Wie baut man richtig auf Grundkenntnisse auf?
Oftmals hat in vielen Bereichen gewisse Grundkenntnisse. Teilweise aus der Schule, einem Praktikum, einer Ausbildung oder Grundkenntnisse in einer bestimmten Sprache. Wie baut man darauf am besten auf? Kurse sind anspruchsvoller zu leiten, wenn die Teilnehmer unterschiedliche Kenntnisse mitbringen. Und auch beim autodidaktischem Lernen ist es manchmal schwierig passende Lernmaterialien zu bekommen, die einen weder langweilen noch überfordern.
Persönlich habe ich bemerkt, dass ich oft dazu neige, mir zu denken, etwas schon zu kennen oder zu wissen und das Kapitel, die Aufgabe oder Übung deshalb zu überspringen oder nur halbherzig zu wiederholen. Habt ihr diese Erfahrung auch gemacht? Oder beginnt ihr wirklich ganz vorne und wiederholt alles noch einmal, beziehungsweise beginnt beim Übung mit den Grundfertigkeiten und Grundhandlungen? Beim 10-Finger-Schreiben und auch beim Gitarrespielen war es vermutlich auch das Problem, dass ich nicht ewig dasselbe spielen oder tippen wollte und mein Unterbewusstsein mir immer wieder mitteilte, dass schon zu kennen. Ich weiß schließlich, wo sich die Buchstaben auf der Tastatur befinden - auch wenn ich eine leere Tastatur vermutlich nicht beschriften könnte. Aber gerade das ist wahrscheinlich mein Problem.
Wenn mich etwas langweilt, dann weiß ich es schon oder kann mir in etwa vorstellen, was ich damit machen soll. Dann stellt sich das Gefühl der Zeitverschwendung ein. Daher ziehe ich es vor, weiter vorwärts zu gehen und zu sehen, wie weit ich komme mit meinem Mut zur Lücke. Stoße ich auf ein Hindernis, hält mich ja nichts davon ab, noch einmal zurück zu blättern und die Lücke zu schließen. Für meine Begriffe kommt da viel weniger Frust auf. Alternativ würde ich auch im Stoff weitergehen und vielleicht vorher ein paar wenige Minuten pro Einheit in den Rückblick investieren. Das verfestigt auch vieles.
Bellikowski, ich sehe nun keinen wirklichen Unterschied zu dem was ich geschrieben habe. Ich gehe auch meistens so vor, doch eben damit kam ich bisher wenig weiter. Und das irgendwie unabhängig davon, ob ich autodidaktisch arbeite, mit Lehrmaterialien oder einen Kurs besuchen. In letzteren wurde allerdings auch manchmal genau das bemängelt, zum Beispiel beim 10-Finger-Tippen, wo ich nicht eine Stunde im Wechsel "a,s,d,f,g" tippen wollte. Oder auch im Sprachenunterricht, wo ich einige Wörter und Zahlen schon kannte und deshalb meinte nicht ewig lernen zu müssen.
Oft ist leider nicht viel hängengeblieben. Und manches Mal war es so, dass ich mich bei privatem Interesse zum Beispiel schon mit Fachliteratur befasste, anstatt mit dem Grundstoff. Auch bei sportlichen Aktivitäten war es manchmal ähnlich. Statt klein anzufangen und regelmäßig zu wiederholen, glaubte ich, dass ich es schon kann und eine Stufe weitergehen kann. Weit gekommen bin ich jedoch nie.
Vieles kann man einfach nur mit Learning by Doing lernen. Da merkt man oft sehr schnell, wenn man etwas doch nicht so gut kann oder weiß, obwohl man das vorher gedacht hätte.
Das kann man am Beispiel 10-Finger-System ganz gut beschreiben: Wenn man die Grundlagen ausreichend kennt, hat man ja das Grundwerkzeug, um ordentlich tippen zu können. Verbessern kann man diese Kenntnisse nun, indem man übt. Dabei muss man natürlich auch schon noch ein wenig selbst beobachten, ob man die gelernten Grundkenntnisse richtig anwendet. Wenn man das nicht kann, muss man vielleicht wirklich einen Schritt zurückgehen und noch einmal die Grundkenntnisse üben, auch wenn das erst einmal sehr langweilig erscheint.
Ähnlich sieht es bei anderen Kenntnissen aus. Möchte ich Programmieren lernen, muss ich vielleicht erst einmal die Theorie über Programmstruktur, Ablaufsteuerung und Datentypen lernen. Wenn ich die Theorie kenne, muss ich aber erst einmal üben, also eigene Programme schreiben. Es hilft nichts, wenn ich wochenlang Fachliteratur wälze, wenn ich das Wissen nicht anwende.
Erst die Anwendung des Wissens bzw. der Fähigkeiten ermöglicht es so richtig, zu erkennen, wieviel man jetzt wirklich kann oder weiß. Dort kann man sich nicht hinter der Annahme, dass man es doch könne, verstecken.
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