Kariesbehandlung bei Kind nur unter Vollnarkose üblich?

Meine Großcousine war gestern mit ihrer Tochter beim Zahnarzt. Der schaute dem Mädchen länger in den Mund und meinte dann, die Tochter hätte Karies. Den wollte der Zahnarzt aber nicht entfernen. Er riet meiner Großcousine mit ihrer Tochter zu einem Spezialisten zu gehen und der würde dann die Kariesbehandlung unter Vollnarkose machen.

Meine Großcousine war viel zu sehr geschockt, um näher nach zu fragen. Ist denn eine Vollnarkose bei 3jährigen Kindern wirklich nötig? Eine Vollnarkose bringt ja schließlich auch Gefahren mit sich. Hat jemand Erfahrungen mit einer Kariesbehandlung unter Vollnarkose bei Kleinkindern? Was sollte man beachten? Oder haltet ihr die Vollnarkose auch für übertrieben?

Wie viele Zähne sind denn kariös und wie groß sind die kariösen Stellen? Andererseits frage ich mich gerade, ob bei einem Kleinkind eine Kariesbehandlung überhaupt schmerzhaft wäre, denn Milchzähne haben noch keine Wurzeln. Beim Gebohre wäre höchstens das Zahnfleisch etwas gereizt durch die Vibrationen des Bohrers, außerdem könnte der Lärm einem Kind Angst machen. Aber ob das direkt ein Grund für eine Vollnarkose ist?

Ich persönlich habe jedenfalls das Gefühl, dass eine Vollnarkose gerade bei so einem kleinen Kind wegen einer Kariesbehandlung etwas überzogen sein dürfte. Das Narkoserisiko fände ich auch zu groß. Ich hatte selbst zwar in dem Alter nie Karies, aber ich habe im Bekanntenkreis schon von Kindern gehört, bei denen gebohrt werden musste, und von denen bekam niemand Vollnarkose. Ich habe irgendwie das Gefühl, einige Zahnärzte sollen sich vielleicht selbst weniger Stress machen und daher nur ein vollnarkotisiertes Kind behandeln? So hart das vielleicht klingt: Ein Kind in Vollnarkose weint, schreit und zappelt nicht. Mag sein, dass das einigen Ärzten "angenehmer" ist, als sich mit einem weinenden Kind auseinanderzusetzen. Klar ist ein Kind, das nicht schreit und zappelt, besser zu behandeln. Man wird nicht so abgelenkt und kann konzentrierter und sicherer arbeiten. Aber ich denke dennoch, dass das eine Vollnarkose nicht rechtfertigt.

Ich würde wohl in der von Dir beschriebenen Situation erst einmal einen anderen Zahnarzt konsultieren und den fragen, was er von der Situation hält, beziehungsweise ob er ohne Vollnarkose arbeiten würde. Ich denke, einen seriösen Zahnarzt, der ohne Vollnarkose da rangeht, wird sich sicher finden lassen. Wenn man nicht gleich einen Termin auf gut Glück machen möchte, kann man diese Dinge ja auch vorher per E-Mail oder telefonisch nachfragen. Möglich muss es auf jeden Fall sein, denn es gäbe beispielsweise auch andere Möglichkeiten, das Kind zu beruhigen, ohne dass man gleich mit einer Narkosebombe rangehen muss. So gibt es zum Beispiel pflanzliche Beruhigungsmittel, und auch Hypnose wäre möglicherweise eine Option.

Wawa66 hat schon ganz richtig gefragt, wie viele Zähne denn betroffen sind und wie groß die zu behandelnden Stellen dann sind. Das erscheint mir wichtig, um die Fragen ausreichend beantworten zu können.

Ich kann aus eigener Erfahrung berichten, dass auch mein großer Sohn letztes Jahr mit drei Jahren bereits einen kariösen Zahn hatte. Es beschränkte sich aber auf eine winzig kleine Stelle und das auch nur an einem Zahn, so dass die Zahnärztin drei Termine mit uns ausgemacht hat, um den Zahn wieder zu richten.

Beim ersten Termin wurden meinem Sohn verschiedene Geräte gezeigt, die die Zahnärztin zur Behandlung gebraucht hat. Diese durfte mein Sohn auch in die Hand nehmen und einem Stoffdrachen mit richtigem Gebiss in den Mund stecken. Beim zweiten Termin wurden dann Geräte gezeigt, die Saugen und Bohren, die also Geräusche machen. Meinem Sohn wurde die Munddusche gezeigt, die er selber ausprobieren durfte und die in seinen Mund kurz gehalten wurde. Erst beim dritten Termin, wo mein Sohn fernsehen durfte, wurde dann die Behandlung ohne Betäubung durchgeführt.

Bei dieser Behandlung, die etwa fünf bis zehn Minuten gedauert hatte, hat mein Sohn komplett still gehalten, nichts gesagt und war super schnell fertig. Ganz ohne Vollnarkose oder einem Spezialisten.

Wenn natürlich mehrere Zähne von Karies befallen sind und die Stellen auch größer sind, kann es durchaus sein, dass man die Behandlung unter Vollnarkose durchführen muss. Da ist es sicherlich nicht mit zehn Minuten getan. Daher auch die Frage nach der Kariesgröße und der Anzahl der befallenen Zähne.

Ich würde mir da schon noch mal eine Zweitmeinung anhören. Wenn es viele Stellen sind oder auch sehr große Stellen, dann kann man es vielleicht nachvollziehen. Auch ist ja nicht jedes Kind in den Alter so geduldig oder mutig das auch aushalten zu können. Sicherlich ist eine Vollnarkose aber doch ein ganz schöner Hammer und deswegen würde ich zumindest noch einen anderen Arzt fragen. An deiner Stelle würde ich mich nach einem kinderlieben Zahnarzt erkundigen.

Wenn man die Geräte erklärt, nett ist, dann sollte das eigentlich schon klappen. Ich war auch als kleinen Kind beim Zahnarzt und nachdem ich bei einer absoluten Katastrophe von Zahnarzt war, bin ich dann bei einem richtig guten Zahnarzt gelandet. Der hat mir alles erklärt, eine lustige Geschichte erzählt und dann ging das alles schon.