Eigene Reitpferde- Gnadenbrot oder Rossschlächter?

vom 18.03.2013, 15:09 Uhr

Im Zusammenhang mit dem derzeitigen Fund von Pferdefleisch in der Lasagne habe ich mir so meine Gedanken gemacht was die Tierliebhaber eigentlich mit ihren Reitpferden machen wenn sie alt sind oder unheilbare Krankheiten beziehungsweise ständig Schmerzen haben. Würde für euch eine Einschläferung in Frage kommen oder gar der Verkauf zur weiteren Verwertung? Ich habe gelesen dass dort für ein altes Pferd bis zu 400 Euro gezahlt wird, das ist ziemlich viel Geld.

Meine Frau meint die kommen auf den Gnadenhof weil es doch kein Pferdebesitzer über das Herz bringen würde so einen langjährigen Freund einfach einzuschläfern nur weil sie alt sind und zum Schlachter zu gehen würde schon gar nicht in Frage kommen.

Ich persönlich denke dass es nicht anders als bei den Hunden und Katzen sein könnte. Wenn es nicht mehr geht dann sollte ihnen ein friedliches Ende bereitet werden. Das ist dann zwar traurig, aber das ist nun einmal der Lauf der Welt. Außerdem ist ein Pferd an sich schon sehr teuer in der Unterhaltung und für viele Normalverdiener ist die Grenze der Belastbarkeit schon mit einem Pferd erreicht. Wenn nun wieder ein junges Pferd angeschafft werden sollte damit das Hobby weiter gefrönt werden kann dann hat man schon zwei Pferde in der Box stehen die gepflegt und unterhalten werden müssen.

Wie macht ihr das?

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Wenn man mal bedenkt, dass ein durchschnittliches Reitpferd um die vierzehntausend Euro kostet, dann sind 400 Euro doch ein absoluter Witz. Aus finanziellen Aspekten würde ich niemals mein Pferd zum Schlachter geben und eingeschläfert darf es ja ohnehin auch nur aus medizinischen Gründen werden.

Im Equidenpass eines jeden Pferdes muss man angeben, ob ein Pferd zur Schlachtung freigegeben ist oder eben nicht. Dazu muss man an der jeweiligen Stelle ein Kreuz setzen. Es ist möglich, dass man zunächst das Tier für den Verzehr freigibt, sich dann aber doch umentscheidet und es nicht für den menschlichen Verzehr zulässt. Dann darf es nur notgeschlachtet werden, dazu gelten die gleichen Regeln wie für das Einschläfern und ein notgeschlachtetes Pferd wird in der Regel nicht verzehrt. Hat man einmal angekreuzt, dass das Pferd nicht verzehrt werden darf, dann ist diese Entscheidung aber unwiderruflich. Auch, wenn ein Vorbesitzer dies festgelegt hat. Und bei allen meinen Pferden ist im Equidenpass angekreuzt, dass sie nicht für den menschlichen Verzehr zugelassen sind.

Auf einen Gnadenhof würde aber auch keines meines Pferde kommen. Einen alten Hund gibt man ja auch nicht weg, nur weil man mit ihm keinen Hundesport mehr betreiben kann. Pferde sind Gesellschaftstiere und deswegen bietet es sich doch sogar sehr gut an, ein aktives Reitpferd und einen Rentner zusammen zu halten. Ich weiß, dass nicht jeder Reiter oder Pferdebesitzer dazu die Möglichkeit hat, sei es finanziell oder vom Platz her. Ich bin aber zum Glück in der Lage, dass ich meine Pferde alle behalten kann und keines weggeben werden muss, nur weil ich es nicht mehr nutzen kann. Ich habe jetzt ein altes Pferd, das zwar noch reitbar ist, aber in vier Jahren kann das schon ganz anders aussehen. Dann wird sie einfach weiterhin da bleiben. Ob ich nun vier Pferde durchfüttere und drei von ihnen reite oder nur zwei, das ist ja egal. Ich brauche nicht noch ein Reitpferd dazu. Aber weggeben muss ich deswegen auch keines.

Im Endeffekt, und dessen muss man sich als Pferdehalter bewusst sein, landen unsere Vierbeiner wenn sie tot sind in einer Viehverwertungsanstalt und werden zu Seife zerkocht oder zu Fleischmehl vermahlen. Gegessen werden die Tiere also so oder so. Aber ich möchte nicht, dass einmal jemand mein Pferd grundlos schlachtet, warum auch immer. Sei es, weil ich doch eines verkauft habe oder weil ich in Urlaub bin und ein anderer eine Vollmacht über meine Tiere hat. Deswegen habe ich angekreuzt, dass sie nicht dem Verzehr zugefügt werden dürfen.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Danke für deine Erläuterungen. Das wusste ich bisher auch nicht dass es so einen Pferdepass gibt und dass der Erstbesitzer festlegen kann was mit dem Tier später passiert. Mir ist schon klar dass der Gedanke daran einen Pferdeliebhaber schaudern und entsprechend vorsorgen lässt. Ich hatte nur neulich etwas von dem Zeitaufwand gelesen denn man rein für die Pflege eines Pferdes aufbringen muss und dass so ein profaner Heuballen an die 80 Euro kostet. Da war meine Überlegung für mich nahe liegend dass es nur in Ausnahmefällen möglich ist noch ein zweites Pferd mit durchzufüttern.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Bei 80 Euro für einen Heuballen wird man doch schon ein kleines bisschen über den Tisch gezogen :P . Gut, für einen großen Quaderballen vielleicht, aber normalerweise kauft beziehungsweise presst man Heu ja in Rundballen oder in kleinen Ballen. Die kosteten letztes Jahr bei uns zwei Euro Stück und ein Rundballen zwischen 25 und 40 Euro.

Im Grunde finde ich die Vorstellung, dass mein eigenes Pferd von Menschen gegessen werden könnte, gar nicht so schlimm. Ich finde es viel schlimmer, dass es später in einer großen Mühle landen wird und zu Fleischmehl gemahlen wird. Da ist es schöner, wenn es ordentlich zerteilt wird und dann eben von Menschen gegessen wird anstatt von Schweinen. Darum geht es bei mir also gar nicht so sehr. Ich möchte nur nicht, dass mein Pferd ohne medizinische Notwendigkeit getötet werden wird. Und dafür finde ich es gut, dass man dies durch sein Kreuz im Pferdepass verhindern kann.

Der Zeitaufwand hält sich aber bei einem Pferd, das nicht mehr geritten wird, in Grenzen, finde ich. Klar, die Box muss sauber gehalten werden, der Mist muss von der Weide geholt werden und man muss es putzen und die Hufe pflegen und so weiter. Hat man aber noch ein weiteres Pferd, so fällt die Mehrarbeit in Stall und Weide kaum auf, nur das Putzen kostet dann noch Zeit und die Bewegung an der Hand. Bei uns auf dem Land gibt es aber immer eine Menge junger Mädchen, die liebend gerne ein solches Pflegepferd haben möchten und häufig auch noch bereit sind, dafür zu bezahlen. Ich würde kein Geld dafür verlangen, dass jemand anderes mein Pferd putzt und mir bei der Arbeit hilft. Aber es gibt viele Leute, die sich so mit einer oder sogar mehreren Pflegebeteiligungen das Überleben ihres Rentnerpferdes sichern, weil es sich mehr oder weniger sein Futter verdient.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



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