Ehrlich sein, bei Austritt aus einem Verein?

Der Grund dafür, dass ich aus einem Verein austreten möchte, ist ja der, dass ich schon von Anfang an gehofft habe, auch mal in ein Gremium entsendet zu werden und das hat all die Jahre nicht geklappt und zum Schluss hat es bei einer Wahl sogar Absprachen gegeben, für einen anderen Kandidaten zu stimmen. Das finde ich richtig blöd und ich sehe da keine Zukunft mehr.

Aber ich denke mir, dass ich, wenn ich das offen als Grund für den Austritt angebe, auch auf viel Unverständnis stoßen werde und es da vielleicht Konflikte gibt. Vielleicht sollte ich mir einen Alibi-Grund einfallen lassen, meinetwegen die „große“ berufliche Belastung oder dass ich mich lieber an meinem Erstwohnsitz engagieren möchte etc. Was denkt Ihr, sollte man die richtigen Gründe für den Austritt angeben und damit eventuell Streit provozieren oder lieber die Wahrheit etwas umdeuten?

Eigentlich sollte man schon die Wahrheit für einen Austritt nennen, denn wenn ich keine lust oder Zeit mehr hab ein einen Verein zu gehen, dann sollten die Menschen dort das auch verstehen. Wenn du aber starke Bedenken hast, dass die Menschen schlecht darauf reagieren könnten, dann sag ihnen doch einfach nur die halbe Wahrheit. Nennen positive Aspekte am Vereinsleben, welche du auch sicherlich vermissen wirst. Dies wird bewirken, dass dein Austritt nicht so verstanden wird, als wolltest du allen zeigen wie schlecht es im Verein ist und dass du dich gar nicht wohl fühlst.

Ich persönliche denke aber auch, dass man einen Grund nennen sollte, der einen bewogen hat aus dem Verein auszutreten. Sollte dieser nicht mit dem privaten Leben, sondern mit dem Verein an sich zu tun haben kann das auch dazu führen, dass eine Verbesserung im Verein selbst angestrebt wird. Hierbei ist darauf zu achten, dass man aber sachlich und höflich Kritik übt und nicht alles und jeden beleidigt und beschuldigt an den Missständen schuld zu sein.

Ich bin vor Kurzem aus einem Verein ausgetreten und habe nicht die Wahrheit gesagt, weil ich einigermaßen friedlich gehen wollte. Ich habe einfach den Zeitfaktor genutzt und behauptet, dass ich weniger Zeit hätte. Jedoch wurde ich in dem Verein immer nur benachteiligt und ignoriert, weil ich halt zugezogen bin und nicht zum alten Eisen gehört habe. Außerdem ist man nie auf die Probleme, die ich hatte, eingegangen. Lehrgänge wurden einfach an Andere vergeben, obwohl ich fest zugesagt habe und andere Dinge sind vorgefallen.

Falls du Hoffnung hegen kannst, dass deine wahrscheinlich kritisch wirkenden Worte ankommen und erst genommen werden und du eventuell in Zukunft doch mal Chancen haben könntest, den gewünschten Posten zu bekommen, würde ich den Grund klar ansprechen und darauf verweisen, dass du gerne wieder kommst, falls sich an den momentanen Gegebenheiten etwas geändert hat.

Siehst du diese Chancen nicht, würde ich einfach gehen. Da du ja nun auch stolze Kleingartenbesitzerin bist, kannst du doch auch den Aufwand, denn du in deinen eigenen Kleingarten und die dortige Vereinsarbeit stecken wirst, als Austrittsgrund verwenden. Falls man näher nachfragt, kannst du immer noch überlegen, ob du deine wahren Beweggründe nennen magst.

Manche Menschen nehmen sich solcher Kritik ja an und verbessern dann ihr Verhalten, wenn du in deinem Fall aber der Meinung sein solltest, dass sich dem Problem keiner annehmen wird, dann würde ich eine Notlüge machen. Sag doch einfach, dass du momentan zu viel um die Ohren hast und deswegen nicht mehr die angemessene Zeit für den Verein hast. Sieht man das nicht als richtigen Grund, kann man ja immer noch die Wahrheit sagen. Ich würde, da bei mir ehrlich gesagt nicht so viel Rücksicht auf die Gefühle anderer nehmen und die Wahrheit sagen, aber man muss ja immer auch mit seinen Entscheidungen leben können.

Ich selbst habe erst vor kurzem meine Mitgliedschaft in einem Verein gekündigt. Dabei habe ich die Gründe angegeben, da sie nicht nur mich allein betrafen, sondern auch andere Mitglieder betreffen, die weiter weg wohnen. Aber man ist nicht verpflichtet Gründe anzugeben.

Und was willst du denn schreiben? Dass du austrittst, weil du nicht den erhofften persönlichen Vorteil erhalten hast? Weil man dich bei einer Wahl nicht wollte? Sorry, aber das klingt eher nach gekränktem Ego, als nach echten Gründen. Ich selbst bin letztes Jahr in einen Verein eingetreten, weil man mich bat den Vorsitz zu übernehmen. Bis zur Wahl selbst bestand noch immer die Möglichkeit, dass meine jetzige Vorgängerin doch weiter macht oder dass es einen Gegenkandidaten gibt.

Mit solchen persönlichen Niederlagen sollte man schon entsprechend umgehen können und sich nicht wie ein trotziges Kind zurück ziehen. Denn so wirkt dein Verhalten und es werden sich wohl alle Mitglieder ihren Teil denken, auch wenn du keine Gründe für deinen Austritt bekannt gibst.

Ich habe vor einem halben Jahr eine ähnliche Situation miterlebt. Dabei ging es mir über die ganze Zeit irgendwie auf die Nerven, dass wir seit dem Leitungswechsel viel weniger zu Stande gebracht hätten, allgemein wurden wir bzw. ich überhaupt nicht mehr gefordert, oftmals war der Gang allein dort hin zwecklos, da nichts neues erreicht wurde.

Das schlimmste jedoch, trotz "nur" 15 erwachsenen Menschen, war eine Einhaltung von den grunsätzlichen Dingen, wie beispielsweise Uhrzeiten der Treffen, nie einhaltbar. Es ist ja nicht so, als würde ich keine Verspätungen tollerieren, aber es gab nie einen einzigen Tag, an dem alles pünktlich verlief. Dabei rede ich von Verspätungen von 15 bis 25 Minuten, bis mal endlich alles anfing.

Als dann zur Jahresfeier der Leiter aufgrund eines anderen Termins spontan zwei Stunden später kam, platzte mir der Kragen. Ich stand auf, ging, und kam nie wieder. Dann haben plötzlich alle Augen gemacht, wieso ich denn nicht mehr kommen würde. Ich ließ alle im Glauben, es ginge um Privates, dass ich die Zeit dringend brauche und so weiter. Dem Leiter selbst habe ich jedoch einige Wochen später gesagt was wirklich Sache war.

Er schien sich das zu Herzen genommen haben, da es danach offensichtlich besser wurde (ich habe zu einigen Kontakt), jedoch ließ es mit der Zeit wieder nach und ist mittlerweile an der selben Stelle wie damals, als ich gegangen bin. Du solltest eventuell einer vertrauten Person daher ehrlich mitteilen, was Sache ist. Vielleicht werden sich einige danach ändern.