Sind Tätigkeiten in Vollzeit wirklich immer erstrebenswert?

vom 14.04.2013, 16:38 Uhr

Ich habe ja mehrere Teilzeitstellen und wenn man die zusammenrechnen würde, käme ich vielleicht auf 30 Stunden in der Woche. Zudem bin ich noch nebenberuflich selbstständig, aber da arbeite ich meistens von zu Hause aus; ich muss nur manchmal irgendwo hinfahren, damit mir jemand vor Ort etwas erklären kann, aber das kommt nicht so oft vor. Generell bin ich mit dem Modell auch ganz zufrieden, aber ich denke mir manchmal auch, dass es ja Vorteile hat, einen ganz normalen Vollzeitjob zu haben. Denn da hat man immer die gleichen Leute um sich und da verändert sich dann auch nicht so viel.

Natürlich kann das auch mal langweilig werden. Vielleicht hätte ich dann auch den Wunsch, noch irgendwas anderes zu machen, denn man kann ja innerhalb eines Jobs nicht all das, was man möchte, umsetzen. Ich bekomme beispielsweise bei einem meiner Jobs durch meinen Chef immer recht strenge Vorgaben, was ich auf welche Weise tun soll und das habe ich eigentlich nicht so gerne. Ich arbeite lieber auf meine eigene Weise und da bin ich froh, zumindest in der Selbstständigkeit tun und lassen zu können, was ich will, ohne dass sich da jemand einmischt.

Allerdings kann es ebenso Irritationen geben. Es ist mir nämlich auch schon mal passiert, dass ich dann früh zu Job A fahren wollte und festgestellt habe, dass ich an dem Tag eigentlich zu Job B muss. Also bin ich dann wieder umgedreht. Und da nur ein kleiner Teil meiner Tätigkeiten sozialversicherungspflichtig ist, zahle ich auch nicht so viel in die gesetzliche Rentenversicherung ein. Das ist vielleicht auch ein Nachteil dieses Modells. Wobei man ja privat vorsorgen kann, aber das Gleiche trifft auch auf die Arbeitslosenversicherung zu. Aber ich denke, dass die Mischung verschiedener Jobs dann auch wieder dazu führt, dass man nicht mit einem Mal komplett arbeitslos ist, sondern wenn da mal – warum auch immer – eine Stelle wegfällt, dann hat man immer noch die anderen Stellen und kann in Ruhe nach einem Ersatz suchen.

Man könnte sagen, dass es schon Vorteile hat, in Vollzeit tätig zu sein, aber es ist ebenso mit Nachteilen verbunden. Viele Menschen wollen aber einfach nur eine ganz normale Vollzeitstelle haben, das ist mir schon aufgefallen, als ich versucht habe, andere für eine Mitarbeit bei meiner selbstständigen Tätigkeit zu begeistern. Das Modell, verschiedene Jobs zu kombinieren, scheint also nicht so beliebt. Was meint Ihr, ist es immer so erstrebenswert, in Vollzeit tätig zu sein?

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 16.04.2013, 19:56, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Ich denke mal, dass ein einziger Vollzeitjob einfach auch weniger Organisationsaufwand bedeutet. Schließlich stehe ich vollständig einem einzigen Arbeitgeber zur Verfügung, ich habe also kein Problem, wenn ich Überstunden leisten muss oder einfach mal eine Besprechung abends lange dauert. Mir kann es nicht passieren, dass sich die Zeiten von zwei Jobs überschneiden und ich vielleicht Probleme mit einem meiner Arbeitgeber bekomme. In dieser Hinsicht ist ein Vollzeitjob sicherlich bequemer.

Dafür ist man mit mehreren Jobs sicherlich robuster gegenüber Arbeitslosigkeit. Wenn man so rechnet, dass man notfalls auch auf einen der Jobs verzichten kann, ist man finanziell sehr gut abgesichert. Außerdem hat man auch die Möglichkeit, in komplett verschiedenen Bereichen zu arbeiten.

Das Problem ist, je höher die Qualifikation, desto geringer sind die Chancen, dass mehrere Teilzeitjobs akzeptiert werden, weil man dort einfach eine gewisse Zeit wöchentlich leisten muss, um sein Wissen und seine Fertigkeiten zu pflegen. In meinem Beruf werden Teilzeitjobs nur in Ausnahmefällen akzeptiert. Nur die Selbstständigkeit würde mir eine höhere Flexibilität geben.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Wie Du selbst ja schon merkst, ist es bei Dir manchmal so, dass Du durcheinander kommst. Bist Du aber im Gesamten mit Deiner persönlichen Situation zufrieden und kommst gut zurecht, warum solltest Du etwas daran ändern? Ein solches Modell kann genauso befriedigend sein, und wenn Du mit Deinen diversen Teilzeitstellen Deinen Lebensunterhalt bestreiten kannst, ist doch alles in Butter.

Ich selbst war auch schon mal in zwei verschiedenen Jobs tätig, zum Einen hatte ich morgens eine Stelle gehabt und zum Anderen dann nachmittags. Die Stellen waren unterschiedlicher Art. Ich habe es auch nur so gehandhabt, weil sich keiner der beiden Stellen zu einer Vollzeitstelle hatte ausbauen können. Des weiteren war es in meinem Fall so gewesen, dass beide Jobs nichts miteinander zu tun gehabt haben.

Inzwischen sieht meine berufliche Situation etwas anders aus, und ich muss ehrlich sagen, ich bin damit auch zufrieden. Ich habe es zwar auch mit einem Job in Vollzeit und mit einem Job in Teilzeit versucht, aber ich muss ehrlich sagen, dass ich dann echt auf dem Zahnfleisch gekrochen bin. Ich war leicht reizbar und bin immer wieder krank geworden, sodass ich mich entschieden habe, die Teilzeitstelle aufzugeben. Seitdem geht es mir persönlich besser und ich kann mich auch nur auf eine Stelle konzentrieren. Allerdings kann ich es verstehen, wenn man praktisch unabhängiger sein möchte und zwecks Rentenkasse sollte man ja sowieso privat vorsorgen und nicht nur auf die gesetzliche Rente hoffen.

Benutzeravatar

» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Ich denke, dass der finanzielle Aspekt auch eine große, wenn nicht sogar die größte Rolle spielt. Von einem geringer oder mittelmäßig bezahlten Teilzeitjob können und wollen die meisten Menschen einfach nicht leben. Also muss ein Vollzeitjob her, oder aber eben mehrere Teilzeitjobs, die dann aber einen größeren Planungsaufwand bedeuten, wie hier ja auch schon beschrieben wurde. Um es einfacher zu haben, nicht viel planen zu müssen, und dennoch ausreichend zu verdienen, sowohl für die Gegenwart als auch in Vorraussicht auf die Rente, bevorzugen daher eben viele Menschen eine Vollzeitarbeitsstelle.

Es ist aber wohl auch eine Frage, was im Leben für einen Menschen Priorität hat. Ich persönlich benötige nicht viel Geld und brauche auch nicht sonderlich viel Luxus. Statt viel zu arbeiten und dabei viel zu verdienen, würde ich es eher vorziehen, weniger zu arbeiten, entsprechend weniger zu verdienen, und dafür eben mehr Freizeit für meine zahlreichen Hobbies zur Verfügung zu haben. Für mich ist es einfach wichtig, Zeit für meine Hobbies zu haben und diese auch regelmäßig auszuüben, beispielsweise auch, um dabei nicht aus der Übung zu kommen.

Mir haben schon einige Menschen gesagt, das sei unvernünftig, ich solle doch lieber darauf achten, jetzt möglichst viel zu verdienen, um später eine ausreichende Rente zu haben, aber letztendlich finde ich, dass dies jeder für sich entscheiden muss. Ich bin mir der Konsequenzen bewusst und habe mich entschieden.

Wobei ich in meiner letzten Teilzeit-Tätigkeit auch völlig ausreichend verdient habe. Ich hatte einen Stundenlohn von 12,50 Euro pro Stunde. Was da bei einer Teilzeitstelle herauskommt, kann sich der Interessierte je selbst ausrechnen. Das hat für mich zum Leben absolut gereicht und ja, wenn ich mal wieder eine derartige Stelle in Aussicht habe, dann würde ich mich auch dafür entscheiden, sie anzunehmen, selbst, wenn es "nur" eine Teilzeitstelle ist. Das Geld reichte, ich hatte einen zusätzlichen freien Tag pro Woche und hatte eine wirklich angenehme Zeit. Das ist das, was für mich zählt: Das Leben so zu leben, dass ich das Gefühl habe, dass es mich zufrieden macht. Wozu sonst sollte das Leben da sein? Sich 50 Jahre hart abzurackern und dann als alter Mensch vielleicht noch ein paar wenige Jahre endlich seinen Hobbies widmen zu können, das ist nicht das, was ich mir wünsche. Aber dazu hat auch jeder andere Auffassungen.

Benutzeravatar

» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^