Kennt ihr eure Bewerberprofile bei der Agentur für Arbeit?
Ich habe kürzlich bei der Agentur für Arbeit ein älteres Bewerberprofil von mir entdeckt, was damals scheinbar von meiner Sachbearbeiterin veröffentlicht wurde. Und ich muss zugeben, dass ich doch ein wenig entsetzt war. Denn wirklich wiedererkennen konnte ich mich in den gemachten Angaben nicht. Das Problem dabei liegt sicherlich auch darin, dass es häufig nur drei Auswahlmöglichkeiten gibt, die sich in Grundkenntnisse, erweiterte Kenntnisse und Expertenkenntnisse gliedern.
Ich habe damit so meine Probleme. So ging man wohl aufgrund einer kaufmännischen Ausbildung davon aus und einer kleinen Weiterbildung, dass ich Expertenkenntnisse in bestimmten Computerprogrammen habe. Dabei wurde bei diesem Kurs extra betont, dass es sich um grundlegende Anwendungskenntnisse handelt. Ich würde deshalb eher von Grundkenntnissen sprechen und Expertenkenntnisse jemanden zuschreiben, der in diesem Bereich mit gutem Abschluss studiert hat.
Selbst bei Sprachen empfinde ich ähnlich. Natürlich beherrsche ich meine Muttersprache recht gut, sowohl schriftlich als auch mündlich. Doch sind meine Kenntnisse Expertenkenntnisse, obwohl es viele Leute gibt, die ein Studium in diesem Bereich vorweisen können sich viel mehr mit ihrer Sprache beschäftigen als ich?
Ich fand damals schon die Auswahl schwierig, aber die Mitarbeiterin musste scheinbar alles mit mir durchgehen. Und bei manchen Dingen antwortete ich dann wahrheitsgemäß, dass dieses irgendwann mal Kursinhalt war, bedingt zu meiner Ausbildung gehörte, ich aber seitdem nie wieder etwas damit zu tun hatte. Ich finde auch, dass man so etwas pauschal nicht sagen kann. Waren anrichten zum Beispiel lernt man in vielen Berufen. Aber ist doch ein gewaltiger Unterschied, ob man nun die Theke im Backshop nach Vorgabe füllen kann oder ein Hochzeitsbuffet anrichten kann oder?
Könnt ihr all eure Kenntnisse genau definieren? Kennt ihr euer Bewerberprofil bei der Arbeitsagentur und wie zufrieden seid ihr damit? Findet ihr es gut, dass es nur Auswahlmöglichkeiten gibt und meist wenige Abstufungen? Oder meint ihr, dass diese Angaben ein völlig falsches Bild vermitteln?
Also hat Dich die Arbeitsagentur besser dargestellt, als Du Dich selbst siehst? Das ist doch eigentlich gut; denn Ziel des Profils ist es doch, dass Du möglichst viele Angebote von Unternehmen erhältst und ob Du deren Anforderungen dann entsprichst oder nicht, klärst Du ja selbst mit denen im Gespräch und das ist nicht unbedingt Aufgabe der Arbeitsagentur. Zudem bedeuten bei den Profilen „Expertenkenntnisse“ nicht, dass man in dem Bereich etwas studiert hat, sondern dass man etwas gut kann.
Du stellst da glaube ich zu hohe Erwartungen dran. Grundkenntnisse bedeutet hier, dass man etwas vielleicht schon ein- oder zweimal gemacht hat und fortgeschrittene Kenntnisse hat jeder, der mal eine Weiterbildung in einem Bereich gemacht hat. Das ist nicht mit dem vergleichbar, was man sonst in der eigenen Bewerbung unter den Software- oder Sprachfähigkeiten angibt, sondern es ist eine ganz bewusst optimistisch gehaltene Einschätzung der Arbeitsagentur.
Aber ist doch ein gewaltiger Unterschied, ob man nun die Theke im Backshop nach Vorgabe füllen kann oder ein Hochzeitsbuffet anrichten kann oder?
Nein, das ist kein gewaltiger Unterschied; es hat beides mit dem Anrichten von Lebensmitteln zu tun und wenn man da bei Bewerbungen zu genau differenziert, macht man es sich nur selbst schwer. Wer eine Theke nach Vorgaben füllen kann, der kann auch einen Tisch nach Vorgaben decken. Man gibt doch beim Bewerben immer ein bisschen an und übertreibt ein wenig - oder machst Du das nicht so?
Zitronengras hat geschrieben:Man gibt doch beim Bewerben immer ein bisschen an und übertreibt ein wenig - oder machst Du das nicht so?
Jein, ich habe damit so meine Probleme. Ich könnte durchaus in einer Bewerbung behaupten, dass ich Profi mit und jahrelange Erfahrungen in einem Bereich habe. Blöd nur, wenn das dann doch nicht so ist. In dem Fall wird es vermutlich spätestens beim Vorstellungsgespräch auffallen. Doch selbst wenn man auch dort sein Gegenüber noch täuschen kann, wird es in vielen Bereichen danach schief gehen und man ist seinen Job schnell wieder los.
Wenn ich als Firmenchef einen Mitarbeiter suche, der Grundkenntnisse in Spanisch mitbringt, dann erwarte ich, dass diese Person sich auf Spanisch verständigen kann und nicht im einwöchigen Urlaub am Ballermann allabendlich "Dos Cevezas" erfolgreich bestellt hat. Wenn ich Grundkenntnisse im Lackieren erwarte, dann möchte ich keinen haben, der in einem Praktikum irgendwann einmal einen Pinsel ausgewaschen hat.
Im Nachhinein wurde mir jetzt klar, warum ich damals so manche private Arbeitsvermittler am Telefon hatte. Doch auch bei Bewerbungsgesprächen tat ich mich schwer. Denn auch eine Weiterbildung brachte mir eben nicht viel außer theoretische Kenntnisse und einen kleinen Praxiseinsatz. Damit habe ich mich dann in Unternehmen beworben, die Profis suchten und wo selbst die Anforderungen an Praktikanten meine Kenntnisse bei Weitem überstiegen. Wenn ich eine 4-monatige Weiterbildung habe und selbst an unbezahlte Praktikanten neben einem Studiumabschluss die Bedingung bestellt wird, dass umfangreiche Kenntnisse vorhanden sind, so gehe ich nicht davon aus, dass ich auch nur die geringste Chance habe, wenn es um eine Vollzeitbeschäftigung geht, in der man letztendlich sogar Praktikanten anleiten soll.
In diesen Fällen denke ich dann, dass man zu hohe Erwartungen an mich stellt, die ich nicht erfüllen kann. Wohl auch deshalb hagelte es damals Absagen direkt nach der Bewerbung. Ein paar wenige Unternehmen waren dabei, die näheres Interesse hatten. Bei drei Unternehmen in der Nähe war ich und es war das totale Missverständnis. Von zwei der Unternehmen habe ich bis heute nicht einmal eine Absage. Eine weitere Einladung zum Vorstellungsgespräch hunderte Kilometer entfernt habe ich dann erst gar nicht mehr wahr genommen, weil ich sicher war, dass das kein Unternehmen ist, wo man mich in der ausgeschriebenen Position einstellen wird.
Und es ist nicht so, dass ich diese Jobs nicht haben wollte. Es ist vielmehr sogar so, dass ich aktuell Stellenangebote interessant finde, wo neben den geforderten Erfahrungen die ich habe, Grundkenntnisse in irgendeinem handwerklichen Bereich erwartet werden. Doch selbst wenn ich nun im Baumarkt einen Nachmittagskurs im "Heimwerken für Anfänger" mitmache, glaube ich nicht, die Anforderungen auch nur im Geringsten erfüllen zu können.
Jein, ich habe damit so meine Probleme. Ich könnte durchaus in einer Bewerbung behaupten, dass ich Profi mit und jahrelange Erfahrungen in einem Bereich habe. Blöd nur, wenn das dann doch nicht so ist. In dem Fall wird es vermutlich spätestens beim Vorstellungsgespräch auffallen.
Ich kenne es von meinen Bewerbungen eher so, dass die Stellenprofile sehr anspruchsvoll ausgeschrieben wurden und es gab eine lange Liste mit Dingen, die man angeblich können sollte. Und dann war ich erstmal eingeschüchtert, aber es stellte sich heraus, dass diese ganzen Dinge für die Stelle gar nicht so wichtig waren und es wirklich ausreichte, mal irgendwo ein Praktikum gemacht zu haben. Natürlich habe ich schon damals immer alles etwas in einem besonders positiven Licht dargestellt und auch bisschen übertrieben, was die Inhalte der Praktika betraf, aber das ist nicht negativ aufgefallen.
Mir ist aufgefallen, dass dies öfters so ist. Es werden alle möglichen Wünsche und Erwartungen in so eine Stellenanzeige gepackt, umhüllt von schönen Worten und dann werden Leute eingestellt, die diesem Ideal nicht ganz entsprechen. Das liegt denke ich daran, dass Stellenangebote manchmal generell zu fordernd formuliert werden und man da über das Ziel hinaus schießt. Jemand, der Grundkenntnisse im Lackieren hat, ist meinem Verständnis nach eine Person, die das schonmal gemacht hat, die also ungefähr weiß, wie es geht; das setzt aber keine regelmäßigen Lackierarbeiten voraus. Und Grundkenntnisse in einer Fremdsprache bedeuten nicht, dass man sich mit Muttersprachlern richtig verständigen kann, sondern dass man Teile der Sprache beherrscht. Wer eine wirkliche Verständigung will, der muss „fließende Kenntnisse“ fordern.
Natürlich kann es auch mal Fälle geben, wo es anders herum ist und man mehr verlangt als ersichtlich war. Aber ich denke, das ist nicht die Regel und es ist meiner Meinung nach besser, durch Angeberei zumindest zum Gespräch eingeladen zu werden und dann dort noch irgendwie überzeugen zu können, als gar nicht erst ein Vorstellungsgespräch zu erhalten, weil man zu tief gestapelt hat.
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