Gegend. Ordnung muss man doch auch lernen. Das geht nicht von heute auf morgen.

Ich finde auch, dass es den Kindern mehr Rechte sichert. Wenn schriftlich festgehalten wird, dass das Zimmer immer mittwochs aufgeräumt wird, dann darf die Mutter nicht am Samstag sauer werden und das Aufräumen verlangen. So entsteht Struktur, Gewissheit und Sicherheit. Ich hatte ständig "Angst", dass der nächste Anschiss nicht mehr weit entfernt ist, weil ich ja auch wusste, dass ich ständig Dinge vergesse und falsch mache. Das war sehr unschön und hat bis heute Wunden hinterlassen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Die Methode finde ich im Grunde genommen nicht schlecht. Auch ich lebe zusammen mit meiner jüngeren Schwester noch im Haushalt meiner Mutter und bei uns hängt eine Art Haushaltsplan am Kühlschrank, auf dem klar geregelt ist, wer wann welche Aufgaben zu erledigen hat. Dort ist zum Beispiel zu finden, wer die Spülmaschine ausräumen muss, wer sich wie oft um die Katzenklos zu kümmern hat, wann welche Räume von wem geputzt werden und wer für verschiedene Besorgungen, wie zum Beispiel den morgendlichen Gang zum Bäcker, verantwortlich ist. Ich finde diesen Plan absolut sinnvoll, immerhin sind die Verantwortungsbereiche klar geregelt; das ist nicht nur eine Hilfe für den Haushaltsvorstand, der bei Bedarf an die festgehaltenen Pflichten erinnern kann, sondern auch für die anderen Haushaltsmitglieder, die genau wissen, was sie zu tun haben und somit auch keinen spontanen Anpfiff erleben können.

Deine Methode finde ich dann aber doch eher albern, das muss ich zugeben. Lauter kleine Zettel an der Pinnwand empfinde zumindest ich als ziemlich unübersichtlich, das könnte man durch einen großen Plan für alle sicherlich übersichtlicher und besser regeln. Auch sind auf unserem Plan nur Dinge zu finden, die allen Mitgliedern des Haushaltes zugutekommen, wie beispielsweise die Reinigung von gemeinschaftlich genutzten Räumen. Bei uns käme niemand auf die Idee, dort festzuhalten, dass die Wäsche ins Bad gebracht werden muss, vielmehr ist die logische Konsequenz, dass sie eben ungewaschen im Zimmer verbleibt, wenn man das nicht tut. Konsequenzen, die nur der Einzelne trägt, bleiben somit völlig außen vor.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Regelmäßige Verbindlichkeiten kann man in der Tat am ehesten auf einem Haushaltsplan festhalten, auf den man sich berufen kann und so würde ich es auch direkt handhaben. Somit ist eine Übersichtlichkeit gewährleistet und man muss dann auch nicht immer wieder diskutieren. Ich würde dann auch die Kinder bei der Aufstellung des Haushaltsplanes mit einbeziehen und sie können ihre Wünsche selbst äußern. Jedenfalls scheint es, Kinder eher zu motivieren, wenn sie ein Mitspracherecht haben und man ihre Wünsche so weit es geht auch berücksichtigt.

Bezüglich der Flaschen kann man ja eine verbindliche Vereinbarung treffen, dass man sie eben zwei oder drei Mal in der Woche sammelt. Ich kenne es ja selbst auch sehr gut aus eigener Kindheit, dass man gern Flaschen bunkert und man anstelle eine Flasche wieder zurückbringt, sind nur eine weitere Flasche holt. Aber samstags wurde eben eingekauft und die Kisten mussten dann wieder voll sein, das war bekannt, aber als Kind war mir das ehrlich gesagt manchmal doch auch egal. Die Einsicht fehlte seinerzeit, oder es lag an der Faulheit/ Lustlosigkeit.

Wir wussten an sich schon, welche Aufgaben wann zu erledigen waren, auch ohne es schriftlich zu fixieren. Jedoch war die Aufteilung ungerecht, da meine Brüder sich dann immer zurückziehen konnten oder unauffindbar waren, sie auch an sich kaum etwas machen mussten. Zum Glück sehen das viele Eltern heute anders und integrieren auch die Jungs in die Hausarbeit. Da hilft ein Plan mehr, als es jeden Tag zu sagen.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Zwar kann man prinzipiell mit einem solchen "System" beziehungsweise einer solchen Ordnung nichts verkehrt machen, jedoch finde ich, dass man den Jungen auch anders disziplinieren beziehungsweise gehorsam machen kann. Dazu brauche ich nicht extra eine Pinnwand aufhängen, immerhin sind es seine Aufgaben. Meine Mutter hat das mit mir damals einfach durch konsequentes "Nachmachen" beziehungsweise nach einem "wie du mir, so ich dir"-Prinzip geregelt.

Wenn sie gesagt hat, ich solle im Badezimmer den Schrank aufräumen und nicht dauernd meinen Krempel dort herumfliegen lassen, dann habe ich das auch schleunigst getan, denn spätestens wenn ich am nächsten Tag aus der Schule kam, standen alle meine Sachen aus dem Schrank in meinem Zimmer, schön verteilt über alle Regale, Schränke und Tische.

Klar, so eine Pinnwand ist stressfrei und eine super Lösung, jedoch ändert dies ja nichts an seiner, so wie ich das herauslese recht unzuverlässigen, Art und Weise solche einfachen Anweisungen zu befolgen. Lass dir einfach mal spaßeshalber etwas Lustiges einfallen, womit du ihm zeigen kannst, dass er seinen Aufgaben nachkommen muss. Beispielsweise kannst du seine Schuhe, welche er in deinen Flur geworfen hat, nehmen und in sein Zimmer werfen. Hört sich vielleicht recht grob an, aber es hat zumindest bei mir damals wirklich gefruchtet beziehungsweise geholfen.

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» KingTarzan » Beiträge: 722 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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