Überquert ihr die Straße wirklich noch gerade?

Man hat in der Grundschule beim Fußgängertest (sowas hatten wir zumindest) so einiges gelernt. Darunter war eine Regel, dass man nur gerade über eine Straße laufen soll, da eine schräge Überquerung mehr Zeit in Anspruch nimmt und somit gefährlich sein kann.

Ich muss von mir persönlich sagen, dass ich mich nicht mehr daran halte. Ich überquere die Straße eher schräg. Natürlich achte ich vorher darauf, ob Autos vorbeifahren, oder nicht. So richtig anhalten, und nach links und rechts schauen tue ich auch nicht mehr. Es ist mehr nur noch ein "schneller Blick". Wie sieht es bei euch aus? Überquert ihr die Straße noch, wie man es gelernt hat: gerade - oder tut ihr dies auch eher so wie ich?

Das kommt bei mir ganz stark auf die Umstände an. Wenn ich beispielsweise abends über eine kaum befahrene Straße laufe, die gut übersehbar ist, dann verzichte ich auch darauf, mich erst mehrmals umzuschauen und gerade über die Straße zu gehen. Da reicht dann ein Blick und ich laufe quer, weil ich es umständlich fände, erst gerade rüber zu gehen um dann nach rechts oder links zu gehen.

Bei breiteren Straßen, Straßen die schlecht überschaubar sind, weil etwa in der Nähe eine Kurve ist oder Straßen bei denen ich weiß, dass die Autos rasen, achte ich dann schon darauf, mehrmals nach links und rechts zu sehen und möglichst zügig und gerade die Straße zu überqueren. Auf solchen Straßen bin ich jemand, der auch bei leerer Straße noch 50m zur nächsten Fußgängerampel läuft und dort wartet, bis sie Grün ist. Erst recht, wenn ich mit Kind oder einem der Tierheimhunde unterwegs bin. Da achte ich peinlich genau auf Sicherheit und das, was ich gelernt habe.

Dass der gerade Weg über eine Straße weniger Strecke in Anspruch nimmt und somit schneller geht, liegt ja nun auf der Hand. Mir fällt auch kein guter Grund dafür ein, die Straße schräg zu überqueren, denn ich halte mich dadurch einfach nur länger auf der unsicheren Autospur auf, anstatt einen Teil dieses Weges, den ich auf jeden Fall gehen muss, auf dem sicheren Bürgersteig weitergehen zu können.

Auf meinem Weg zur Arbeit gibt es eine Kreuzung, die ich überqueren muss. Da es sich um eine vielbefahrene Hauptstraße handelt und außerdem eine Spur Grünlicht hat, die auf diese Straße einbiegt, ist das Überqueren als Fußgänger teilweise sogar richtiggehend gefährlich, weil die Abbiegespur aufgrund eines Gebäudes, das die Sicht verstellt, einerseits erst sehr spät auf die Hauptstraße Einsicht erlangt, auf der anderen Seite aber auch kein blinkendes Gelblicht hat, das davor warnt, dass zur gleichen Zeit auch Fußgänger die Straße überqueren.

Und weil das Überqueren für Fußgänger aus all diesen Gründen reichlich gefährlich ist und auch nicht selten jemand angefahren wurde, überquere ich diese Straße tatsächlich nur gerade und das auch noch recht schnellen Schrittes, denn erst kürzlich habe ich erlebt, wie drei Autos von der Abbiegespur mich offensichtlich überhaupt nicht gesehen haben und mit ziemlich hoher Geschwindigkeit angefahren und an mir vorbeigerauscht sind. Wäre ich in diesem Moment schon auf der Straße gewesen, dann hätte mich auf jeden Fall eines dieser Autos erwischt, also sehe ich doch zu, dass ich die Straße schnell und somit gerade überquere und nicht mehr Zeit dort verbringe als nötig.

Bei anderen Straßenüberquerungen sieht es ganz ähnlich aus, dieses schräge Überqueren habe ich eigentlich nur in einer Phase gemacht, in der ich mich besonders cool fand und der Meinung war, dass ein gerades und schnelles Überqueren einer Straße unnötig ist. Mittlerweile sehe ich das aber anders und finde es einfach nicht naheliegend, eine Straße schräg zu überqueren.

Ich überquere die Straße auch nicht immer auf dem kürzesten Weg, wie man es eigentlich tun sollte, aber es kommt natürlich auf die Umstände an. In einer großen Stadt auf einer viel befahrenen Straße bin ich froh, wenn ich möglichst schnell auf der anderen Seite bin, aber ansonsten nehme ich den Weg, wie er mir gerade passt.

Das hat für mich auch nichts mit "cool sein" zu tun, es ist einfach praktisch. Nehmen wir an, ich laufe auf dem rechten Fußgängerweg an einer Straße entlang, weiß aber schon, dass ich irgendwann auf die linke Seite wechseln muss. Dann laufe ich so lange auf der rechten Seite bis die Straße frei ist und überquere dann schräg die Straße, wenn es möglich ist. Natürlich könnte man auch stehen bleiben, die Straße schnurgerade überqueren und dann auf der anderen Seite weiterlaufen, aber dazu bin ich ehrlich gesagt zu bequem.

Ich würde jetzt nicht unbedingt sagen, dass ich die Straße immer schnurgerade überquere, aber doch zumindest einigermaßen gerade, egal wie breit oder schmal und wie stark befahren sie ist. Man hat, wenn man die Straße schräg überquert, vielleicht das Gefühl, dass man schneller vorankommt, aber es sind ja höchstens ein paar Sekunden, die man dabei spart, also eigentlich völlig unnötig. Mehrmals nach links und rechts schauen tue ich nicht, einmal links und einmal rechts reicht mir und an größeren Straßen gehe ich meistens sowieso über eine Ampel oder durch eine Unterführung. Die liegen bei uns nämlich so, dass man nicht extra einen Umweg gehen müsste, um sie zu benutzen.