Lebenserhaltungskosten 2003-2013, was hat sich verändert?
Immer wieder hört man ja das Gejammer, dass alles teurer geworden ist. Ich habe mal auf meine Gehaltsabrechnung geschaut und ich habe gerade mal in den letzten 10 Jahren eine Erhöhung von 200 Euro gehabt. Aber ich muss ehrlich sagen, dass ich im Monat mehr als 200 Euro mehr bezahle als vor 10 Jahren. Zumindest habe ich das Gefühl, dass es mehr ist.
Sind die Lebenserhaltungskosten wirklich sehr gestiegen in den letzten 10 Jahren? Wie ist da euer persönliches Empfinden? Wie ist das Verhältnis zwischen Lohn/ Gehaltserhöhung und den Lebenserhaltungskosten? Würdet ihr sagen, dass man vor 10 Jahren besser leben konnte?
Ich selbst war vor 10 Jahren noch nicht mal ein Teenager, kann das also gar nicht wirklich beurteilen. Muss aber dazu sagen, dass es mir so vorkommt, als seien in den letzten paar Jahren die Lebenshaltungskosten enorm gestiegen. Ich habe auch schon öfter gelesen, dass die Lebenshaltungskosten steigen, das Gehalt aber gleich bleibt, so dass es immer schwerer wird, einen gewissen Standard zu leben.
Wenn ich so etwas lese beziehungsweise höre, graut es mir teilweise schon sehr, nach meinem Studium arbeiten zu gehen. Natürlich möchte ich eine (sehr) gut bezahlte Arbeit haben, aber wenn ich damit nur noch meine Lebenshaltungskosten decken könnte und mir nicht einmal ein wenig Luxus leisten könnte, fände ich das schade.
Ich finde auch, dass man vor 10 Jahren besser leben konnte. Von meinem monatlichen Geld, welches ich im Monat zur Verfügung habe, hat sich nicht all zu viel geändert, aber ich habe am Ende des Monats sehr viel weniger Geld über. Vor einigen Jahren konnte ich am Ende des Monats immer noch einiges an Geld auf das Sparbuch bringen, heute ist das kaum noch möglich.
Mir kann keiner erzählen, dass sich die Ausgaben kaum erhöht haben, und sich die Einnahmen angleichen. Oft rechne ich die Preise nochmal in DM um, und ich weiß, dass ich diesen Preis niemals gezahlt hätte. Ich bin echt überzeugt, dass die Europreise die damaligen DM Preise sind. Wir sollen es einfach nur nicht merken. Und mir kann keiner erzählen, dass die Preise auch bei der DM so schnell gestiegen wären.
Ihr sprecht da die Themen Inflation und Lohnentwicklung an. Beides lässt sich messen. Das eine seht ihr selber auf dem Lohnzettel, das andere fühlt ihr. Und da erkennt man dann schnell, ihr macht hier sehr individuelle Aussagen. Was ihr keinesfalls machen solltet: Daraus auf andere schließen.
Inflation ist messbar und das Konzept hat sicherlich viele Schwächen. Fakt ist, die gemessene Inflationsentwicklung ist seit Einführung des Euro, in Deutschland mehr als moderat und liegt - was auch eine der Ursachen für die derzeitigen Probleme in Europa sind - im Schnitt unterhalb des in den Europäischen Verträgen vereinbarten Ziels von 2%. Ganz bewusst liegt dieses Ziel nämlich nicht bei 0%. Das liegt daran, weil die aktuelle Statistik der realen Entwicklung hinterherhinkt und die Realität eigentlich überzeichnet und weil aus Sicht der Notenbanken Deflation noch viel schlimmer wäre als Inflation. Deshalb hält man da eine Art Sicherheitsabstand. Zudem beruht unser kapitalistisches System auf dem Mechanismus sich ständig bewegenden Geldes. Ein gewisser Inflationsdruck hilft dabei, das vom Geld lieber konsumiert wird, als das es gehortet wird. Weitere Erklärungen spare ich mir an dieser Stelle mal lieber. Jedenfalls haben wir kein Inflationsproblem in Deutschland, das Gegenteil ist der Fall.
Was die Lohnentwicklung angeht, sollte inzwischen bekannt sein, dass man in Deutschland seit Schröder darauf gesetzt hat, Deutschland durch eine Stagnation der Löhne und gnadenlosen Druck auf den Arbeitnehmer, wettbewerbsfähiger zu machen. Auch das ist Teil des Kernproblems im Europa mit einer gemeinsamen Währung, aber eine andere Geschichte. Jedenfalls ist die Produktivität seitdem natürlich weiter gestiegen, aber dieses Mehr wird seitdem nicht mehr an die Arbeitnehmer weitergegeben. Folge waren, vor allem in den unteren und mittleren Lohngruppen, stagnierende Löhne seit Jahren, unter Einbeziehung der Inflation. In vielen Bereichen hat der durch Rot-Grün beschlossene Lohndruck sogar dazu geführt, dass viele sich heute weniger leisten können, als noch vor 10-15 Jahren. Bei den Unternehmen hingegen sind die Gewinne rasant gestiegen, weil die Politik ihnen - zudem unterstützt durch Steuersenkungen - den Teil des Kuchens gegönnt hat, der in einer "gesunden" Wirtschaft, den Arbeitnehmern gehört. Rot-Grün hatte gedacht, dass die Unternehmen dieses Geld investieren würden. Das haben die aber natürlich nicht, weil es verlockender war, in dem ebenfalls von Rot-Grün geöffneten Finanzmarktcasino mit diesem Geld zu spekulieren. Merkel hat diesen Rot-Grünen Kurs natürlich dankbar fortgeführt.
Natürlich fühlt jeder die im Schnitt in Deutschland geringe Inflation anders. Das hängt davon ab, was man konsumiert. Denn Inflation misst ja einen bestimmten Warenkorb und der muss nicht dem eigenen Konsummuster entsprechen. Wer also z. B. wenig verdient, wird automatisch einen großen Anteil seines Einkommens für Energie ausgeben müssen. Und wenn ausgerechnet diese Preise steigen, dann ist man davon als Geringverdiener in besonderem Maß betroffen. Aber das ist eben alles individuell. Auch die Lohnentwicklung ist bei jedem anders und auch nicht zu vergessen, mit dem Alter steigen die Ansprüche.
Inflation wird immer als Gespenst beschworen, vor allem in Deutschland, da herrscht geradezu eine Hysterie. Deswegen kann man damit hier auch leicht Politik machen. Deflation, in die wir derzeit mit Vollgas reinsteuern, wird sich aber sich als viel schlimmer erweisen. Ich kann nur immer wieder sagen: Geld ist mehr als genug da, das Problem ist die Verteilung und die Politik, die sich als unfähig erweist gegenzusteuern. Im Gegenteil, sie hat die Schleusen dafür geöffnet, die zur derzeitigen Verarmung eines Großteils der Bürger Europas zugunsten einiger weniger Vermögenden führen.
Und das ist genau das, was ihr da erlebt und auch fühlt. Der Anstieg der Preise ist im Prinzip sehr moderat und nicht außergewöhnlich, liegt - gemessen an den Europäischen Verträgen sogar zu niedrig - die Lohnentwicklung jedoch ist eine Katastrophe. Und deswegen können sich so viele heute weniger leisten als noch vor 10-15 Jahren.
Link dieser Seite https://www.talkteria.de/forum/topic-215108.html
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Palmen Pflanzen - brauche Tipp / Empfehlung 1082mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Triops · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Palmen Pflanzen - brauche Tipp / Empfehlung
- Gartenbambus im Treppenhaus überwintern? 1135mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: ZappHamZ · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Gartenbambus im Treppenhaus überwintern?
- Intimrasur - Bekomme immer Pickel! 1516mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Wifey · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Fingernägel, Haut & Haare
- Intimrasur - Bekomme immer Pickel!
- Anleitung für Star Frisur 1146mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Osterhasi · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Fingernägel, Haut & Haare
- Anleitung für Star Frisur
- Ist Sprühwachs für die Haare schädlich? 2333mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: winny2311 · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Fingernägel, Haut & Haare
- Ist Sprühwachs für die Haare schädlich?