Tiefere Gründe für das ausgeprägte Leid auf der Erde?

Je nachdem welche Person man fragt, gibt es an verschiedenen und vielen Orten auf der Welt Kummer und Leid. Einer sieht es im kommunistischen China, der andere in einer vom Neoliberalismus dominierten Gesellschaft. Manche beschäftigen sich mit ihrem ganz persönlichen Leid, dem Leid naher Mitmenschen – andere sorgen sich um tauschen Menschen welche tagtäglich verhungern oder im Krieg sind.

Wenn man die Menschheitsgeschichte anschaut, sieht man dass das Thema Leid und Kummer immer wieder auftaucht. Da stellt mir sich die Frage, woher das Leid kommt und vor allem ob man dem Leid ein Ende setzen kann. Bei der Auseinandersetzung mit diesem Thema bin ich schon oft auf das folgende Argument gestoßen: „Der Mensch ist von Natur aus böse und es wird deshalb immer Leid auf der Erde geben.“ Doch eigentlich kann dieses Argument weder belegt noch widerlegt werden. Ich würde es auch als eine Betonung oder Übertonung eines Aspektes des menschlichen Wesens bezeichnen. Letztendlich gab und vor allem gibt es auch viel Gutes und Freude.

Zu den oben genannten Leid-verursachenden Missständen lässt sich meist eine Gruppe von Menschen und/oder eine zugehörige Ideologie finden, welche sich für dieses Leid verantwortlich machen. Dazu gehören z.B. Diktatoren, Extremisten, Gläubige, Häretiker, Kapitalisten, Kommunisten, Konformisten etc. Diese Betrachtungsweise beruht auf die Verschiedenheit von Gut und Böse. Jeder Vertreter einer solchen Ansicht denkt für sich bestimmte Grenzen zu kennen, und darf sich deshalb als böse (und somit Leid-verursachend) bezeichnen.

Ich lehne es aber Grundlegend ab, andere Menschen oder Ideologen ganz trivial als böse anzusehen. Trotzdem sehe ich im Gegenzug all das Leid und das Böse auf der Erde. Was könnte also der tiefere Grund, die tiefere Ursache dafür sein, dass wir uns gegenseitig Leid zufügen? Warum gibt es diese Bedürfnisse, über andere Macht auszuüben, den Willen aufzuzwingen?

Ich denke unsere Taten beruhen auf unseren Erfahrungen und unserer Vergangenheit. Vielleicht auch aus Projekten und Erwartungen in der Zukunft. Es sei denn, jemand schafft es komplett in der Gegenwart zu leben. Was aber den meisten schwer fallen würde. Das Leid, welches ich aufgezählt hab, und welche ihr im Fernsehen und überall sonst sieht ist letztendlich nur eine Ausprägung vom Bewusstsein, oder? Und um nochmal meine Frage aufzugreifen, was könnten nun eurer Meinung nach tiefere Gründe dafür sein, dass wir Leid erleben und uns gegenseitig zumuten?

Du unterstellst, dass der der "böses" tut, sich auch als "böse" begreift bzw. seine Tat nicht als "gut" klassifiziert. Das kommt dem Thema aber nicht nahe und kann die Frage nicht annähernd beantworten. Kein Kreuzritter, der in den Kampf zog, um seinen Glauben auch mit dem Schwert in der Hand in die Welt zu tragen und um die in seinen Augen heilige Stadt zu befreien wird "böses" im Schilde gehabt haben. Auch wenn dabei Frauen, Kinder und diverse Männer getötet werden mussten. Und ein jeder Investmentbanker wird seine Tätigkeit so sehen, nur schlimmeres zu verhindern oder besser zu sein, als andere an seiner Stelle. Wo siehst du hier einen Ansatz für die Frage, warum Menschen "böses" tun?

Man könnte dies im besten Fall auf einzelne Individuen brechen und dann immer die konkrete Situation beurteilen. So wird ein Raubmörder sicher wissen, hier "böses" zu tun. Auf der anderen Seite stellt es kein tieferes philosophisches Problem dar, wenn man erörtern will, warum der Raubmörder nun einen Menschen ermordet hat. Der Beweggrund ist hier klar - aber es ist noch nicht mal grundsätzlich klar, ob der Wille dies zu tun nicht doch von Außen aufgezwungen wurde.