Selbst seine Gehaltshöhe entscheiden dürfen?
Ich habe neulich in den Nachrichten erfahren, dass es einen Arbeitgeber gibt, bei dem seine Angestellten gewissermaßen selbst ihre Gehaltshöhe entscheiden dürfen. Das Konzept sieht wie folgt aus: wenn die potenziellen Arbeitnehmer das Vorstellungsgespräch erfolgreich absolviert haben, werden ihnen die Zahlen vorgelegt, welche das Unternehmen jährlich erzielt, überdies werden die Gehälter der anderen Mitarbeiter zunächst anonymisiert mitgeteilt. Der angehende Arbeitnehmer soll dann in Anbetracht auf seine Qualifikation und die angestrebte Position im Betrieb anhand dieser Informationen einschätzen, wie hoch sein Gehalt gerechtfertigt sein sollte. Anschließend werden einige weitere - bereits eingestellte - Arbeitnehmer hinzugezogen und dann wird in der Gruppe die Gehaltshöhe ausdiskutiert.
Im Endeffekt kennt jeder Arbeitnehmer die Höhe des Gehalts seiner Kollegen und weiß auch in welchem Verhältnis dieses zur Arbeitsleistung steht. Wenn ein Mitarbeiter mit einem recht hohen Gehalt plötzlich anfangen sollte, seinen Job nur halbherzig zu erledigen und in seiner Arbeitsqualität nachlässt, dann würde es die Aufmerksamkeit anderer Mitarbeiter auf sich ziehen. Man selbst würde sich dessen bewusst werden, wenn das Preis-Leistungsverhältnis nicht mehr stimmen würde und ein schlechtes Gewissen den anderen Gegenüber haben, da diese für dasselbe Geld mehr Arbeit zu leisten hätten.
Der Arbeitgeber möchte mit seinem Konzept an der Teamarbeit festhalten und ist der Ansicht, dass durch die Transparenz, sich niemand ungerecht behandelt bzw. bezahlt fühlen müsste und vielmehr ein Ansporn zur gemeinsamen Zielerfüllung vorhanden sei. Durch den sozialen Aspekt, welcher hierdurch gefordert, als auch gefördert wird, hat man dauerhaft zufriedenere Arbeitnehmer und effizientere Ergebnisse.
Was würdet ihr von einem solchen Konzept halten, wenn euer Arbeitgeber es in dieser Art durchführen würde? Mir persönlich würde es zusprechen, weil ich mich gerechter bezahlt und behandelt fühlen würde. Auch würde man Arbeitskollegen, welche "fauler" veranlagt sind, eher entgegenwirken können. Außer, dass manch einer, der vielleicht ungerechtfertigter Weise viel mehr Geld verdient hätte, als seine tatsächliche Leistung entspricht, sehe ich keine wirklichen Nachteile für den "normalen" Arbeitnehmer.
Ich finde so etwas nicht gut, denn das führt zu einer ständigen Überwachung. Da schauen sich die Mitarbeiter dann gegenseitig auf die Finger, ob ja auch jeder genug arbeitet und das fände ich furchtbar. Man stelle sich nur mal vor, dass ein Mitarbeiter im Kollegenkreis nicht beliebt ist, dem würde man dann wahrscheinlich das Einkommen reduzieren.
Zudem gehört es doch zum Arbeitsleben dazu, dass man nicht immer 100% geben kann, das schafft man halt nicht ständig und dass man dann immer mit einer Reduktion des Lohns rechnen muss, ist schlimm. In so einem Unternehmen wöllte ich nicht arbeiten. Ich finde es am besten, wenn alle, die ähnliche Aufgaben machen, auch das gleiche Gehalt bekommen. Mag sein, dass es dann welche gibt, die übermäßig engagiert sind und welche, die eher etwas bummeln. Aber erstere zwinge ja keiner zu einem Übereifer, der vielleicht gar nichts bringt und letztere können ja, wenn sie es übertreiben, gekündigt werden.
Ich finde es auch nicht gut, wenn jeder von jedem weiß, wie hoch sein Gehalt bekommt. Das Gehalt ist nun einmal in den allermeisten Fällen ungerecht verteilt und passt nicht zur Leistung, weil die Leistung und der Wert der Stelle meistens nur schlecht zu bewerten ist und man deshalb immer eine ungleiche Verteilung erhält. Dazu kommt noch, dass viele Leute ihren eigenen Job als wichtiger betrachten wie andere Jobs und sie deshalb auch glauben, mehr Geld verdient zu haben. Das führt dann nur zu Neiddebatten und das kann eigentlich nicht gut für das Betriebsklima sein.
Zitronengras hat geschrieben:Ich finde so etwas nicht gut, denn das führt zu einer ständigen Überwachung. Da schauen sich die Mitarbeiter dann gegenseitig auf die Finger, ob ja auch jeder genug arbeitet und das fände ich furchtbar. Man stelle sich nur mal vor, dass ein Mitarbeiter im Kollegenkreis nicht beliebt ist, dem würde man dann wahrscheinlich das Einkommen reduzieren.
Ich denke nicht, dass zu befürchten ist, dass jemand weniger Geld bekommen sollte, wenn er unbeliebt sein sollte, denn schließlich wird man nach Leistung und Stellenwert des Arbeitsplatzes entlohnt und nicht nach Beliebtheit. Auch klang es nicht so, als wenn die Gehaltshöhe regelmäßig schwanken würde, sondern, dass man sich auf ein Gehalt einigt, für das man bereit ist zu arbeiten, ohne dieses ungerechtfertigt zu finden.
Dadurch, dass jeder sich dessen bewusst ist, dass andere über ihre Vergütungshöhe informiert sind, sollte jeder gleichermaßen dazu bestrebt sein, seine Aufgaben gewissenhaft zu erledigen. Wenn man dabei nicht regelmäßig hundert Prozent geben kann, sollte das auch niemanden sofort einschüchtern, da es schließlich jedem so geht und somit sitzen alle wiederum im selben Boot. Natürlich sollte man sich Gedanken machen, wenn seine Arbeitsleistung stetig abnimmt und auf ein absolutes Minimum sinkt. Da würde ich mich den anderen gegenüber unwohl fühlen, wenn ich kaum etwas tue, aber dasselbe oder mehr Geld verdiene.
Nicht zuletzt würde aber durch solch ein Konzept vermieden werden, dass gleichwertige Arbeitsplätze rapide unterschiedlich entlohnt werden. Denn immerhin gibt es auf dieser Schiene dauernd gravierende Unterschiede, die teilweise überhaupt nicht gerechtfertigt sind. Dadurch, dass einem die Verdienstmöglichkeit in einem potenziellen Betrieb nicht bekannt ist, droht man meistens zu wenig zu verlangen, damit man nicht das Risiko eingeht, die Stelle aufgrund eines zu hoch geforderten Gehalts nicht zu erhalten. Manchmal erhält so jemand mit höheren Qualifikationen weniger Gehalt, als ein unerfahrener Berufseinsteiger, was meines Erachtens überhaupt nicht gerechtfertigt ist und umgangen werden sollte.
Wenn ich der Meinung wäre, dass ich für meine Leistung stets mehr als gerechte Entlohnung erhalten würde und im Gegensatz zu anderen besser da stünde, würde es mich vielleicht auch nicht zu sehr stören. Da ich aber eher am anderen Ende stehe und auch selbst, wenn es nicht so wäre, Mitleid und Gerechtigkeitssinn für andere schlecht bezahlte Mitarbeiter empfinden würde, würde ich es nach, wie vor befürworten, wenn etwas mehr Gerechtigkeit in der Lohnhöhe bei jedem Angestellten walten würde.
Ich denke nicht, dass zu befürchten ist, dass jemand weniger Geld bekommen sollte, wenn er unbeliebt sein sollte, denn schließlich wird man nach Leistung und Stellenwert des Arbeitsplatzes entlohnt und nicht nach Beliebtheit. Auch klang es nicht so, als wenn die Gehaltshöhe regelmäßig schwanken würde, sondern, dass man sich auf ein Gehalt einigt, für das man bereit ist zu arbeiten, ohne dieses ungerechtfertigt zu finden.
Mir ist schon klar, dass die Lohnregelung offiziell nicht an der Beliebtheit orientiert ist, aber wenn jemand im Kollegenkreis nicht gemocht wird, dann wird dem sicherlich auch gerne mal weniger Leistung unterstellt. Leuten, die man nicht mag, gönnt man auch nichts. Ich denke nicht, dass jeder Angestellte dann so vernünftig ist, Beliebtheit und Leistung voneinander zu trennen.
Letztlich hat Du ja selber geschrieben, dass Du momentan Deine Situation als ungerecht empfindest und daher dieses Modell bevorzugen würdest. Natürlich ist das schade, wenn man den Eindruck hat, dass andere ungerechtfertigt mehr bekommen. Aber man hat ja nicht ein Leben lang die gleiche Stelle und irgendwann bist Du vielleicht auch mal in der Situation, dass Du mehr als andere bekommst und so gleicht sich das alles wieder aus. So lange die Lohnunterschiede nicht zu dramatisch sind – dass einer etwa 2000 und der andere 4000 EUR bekommt – finde ich es auch nicht so dramatisch.
Sowas halte ich nur in kleinen Firmen mit geringer Hierarchie für praktikabel, da es sich hierbei um ein familiäreres Umfeld handelt und es, meiner Erfahrung nach, zu weniger Streit und Missgunst untereinander kommt. In großen Firmen gibt es einfach das Problem, dass sich Kollegen untereinander mangelnder Arbeitsleistung beschuldigen oder auch, dass man andere zu verachten beginnt, nur weil man weiß, dass sie mehr verdienen und da man dieses ungerecht findet.
Weiterhin wird hier nicht einbezogen, dass es nicht nur in der Qualifikation und in der Quantität (also der Zahl der Arbeitsstunden) Unterschiede gibt, sondern auch in der Qualität der erledigten Arbeit, was ein Arbeitgeber in meinen Augen berücksichtigen sollte. Interessant ist ein solch transparentes Konzept aber trotzdem.
Zitronengras hat geschrieben:Letztlich hat Du ja selber geschrieben, dass Du momentan Deine Situation als ungerecht empfindest und daher dieses Modell bevorzugen würdest. Natürlich ist das schade, wenn man den Eindruck hat, dass andere ungerechtfertigt mehr bekommen. Aber man hat ja nicht ein Leben lang die gleiche Stelle und irgendwann bist Du vielleicht auch mal in der Situation, dass Du mehr als andere bekommst und so gleicht sich das alles wieder aus. So lange die Lohnunterschiede nicht zu dramatisch sind – dass einer etwa 2000 und der andere 4000 EUR bekommt – finde ich es auch nicht so dramatisch.
Es ist ja nicht so, dass man ständig nur aufsteigt im Leben, sondern irgendwann erreicht man den Punkt, dass man seinen endgültigen Platz gefunden hat und da würde ich in jedem Falle gerecht entlohnt werden wollen. Und selbstverständlich machen mir kleinere Schwankungen von einigen Hundert Euro nichts aus, aber ab 500 € netto bei gleicher Steuerklasse und familiären Bedingungen würde ich das schon mehr, als unfair finden. Vor allem, weil ich andauernd erleben musste, dass Leute, die sich das Recht heraus nehmen, am wenigsten zu arbeiten, noch einen privilegierten Status beim Vorgesetzten haben. Auch, wenn ich weiß, dass ich dagegen machtlos bin, wäre ich viel lieber für annähernde Gerechtigkeit.
MrLeo95 hat geschrieben:Weiterhin wird hier nicht einbezogen, dass es nicht nur in der Qualifikation und in der Quantität (also der Zahl der Arbeitsstunden) Unterschiede gibt, sondern auch in der Qualität der erledigten Arbeit, was ein Arbeitgeber in meinen Augen berücksichtigen sollte. Interessant ist ein solch transparentes Konzept aber trotzdem.
Ich habe es vielleicht in meinen vorangegangenen Beiträgen nicht betont wiedergegeben, aber selbstverständlich war auch die Qualität der Arbeit ein ausschlaggebendes Argument, nach welchem, die Gehaltshöhe ausdiskutiert wurde. Denn schließlich ist mir auch bewusst, dass manche Positionen vielleicht weniger Zeitstunden, als andere benötigen, um dafür aber qualitativ hochwertige Leistung zu vollbringen. Und ich würde auch nie verlangen, dass man in jeglichen Positionen dasselbe Gehalt ausgezahlt bekommt. Ich plädiere lediglich für gerechte Entlohnung in gleichwertigen Stellen.
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