Darf man dem Lehrer ein Feedback "aufzwingen"?
Wir haben seit dem Herbst eine neue Direktorin. Diese hat alle Lehrer dazu aufgefordert, von den Schülern Feedback zu bekommen, um so den Unterricht verbessern zu können. Bei diesem Feedback handelt es sich um einen digitalen Fragebogen, der anonym abgegeben werden kann. Der Lehrer erhält dann die Auswertung per e-mail und kann so sehen, ob die Schülern zufrieden sind, und sich eventuell verbessern.
Einige Lehrer haben diese Aufforderung der Direktorin auch bereits realisiert und uns um ein Feedback gebeten. Leider waren das bisher fast nur Lehrer, mit denen wir eigentlich recht zufrieden sind, und bei denen es bis auf wenige Kleinigkeiten nichts zu beanstanden gibt. Ich bin bei diesem Feedback-Bogen bisher immer so vorgegangen, dass ich die Lehrer grundsätzlich etwas kritischer beurteile, und wenn mich etwas gestört hat, dass auch gleich übertrieben habe. Man muss bei diesem Fragebogen jeweils ankreuzen, ob man einer bestimmten Aussage völlig zustimmt, eher zustimmt, eher ablehnt, oder völlig ablehnt. Wenn dann beispielsweise da steht: "Dieser Lehrer ist sehr fair und gerecht", und ich bei dem Lehrer das Gefühl habe, dass manchmal Ungerechtigkeiten auftauchen, dann kreuze ich auch an, dass ich diese Aussage völlig ablehne. "Extreme" Stimmen machen den Lehrer gleich viel hellhöriger, als wenn er überall nur mittelmäßige Bewertungen bekommt.
Leider durften wir noch bei keinem Lehrer, mit dem wir gar nicht zufrieden sind, Feedback geben. Ich habe das Gefühl, dass diese Lehrer uns absichtlich nicht die Möglichkeit geben, da sie sich ihrer Unbeliebtheit bewusst sind. Ein Beispiel dafür wäre unsere Deutschlehrerin. Mit dieser sind wir eigentlich alle sehr unzufrieden, aus diversen Gründen. Als wir die Lehrerin einmal um ein Feedback gebeten haben, meinte sie nur, dass wir das in nächster Zeit machen würden, allerdings ist das schon eine Ewigkeit her. Als wir sie ein zweites Mal fragten, sagte sie wiederum, dass wir dazu im Moment keine Zeit haben, und dass sie sich das außerdem erst zu Gemüt führen müsse, wie dieses digitale Feedback funktioniert.
Was sollen wir nun tun? Wir wollen endlich unserem Unmut Luft machen, allerdings wollen wir natürlich, dass das anonym geschieht! Diese Lehrerin ist einfach der Inbegriff von Inkompetenz und Demotivation, was ich ihr gerne einmal sagen würde. Darüber hinaus ist sie ziemlich ungerecht. Gibt es irgendeine Möglichkeit, diese Lehrerin zu überreden, dass wir endlich ein Feedback geben dürfen? Wir haben vor, demnächst mit unserem Klassenvorstand darüber zu sprechen, da wir wirklich wollen, dass diese Deutschlehrerin endlich einmal unsere Meinung hört!
Nein natürlich darf man da keinen Lehrer zu zwingen. Ich meine ich möchte auch nicht von meinen Kollegen beurteilt werden. Selbst wenn Unternehmen die Kunden auffordert, dass die den Service beurteilen, dann geht es nicht gezielt und bestimmte Mitarbeiter, sondern um das gesamte Serviepaket.
Ich stelle mir das auch sehr schwierig vor. Denn ob die Bewertungen da weiter helfen werden? Wie ehrlich werden den die Schüler sein. Wird ein Schüler, der einen Lehrer einfach nicht mag, weil er evtl. etwas Altmodisch unterrichtet es objektiv beurteilen können, ob er aber dennoch ein guter Lehrer ist der mir den Stoff letzten Ende gut vermittelt hat?
Irgendwie finde ich die Idee mit den digitalen und anonymen Fragebögen ja nicht schlecht. Aber was bringt es, wenn es mehrere von deiner Sorte gäben, die etwas "übertreiben" und die Sache dann nicht mehr objektiv angehen? Dahingehend sind diese Dinger also wohl kaum zu gebrauchen.
Auch frage ich mich, warum man die Sache mit der Deutschlehrerin nicht erwachsen angehen kann. Wenn wirklich der Großteil der Klasse mit ihr unzufrieden ist, dann braucht man auch keinen digitalen Fragebogen, um das zum Ausdruck zu bringen. Da geht man dann einfach her (eben am besten die ganze Klasse und nicht irgendein armes "Opfer"), und spricht mit der Frau darüber. Dann sagt man der Frau einfach mal sachlich, dass man mit ihr nicht zufrieden ist und ob man das mal eben ausdiskutieren könnte. Dann bringt man eben vor, was denn nicht passt. Natürlich erfordert das ganze Sachlichkeit und den Mumm, zu seiner Meinung zu stehen, statt etwas zu anonymisieren. Kann aber auch schon etwas bewirken. Vielleicht ist sich die Frau einfach nicht bewusst, dass sie etwas falsch macht?
An sich isst das digitale Feedback schon eine gute Sache, die Anonymität kann aber Fluch und Segen zugleich sein, was ich in meiner Schulzeit oft erlebt habe. Natürlich ermöglicht es allen Schülern eine persönliche Stellungnahme ohne Konsequenzen, die Anonymität sorgt aber auch dafür, dass so manch ein Schüler sich ordentlich austobt und die Anonymität nutzt, um absoluten Nonsens oder übertriebene Kritik zu verbreiten. Ich erinnere mich da immer an ein Ereignis in der Mittelstufe, als wir einen Fragebogen zur gesamten Zufriedenheit an unserer Schule ausfüllen sollten. Mein Klassenlehrer war von dem Ergebnis so geschockt, dass er uns die Statistik am Tag darauf zeigte und sich verweigerte, dieses Ergebnis der Schulleitung vorzulegen. Der Fragebogen zeigte, dass einige Teilnehmer bei allen Fragen angegeben hatten, sie seien komplett unzufrieden, in den Feldern für freie Kommentare wurden Lehrer aufs Übelste beschimpft und die Schule massiv herabgewürdigt. Es fielen wirklich Begriffe, die ich hier nicht nennen möchte, sodass mein Klassenlehrer auf eine erneute und vernünftige Durchführung bestand.
Ich weiß natürlich, dass der Sinn und Zweck eines digitalen Feedbacks hier nicht Thema war, aber gerade nach dieser Erfahrung kann ich es durchaus verstehen, dass sich nicht jeder dem Kritikhagel der Anonymität aussetzen möchte. Somit denke ich nicht, dass ihr eure Lehrerin weiter drängen solltet, solch einen Fragebogen zu gestalten, vielleicht fürchtet sie eben genau diese übermäßige Kritik oder hat in anderen Klassen bereits schlechte Erfahrungen damit gemacht. Vielleicht hat sie ja selbst schon bemerkt, dass ihr unzufrieden seid und möchte das gar nicht unbedingt in dieser Deutlichkeit von euch hören. Ich kann jedenfalls nachvollziehen, wenn sich jemand nicht unbedingt für eine Bewertung im Internet hergeben möchte.
Daher wäre mein Vorschlag, den Konflikt wie erwachsene Menschen zu lösen, die ihr ja in der Zwischenzeit auch einigermaßen sein dürftet. Dafür gibt es verschiedene Methoden, wichtig wäre aber immer das Kollektiv, das heißt, diese Beschwerde müsste von allen Klassenkameraden unterstützt werden, damit sich nicht ein Einzelner für diese herbe Kritik verantwortlich machen muss. Auch die Sachlichkeit ist ein wichtiges Thema und sollte unbedingt eingehalten werden, damit man auch etwas bewirken kann. Möglich wäre ein Gespräch im Klassenverband mit dieser Lehrerin, wenn ihr aber ein persönliches Gespräch erst einmal aufschieben wollt oder befürchtet, dass sie es abblockt, wäre es auch möglich, einen sachlichen und freundlichen Brief mit den monierten Punkten und der Unterschrift der gesamten Klasse zu verfassen. Möglicherweise bewirkt dieser kritische Brief schon etwas bei ihr und man kann anschließend in Ruhe über alles sprechen, nachdem sie die im Brief geäußerte Kritik schon etwas verdaut hat. Ich denke jedenfalls, dass ihr nicht auf einen digitalen Fragebogen warten solltet und müsst, bringt eure Kritik lieber direkt und sachlich an.
Bei uns gibt es auch ein solches System. Bei uns ist es aber kein digitaler Fragebogen, sondern die Lehrer teilen ihn auf Papier aus. Wir müssen aber natürlich auch keinen Namen darauf schreiben, wobei man dazu sagen muss, dass es ein Feld gibt, der die Überschrift hat „Was ich noch sagen wollte“. Wenn man dort dann etwas hinein schreibt, weiß der Lehrer eigentlich, von wem der Fragebogen ist, denn die meisten Lehrer kennen unsere Schriften. Allerdings ist mir das egal, der Lehrer kann ruhig wissen, was ich von ihm halte. Ich habe diesbezüglich keine Geheimnisse.
Bei uns ist es so geregelt, dass der Lehrer dieses Feedback mindestens einmal im Schuljahr machen muss, wenn die Schüler es verlangen. Die Schüler dürfen nun nicht jede Woche so einen Feedback-Bogen einfordern, aber sie haben einmal im Jahr das Recht dazu. Manche Lehrer machen es auch freiwillig und teilen uns sogar jedes halbe Jahr einen Feedback-Bogen aus, aber wie du bereits geschrieben hast, passiert so etwas dann meistens nur bei Lehrern, die sowieso sehr gut sind und mit denen wir generell eigentlich zufrieden sind.
Ich bin eine sehr hartnäckige Schülerin und ich habe kein Problem damit, einen Lehrer mehrere Stunden hintereinander daran zu erinnern, dass wir noch ein Feedback in diesem Jahr machen müssen. Ich habe das bei einem Lehrer, mit dem ich nicht so gut klar komme, weil er keinen guten Unterricht macht, nun auch schon mehrmals durchgesetzt. Die Frage, ob er etwas an seinem Unterricht aufgrund des Feedbacks ändert, ist natürlich noch einmal eine andere.
Ich würde mich an deiner Stelle mal an die Direktorin wenden. Sie ist ja diejenige, die das System eingeführt hat und es demnach auch befürwortet. Vielleicht kann sie mit eurer Deutschlehrerin darüber reden.
Man kann natürlich keinen Lehrer dazu zwingen, aber dann würde ich es vielleicht einfach so machen, dass ihr selber Fragen ausarbeitet und dem Lehrer dann die Ergebnisse mitteilt und das diskutiert. Dann habt ihr es anonym gemacht und könnt es auch selber fair auswerten und vor allem kann sich etwas ändern. Ansonsten kann man ja normale Kritik, die einen auch weiter bringt, immer ansprechen und sollte sich davor nicht schämen. Die Lehrer müssen ja auch wissen, wie sie ankommen und was sie besser machen müssen. Ihr habt ja sicherlich einen Klassensprecher und der kann das dann für euch alle ansprechen.
Bei uns gab es solche Umfragen nicht und ich denke auch, dass man es eher persönlich klären sollte. Was ich aber besser finden würde ist, wenn man auch ehrlich antwortet und nicht übertreibt. Das ist doch sonst unfair.
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