Warum keine Unterstützung für depressive Arbeitslose?

vom 17.08.2011, 10:40 Uhr

Eine Bekannte von mir ist eigentlich im besten Alter um Karriere zu machen. Mit etwa 35 Jahren ist sie noch nicht zu alt, aber auch nicht zu jung. Sie hat zwei abgeschlossene Berufsausbildungen, eine im Handwerk und eine im Tourismusbereich. Außerdem hat sie selbst schon als Chefin ein kleines Unternehmen erfolgreich geführt, bis der Träger das Projekt ohne erkennbaren Grund einstellen ließ. Die junge Frau ist allein erziehend, aber auch das wäre kein Problem, denn der Sohn ist inzwischen auf einer weiterführenden Schule und sehr selbstständig, so dass die Frau auch dann arbeiten kann, wenn das Kind mal eine Grippe hat. Sie hat sich arbeitssuchend gemeldet und bezieht Arbeitslosengeld.

Mit der Depression fing es an, als das oben erwähnte Projekt vom Träger eingestellt wurde und sie ihren Chefposten verlor. Sie hatte eigentlich ihre Arbeit super gemacht, aber das Projekt wurde damals trotz anders lautender Versprechungen nicht verlängert. So fiel sie damals in ein tiefes Loch, weil alles, was sie aufgebaut hatte für die Katze war und sie sich plötzlich total nutzlos fühlte. Wenn man ohnehin schon kein einfach Leben führt und sich mit Kind alleine durchs Leben schlägt, dann reicht so eine gedankenlose Missachtung aus, einen Menschen zu zerbrechen und das, obwohl sie immer eine regelrechte Powerfrau war und durch nichts zu entmutigen schien. Aber dieser Schicksalsschlag war einer zu viel. Ihr sehnlichster Wunsch ist es nun, endlich wieder zu arbeiten, gebraucht zu werden, etwas sinnvolles zu leisten und ein ganz normales Leben zu führen.

Alle Versuche (und es waren wirklich viele) an eine neue Arbeit zu kommen scheiterten. Den meisten Arbeitgebern genügte offensichtlich schon das Stichwort alleinerziehend um dankend abzulehnen, Dabei ist meine Bekannte so gut organisiert, dass sie trotz dem Kind lange Jahre zuverlässig gearbeitet hat und sogar noch mit Kind die zweite Ausbildung gemacht hat und erfolgreich abgeschlossen hat, um ihren Marktwert auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen. Als sie nach der zweiten Ausbildung trotzdem keinen Job fand, ging sie in der Hoffnung zur Arbeitsagentur, dass man ihr dort Stellenangebote vermittelt. Das erwartet man ja auch von dieser Stelle.

Es sollte aber anders kommen. Die Zuständigen Personen gaben ihr zu verstehen, dass sie mit ihrer Depression für einen Job (egal welcher Art!) völlig ungeeignet sei. Sie gaben ihre keine Stellenanzeigen, bewilligten ihr keine Fortbildung. Sie genehmigten ihr auch keine Maßnahme, um sie wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Sie hängt in der Luft, engagiert sich als ehrenamtliche im sozialen Bereich und bekommt keine Unterstützung wieder auf die Beine zu kommen. Obwohl sie terapiert wurde und wird, medikamentös so weit eingestellt ist, dass sie nicht öfter traurig ist, als nicht depressive will man sie nicht vermitteln. Ihr größter Wunsch wäre aber endlich wieder zu arbeiten, auch weil sie sich damit ablenken könnte und von der ewigen Grübelei nach dem Sinn ihres Lebens abhalten könnten, weil ihr Leben dann wieder einen Sinn hat.

Von uns versteht keiner diese Arbeitsagentur. Andere Bekannte werden zum Arbeiten regelrecht genötigt, obwohl sie körperlich starke Schmerzen haben und morgens täglich kaum aus dem Bett kommen. Wenn sie nicht lange zu der Stelle gehen können, weil sie es körperlich nicht verkraften, werden ihnen die Leistungen gekürzt und sonstige Schikanen angedroht. Aber eine junge Frau, die arbeiten will und kann lässt man einfach verschimmeln. Wenn das so weiter geht, wird es auch nicht leichter wieder in den Job zu finden, weil sie ja auch nicht jünger wird. Und das schlimme ist: Sie will arbeiten und was sie sich vorgenommen hat, zieht sie immer sehr diszipliniert durch.

Wir kennen uns da alle mit den Rechten Arbeitsloser nicht so richtig aus. Aber es kann doch nicht sein, dass sie gar kein Recht darauf hat, dass man ihr Jobangebote macht oder ihr sonst wie hilft, wieder in den Job zu kommen. So hoch ist die Arbeitslosigkeit in ihrer Region nämlich auch nicht, es gibt durchaus Jobs. Was kann man denn in so einem vertrackten Fall machen? An wen kann man sich da wenden und sich beschweren, dass man da so mies behandelt wird? Es wäre für uns alle eine riesige Erleichterung, wenn ihr das Erfahrungen habt, was da bei euch bekannten Fällen geholfen hat. Wir hatten schon überlegt, ob es sinnvoll ist, hier die Medien einzuschalten, denn wir halten das alle für einen absoluten Skandal, wie mit dieser armen Frau umgegangen wird. Da denkt man, dass seit dem Selbstmord von dem Fußballer Depression kein Tabuthema mehr ist, aber man wird trotzdem von unwissenden Leuten als Irrer behandelt, obwohl man mit einer Depression für die Allgemeinheit absolut kein Risiko darstellt. Ich finde so etwas bodenlos. Ich hoffe sehr, dass ihr da ein paar gute Ideen habt, wo man Hilfe bekommt.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Einen Chefposten ohne erdenklichen Grund zu verlieren, ist sicherlich nicht leicht und ein Schicksalsschlag, den man erstmal verarbeiten muss. So wie die Situation aber von dir geschildert wurde, scheint es mir so, als wüsste deine Bekannte, dass dies auf sie zukommen könnte, eben weil ihr Posten von der Verlängerung des Projektes abhängig war. Auch sollte man hierbei vielleicht bedenken, dass man als Außenstehender, der sich das Ganze aus der Sicht der Geschädigten anhört, vielleicht nicht alle Hintergrundinformationen hat, so dass es möglicherweise doch einen bestimmten Grund gehabt hat, wieso dass ganze eingestellt wurde, den dir deine Bekannte aber nicht verraten hat, beziehungsweise nicht verraten will.

Ob das rechtlich gesehen in Ordnung ist oder nicht, was die Arbeitsagentur sich da geleistet hat, weiß ich nicht, darüber habe ich keine Informationen. An sich aber kann ich die Reaktion nachvollziehen, denn versetzt man sich in die Leute die dort arbeiten, so ist es wohl verständlich, dass es auch ihre Aufgabe ist sich die Leute aus dem Pool der Arbeitslosen herauszusuchen, die ihrer Ansicht nach am geeignetsten für einen Job scheinen und das mit Sicherheit keine Depressiven. Selbst wenn deine Bekannte in Therapie war und es ihr besser geht, so können die Leute in der Arbeitsagentur das doch nicht wissen oder? Sie kann es genauso gut nur vorspielen, weil sie Geld braucht, es könnte ebenso sein, dass sie einen Rückschlag bekommt, wie das bei solchen Erkrankungen doch relativ häufig der Fall ist. Wie man es auch dreht und wendet. letztendlich würde diese Frau ihrem neuen Arbeitsgeber nur Mühe kosten, eben weil diese Gefahr besteht und sie zur Last fällt, wenn besagter Fall in Erscheinung tritt.

Nett ist das nicht, aber die Arbeitsagentur ist auch kein Wohltätigkeitsverein und wenn sie sehen, dass jemand an Depressionen leidet, dann ist das ein Minus und diese Person wird in diesem Fall erstmal hinten angestellt, weil ''gesunde'' Menschen vorerst arbeitsfähiger scheinen. Ich war noch niemals bei der Arbeitsagentur und weiß daher auch nicht, ob man sowas überhaupt angeben muss? Ist das Pflicht? Wenn nicht, hat sich deine Bekannte damit natürlich selbst geschadet. Du hast auch geschrieben, dass deine Bekannte keine Medikamente mehr bekommt und sich ihr Zustand wohl weitgehendst stabilisiert hat. Ist das der Fall, kann sie sich das denn nicht bei ihrem Therapeuten bescheinigen lassen, um es beim Arbeitsamt vorlegen zu können und damit ihre Aussage mit den Depressionen so gesehen rückgängig machen zu können?

Zu deinem Beispiel mit den Leuten die zu Arbeiten haben, obwohl sie körperliche Schmerzen haben, kann ich an sich auch eigentlich nur sagen, dass sich das alles doch durch ein Attest erledigen ließe oder etwa nicht? Also mich könnte zumindest niemand dazu zwingen, irgendwas zu tun, wenn ich krank bin, sowas muss man sich nicht gefallen lassen. Und ansonsten hätte ich persönlich jetzt deiner Bekannten auch nur geraten, es alleine weiter zu versuchen, anstatt durch die Arbeitsagentur. Ich bin eh davon überzeugt, dass man alleine weiter kommt und auch bessere Chancen hat. Wenn es bis jetzt nicht geklappt hat und die Arbeitsagentur ihr auch nicht hilft, dann würde ich es immer weiter und weiter versuchen, die wenigsten finden Arbeit auf Anhieb.

Auch die Idee mit den Medien finde ich prinzipiell nicht schlecht. Mit einigen Kontakten kann man es problemlos ins Radio schaffen, Zeitungen dürften eh kein Problem sein. Es fragt sich nur, ob das wirklich sinnvoll ist, denn an sich kann man ja nicht abstreiten, dass jede der die Wahl hätte, vermutlich eher einen gesunden, als einen depressiven Menschen einstellen würde oder? Arbeitsgeber suchen nun mal nach guten Arbeitern, unsere Welt ist nun mal so gestrickt, dass gesiebt wird und mit Depressionen ist das schon so eine Sache, bei der man damit rechnen muss, deutlich schlechtere Jobchancen zu haben. Ich würde es mit einer Bescheinigung des Therapeuten erneut beim Arbeitsamt versuchen und bei Ablehnung auf jeden Fall versuchen das irgendwie populär zu machen.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich verstehe nicht so wirklich, was ihr erwartet? Die Arbeitsagentur vergibt selbst keine Stellen, auch wenn mal neue Sachbearbeiter gesucht werden. Und selbst diese Ausschreibungen stehen dann wie alle anderen zusammen in der Jobbörse der Arbeitsagentur, zu finden auf der gleichnamigen Homepage. Von einer ehemaligen Chefin würde ich ehrlich gesagt auch erwarten dieses Portal bedienen zu können. Andere Stellenangebote liegen auch den Mitarbeitern der Arbeitsagentur nicht vor! Manchen Agenturen/Jobcenter, bzw. einzelne Sachbearbeiter konzentrieren sich verstärkt darauf, ihren Kunden etwas potentiell passendes herauszusuchen. Persönlich würde ich eher für jene suchen, wo zu erwarten ist, dass sie dies nicht selbst hinbekommen, aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse, Bildung, Internetkenntnisse, usw. Auch ein Bewerbungstraining ist wohl eher ungeeignet, und ich kann aus Erfahrung sagen, dass dort viele sitzen, denen man erklären muss, was zu einer Bewerbung gehört, wie man das Wort Bewerbung überhaupt schreibt, usw.

Was die Hilfen anbelangt wird sie dieselben Leistungen beantragen können, wie andere auch. Also Bewerbungskostenerstattung, Fahrkosten zu Gesprächen, usw. Wer zwei Ausbildungen hat, bekommt nun einmal sehr selten eine Weiterbildung bewilligt. Und wenn dann braucht es dafür keine ehemalige Depression, sondern Nachweise, dass man in den erlernten Berufen nicht mehr arbeiten kann. Dies dürfte bei zwei Ausbildungen äußerst schwierig sein. Wenn sie nur nicht mehr in diesen Bereichen arbeiten möchte, ist dies etwas was nicht förderungsfähig ist. Anders sieht es auch, wenn ein Unternehmen bestimmte Kenntnisse verlangt und sie mit diesen Kenntnissen einstellen würde. Sofern das Unternehmen nicht bereit ist, die Kosten für diese Weiterbildung zu zahlen, könnte sie diese bei der Arbeitsagentur beantragen. Eine frühere Depression wird kein Grund diese abzulehnen. Zudem werden in einer Ablehnung Gründe genannt, die man entweder so akzeptieren kann oder Rechtsmittel nutzen. Auch dabei hat sie dieselben Chancen wie alle anderen auch.

Viele Menschen haben den Wunsch endlich wieder zu arbeiten! Ebenso hat jeder sein Päckchen zu tragen. Und bei fast jedem findet sich etwas im Lebenslauf (ob nun angegeben (wie z.B. Kinder, abgebrochene Schul- oder Berufsausbildungen) oder persönliche Dinge (Depressionen, usw.) die nicht genannt werden), das eine Jobsuche erschwert. Daran, dass viele Arbeitgeber keine Alleinerziehenden einstellen wollen, kann die Arbeitsagentur nichts ändern. Nachzuweisen das das wirklich der Grund ist, dürfte sehr schwierig werden und es wäre eher ein Rechtsstreit zwischen ihr und dem Arbeitgeber, als ein Fall der mit der Arbeitsagentur zu tun hat. Man kann seine Energien dort hinein setzen, aber meiner Meinung nach, sollte sie lieber selbst am Ball bleiben.

Du schreibst, es gibt viele Angebote. Dann bleibt ihr nichts anderes übrig, als sich darauf weiterhin zu bewerben. Und mit jeder Absage kommt sie einer Zusage näher! Irgendwann bekommt eine Personaleinstellerin ihre Bewerbung, die schon mal in einer ähnlichen Situation war oder ist und erkennt, dass ein Kind kein Hindernis sein muss.

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» Trisa » Beiträge: 3271 » Talkpoints: 20,99 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Sicher hat sie gewusst, dass das Projekt möglicherweise irgendwann eingestellt wird. Wenn man aber alles mit viel Herzblut erfolgreich aufbaut, dann rechnet man nicht damit, dass trotz Erfolgs ein Projekt schnell wieder eingestampft wird. Wenn man mit so etwas rechnet, wäre es ja auch ziemlich schwer, sich so weit zu motivieren um so einen Posten erfolgreich auszufüllen. Wenn man so ein Projekt vermasselt hat, dann muss man damit leben und für die Fehler grade stehen. Wenn man aber alles super erfolgreich geschafft hat und das Projekt nur deshalb eingestellt wurde, weil der Träger Zahlungsschwierigkeiten hatte und einfach mal wüst alles mögliche gestrichen hat, dann ist das nicht so einfach zu verkraften, weil es eben irrational scheint, wenn man persönlich betroffen ist. Sie hat nichts falsch gemacht, grübelt aber ewig herum, was gewesen wäre, wenn sie dies und das anders gemacht hätte. Das nagt bei ihr eben am Selbstbewusstsein.

Klar würden die Personalchefs lieber makellose problemlose und flexible Mitarbeiter einstellen. Aber eine Depression ist nun mal nicht so schwerwiegend, dass man da Probleme zu erwarten hätte. Dass ein Chef Probleme erwartet bei einem Alkoholiker oder einem der gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde kann man verstehen. Aber irgendwie ist unsere Gesellschaft ganz schön unmenschlich, wenn man keinerlei Schwäche zeigen darf. Es gibt nun mal Schicksalsschläge, die auch völlig gesunde Menschen aus der Bahn werfen aber noch lange keine schlechten Menschen aus ihnen machen. Diese Abwertung ist meiner Meinung nach schon eine völlig ungerechtfertigte Diskriminierung. Die Depression ist ja nicht das Komplettpaket. Sie hat ja noch diverse Qualifikationen und tolle Charaktereigenschaften, was sie ja als Chefin schon unter Beweis gestellt hat. Es ist einfach nicht fair, dass sie so pauschalisiert beurteilt wird.

Sicher ist sie in der Lage die Datenbanken zu bedienen. Wenn man ihr signalisiert hätte, sie solle sich wie alle anderen die Angebote selbst heraus suchen, wäre das ein anderes Signal gewesen. Aber ihr zu sagen, dass man ihr nicht hilft (anderen aber schon) ist das ein fatales Signal für meine Depressive Bekannte. Das kommt dann so an, dass man sie nicht für wert hält und für unfähig hält. Das ist total fatal, wenn man von den Stellen, die einem eigentlich helfen sollen (und Service wird ja immer so betont) im Stich gelassen wird und abgeschrieben wird. Statt dessen hat man sie in so eine komische Gruppentherapie gesteckt, wo sie sich total fehl am Platze fühlt, weil sie nichts lernt. Dort geht es lediglich darum, sie zu beschäftigen ohne dass sie damit beruflich weiter kommt. Dabei wäre ihr unserer Meinung nach am besten geholfen, wenn sie wieder eine normale Arbeitsstelle hätte.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ich finde schon, dass man bei Depressiven Probleme zu erwarten hat, das ist nichts, was man leichtfertig abtun kann, sondern eine Krankheit die einiges mitbringen kann, nicht umsonst wird man deswegen therapiert oder? Sicherlich darf man Schwächen zeigen, aber es ist einfach nicht so, dass man sich irgendwo bewirbt, noch dazu auf den Tisch knallt, man sei depressiv und die Arbeitgeber einen dann aus Mitleid. Jeder will nur das Beste und wenn es um Arbeit geht, ist man auf Profit aus und da kann man nun launische, möglicherweise unberechenbare Depressive nicht gebrauchen. Es ist doch irgendwie logisch, dass man eher einen gesunden Menschen nehmen würde, wenn man die Wahl hätte oder?

Ich finde sie ist in dieser Beziehung einfach selbst Schuld daran, weil sie es sich damit vermasselt hat, dass sie gleich rumerzählt, wie depressiv sie doch ist. Das macht man nun mal einfach nicht, ist doch logisch dass sich dadurch die Chance einen Job zu bekommen nicht gerade erhöht. Sie sollte nun einfach versuchen einen Job zu bekommen und sich von neuem zu bewerben, ohne das zu erzählen, schließlich sagst du doch selbst ihre Therapie wäre soweit abgeschlossen, also hat sich die Sache erledigt.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Also ich kann nur nochmals betonen, dass man auch als gesunder Arbeitssuchender ohne irgendwelche Probleme nicht mit Angeboten überhäuft wird. Je nach Sachbearbeiter und Beruf bekommt man mal etwas aus der Jobbörse übermittelt und dies dann meist wenig passend. Warum macht sie eine Gruppentherapie, wenn sie wieder gesund ist? Nein, diese Frage müsst ihr mir nicht beantworten. Nur ist es leider so, dass man entweder arbeitsfähig ist (und in diesem Falle auch fähig sich eine Beschäftigung zu suchen) oder Maßnahmen macht, wo es zumindest in der Theorie auch Bewerbungshilfe gibt.

Ansonsten lese ich hier mit Erschrecken wie Vorurteile geschürt werden und andere Probleme niedergemacht werden. Mit Depressionen in der Vergangenheit bringt man wohl kaum Probleme in den Job mit, aber ein Ex-Knacki oder trockener Alkoholiker würde bestimmt Probleme machen?! Diese Einstellung ist nicht anders, als jene die manche Chefs haben. Aber letztendlich muss man sich auch selbst fragen, wen man einstellen würde! Die sympathische Bewerberin mit viel Erfahrung oder die unsicher wirkende Person, die vielleicht sogar frühere Depressionen durchklingen lässt.

Ja es ist schwer auf dem Arbeitsmarkt. Für so gut wie jeden. Und es liegt an einem selbst, was man daraus macht. Ich kann nicht beurteilen, ob in Bewerbungsschreiben, Lebensläufen und im persönlichen Gespräch derselbe Eindruck vermittelt wird, wie ich ihn hier bekomme: Da hat eine Frau so viel gemacht, aber alles klappte nicht oder brachte dann doch nicht den gewünschten Erfolg. Man hat ein Kind, aber das ist kein Problem. Man hatte Depressionen, aber die sind vorbei. Man meint man bekommt deshalb weniger Stellenangebote. Dabei haben viele Sachbearbeiter keine zwei Ausbildungen und werden auch niemals Chefin werden. Sie "betreuen" hunderte von Hilfebedürftigen, die sie manchmal nur ein- bis zweimal im Jahr zu Gesicht bekommen. Was sollen sie damit anfangen? Wie könnten sie all den Leuten, die perfekte Arbeit vermitteln?

Packt es selbst an! Warum sollte man deine Freundin einstellen? Weil sie zwei Ausbildungen hat? Weil sie ein Kind hat? Weil sie Depressionen hatte? Weil sie Langeweile daheim hat? Weil sie sich schikaniert fühlt von Behördenseite? All das wären für mich absolut keine Gründe jemanden einzustellen. Also konzentriert euch auf die sichtbaren Vorteile, macht "Werbung" in der BeWERBUNG.

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» Trisa » Beiträge: 3271 » Talkpoints: 20,99 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Eine Diskriminierung kann ich hier auch nicht erkennen. Natürlich wirst du das anders sehen, weil es sich um eine Bekannte von dir handelt und du damit natürlich in erster Linie ihre Situation siehst und das, was sie dir berichtet. Sie hat es sicher nicht leicht, aber so viel schwerer als „alle anderen“ wird sie es doch realistisch betrachtet auch nicht haben. Wenn deine Bekannte vielleicht Ausbildungen in nicht ganz so gefragten Berufszweigen anzubieten hat, wird es ohnehin schwieriger, wieder eine adäquate Anstellung zu finden.

Die Geschichte mit den Depressionen ist natürlich ein Problem. Die Agentur für Arbeit hat auch kein Interesse daran, jemanden zu vermitteln, der nach wenigen Wochen wieder auf der Matte steht, weil er den Anforderungen einer richtigen Arbeitsstelle doch nicht gewachsen ist. Damit ist niemandem gedient, den Arbeitgebern nicht und deiner Bekannten auch nicht. Falls das Thema für deine Bekannte wirklich abgehakt ist, frage ich mich, warum sie das Thema Depressionen überhaupt angesprochen hat. Vielleicht hätte man, wenn man schon über diese schwierige Lebensphase mit jemandem spricht, der einem einen Job vermitteln könnte, das Thema wenigstens ein bisschen schöner verpacken können. Gerade im beruflichen Bereich kommt es sicher nicht gut an, wenn man direkt damit „hausieren“ geht, dass man unter Depressionen litt und zukünftigen Anforderungen vielleicht nicht voll und ganz gewachsen ist. Natürlich schwingt da die Angst vor einem Rückschlag mit.

Ich habe den Eindruck, dass du davon ausgehst, dass deine Bekannte die einzige Person ist, die Hilfe benötigen könnte. Ziemlich unpassend und unfair finde ich auch die Aussage, dass die Einstellung eines Projektes eine gedankenlose Missachtung darstellt. Also bitte, das ist doch reichlich überzogen. Ein Projekt wird nicht eingestellt, um damit jemanden zu ärgern. Wenn es sich nicht mehr lohnt oder wenn etwas Besseres in die Wege geleitet wurde (für das Unternehmen, nicht für deine Bekannte), dann sollte man das nicht so persönlich nehmen. Das halte ich für unprofessionell.

Wenn deine Bekannte so eine engagierte und toughe Frau ist, dann sollte sie doch auch in der Lage sein, sich selbst auf Stellenangebote zu bewerben. Gibt es da irgendwelche Bemühungen von ihrer Seite, oder will sie erreichen, dass man ihr die in Frage kommenden Stellenangebote vorsortiert präsentiert? Vielleicht sollte deine Bekannte einfach selbst die Initiative ergreifen.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



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