Warum sind verbotene Dinge erst recht interessant?

vom 04.04.2013, 09:31 Uhr

Als Kind hat man ja in der Regel oft von seinen Eltern Verbote auferlegt bekommen. Und gerade das, was man nicht durfte, beispielsweise, bestimmte Fernsehserien gucken oder mal länger auf bleiben, wurde dann so interessant und wichtig, dass man regelrecht darum gekämpft und mit seinen Eltern diskutiert hat.

Ich muss sagen, dass es mir auch oft so gint, gerade während meiner Jugend, als ich auch mal in eine Disco wollte. Ich durfte nicht und musste das immer irgendwie heimlich machen. Später, als ich dann mit meinem ersten Freund zusammengewohnt habe, hätte ich ja jedes Wochenende in die Disco fahren können, aber da war der Drang schlagartig weg.

Warum aber ist es so, dass die Dinge, die einem verboten werden, erst recht interessant werden? Werden sie langweilig, sobald sie einem nicht (mehr) verboten werden? Woran könnte es liegen?

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» Jacqui_77 » Beiträge: 2718 » Talkpoints: 19,87 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Es ist natürlich Quatsch, dass Dinge deshalb reizvoll gefunden werden, weil sie verboten sind. Ich unterstelle dir mal, dass du weder den Drang verspürst, jemanden zu ermorden, noch den Drang hast, Heroin zu kaufen oder aber dich körperlich keinen Kindern zu nähern. Alles Dinge, welche verboten sind - aber wegen des Verbots wohl keinen größeren Reiz auf dich ausüben.

Die Verbote sollten ja einen Sinn haben und es macht nun mal auch Sinn, dass Kinder z.B. keine Programme schauen, die nicht altersgerecht sind (wenn man mal unterstellt, dass es so was gibt). Das Kinder (die das Fernsehen kennen) dann doch schauen wollen, liegt daran, dass sie es interessant finden. Sie würden es auch schauen, wenn es nicht untersagt wäre! Ebenso dein Beispiel mit dem Diskothekenbesuch: hätte man dir als 12jährige freigestellt, beliebig oft und lang in die Disco zu gehen, wärst du auch gegangen (sonst hätte man es nicht verbieten müssen)! Der Wunsch kam ja von dir nicht, weil es "verboten" war, sondern weil du - je nach dem - tanzen wolltest, neue Bekanntschaften schließen wolltest, mit deinen Bekanntschaften dort hin gehen wolltest oder schlicht "Erfahrungen" sammeln wolltest. Das du das als "Erwachsene" nicht machst, liegt darin, dass das, was du erreichen wolltest, aktuell nicht mehr notwendig ist. Trennst du dich von deinem Freund und willst einen neuen finden (oder dich nur ablenken), ändert sich das ja auch wieder.

Ich sehe es also nicht so, dass das was verboten ist besonders begehrenswert ist. Wenn es begehrenswert ist, bleibt es das auch wenn es erlaubt wird. Anderseits ist es durchaus möglich, dass man von etwas "genug" hat und bestimmte Dinge nicht mehr will. Das hat dann aber auch nichts damit zu tun, dass es einem erlaubt wurde.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich denke es ist einfach der Nervenkitzel. Wie war der Spruch nochmal? Regeln sind da um gebrochen zu werden?! Ich denke der Satz trifft es genau. Es macht einfach mehr Spaß, wenn das Adrenalin steigt und man so ein pochen im Herz bekommt, weil man Angst hat erwischt zu werden. Man hat dann auch einfach mehr zu erzählen und man fühlt sich bestätigt wenn man es geschafft hat etwas Verbotenes zu machen und das mit Erfolg.

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» Skindred » Beiträge: 8 » Talkpoints: 2,23 »



Das ist ganz einfach deshalb so, weil die Richtung in die wir gehen immer unserer Aufmerksamkeit folgt. Aus diesem Grund nützt es ja auch nicht gegen das zu arbeiten was wir nicht möchten, sondern ist es im Gegenteil viel hilfreicher das im Auge zu behalten was man möchte bzw. wo man hin will.

Nun heißt das natürlich nicht, dass wir dazu bestimmt sind gedankenlos in die Richtung zu gehen die unserer Aufmerksamkeit folgt, aber es ist doch ein unumstößliches Gesetz des Lebens dass wir eine starke Tendenz in diese Richtung haben.

» bellevine » Beiträge: 579 » Talkpoints: 5,50 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich glaube, man muss zwischen kleinen Kindern und Jugendlichen unterscheiden. Kleine Kinder werden dann halt neugierig, warum dieses Verbot ausgesprochen wurde, weil sie ja nicht wissen, was sich hinter einer "Erwachsenensendung" verbirgt. Sie wissen noch nicht genug, um es sich vorstellen zu können. Und dann dreht so ein bisschen die Fantasie mit ihnen durch und sie glauben, dass es die beste, aufregendste, tollste Sache auf der Welt sein muss. Und dann hängt das natürlich auch damit zusammen, dass Kinder immer ihre Grenzen austesten müssen. Also in welche Kategorie gehört jetzt das Verbot wieder rein? Wie lange muss ich betteln, bis Mama es doch erlaubt?

Bei Jugendlichen trifft der erste Punkt nicht zu. Sie wissen wahrscheinlich, wie eine Disko von innen aussieht. Aber das Grenzen austesten spielt hier auch eine Rolle. Die Jugend ist ja die Phase, in der man sich von seinen Eltern abnabelt und lernt, ohne sie zu überleben. Und dabei muss man dann auch immer wieder testen, inwiefern lassen mich meine Eltern ihrerseits los.

Warum man die verbotene Sache dann noch umso dringender möchte und den Drang gar nicht mehr abschalten kann, auch wenn man das Verbot ganz rational nachvollziehen kann, ist eine Sache des Unterbewusstseins. Wenn man sich etwas wünscht, wartet das Gehirn darauf, dass es eintrifft. Wenn es das aber nicht tut, kommen immer wieder Signale an den Adrenalinspiegel: "Schütte mal mehr Adrenalin aus, wir haben hier oben immer noch nicht das bekommen, was uns versprochen wurde".

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Etwas Verbotenes macht automatisch neugierig und wirft die Frage auf: „Warum ist es verboten? Was versteckt sich dahinter?“ So lange es verboten ist und es ist nicht bekannt, warum, wird man versuchen, es zu ergründen.

Das fing schon bei Adam und Eva im Garten Eden an. Eva aß von der verbotenen Frucht, obwohl sie genug andere Früchte hatte, weil die Schlange ihr süße Worte einflüsterte und Eva neugierig wurde. Genauso verführte sie Adam laut der Bibel. Diese Neugier, was letztendlich passieren könnte, war es bei Eva und ist es auch bei den Menschen. Selbst in einem Märchen/Erzählung wurde das Öffnen einer bestimmten Tür bei Strafe verboten. Aber die Neugier war stärker und das Unglück nahm seinen Lauf.

So gehe ich auch davon aus, dass es stets die Neugier ist, die sich hinter den Verboten der Eltern befindet. Denn wenn etwas verboten wird, muss gerade das sehr interessant und wichtig sein, sonst wäre es nicht verboten. Also wird die Neugier stärker. Vorausgesetzt ist natürlich, dass das Verbotene auch das Interesse findet, was man voraussetzen muss.

Jemanden zu verbieten etwas zu tun, was er nicht erstrebenswert findet, ist Blödsinn. Wenn ein Kind hinter einem Zaun einen tiefen Graben sieht, wird es nicht den Wunsch haben, über den Zaun zu klettern. Warum sollte die Mutter ihm dann verbieten, über den Zaun zu klettern, weil es das gar nicht will?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


derpunkt hat geschrieben:Es ist natürlich Quatsch, dass Dinge deshalb reizvoll gefunden werden, weil sie verboten sind. Ich unterstelle dir mal, dass du weder den Drang verspürst, jemanden zu ermorden, noch den Drang hast, Heroin zu kaufen oder aber dich körperlich keinen Kindern zu nähern. Alles Dinge, welche verboten sind - aber wegen des Verbots wohl keinen größeren Reiz auf dich ausüben.

Solche Beispiele sind natürlich auch sehr hoch gegriffen und bei diesen verbotenen Dingen hat handelt es sich unter anderem ja auch um sehr extreme Straftaten. Da denke ich mal, das es keinem "normalen" Menschen einen Reiz verspüren lässt, solche Dinge zu tun.

Es gibt natürlich auch diese "kleinen" verbotenen Dinge, wie z.B. heimlich rauchen, länger von zuhause wegbleiben, als erlaubt, bei rot über die Ampel gehen, also alles solche verbotenen Dinge, die einem schon einen gewissen Nervenkitzel verpassen, gerade wenn man noch jung und naiv ist. Diese Dinge sind zwar unter bestimmten Voraussetzungen auch nicht erlaubt, aber da reizt es den einen oder anderen schon, diese verbotene Grenze zu überschreiten.

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» EmskoppEL » Beiträge: 3423 » Talkpoints: 20,21 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich glaube, dass deine Theorie nur in bestimmten Fällen stimmen mag. Sagt man zum Beispiel einem Kind, dass ein Geschenk erst am Geburtstag geöffnet werden darf, so wirkt das aus zwei Gründen reizvoll auf das Kind: Zum einen will es wissen, was in dem Geschenk drin ist, zum anderen will es testen, was beim Brechen dieses Verbotes passiert. Dass jedes Verbot reizvoll ist halte ich für unsinnig. Wenn man ein Parkverbotsschild sieht, reizt es einen normal auch nicht, dort zu parken.

» Johnsten » Beiträge: 10 » Talkpoints: 3,19 »


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