Mehr Gleichheit durch anonymisierte Bewerbungen?
Ich war letztens auf einer Betriebserkundung in einem größeren Betrieb hier in der Nähe. Dort ging es zum einen allgemein zum Betrieb, also die Produktion, zum anderen um die Bewerbungen. Es gab zwei Beispielbewerbungen, die wir dann besprochen haben. Beide hatten natürlich auch ein Bild, was eigentlich hier noch selbstverständlich ist.
Jedoch meinte er, dass nun das amerikanische Prinzip kommen wird. Also wird man sich ohne Bild bewerben. Zu privaten Informationen wird es in diesen Bewerbungen auch nicht mehr kommen. So soll eine Gleichheit bewirkt werden, damit die Personalleiter, die die Bewerbungen bearbeiten, keine Vorurteile haben. Das Bewerbungsgespräch wird aber auch dementsprechend länger dauern.
Was haltet ihr von solchen Bewerbungen? Sind sie zu unpersönlich oder dienen sie doch zur Fairness?
Ich habe mal einen Artikel gelesen über die Benachteiligungen beim Bewerbungsverfahren. Das war zwar erschreckend, aber auch verständlich. Wenn du zwei Bewerbungen hast, die absolut gleichwertig sind, gleiche Qualifikationen etc. Dann entscheiden eben der Name und das Foto. Und dann wird eine Elisabeth Müller einer Fatima Hariri vorgezogen. Manchmal vielleicht unbewusst, manchmal mit schlechtem Gewissen.
Das hat auch nicht wirklich etwas mit Rassismus zu tun. Sondern nur etwas damit, dass Fatima wahrscheinlich einer anderen Kultur angehört und diese dem Personalchef fremd ist. Und wenn einem etwas fremd ist, meidet man es instinktiv. Das war als Höhlenmensch, der bei der Jagd auf ein unbekanntes Tier stößt, sehr sinnvoll. Und das steckt halt noch in uns drin. Das muss aktiv überwunden werden.
Und dafür ist doch so eine anonyme Bewerbung eine gute Gelegenheit. Denn erst wenn sich die in Deutschland lebenden Kulturen mehr vermischen, werden sie nicht mehr fremd sein. Man muss die Leute sozusagen bisschen zu ihrem Glück zwingen.
Ich bin kein Freund von Bewerbungen ohne Foto. Ab und an lese ich mir ja auch Bewerbungen anderer durch und ich finde das immer richtig blöd, wenn da jemand kein Foto mitschickt. Ich finde, dass ein Bild einfach zum Lebenslauf oder Anschreiben dazu gehört und genauso ist es doch interessant, wenn andere am Ende des Lebenslaufs kurz etwas zu den Hobbys schreiben. Wer das nicht macht, wirkt auf mich so, als habe er etwas zu verbergen. Es gibt auch nie zwei wirklich gleiche Bewerbungen, irgendwelche Unterschiede sind immer da und darüber hinaus muss man sich auch menschlich verstehen. Es geht bei Bewerbungen eben nicht nur um die reinen Qualifikationen.
Letztlich kann man auch, wenn ein Bild fehlt, denjenigen googeln und da findet man häufig Bilder, etwa in Facebook, Xing oder anderen sozialen Netzwerken. Zudem findet man vielleicht auch Inhalte von Personen mit dem gleichen Namen, die aber nicht identisch sind. Da wäre es sogar klug, ein Bild mitzuschicken, damit derjenige, der gegoogelt hat, dann sieht, dass der in Facebook betrunken unter einem Tisch liegend Abgebildete mit dem gleichen Namen eben doch eine andere Person ist.
Ich hab den Artikel noch mal gesucht und gefunden. Darin heißt es sogar, dass, wenn der Bewerber mit dem türkischen Namen bessere Qualifikationen hat, doch der Bewerber mit dem deutschen Namen vorgezogen wird. Also noch schlimmer als sich bei gleichen Qualifikationen für den deutschen Namen zu entscheiden.
Wegen dem Menschlichen muss ich dir recht geben. Klar, muss das auch vorhanden sein. Aber das sieht man einem Foto auch nicht wirklich an. Es geht doch hier letztlich nur darum, wer zum Vorstellungsgespräch eingeladen wird. Und da hat ein Bewerber mit ausländischem Namen dann die Chance genauso nett, höflich und angenehm zu sein wie alle anderen. Alles, was nur mit einem Papier in der Hand passiert, kann nicht gerecht sein.
Das trifft doch genauso auf "hässliche" Menschen zu. Wenn ein Personalchef tausende Bewerbungen durchgehen muss, dann muss er schnell filtern. Da fliegt dann jemand raus, der im ersten Satz ein Rechtschreibfehler hat, ohne, dass der Rest überhaupt durchgelesen wird. Und ein Foto, dass ihm aus irgendeinem Grund nicht passt, fliegt auch ganz schnell raus. Das geht dann ziemlich nach Bauchgefühl. Bis nur noch 20 Bewerbungen übrigbleiben, die man dann intensiv anschaut und davon wiederum 5 Bewerber einlädt.
Also, es wird doch niemand anonym eingestellt. Aber die Chance zum Vorstellungsgespräch und dazu, sich wirklich in echt präsentieren zu können, sollte jeder bekommen. Ich finde, kein Foto und keine Auflistung von Hobbys kann einem Menschen gerecht werden.
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