Könnte man theoretisch ohne Bankkonto leben?

vom 07.04.2013, 21:47 Uhr

Es ist ja heutzutage normal, dass jeder ein Bankkonto hat und seine Bankgeschäfte über ein Konto ab wickelt. Nun ist mir der Gedanke gekommen, ob man heutzutage auch theoretisch ohne Bankkonto leben könnte, wenn man kein Bankkonto haben will. Könnte man sich den Lohn bar ausbezahlen und auch die Miete bar einzahlen oder würde das heute gar nicht mehr gehen? Meine Großeltern haben das bestimmt noch machen können. Aber wie sieht es in der heutigen Zeit aus?

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» Ampelmännchen » Beiträge: 1310 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Natürlich kannst du auch ohne Bankkonto leben und dir dein Hartz-IV in bar abholen. Bei der Jobsuche wird es aber schwierig werden, weil dir der Arbeitgeber dein Geld auf ein Girokonto zahlen möchte und sich im Zweifelsfall für einen Mitbewerber entscheidet. Du kannst deine Miete auch in bar am Schalter einzahlen. Das Leben wird aber ziemlich kompliziert ohne Bankkonto. Wenn du schon einen Job hast, musst du wahrscheinlich die Mehrkosten tragen müssen, die dein Arbeitgeber für die händische Abrechnung bei dir hat.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich finde das eine interessante Frage und während ich mir das Für und Wider durch den Kopf gehen ließ, schwankte ich ständig zwischen "ja, geht" und "nein, geht nicht" :? .

Letztendlich bin ich zu dem Schluss gekommen, dass im normalen Leben heute kein Mensch mehr auf ein Giro-Konto verzichten kann (es gibt bestimmte Lebensformen, in denen Menschen in kleinen Dörfern autark zusammenleben, da mag das für einzelne Mitglieder funktionieren).

Auch für meine Großeltern war ein Giro-Konto unverzichtbar. Meine beiden Großväter waren Geschäftsleute. Sie waren darauf angewiesen, ihren Kunden/Klienten die Bezahlung möglichst einfach zu machen. Und später als Rentner - sich die Rente irgendwo abholen, wenn man sowieso schon schlecht zu Fuß ist?

Überspringen wir meine Eltern (auch die mussten m.E. ein Giro-Konto haben). Mir bleibt gar nichts anderes übrig, als ein Giro-Konto zu haben, allein deshalb, weil ich ein Auto besitze: In der Stadt, in der ich wohne, kann man nur ein Auto anmelden, wenn man gleichzeitig den Behörden eine Einzugsermächtigung für die KFZ-Steuer gibt. Brauche ich ein Auto? Gut, darüber ließe es sich streiten. Aber wenn ich bei meinen Klienten immer auf Barzahlung bestehen würde, hätte ich bald keine mehr.

Gehen wir nun weg von mir als Einzelperson. Objektiv betrachtet spricht folgender Sachverhalt dafür, dass in der heutigen Gesellschaft ein Giro-Konto für jeden Menschen essentiell ist: In den 1990er Jahren war eine Gesetzesinitiative angedacht, die die Banken (per Gesetz!) verpflichten sollte, jedem Menschen ein Giro-Konto auf Guthabenbasis (also ohne der Möglichkeit einer Überziehung) einzurichten, der darum ersucht. Dieses Gesetz ist allein aus dem Grund nicht zustande gekommen, weil die Banken sich vorher freiwillig dazu bereit erklärt haben.

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» Vega » Beiträge: 207 » Talkpoints: 137,19 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Das Konto ist weder ein einklagbares Recht noch gibt es eine Pflicht, ein solches Konto zu führen. Daher ist es natürlich möglich, auch ein Leben ohne Bankverbindungen zu führen. Aber es macht das Leben eben deutlich schwieriger, weil der Arbeitgeber oftmals nicht in der Lage ist, die Bezahlung in Bar auszuzahlen. Einfach, weil gerade in mittleren und großen Unternehmen die entsprechenden Prozesse nicht (mehr) existieren. In einem Kleinbetrieb ließe sich dies vermutlich leichter lösen. Und wie man seine Kosten bezahlt, bleibt einem selbst überlassen. Selbst wenn man dem Vermieter das Geld für die Miete nicht in Bar geben kann, kann man dies ja überweisen lassen, indem man zur Bank geht und auf das Konto des Vermieters einzahlt. Was in aller Regel mit Gebühren verbunden ist.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Es gibt Menschen, die kein Bankkonto haben. Meistens ist der Grund, dass sie wegen negativen Schufa-Einträgen keines bekommen, wobei es ja auch Banken gibt, die es einem zu bestimmten Konditionen trotzdem ermöglichen. Man kann natürlich ohne Konto leben, auch wenn dann einiges komplizierter wird. Ob ein Arbeitgeber bereit wäre, jeden Monat einen Barscheck auszustellen, anstatt das Geld zu überweisen, ist allerdings fraglich. Da sollte man mit dem Chef vielleicht freundschaftlich verbunden sein, damit er das macht. Zur Not muss man sein Gehalt vielleicht auf das Konto einer anderen Person überweisen lassen.

Wenn man Sozialleistungen bezieht, bekommt man diese problemlos auch ohne Konto. Man bekommt dann jeden Monat einen Barscheck zugeschickt und kann sich das Geld auf der Bank abholen. Der Vermieter möchte sein Geld vielleicht auch nicht bar auf die Hand, du kannst es aber auf der Bank einzahlen, dann wird es seinem Konto gutgeschrieben.

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» Jessy_86 » Beiträge: 5456 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich bezahle in den Geschäften und auch an der Tankstelle so gut wie immer in bar. Durch diesen Umstand bin ich vor einiger Zeit mal mit einem Mitarbeiter an der Tankstelle ins Gespräch gekommen, der mir berichtete, dass er tatsächlich kein Bankkonto besitzt. Er sagte mir, dass er alles mit Bargeld regelt und auch seinen Lohn bar ausgezahlt bekommt. Das fand ich doch erstaunlich, weil es heutzutage doch eher unüblich ist, dass solche Dinge wie die Gehaltszahlung, die Miete oder andere feste Geldbewegungen mit Bargeld abgewickelt werden. Ich habe den Mann nicht weiter gefragt, aber es würde mich schon interessieren, ob dieser Verzicht auf ein Konto, aus welchen Gründen auch immer, nicht häufiger zu Problemen führt. So ganz reibungslos wird das sicher nicht immer alles funktionieren.

Theoretisch kann man sicher auf vieles verzichten. Das meiste, was für uns selbstverständlich ist, ist nicht lebensnotwendig und damit mit Sicherheit verzichtbar. Vermutlich wird man aber mit einem deutlichen Mehraufwand rechnen müssen, wenn man seine Geldgeschäfte ohne Konto regeln möchte. Ich weiß nicht, ob und wie man ohne Konto seine Stromrechnung, die Beiträge für Versicherungen oder auch die Krankenkassenbeiträge entrichten will. Irgendwie wird es sicher möglich sein, das Geld bar einzuzahlen. Allerdings ist das eben auch wieder aufwändiger und in vielen Fällen sicher auch mit zusätzlichen Kosten verbunden.

Auch wenn es sicher Mittel und Wege gibt, ein eigenes Konto zu vermeiden, denke ich, dass man schon aufgrund der sonst drohenden Nachteile eigentlich ein Konto haben muss. Zwingen kann einen niemand dazu, ein Konto zu eröffnen, aber die Alternative wären eben doch einige Nachteile, die einem letztendlich kaum eine Wahl lassen, sofern man es sich nicht unnötig kompliziert machen will.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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