Etwas stört bei Gespräch - ich weiß aber nicht, was

vom 01.05.2013, 08:48 Uhr

Ich hatte neulich ein Bewerbungsgespräch in einer kleineren Firma. Der Job klingt interessant, der Chef ist nett, die Kollegen anscheinend auch. Es sind zwar meistens sehr viel Jüngere als ich, aber das ist nichts, was mich irritieren sollte. Ich gehörte in den letzten Jahren immer zu den älteren Kollegen. Das Gespräch lief auch objektiv gesehen sehr gut. Eigentlich sollte ich hoch zufrieden sein und es ist auch abzusehen, dass ich den Job genau in meiner gewünschten Stundenzahl von 20 Stunden bekomme.

Aber ich war nach dem Gespräch nicht zufrieden. Es blieb ein extrem ungutes Gefühl, was ich mir aber gar nicht erklären kann. Ich habe schon herauskristallisiert, dass das an dem Chef selber liegt. Denn dieses Gefühl tritt nicht auf, wenn ich an die Umgebung und die Kollegen denke, die dort herumliefen, sondern nur, wenn ich an das Gespräch selber denke. Ich weiß aber nicht, ob es etwas Inhaltliches war, das mich beunruhigt, oder etwas in der Person des Chefs. Vielleicht irgendwelche Körperbewegungen, Blicke oder Mimik, die in meinem Unterbewusstsein etwas auslösen, was vielleicht völlig unangebracht ist. Dieses sehr unangenehme Gefühl bringt mich vielleicht sogar dazu, den Job abzusagen.

Ich hatte dieses Gefühl schon einmal bei einer Wohnungsbesichtigung. Objektiv war alles in Ordnung. Später gab es aber einen Riesenstreit mit einem Nachbarn, der psychisch krank war. Vielleicht hatte ich ihn vorher unbewusst im Flur gesehen und mein Instinkt sagte gleich, dass da Gefahr lauere.

Wie finde ich heraus, ob mein ablehnendes Gefühl berechtigt ist, dass also mein Unterbewusstsein ein konkrete Gefahr entdeckt hat, die noch nicht ins Bewusstsein getreten ist, oder ob eine Assoziation im Gehirn stattfindet, die mit der Realität nichts zu tun hat? Habt ihr so etwas auch schon einmal erlebt, dass etwas enorm stört, ihr aber nicht herausfinden könnt, was es genau ist? Habt ihr euch in diesem Moment auf euer Gefühl verlassen oder auf das, was ihr bewusst und objektiv wahrnehmt?

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



An deiner Stelle würde ich dort erst mal die Stelle annehmen. Arbeit ist Arbeit und wenn es deiner gewünschten Stundenzahl entspricht, solltest du es wenigstens mal probiert haben. So ein schlechtes Gefühl kann es immer mal geben, aber es ist doch auch die Frage, was passieren soll. Das ist ja nur eine Arbeit und wenn du der Meinung bist, dass das nichts wird, dann kannst du ja auch kündigen. Bisher hatte ich so ein Gefühl noch nicht, aber gerade bei einer Arbeit würde ich dem auch nicht nachgehen und die Stelle einfach nehmen und dann probieren, wie es läuft. Man bekommt ja dann auch Geld, was man braucht und wenn man sich nicht wohlfühlt, kann man ja weiter suchen.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Dein Unterbewusstsein hat dir wohl das richtige Zeichen gegeben. Es hat genau diese Aufgabe dir zu sagen, dass etwas nicht stimmt. Aus bisherigen Erfahrungen hat es viel Erfahrung sammeln können und gibt dir nun das Zeichen um eine bewusste Entscheidung treffen zu können.

Google den Arbeitgeber doch vielleicht mal. Es gibt einige Bewertungsplattformen in denen Arbeitgeber bewertet werden und man einiges über sie erfahren kann. Auch Einzelheiten die man sich nicht hätte vorstellen können. Oder frag im Freundes- und Bekanntenkreis ob sie die Firma oder den Chef kennen.

» Leylazoe » Beiträge: 24 » Talkpoints: 10,58 »



Dein ungutes Gefühl kann doch tausend Gründe haben. Auch wenn etwas am Chef es ausgelöst hat, muss es nicht wirklich mit ihm zusammenhängen. Wenn du wirklich so sensibel auf deine Umwelt reagierst, können es Kleinigkeiten sein. Vielleicht benutzt er das gleiche After-Shave wie jemand aus deiner Vergangenheit, auf den du sauer bist. Oder irgendein anderer Geruch im Büro des Chefs hat dein Unterbewusstsein an etwas Unangenehmes aus deiner Vergangenheit erinnert. Gerüche sind sehr stark mit Erinnerungen verknüpft. Oder es war irgendeine kleine Äußerlichkeit an ihm. Die Form seiner Nase, die Farbkonstellation aus Anzug, Hemd und Krawatte.

Ich würde dem Job eine Chance geben. Kündigen kann man jederzeit. Und so schlimm wird es nicht sein, sonst wären die Signale ja eindeutiger. Wenn du den Job allerdings nicht annimmst, wirst du dir immer überlegen, ob wirklich etwas passiert wäre oder ob du total glücklich mit dem Job geworden wärst. Die Ungewissheit würde ich nicht wollen. Wenn wirklich was passiert, hast du daraus gelernt, diesem Gefühl zu vertrauen. Weil nur die eine Geschichte mit dem Nachbarn ist noch kein Beweis.

Benutzeravatar

» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Das ganze ist eine verzwickte Situation. Einerseits kann ich Bienenkönigin zustimmen. Ich denke, dass diese unterbewusste Reaktion keinen wirklich handfesten Hintergrund hat. Andererseits zeigt deine Sorge ja, dass du diese Reaktion sehr ernst nimmst. Und damit besteht die Gefahr, dass du dich unterbewusst auch so verhältst, dass du womöglich tatsächlich die Probleme in Form einer selbst erfüllenden Prophezeiung herbei beschwörst.

Wenn du nämlich ganz fest annimmst, dass etwas mit dem Chef nicht stimmt, wirst du womöglich in jeder Kleinigkeit einen Grund suchen, um das Gefühl zu bestätigen. Und das kann sich sehr negativ auf das Verhältnis zum Chef auswirken. Wenn dir das nicht bewusst ist, führt das natürlich dazu, dass du dich in deinem Gefühl bestätigt fühlst und beim nächsten Mal noch sensibler auf diese ungute Gefühle reagierst. Das kann zu einem Teufelskreis führen, der dir unter Umständen ernsthafte Probleme bereiten könnte.

Davon laufen ist also nicht unbedingt die richtige Lösung. Wenn der Rest passt, würde ich an deiner Stelle wohl den Job annehmen, aber würde sehr achtsam meine eigenen Reaktionen gegenüber des Chefs analysieren und mich soweit wie möglich nicht von den unguten Gefühlen irritieren lassen. So würde ich vielleicht einen unbewussten Gedanken aufschnappen, der mich auf die richtige Fährte bringt und einen Ansatz gibt, dieses ungute Gefühl zu bekämpfen.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^