Wie auf menschenfeindliche z.B. homophobe Sprüche reagieren?

vom 29.04.2013, 03:43 Uhr

Ich persönlich suche mir immer sehr genau aus, mit welchen Menschen ich Umgang habe. Ich denke, in vielerlei Hinsicht bin ich sogar strenger, als die meisten anderen Leute, aber letztendlich ist das ja meine Sache, nur ich muss damit zurechtkommen.

Aber manchmal kann man ja leider, gerade, wenn ich studiert oder berufstätig ist, nicht grenzenlos darüber entscheiden, mit welchen Menschen man Zeit verbringt und mit welchen nicht. Auf Arbeit hat man seine Kollegen, deren Gerede man mitunter hören muss, und als Student oder Schüler bekommt man auch vieles in den Pausen mit, oder als Smalltalk nebenher zu Gruppenarbeiten. Da kann man sich auch nicht immer seine Sozialkontakte aussuchen, wie man möchte. Und auch im privaten Rahmen, beispielsweise über Vereine oder ehrenamtliche Tätigkeiten, trifft man auch immer wieder mal auf Einzelpersonen, die einem eigentlich gar nicht gefallen. Leider, muss ich sagen.

Wobei ich dieses Nichtgefallen nicht an Äußerlichkeiten festmache, sondern am Verhalten oder an der Ideologie dieser Personen. Und da wären wir schon bei meinem aktuellen Problemchen. Ich bin in letzter Zeit leider immer wieder mit unbedachten Sprüchen konfrontiert, meist ausländerfeindlicher oder homophober Art, bei denen mit teilweise der Kragen platzen könnte. Da werden dann "Witzchen" gemacht, die zum Inhalt haben, dass ja alle Schwulen angeblich AIDS hätten, Polen alle stehlen würden, Türken alle kriminell seien, und so weiter, um nur einige wenige blöde Beispiele zu nennen.

Fremden würde ich, so, wie ich bin, sofort die Meinung geigen. Eine Freundschaft würde ich zu Leuten, die solche Sprüche von sich geben, gar nicht pflegen. Ich würde ihnen sogar, wenn möglich, aus dem Weg gehen, nachdem ich ihnen gesagt habe, was ich von solchen angeblichen Witzen halte. Aber leider geht das nicht immer.

Ich habe jetzt schon zwei Strategien verfolgt, mit solchen Sprüchen umzugehen, die aber beide nicht so die tollste Lösung darstellten. Einerseits habe ich einmal deutlich gesagt, wie ich solche Sprüche finde, das Resultat war aber bloß, dass man behauptete, das seien doch nur Witze und ich solle mal nicht so humorlos sein, und ihre Sprüche geben sie weiterhin preis.

Ein andern Mal habe ich versucht, mit einigen umgekehrten Witzen, die die Person, die die rassistischen Witze von sich gab, hätten treffen müssen, für Empörung zu sorgen und dann zu demonstrieren, dass zwischen den Witzen dieser Person und meinen absichtlichen "Antwortwitzen" kein Unterschied besteht. Aber auch das sorgte einfach nicht für Verständnis. Kleine Versuche, einfach logisch zu argumentieren, wieso ich solche Sprüche nicht hören möchte, schlugen auch fehl. Es fehlt einfach an Reflektionsvermögen, ist mein trauriger Eindruck.

Und weil ich irgendwie bei diesen Leuten nie bis ins Hirn vordringe, sondern höchstens mal kurze Empörung über meine Kritik auslöse, bin ich mittlerweile fast soweit, dass ich manchmal denke, ich sollte am besten bloß still meinen Teil denken, aber ansonsten dem Gruppenfriedens zuliebe schweigen. Aber das kann doch auch keine Lösung sein! Durch Duldung würden Homophobie und Rassismus ja erst gesellschaftsfähig. Und das will ich definitiv nicht.

Aber was kann ich tun, wenn Witze gerissen werden, die bestimmte Personengruppen abschätzig bewerten? Ich habe bemerkt, dass zu diesen blöden Äußerungen, wie wäre es anders zu erwarten, oft so ein allgemeines Macho-Gehabe dazukommt. Kann man solchen Leuten überhaupt irgendwie die Augen öffnen? Wie?

Wohlgemerkt, ich meine keine Witzchen, die unter Freunden gemacht werden, wo beispielsweise ein Ausländer in der Gruppe geneckt wird, der das aber ganz okay findet. Ich meine hier schon Situationen, wo beispielsweise nur Deutsche zusammenhocken und dann über Ausländer verschiedener Nationen herziehen, weil beispielsweise einer gerade am Fenster vorbeiläuft. Das ist ein Verhalten, das ich extrem daneben finde, und das sich meiner Meinung nach auch nicht rechtfertigen lässt!

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Hier halte ich das Einmischen für schwierig, weil ich nicht glaube, dass man von Außen erzieherisch einwirken kann. Insbesondere wenn man keine Beziehung zu den Personen hat, die diese "Witze" machen oder aber "gleichrangig" ist und in etwa das gleichen Alter hat oder auf einer ähnlichen Hierarchiestufe steht usw. Das Problem ist dann auch noch die Tatsache, dass jede "Einmischung" als Angriff gewertet wird, und man sich darauf gefasst sein muss, selbst zum Ziel (ziemlich fragwürdiger, verbaler) Angriffe zu werden bzw. zu einem "Objekt", über welches sich die Leute dann lustig machen.

Ansonsten kann man bei einer solchen Gelegenheit gerne mitlachen und dann auch erwähnen, dass gerade die Leute, die sich ihrer Sexualität nicht sicher sind, besonders oft über Schwule herziehen. Dass das aber auch ein normaler Abwehrreflex von gewöhnlich verklemmten Leuten ist. Weil doch jedem in der Runde bestimmt klar ist, dass man sich vor Homosexuellen so fürchten muss, wie vor Heterosexuellen und die Sexualität wir die Frage nach dem Glauben oder dem Einkommen privat gehandhabt werden darf und es eigentlich niemanden was anzugehen hat bzw. niemand anderen Vorschriften machen solle.

Ich würde jedenfalls nie auf die Person zugehen und ihr sagen, wie lächerlich sich die Person macht. Viel mehr würde ich immer wieder erwähnen, dass ich es lächerlich finde, so zu reden. Je nach dem wie die anderen Zuhörer gestrickt sind, wird dann das Thema gewechselt oder man beginnt, verschämt die Einsicht zu gewinnen, oder aber es kommt eben ein "jetzt erst Recht". Im Fall das die Runde dann "besonders" Lustig wird, ist Hopfen und Malz verloren und ich denke nicht, dass Aufklärung fruchten würde.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Das ist schlichtweg Rassismus. Auch wenn sie, direkt darauf angesprochen, sich selber nie als Rassist bezeichnen würden. Aber sie sind es. In dem Ausmaß ist es einfach nicht mehr witzig. Und wenn sie nicht mal aufhören, wenn sie kritisiert und auf ihren Fehler hingewiesen werden, dann ist der Rassismus auch schon ziemlich gut verwurzelt.

Ich hab jetzt nicht ganz verstanden, was das für Personen sind. Sind es Kollegen? (In deinem Profil steht, du bist Historikerin. Ich hoffe mal, diese Typen sind keine. Das wäre zu heftig!) Dann würde ich mit meinem Chef reden. Wenn in seinem Unternehmen so etwas vor sich geht, sollte er Interesse haben, dies zu unterbinden. Es gibt Toleranzseminare für Angestellte. Viele Unternehmen lassen die jährlich für alle ihre Angestellten veranstalten. Ich weiß zwar nicht, ob diese wirklich eine Wirkung zeigen würden bei denen, aber einen Versuch ist es wert.

Oder gibt es vielleicht einen Anführer in dieser netten Runde, die du da beschrieben hast? Einen, der immer anfängt oder der die derbsten Sprüche reißt? Vielleicht könntest du ihn zu dir nach Hause zum Abendessen einladen. Und außerdem lädst du dann noch ein paar Freunde arabischer oder afrikanischer Abstammung und den ein oder anderen Schwulen ein. Ich würde ihn aber gar nicht so sehr bedrängen, sonst geht er einfach. Aber einer deiner Gäste könnte erzählen, dass er einen Kollegen hat, der immer rassistische Witze reißt und dann erzählen alle, dass sie schon solche Erfahrungen gemacht haben und wie verletzend es ist. Und der Macho sitzt dazwischen und wird immer kleiner und kleiner.

Keine Ahnung, ob es helfen würde. Aber ansonsten hast du nicht sehr viel Möglichkeiten. Da die Gruppe bestimmt schon eine gewisse Dynamik entwickelt hat, kannst du sie schlecht als Gruppe wachrütteln. Irgendwie jeden einzeln. Aber ich würde mir an deiner Stelle einfach Hilfe holen. Es gibt viele staatliche und gemeinnützige Projekte gegen Rassismus.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Zunächst einmal hast du als allein stehende Person eine gegen Null tendierende Chance gegen solche verbalen beziehungsweise offensiven Angriffe. Da hilft erst einmal nur raus aus der ganzen Geschichte halten, abwarten und Tee trinken und dem Chef schon einmal Bescheid zu geben. Währenddessen die betroffenen Parteien, natürlich die "Opfer-Partei", aufmuntern und bestärken.

Sollten diese beschriebenen Angriffe aber trotzdem weitergehen, so läge die Überlegung nahe, einmal eine Art Abendessen oder Ähnliches, so wie es auch Bienenkönigin schon beschrieben hat, zu arrangieren, um den Angreifern schon einmal den Wind aus den Segeln zu nehmen!

Man könnte vorerst auch versuchen einfach diese Angreifer zu ignorieren und im Idealfall, sofern sich eine solche Gelegenheit bietet, einen passenden Spruch über diese echt lächerlich-kindliche Verhaltensweise abzulassen. Könnte mich stundenlang über solche Leute aufregen, bestimmt 10 Talkpoints lang. :lol:

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» KingTarzan » Beiträge: 722 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich kann solche Menschen auch gar nicht leiden und stehe auch immer mal wieder vor solchen Problemen. So eine richtige Lösung gibt es nicht, weil der offensichtliche Rassismus immer klein geredet wird und von den Machern nicht eingesehen wird. Ich sage aber dennoch etwas, weil ich ganz klar gegen Rassismus bin. Bei mir fliegen dann ganz heftige Kritiken durch die Gegend. Mir ist doch völlig egal, was die von mir denken. In meiner Gegenwart soll man aber nicht über so einen Stuss reden und die Sachen, die man sagt auch bedenken. Teilweise macht man solche Witze ohne über den Hintergrund nachzudenken und das geht gar nicht.

Was soll es denn auch bringen, wenn man schweigt? Man kann die Menschen nicht verändern, aber man sollte auch nicht schweigen. Man muss zu seiner Meinung stehen, so ist es nun mal. Schweigen bringt nichts, das hat uns die Geschichte doch auch gezeigt.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Die Bemerkung, dass homophobe Personen oftmals Schwierigkeiten mit ihrer eigenen sexuellen Orientierung haben, konnte ich mir auch schon öfters nicht verkneifen. Allerdings eskaliert das dann gewöhnlich erst recht. Das Dümmlichste, was ich mal als Reaktion erleben durfte, das war allerdings noch zu Schulzeiten, war, dass mich jemand daraufhin beschimpfte, ich hätte ihn auf das Übelste beleidigt, ich hätte schließlich behauptet, er sei insgeheim auch schwul. Ich glaube, dazu muss man gar nichts Weiteres sagen. Es ist so unglaublich dämlich, Schwulsein überhaupt als beleidigend aufzufassen, aber bei solchen Personen war so eine Auffassung ja irgendwie absehbar.

Die Situation, mit Menschen, die homophobe oder auch rassistische Sprüche von sich geben, zutun zu haben, habe ich in meinem Leben schon einige Male erleben müssen. In meiner Tätigkeit als Historikerin glücklicherweise noch nicht! Das fände ich bei so einem Beruf auch sehr arg. Nein, in diesem Bereich blieb ich zum Glück noch von dummen Sprüchen verschont, aber im Studium habe ich sowas leider schon mitbekommen müssen, beispielsweise bei Mitgliedern einer Gruppe, in die man mich willkürlich zwecks Gruppenarbeit eingeteilt hat. Da kommt es immer wieder zu Smalltalk und es fallen andauernd erschreckend blöde Sprüche. Übrigens hat seit meinem Studienbeginn mein Bild von Studenten auch sehr gelitten, denn ich bin öfters welchen begegnet, die alles andere als intelligent und gebildet waren.

Andere Personen, von denen ich manchmal dämliche Sprüche höre, sind - was ich unglaublich traurig finde - Verwandte oder Freunde von Freunden. Ja, für seine Verwandten kann man nun leider nichts, aber ich kann es nicht verstehen, wie man überhaupt mit rassistischen Menschen befreundet sein kann, aber es gibt leider Menschen, die sich da keine riesigen Gedanken drüber machen. Leider habe ich einige solche in meinem Bekannten- und Freundeskreis. Und ich kann ihnen ja wohl kaum vorschreiben, mit wem sie befreundet sein "dürfen". Meine Meinung zu Personen, die rassistische Sprüche klopfen, kennen sie, aber nicht jeder von ihnen erkennt den Ernst der Lage. Einige trauen sich wohl auch nicht, sich von ihren rassistischen Freunden zu trennen, aus Angst vor Einsamkeit oder weil sie einfach keinen Mumm haben, diese teils langjährigen Freunde, teilweise schon aus Kindertagen, zu enttäuschen und ihren Verlust fürchten. Es ist eine ganz verzwickte Sache. Ja, an sich wäre es auch ihre Privatangelegenheit, aber wenn ich dann eben zu einer Feier gehe und dann auch diese Freunde dort herumhocken und ihre blöden Sprüche gröhlen, dann kotzt mich das schon ziemlich an.

Ich meine, man stelle sich die Situation vor, ich bin mit der ganzen Gruppe an Personen unterwegs, und dann hauen sie in meiner Gegenwart solche Sprüche raus. Ich kenne diese Leute selbst aber auch nicht so genau, dass ich sie zu irgendetwas einladen würde. Genau genommen gehen wir uns schon eher aus dem Weg, weil sie vermutlich sehr gut wissen, was ich von ihren Sprüchen halte. Aber bei gemeinsamen Aktivitäten durch gemeinsame Freunde muss ich ihren verbalen Durchfall eben doch ertragen. Ich bin in der Zwickmühle, ob ich immer laut meine Meinung vertreten sollte, oder ob ich der Freundschaft zum gemeinsamen Freund zuliebe schweigen sollte.

Es ist also aktuell eher eine private Sache. Mit dem Studium bin ich ja mittlerweile fertig. Aber dieser "Freundes-Freundeskreis" wird wohl bestehen bleiben, jedenfalls sehe ich da kein Ende. Leider gibt es da auch keine Möglichkeit, einen Chef oder irgendeine höhere Instanz einzuschalten. Und bei den Eltern petzen gehen kann ich bei erwachsenen Leuten ja auch nicht. Wobei das ja an sich schon fast am erbärmlichsten ist, dass das erwachsene Menschen sind, jedenfalls auf dem Papier. Einen richtigen Anführer gibt es da übrigens auch nicht, die geben alle gleichermaßen solchen Stuss von sich. Ich achte übrigens auch schon darauf, mit diesen Menschen einfach möglichst wenig zutun zu haben, mich mit dem gemeinsamen Freund dann lieber separat zu treffen, aber immer geht das leider nicht, beispielsweise bei Geburtstagsfeiern.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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