Beerdigung nur für die Hinterbliebenen?

vom 12.02.2013, 19:46 Uhr

Nachdem ich eben in einem anderen Thread las, dass es bei Beerdigungen nur um die Gefühle der Hinterbliebenen ginge, frage ich mich doch, inwieweit dies zutrifft und wie ihr das seht? Wünscht oder hofft ihr, dass eure Wünsche berücksichtigt werden? Oder plant ihr gar im Voraus und teilt Angehörigen Dinge mit? Oder kümmert ihr euch selbst darum?

Mir ist es grundsätzlich auch egal, wie ich beerdigt werde. Das hängt jedoch auch mit der finanziellen Situation zusammen. Wenn ich völlig frei und unabhängig vom Geld entscheiden könnte, so würde ich gerne im Meer beigesetzt werden. Das entspricht aber absolut nicht der Vorstellung meiner Angehörigen.

Allerdings denke ich auch, dass es für Hinterbliebene doch auch tröstend ist die Beisetzung so zu gestalten, wie der Verstorbene es sich gewünscht hat. So wählt man ja auch eher Lieder aus, die der Verstorbene mochte, als nach dem eigenen Musikgeschmack. Oder man entscheidet sich für einen bestimmten Friedhof, eine bestimmte Form der Beisetzung oder ähnliches, weil der Verstorbene dies in der Vergangenheit mal erwähnte und nicht weil es für einen selbst am einfachsten ist.

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» Trisa » Beiträge: 3297 » Talkpoints: 31,17 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich denke, dass es eigentlich in der Hauptsache um die Hinterbliebenen geht. Immerhin müssen sie irgendwie damit leben und auskommen und deswegen wollen sie es meistens auch schön für sich gestalten, damit sie ihr Gewissen beruhigen. Man sucht natürlich nicht seine Lieblingsmusik aus, aber schon auch etwas Passendes zum Anlass und da kann man dann eben auch nicht jeden gerecht werden.

Ich vertrete die Meinung, dass man mich einfach nur irgendwie unter die Erde bringen soll. Ich möchte verbrannt werden und sonst ist es mir absolut egal. Man ist ja tot und bekommt die ganze Veranstaltung eh nicht mehr mit. Meine Lieblingslieder wird man da nicht spielen, weil sie zu laut und kritisch sind. Ich finde es aber nicht schlimm, weil es auch nicht zur Trauer passt. Ich kann das auch verstehen und ich selber habe dann auch nichts mehr davon.

Oftmals wird das Ganze ja auch gar nicht zum Thema gemacht und dann macht man eben das, was man sich eben als passend vorstellen würde und irgendwo auch das, was man selber gut findet. Ich kenne kaum jemanden, der vorher sagt, wie er mal unter die Erde kommen will und das womöglich noch mit einer Liedauswahl. Im Alter macht man sich dazu Gedanken und erwähnt es vielleicht auch, aber wenn es einem wichtig ist, kann man das auch vorher ausmachen und bezahlen. Das hat meine Uroma gemacht, weil sie die Trauerrede nicht im normalen Stil haben wollte.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Erst im letzten Jahr bin ich als Hinterbliebener mehr oder weniger mit an der Planung einer Beerdigung aktiv gewesen und da haben wir ganz und gar nicht an unsere eigenen Wünsche gedacht. Ich kann mich daran erinnern, dass meine Großtante einen bestimmten Sarg gesehen hat und meinte, dass sie diesen nehmen würde. Für sich selber aber, denn ihr nächster Satz war, dass dieses Modell dem Verstorbenen aber sicherlich nicht gefallen hätte.

Wir haben uns gefragt, was unserem lieben verwandten gefallen hätte und das haben wir dann ausgewählt. Natürlich haben wir auch geschaut, dass uns selber alles gut gefällt. Aber wir haben nicht einfach nach unseren Wünschen gehandelt, dann wäre einiges anders gewesen.

Einen Friedhof oder eine Grabstätte mussten wir nicht auswählen, da wir ein Familiengrab haben. Deshalb mussten wir da auch nicht auf irgendwelche Wünsche achten. Aber die Pastorin wurde auf gewisse Dinge aufmerksam gemacht von denen wir dachten, dass sie unserem Verwandten wichtig gewesen sind. Diese sollte sie bitte mit in der Andacht erwähnen. Und ein ganz bestimmtes Thema sollte vermieden werden, das war allerdings tatsächlich unser Wunsch. Es gab da einen alten Streit, an den wir auf der Beerdigung nicht erinnern wollten. Da haben wir gelacht, als wir es der Pastorin mitgeteilt haben, denn unser Verstorbener hätte sicherlich die Gelegenheit genutzt um diesen Streit noch einmal zu betonen und wieder aufleben zu lassen. Nur wir, wir wollten das nicht. Natürlich war genau dieses Thema auf der Kaffeetafel dann doch unser Hauptgesprächsthema und alle haben darüber mit gelacht, auch der "Streitgegner", der ebenfalls auf den Feierlichkeiten anwesend gewesen ist.

Das war aber die einzige Sache, bei der wir auf unsere Wünsche explizit geachtet haben.

Ich werde später mein Testament frühzeitig festlegen und ich werde ebenfalls meine Beerdigung selber planen, denn ich möchte, dass alles so abläuft, wie ich es mir wünsche. Meine Beerdigung ist für mich sehr wichtig, ich habe sogar mit 16 schon einen Grabstein ausgesucht. Gekauft ist er noch nicht, aber ich habe ihn fotografiert, damit ich zur Not dieses Modell frühzeitig anfertigen lassen kann.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Nach dem letzten Todesfall in unserer Familie, bevor mein Vater starb, hatten sich meine Eltern zu dem Thema verständigt. Mein Vater argumentierte für eine anonyme Bestattung. Zu dem Zeitpunkt wohnte ich zwar nur rund 30 Kilometer weg, aber er wollte es mir eben nicht zumuten später ständig die Sorge um das Grab zu haben. Pflanzen, Gießen und was eben noch alles zur Pflege dazu gehört.

Als es dann einen Vorfall gab, wo wir schon mit dem Ableben meines Vaters rechnen mussten, eröffnete mir meine Mutter diese Wünsche. Ich war zwar erst mal geschockt, da ich es bis dahin gewohnt war, ein Grab besuchen zu können. Aber ich sah sehr schnell ein, dass diese Entscheidung sehr zukunftsorientiert gefällt worden war.

Heute lebe ich rund 150 Kilometer von meinem Heimatort entfernt und könnte mich selbst gar nicht mehr wirklich um das Grab kümmern. Auch bei der Wahl von Sarg und Urne sind wir von den Wünschen meines Vaters ausgegangen. Er wollte immer eine kostengünstige Beisetzung. Und mal ehrlich, die Urne sieht man dabei einmal und danach nie wieder. Also haben wir wirklich preiswerte Modelle ausgesucht. Dem Wunsch nach Schlichtheit und wenig Kosten entsprechend.

Ich war allerdings auch schon auf Beerdigungen wo alles recht üppig ausgestattet war. Da frage ich mich wirklich ob das wirklich zu Ehren des Verstorbenen so durchgeführt wurde oder man eher den Leuten etwas bieten wollte. Vor allem im ländlichen Bereich kann man solche Dinge gut beobachten, weil man sich da doch mehr Gedanken darum macht, was die anderen Leute denken und nicht was der Verstorbene wirklich wollte.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Den Wunsch eines Menschen, den er für die eigene Beerdigung geäußert hat, sollte man ohne Wenn und Aber respektieren. Auf einer Beerdigung wird dem Verstorbenen das letzte Geleit gegeben. Auch wenn die Angehörigen nicht mit dem Wunsch einverstanden sind, haben sie ihn zu respektieren und zu befolgen. Es geht nicht um die Hinterbliebenen, wie hier angemerkt, es geht einzig allein um den Wunsch des Verstorbenen. Wem der nicht passt, sollte der Beerdigung fernbleiben.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Ich habe zwar grundsätzlich auch eine Vorstellung davon, wie meine Beerdigung aussehen soll. So möchte ich zum Beispiel lieber, dass meine Leiche verbrannt und die Asche anschließend zum Beispiel auf See bestattet wird, was natürlich auch platzsparender ist. Ansonsten sollte die Beerdigung so schlicht wie möglich ausgerichtet werden, da es schließlich nur um die Beseitigung meiner Leiche geht. Ich fände es schlichtweg unnötig und übertrieben, darum so einen Wind zu machen.

Für mich persönlich ist es unsinnig, aus einer Beerdigung eine riesige Veranstaltung zu machen. Aber das sieht jeder anders, was ja auch in Ordnung ist. Die Beerdigungsunternehmen wollen ja auch daran verdienen und da ist es natürlich gut, wenn jemand sich eine größere Beerdigung wünscht. Dennoch hat davon niemand etwas, beziehungsweise nur im Vorfeld. Die Aussicht auf eine opulente Beerdigung kann sicher für den einen oder anderen erstrebenswert sein. Wenn es dann aber so weit ist, hat der Tote mit Sicherheit nichts davon, so dass lediglich die Hinterbliebenen davon profitieren.

Letztendlich denke ich auch, dass eine Beerdigung in erster Linie etwas für die Hinterbliebenen ist, was ihnen den Abschied von dem Toten erleichtert oder zumindest vor Augen führt. Der Tote hat schließlich nichts mehr davon. Ich bin mir auch sicher, dass viele Leute eine Trauerfeier insgeheim so gestalten, wie sie es für sich gerne hätten. Auch werden sicher viele Trauerfeiern in einem größeren Ausmaß gefeiert als der vielleicht recht bescheidene Verstorbene sich das gewünscht hätte. Ich denke nicht, dass da immer die Wünsche des Verstorbenen berücksichtigt werden, auch wenn das sicher eine nette Geste wäre.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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