Haus über Rentenzahlung an älteren Mitbürger finanzieren?

vom 20.07.2012, 09:36 Uhr

Ich habe in einem Buch gelesen, dass es prinzipiell die Möglichkeit gibt, ein Eigenheim fast ohne Banken zu finanzieren. Das Modell funktioniert folgendermaßen: Man findet eine ältere Herrschaft, die ihr Haus nicht mehr bewirtschaften will. Für einen Teilbetrag des Hauswertes leistet der Käufer dann eine Anzahlung. Den Rest des Hauspreises zahlt man in monatlichen Raten. Dabei gehen die Raten nicht an eine Bank sondern an den ehemaligen Eigentümer als Leibrente. Wenn der Eigentümer schon nach zehn Jahren stirbt, hat der Käufer natürlich Glück gehabt. Wenn der Eigentümer allerdings wider Erwarten 120 Jahre alt wird, hat der Käufer eben Pech gehabt und zahlt unter Umständen viel mehr für das Haus, als wenn er den gesamten Zeitwert über einen Bankkredit sofort bezahlt hätte.

Der Kaufvertrag wird ganz normal über einen Notar gemacht, der Hauseigentümer wird also nicht über den Tisch gezogen. Sollte der Käufer in finanzielle Schwierigkeiten kommen und die Rente nicht mehr zahlen könne, so wird das Haus zwangsversteigert, genau so als hätte man bei einer Bank gekauft. Der Vorteil von dem Modell ist, dass so auch Familien, die sonst von Banken nicht als kreditwürdig eingestuft werden zu einem eigenen Haus kommen können. Für den Verkäufer ist das Modell sicher.

Kennt ihr jemanden, der schon mal ein Haus so finanziert hat? Wisst ihr wo man Leute findet die bereit wären ihr Haus auf diese Art und Weise zu verkaufen? Gibt es da spezielle Portale dafür oder findet man nur in den regionalen Tageszeitungen entsprechende Angebote? Oder sollte man so dreist sein und gezielt ältere Leute darauf ansprechen, wenn man kaufwillig ist? Wisst ihr da näheres dazu und würde ihr auf diese Weise ein Haus kaufen?

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



trüffelsucher hat geschrieben:Ich habe in einem Buch gelesen, dass es prinzipiell die Möglichkeit gibt, ein Eigenheim fast ohne Banken zu finanzieren.

Dazu bedarf es keines Buches. Schließlich hast du ja auch im Supermarkt die Möglichkeit, jede beliebige dort angebotene Ware ohne Banken zu erwerben. Du einigst dich mit dem Verkäufer und übergibst das Geld. Beim Hauskauf muss noch ein Notar den Verkauf bestätigen und die Grundbucheintragungen vornehmen. Eine Bank spielt erst dann eine Rolle, wenn der Käufer das Geld nicht vorliegen hat und das Ganze über ein Darlehen finanzieren will/muss.

trüffelsucher hat geschrieben:Das Modell funktioniert folgendermaßen: Man findet eine ältere Herrschaft, die ihr Haus nicht mehr bewirtschaften will.

Oder nicht mehr kann aber nicht ausziehen will. Und auch keine Erben vorhanden sind. Das mit dem Finden gestaltet sich dann auch als Problem. Denn es ist doch offensichtlich, dass es kaum echte Gründe für jemanden geben kann, sich auf so ein Geschäft einzulassen, wenn es eben keinen Zwang von Außen gibt.

trüffelsucher hat geschrieben:Für einen Teilbetrag des Hauswertes leistet der Käufer dann eine Anzahlung. Den Rest des Hauspreises zahlt man in monatlichen Raten.

Wie man sich hier einigt, ist ja Verhandlungssache. Es steht nirgends geschrieben, dass es eine Anzahlung geben muss. Hier versucht der "Verkäufer" ja in aller Regel nur sicher zu stellen, dass er auch einen anständigen Preis erzielt.

trüffelsucher hat geschrieben:Dabei gehen die Raten nicht an eine Bank sondern an den ehemaligen Eigentümer als Leibrente.

Das funktioniert ja nur dann, wenn das Haus dem Verkäufer gehört und das Objekt schuldenfrei ist. Aber ansonsten wäre schon der Besitzerwechsel so einfach nicht möglich, weil dann die Bank ja auch im Grundbuch stehen würde.

trüffelsucher hat geschrieben:Wenn der Eigentümer schon nach zehn Jahren stirbt, hat der Käufer natürlich Glück gehabt. Wenn der Eigentümer allerdings wider Erwarten 120 Jahre alt wird, hat der Käufer eben Pech gehabt und zahlt unter Umständen viel mehr für das Haus, als wenn er den gesamten Zeitwert über einen Bankkredit sofort bezahlt hätte.

Interessant ist ja die Frage, ob der ehemalige Besitzer in seiner Zeit auf Erden noch im Haus bleibt oder nicht! Wenn nämlich nicht, dann wäre es für ihn ja doppelt blöd, sich auf so einen Deal einzulassen. Ich kenne es eben so, dass der Besitzer sich auch das Recht (mit einem eingetragenen Nießbrauchrecht im Grundbuch!) nimmt, im Haus wohnen zu bleiben. Zieht er aus, wäre es für ihn in den meisten Fällen günstiger, das Haus "normal" zu verkaufen.

trüffelsucher hat geschrieben:Der Kaufvertrag wird ganz normal über einen Notar gemacht,

Anders kann in Deutschland auch keine Immobilie oder kein Grundstück den Besitzer wechseln.

trüffelsucher hat geschrieben:Sollte der Käufer in finanzielle Schwierigkeiten kommen und die Rente nicht mehr zahlen könne, so wird das Haus zwangsversteigert,

Das ist dann eben nicht mehr so einfach. Denn wem gehört dann das Haus und wer muss die Zwangsversteigerung beantragen? Und wer bekommt den Erlös nach der Zwangsversteigerung? Der ehemalige Besitzer ist ausgezogen - und was passiert mit der Leibrente nach der Versteigerung? Und wie soll der sein Leben finanzieren, wenn die Versteigerung nur einen kleinen Teil des Werts einbringt?

trüffelsucher hat geschrieben:Für den Verkäufer ist das Modell sicher.

Sicher in Bezug auf was?

trüffelsucher hat geschrieben:Oder sollte man so dreist sein und gezielt ältere Leute darauf ansprechen, wenn man kaufwillig ist?

Ich persönlich würde das wirklich als dreist empfinden. Das ist in etwa so, als wenn man ältere Bewohner einer Mietwohnung fragen würde, ob sie nicht bald ins Heim wollen würden, weil man gerne ihre Wohnung anmieten wollen würde. Wer so verkaufen will, der lässt es andere wissen.

trüffelsucher hat geschrieben:Wisst ihr da näheres dazu und würde ihr auf diese Weise ein Haus kaufen?

Natürlich würde ich bei entsprechenden Bedingungen so ein Haus erwerben wollen. Aber ich kann mir auch Konstellationen vorstellen, bei denen ich niemals zugreifen würde. Es hängt ja auch davon ab, ob man als Investor oder als Selbstnutzer so ein Objekt erwerben will.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Solche Angebote findet man in den üblichen Immobilienanzeigen. Sie sind aber sehr selten. Ich habe schon einmal gezielt nach solchen Leibrenten-Angeboten Ausschau gehalten, aber nichts Passendes in der Nähe gefunden.

Allerdings würde ich bei Kreditunwürdigkeit als Verkäufer mein Haus nicht an diese Person geben, denn des deutet doch alles auf Ärger hin. Wenn das Haus zwangsversteigert werden muss, was ja bei Kreditunwürdigkeit abzusehen ist, dann muss der Verkäufer vielleicht ausziehen, was für alte Leute eine schlimme Sache ist. Ich würde als Verkäufer einen solchen Deal auch nur eingehen, wenn ich die Käufer sehr gut kenne. Ansonsten würde ich das Haus einfach vermieten.

Das andere Problem ist ein emotionales. Ich hätte als Verkäufer das unbewusste Gefühl, dass die Käufer ein Interesse an meinem Tod haben, auch wenn sie es so gar nicht wollen.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



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