Pilotprojekt im Kindergarten mit Schreiben, Rechnen, Lesen

vom 20.03.2013, 19:15 Uhr

Heute wurde im Kindergarten schon gemunkelt, dass bald in diesem Kindergarten ein Pilotprojekt starten soll. Nach den Sommerferien sollen die Kinder, die das Jahr drauf in die Schule kommen schon mal Rechnen, Schreiben und Lesen lernen. Auch kleine Hausaufgaben sollen diese Kinder machen müssen. Das wurde schon beim letzten Elternabend angesprochen. Einige Mütter waren zwar dafür, aber die Mehrheit eigentlich dagegen.

Ich selber bin entschieden dagegen, weil ich denke, dass die Schule schon früh genug ist, dass die Kinder das lernen. Sie sollen doch so lange es geht spielen und frei sein. Warum will m an ihnen das denn schon im Kindergarten beibringen. Bisher ist es zwar nur ein eventuelles Projekt, aber wenn schon so darüber gesprochen wird, denke ich, dass es auch bald soweit sein wird. Es sollen auch extra Pädagogen in den Kindergarten kommen, die auf Lehramt studiert haben und den Kindern das auch beibringen. Selbst englische Lieder sollen ihnen beigebracht werden.

Was haltet ihr davon? Ich meine, ich bin froh, dass ich für meine Kinder einen Kindergartenplatz habe und man kann ja nicht so ohne weiteres den Kindergarten wechseln, da zu wenig Plätze vorhanden sind. Aber dennoch bin ich dagegen und muss es wohl und übel hinnehmen, wenn dieses Projekt anläuft. Wie würdet ihr als Eltern reagieren? Denkt ihr, dass es gut ist? Das soll der erste Kindergarten hier in der Nähe sein, der so was macht. In die Schule kommen aber auch die anderen Kinder aus den anderen Kindergärten und dann langweilen sich wohl unsere Kinder, weil sie das schon können? Ich sehe das ganze äußerst skeptisch. Wie sehr ihr das?

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» supermami » Beiträge: 2317 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Im Großen und Ganzen finde ich dieses Pilotprojekt, das sie dort im Kindergarten starten wollen, auch nicht wirklich so prickelnd. Kinder sollen natürlich so lange wie es nur geht Kinder bleiben dürfen. Sie sollen im Kindergarten lieber spielen, toben und so etwas. Aber die Kindergärten sollen schon die Kinder, die im darauf folgendem Jahr zur Schule kommen, auf die Schule vorbereiten.

Bei uns im Kindergarten läuft es eigentlich so, dass die Erzieherinnen dort eine kleine ­Schulgruppe gegründet hat. Diese sogenannte Schulgruppe setzt sich einmal in der Woche zusammen und dann lernen sie zum Beispiel das ABC und die allgemeinen Buchstaben kennen. Zum Beispiel schauen sich die Kinder mit den Erzieherinnen zusammen das A an und dann schauen sie, wie es geschrieben wird und dann werden Wörter gesucht, die mit einem A anfangen, wie zum Beispiel A wie Affe. Und die Kinder lernen dann auch dort ihren Namen richtig schreiben, was natürlich ganz toll ist.

Die Zahlen lernen die Kinder auch kennen, aber dort wird noch nicht rechnen gelernt oder Lesen gelernt, denn das ist doch dann die Aufgabe der Lehrer später in der Schule.

Gut, dass die Kinder englische Lieder im Kindergarten lernen, finde ich jetzt auch nicht so schlimm. Meine Schwester beispielsweise hatte früher in ihrer Kindergartengruppe einmal die Woche eine Stunde Englisch, wo dann extra eine Englischlehrerin von der benachbarten Grundschule vorbei kam. Diese Lehrerin hat den Kindern dann auch spielerisch ein paar englische Wörter beigebracht und natürlich dazu auch die deutsche Bedeutung und die Kinder haben auch englische Lieder gesungen und gelernt. Und ihr hat es in der Schule später nicht geschafft, im Gegenteil. Sie war manchen Kindern dann voraus später im Englischunterricht, weil sie schon einiges an englische Wörter kannte und benennen konnte.

Meine Schwester hat sich in der Schule auch nicht gelangweilt, nur weil sie etwas schon konnte, was andere noch nicht konnten. Sie war recht stolz darauf, dass sie schon etwas wusste und mitmachen und konnte und ihr dies nicht schwergefallen ist, sodass sie sogar richtig Spaß daran hatte.

» kai0409 » Beiträge: 3345 » Talkpoints: 72,64 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


kai0409: Es geht doch nicht darum, dass die Kinder ein Jahr, bevor sie in die Schule kommen etwas lernen. Es soll schulisch aufgezogen werden. Es wird ein Raum geschaffen, der schon nach Schulklasse aussieht und es sollen auch Hausaufgaben auf gegeben werden. Es geht nicht darum den Namen zu schreiben oder ein englisches Lied zu können. Sie sollen schon das rechnen, was meine Großen im ersten Schuljahr gelernt haben. Darum geht es. So eine Vorschulgruppe ist schon seit langer Zeit in diesem Kindergarten und das ist auch gut so.

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» supermami » Beiträge: 2317 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Also zu meiner Zeit und das ist nun schon fast 35 Jahre her, gab es auch schon Vorschulgruppen. Wir haben dort allerdings nur gewisse Grundlagen gelernt, wie mit Bleistift und Lineal gerade Striche ziehen. Auch daran mit der Schere dann entlang schneiden wurde uns beigebracht. Es wurde also dafür gesorgt, dass wir alle einen einheitlichen Stand bekamen, bevor die Schule losgeht.

Es wurde zwar damals von den Eltern ausgebremst, wenn wir Zahlen oder Buchstaben schon schreiben wollten. Da eben alle Kinder miteinander lernen sollten, wenn sie dann in die Schule kamen. Heute wird das zwar anders gesehen und man sollte eben die Kinder nicht ausbremsen. Aber sie nun schon gezielt mit dem Lernstoff der ersten Klasse zu konfrontieren halte ich für weniger sinnvoll.

Vor allem wenn man bedenkt, dass dann Kinder aus verschiedenen Kindergärten in einer Klasse sein werden. Nun kann ein Teil schon mehr und wird sich langweilen. Das kann man bei einzelnen Kindern noch ausgleichen, aber nicht wenn man quasi zwei oder mehr Gruppen in der Klasse hat, die wirklich einen unterschiedlichen Lernstand haben.

Damit würde man ja einen Schritt in die Richtung gehen, wie wir ihn nach dem Krieg hatten. Da unterrichtete man mangels Lehrer auch mehrere Klassen in einem Raum. Was man allerdings beim Eingangsposting nicht erfährt, wer dieses Projekt wirklich auf den Weg gebracht hat. Ist das eine Idee des Kindergartens selbst oder kommt das vom Träger?

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Das ist doch ein alter Hut, früher hieß das Vorschule. Ob es so etwas heute noch gibt weiß ich nicht, aber verkehrt ist es wirklich nicht. Da wird unter pädagogischer Aufsicht langsam an das Rechnen und Schreiben herangeführt. Ich denke aber auch dass man damit den Kindern eventuelle Ängste nehmen möchte und auch zeigen will wie so eine Unterrichtsstunde funktioniert. Mit den möglichen Hausaufgaben will man erinnern dass es auch Pflichten gibt.

Die Kinder sind eigentlich in der Regel stolz darauf zu zeigen was sie schon alles kennen, warum willst du ihnen den Spaß nehmen? Das hat doch auch nichts mit einer richtigen Schule zu tun. Ich kann mich erinnern dass wir auch im Kindergarten Rechenstäbchen hatten und diese dann zu einem Haus zusammenlegen mussten, dann sollte ein Stäbchen vom Dach weg genommen werden und zwei Stück dazu. Auf solchem Niveau bewegte sich das, also wirklich nichts mit großen Anforderungen. Richtig Rechnen lernen oder Lesen können sie dort niemals, aber vielleicht schon das Alphabet in Form eines Liedes.

Ich denke aber wenn deine Bedenken wirklich so groß sind dass es auch einen Weg gibt dein Kind von diesem Unterricht zu befreien. Ein Kindergarten ist eine freiwillige Sache und der Wunsch der Eltern sollte auch Gewicht haben. Vielleicht kann man dir ja auch einmal die „Lehrpläne“ zeigen damit deine Ängste zerstreut werden.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


@hooker: Das ist doch nicht wahr, was du da schreibst. Die Vorschule gehört schon zu der Schullaufbahn. Dort kommen Kinder rein, die zwar schulpflichtig sind, aber noch nicht reif genug sind. Dafür gibt es die Vorschule und das hat mit diesem Projekt nichts zu tun. Du kannst die Vorschule nicht mit diesem "Unterricht" im Kindergarten vergleichen. In der Vorschule wird oft weniger gemacht, als in diesem Projekt gemacht werden soll.

Dieses Projekt ist von einigen Eltern vorgeschlagen worden, weil diese glauben "Wunderkinder" zu haben. Dieser Vorschlag von den 3 oder 4 Müttern wurde dann dem Träger vorgeschlagen und dieser hat sich dann kundig gemacht. Und so wird es dann wohl ab Sommer los gehen und alle Kinder, die im nächsten Jahr in die Schule kommen müssen daran teilnehmen.

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» supermami » Beiträge: 2317 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


@supermami, bist du sicher dass wir dasselbe meinen? Bei uns nennt man das Vorklasse wenn Kinder zu doof für die erste Klasse sind und nicht mehr in den Kindergarten können. In diesem Jahr lernen sie eher Verhaltensnormen, müssen sich aber in der Schule aufhalten. Sie werden dann auch erst nach einem Jahr eingeschult. Die Vorschule ist die bei uns gängige Form um Vorschulkinder, also die große Gruppe im Kindergarten, spielerisch an die Schule heranzuführen.

Warum sollte ich dir Lügen auftischen?

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Bei uns gibt es das auch in ähnlicher Form im Kindergarten. Die Kinder, die im nächsten Jahr in die Schule kommen, gehen dann in einen extra Raum um Sachen zu lernen. Sie lernen dort schreiben, ein bisschen rechnen und eben auch Englisch. Die Kinder gehen dort alle sehr gerne hinein und lernen spielerisch schon ein bisschen für die Schule.

Ich finde das nicht schlimm, wenn Kinder in dem Alter auf eine doch sehr spielerische Art und Weise schon mal ein bisschen auf die Schule vorbereitet werden. Das sollte aber meiner Meinung nach auch nicht zu streng passieren. Hausaufgaben im Sinne von zu Hause mal nachsehen und etwas mitbringen, finde ich auch in Ordnung. Ich denke, dass du dir das nun strenger vorstellst, als es dann wird. Geb dem Ganzen doch einfach mal eine Chance. So richtig strengen Unterricht wird man ja auch sicherlich nicht machen, sondern nur erst mal zeigen, wie das so geht und wie sie sich die Schule vorstellen müssen.

Gerade Sprachen werden in dem Alter sehr gut angenommen und komplexe Gleichungen gibt es ja da auch nicht zu rechnen. Die Kinder lernen sicherlich erst Mal leichte Sachen zu schreiben und da da auch immer die Erzieher dabei sind, kann man davon ausgehen, dass die Kinder eben auch nicht überfordert werden.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


@hooker: Bei uns ist das so, dass Kinder, die eben noch nicht reif genug für die Schule sind, aber dennoch die Schulpflicht erreicht haben in eine Vorschulklasse kommen. Diese nennt sich eben "Vorschule", weil die auf die Schule vorbereitet und die Kinder die Schule und auch die Gegebenheiten in der Schule kennenlernen und es ihnen dann in der ersten Klasse leichter fällt. Dein Ausdruck "zu doof für die erste Klasse" finde ich einfach unmöglich.

Die Kindergärten, so kenne ich es von hier, fördern auch die Kinder, die im nächsten Jahr in die Schule kommen. Diese Förderung nennt sich in den meisten Kindergärten die "Schulgruppe". Dort wird die Feinmotorik und auch das Stillsitzen ein wenig geübt. Aber es wird nicht groß gelernt. Wenn sie ihren Namen schreiben oder bis 10 zählen können, dann ist das genug. Es werden in dieser Gruppe auch schwierigere Kinderbücher vorgelesen, für die die kleinen Kindergartenkinder noch nicht alt genug für sind.

Nun soll aber eine Lerngruppe den Kindergarten "bereichern", wie es heute am schwarzen Brett stand. Es werden dort schon Dinge und Unterrichtsstoff behandelt, der im ersten Schuljahr behandelt wird. Die Kinder sollen das komplette Alphabet nicht nur in Worten, sondern auch schriftlich lernen, sie sollen bis 100 zählen können und sie sollen auch rechnen können, wenn das Jahr um ist. Sie sollen in Bilderbüchern Dinge erkennen, die sie dann aufschreiben. Beispiel: Haus, da sehen sie das Bild und müssen dann das Wort Haus schreiben. Im Prinzip Erstlässlerstoff. Und genau dagegen sind einige der Eltern, aber es wird ja nur als "Versuch" gesehen und wenn die Kinder überfordert scheinen kann es sein, dass es wieder abgesetzt wird. Aber das steht noch nicht fest.

Angst macht mir das Ganze, dass meine Tochter, die wohl dann in diese "Lerngruppe" kommt sich im ersten Schuljahr dann langweilen wird. Denn sie ist sowieso schon sehr wissbegierig und schaut schon was die älteren Geschwister machen und das reicht mir schon.

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» supermami » Beiträge: 2317 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Danke noch einmal für die ausführliche Erläuterung, da scheinen also die Begriffe eine unterschiedliche Bedeutung zu haben. Ich würde aber auch erst einmal abwarten wie sich das später entwickelt. Es wird Neuland betreten und niemand kann voraus sehen wie es letztendlich umgesetzt wird. Ich hätte aber keine Bedenken dass sich die Kinder später in der ersten Klasse langweilen, dafür dürfte das Niveau ganz anders sein.

Wenn ich "zu doof" schreibe dann bringt es die Sache auf den Punkt. Bei uns ist es so dass diese Kinder grundsätzlich nicht in der Lage sind auf Grund ihres Intellekts oder ihres Sozialverhaltens eingeschult werden können. Da ist niemand dabei der meinetwegen noch zu klein oder zu verspielt ist. Nach diesem Jahr wechseln die meisten direkt in die Sonderschule oder spätestens nach ein paar Ehenrunden wo sie auch besser gefördert werden können.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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